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Wie wichtig ist Sex tatsächlich in einer Beziehung?


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Menschen entwickeln und wandeln sich und ihre Bedürfnisse im Lauf der Zeit. Leider wandeln sich aber zwei Menschen in Beziehung eher selten in gleicher Art und Weise. Oft führt eine Steigerung des Sexwunsches beim Einen zwangsläufig zu einer Abnahme desselben bei der Anderen.

Es ist schon eine echte Gnade (wessen auch immer), wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, die sowohl zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens eine ähnlich starke Libido und ähnlich anregende Fantasien haben, als auch feststellen, dass sich ihre persönlichen Bedürfnisse und Wünsche im Lauf der Zeit in etwa ähnlich wandeln/entwickeln. Planbar/steuerbar ist es nicht. Wenn, dann ist da die pure seelische Natur am Werk - in beiden.


Genau das sehe ich gänzlich anders.

Richtig: Menschen und auch ihre sexuellen Bedürfnisse wandeln sich und das nicht parallel. Ich würde aus meiner eigenen Erfahrung heraus und denen anderer Beziehungen, die ich beurteilen kann sogar behaupten: Sie entwickeln sich nie parallel.

Das heißt aber nicht, dass es eine automatische Kausalität gibt, nach der der gesteigerte Wunsch nach Sex des einen Partners zwangsläufig zur Abnahme der des Lust auf Sex beim anderen führt.

Was meiner Meinung nach völlig falsch ist, ist die Behauptung, dass es eine "Gnade" sei, wenn sich die sexuellen Bedürfnisse parallel entwickeln und dass das nicht steuerbar sei.

Das Gegenteil ist der Fall. Es wird in jeder Beziehung Phasen geben, in denen die sexuellen Bedürfnisse vollkommen auseinander streben. Die Frau möchte ich einmal kennen lernen, bei der die sexuellen Bedürfnisse nicht zumindest eine Weile lan gegen Null gegangen sind, solange sie kleine Kinder hatte.

In diesen Phasen, in denen die sexuellen Bedürfnisse auseinander driften, kann eine Beziehung nur dann stabil aufrecht erhalten werden, indem sich die Partner aufeinander einstellen.
Nichts anderes verstehe ich unter steuern.


Geschrieben

"Mann" traut es sich fast nicht mehr zu sagen, aber es ist definitiv superwichtig. Als junger Mann möchte man sowieso andauernd, aber für die meisten Frauen scheint es nur Mittel zum Zweck zu sein, um sich alles Mögliche an materiellem und sozialem Prestige zu erzwingen. Ansonsten scheint physische Intimität völlig verzichtbar zu sein. Da wird zwar gelegentlich von Schmusen gelabert, aber eigentlich wollen sie nur klammern und einem in jeder Hinsicht am Hals hängen, sodass man eigentlich laut schreiend wegrennen möchte.


Geschrieben

Wenn der Sex zweitrangig wird, erst dann ist eine Beziehung richtig schön.
Man kann sich auf die tausend andere Dinge im Leben freuen......


Geschrieben

Wenn man jemanden kennenlernt, sich verliebt... welche Rolle spielt die Sexualität in diesem Fall? Mache ich die Antwort auf die Frage "Beziehung - ja oder nein" von der Qualität des Sex abhängig oder ist das, bedingt durch die anfängliche rosarote Brille, erstmal nicht so wichtig?


Doch. Sex ist schon am Anfang sehr wichtig. Ich gehe so weit dass ich sage, dass Sex ein unzertrennlicher Bestandteil einer gut funktionierenden Beziehung ist. Wenn Sex in einer Beziehung aufhört oder leidet, geht die Beziehung kaputt. Und ich würde eine Beziehung mit schlechtem oder wenig Sex erst gar nicht anfangen, habe damit schon meine Erfahrung und weiß, dass es so nicht funktioniert.


Geschrieben

Hi xray666,

mit der Frage verlassen wir aber das Feld der Sexualität und der Libido und landen in dem weitaus größeren Raum menschlichen Seins.



Keine Sorge, auf das Feld der Sexualität und der Libido kehren wir schon noch zurück.

Zuerst eine Antwort, die Du (und wohl jeder rationale Mensch) sicher ziemlich daneben finden wirst: Obwohl die Fähigkeit zu vertrauensvoller Hingabe (an die seelische Natur des Menschen) etwas sehr Einfaches ist, denn (so gut wie) jedes Kind hat sie noch (!), ist sie aber für einen erwachsenen Menschen, der Schule, Ausbildung, Berufseinstieg und vielleicht Familiengründung hinter sich hat, sehr schwer wiederzuerlangen.



Nein, finde ich überhaupt nicht daneben. Ich weiß ja, dass es so ist.


Wir trauen dem (analytischen und berechnenden) Denken sehr viel mehr zu, als dem Fühlen.
Im Rahmen unserer Entwicklung wird uns von allen möglichen Institutionen beigebracht, dass wir nur unserem "Verstand" trauen sollen. Wir sollen die Welt und das Leben möglichst rational, logisch und analytisch betrachten und nur das als "wahr" akzeptieren, was wissenschaftlich "erwiesen" ist.
Das Misstrauen in die eigenen Gefühle* ist der Beginn des Vertrauensverlustes in die eigene seelische Natur. Das Fühlen verkümmert, und wir beginnen unseren Gefühlen mehr und mehr zu misstrauen.



Und genau das empfinde ich als die dunkle und teuflische (666-er)Seite. Dass man diese verflixte Rationalität nicht mal wieder abschalten kann.

Und das ganze rationale Denken kann man dann sogar noch in eine gewisse Metaebene transformieren, indem man nämlich äußerst rational erst gar keine Beziehung mehr eingeht, Beziehung also vermeidet, damit man von der anderen Rationalität erst gar nicht mehr getroffen/geschlagen wird. Wahrlich ein Teufelskreislauf. (Sorry, ob du mir es nun glaubst oder nicht, aber ich muss dennoch jetzt im Moment über mich selbst schmunzeln, obwohl das ja eigentlich sehr ernst ist. Na ja.)

Und genau an der Stelle ist es dann von rational zu rationell nicht mehr allzu weit. Der Bogen zum Paysex ist dann sehr schnell geschlagen, womit wir dann wieder – siehe oben – auf das Feld der Sexualität und der Libido zurückgekehrt und wieder halbwegs ontopic sind.


Genau das sehe ich gänzlich anders.

Das Gegenteil ist der Fall. Es wird in jeder Beziehung Phasen geben, in denen die sexuellen Bedürfnisse vollkommen auseinander streben. Die Frau möchte ich einmal kennen lernen, bei der die sexuellen Bedürfnisse nicht zumindest eine Weile lan gegen Null gegangen sind, solange sie kleine Kinder hatte.

In diesen Phasen, in denen die sexuellen Bedürfnisse auseinander driften, kann eine Beziehung nur dann stabil aufrecht erhalten werden, indem sich die Partner aufeinander einstellen.
Nichts anderes verstehe ich unter steuern.



Werter Delphin, das sehe ich, weil auch selbst erlebt, haargenau so.


LG xray666


Geschrieben

...Das heißt aber nicht, dass es eine automatische Kausalität gibt, nach der der gesteigerte Wunsch nach Sex des einen Partners zwangsläufig zur Abnahme der des Lust auf Sex beim anderen führt...


Hallo delphin18,

an den Beginn des zitierten Satzes hatte ich die Einschränkung "oft" gesetzt. Nicht immer muss das so sein.

Du nennst das Beispiel der typischen Libido-ABnahme nach der Geburt eines Kindes. Das ist so gut wie immer der Regelfall, denn hier greift die hormonelle Umstellung der Frau - also "Mutter Natur" - ein. Die will unsere Art offenbar mit aller Macht erhalten (Warum eigentlich? Will sie sich mit unserer Hilfe umbringen...?:rolleyes Fast alle Mütter können dann gar nicht anders, als ihre gesamte Energie und Aufmerksamkeit auf das Kind zu richten. Für den Mann bleibt fast nichts übrig. Aber das sollte er nicht persönlich nehmen, und es gibt sich in den meisten Fällen im Lauf der Zeit wieder.

Ich hatte eher an einen anderen Grund für den sexuellen Rückzug im Sinn, nämlich: Die erste "heiße", verliebte Phase ist vorüber, und einer von beiden stellt fest, dass der Andere viel häufiger Sex haben möchte, als er selbst. Wenn in diesem Fall der Andere insistiert und mit allen möglichen Mitteln versucht, seine sexuellen WÜnsche doch erfüllt zu bekommen, dann zieht sich der Eine fast immer weiter zurück. Eine Umkehr ist so gut wie ausgeschlossen, selbst den "kontrollierten/gesteuerten/gespielten" vorübergehenden Verzicht des Anderen wird der Eine als "berechnendes Verhalten" einstufen und ihm den Gefallen nicht tun. Mit eben dieser Situation war ich in meinen beiden Ehen und auch in meinen beiden längeren Partnerschaften konfrontiert. (Ja, ich hab' - oder hatte? - da wohl eine hypersexuelle Macke!) Allerdings habe ich diese Erfahrung auch von anderen Männern und Frauen zu hören bekommen.

Was meiner Meinung nach völlig falsch ist, ist die Behauptung, dass es eine "Gnade" sei, wenn sich die sexuellen Bedürfnisse parallel entwickeln und dass das nicht steuerbar sei.


Beispiel: Zwei junge Menschen lernen sich kennen und sind beide ganz heiß darauf, die Erfahrung des Zusammenlebens (oder der Ehe) zu machen, weil dies für beide neu und unbekannt ist. Dann kommt es doch vor, dass der Eine mit diesem Zustand ganz zufrieden ist und - vielleicht außer Kindern - nicht viel mehr vom Leben erwartet. Für ihn hat sich sein wichtigster Wunsch erfüllt. Im Anderen aber setzt nach kurzer Zeit eine andere Entwicklung ein: Er merkt (oder hat das Gefühl), dass diese Beziehung ihm ein "sicheres Fundament" dafür bietet, mit dem Leben zu experimentieren. Vielleicht beginnt er, beruflich mehr aus sich zu machen und verbringt schließlich viel mehr Zeit in seiner Firma und mit seinen (attraktiven) KollegInnen, als mit dem Partner/der Partnerin zu Hause. Vielleicht kommt er aber auch auf die Idee, dass Sex bloß zu Zweit etwas "Langweiliges und ziemlich Beschränktes" ist, und er beginnt nach Abwechslung zu suchen. Wenn der Partner aber nichts anderes will, als eine Zweierbeziehung, dann wird halt allein nach Abwechslung gesucht.

In beiden Fällen war für die beiden Betroffenen von Anfang an nicht absehbar, dass sie sich auseinander entwickeln würden. Und immer dann, wenn es nicht nur eine Frage des "gemeinsamen Interesses" ist, sondern wenn Grundhaltungen/Grundwerte betroffen sind, kann weder der Eine auf seine Entwicklung verzichten, noch kann der Andere ihm zu Gefallen - aber gegen seine Bedürfnisse - mitziehen. Entweder fängt sich der Eine oder der Andere eine psychische (psychosomatische) Störung ein - oder die beiden gehen auseinander. Sie hatten und haben keine Chance, sich auf den anderen einzustellen ohne dass wenigstens Einer dabei (psychisch/psychosomatisch) erkrankt.

Deshalb ist es für mich eine unvorhersehbare Gnade, wenn zwei Menschen - bei der Verwirklichung ihrer (zunächst ja unbewussten) inneren Wünsche und Bedürfnisse - zufällig denselben Weg miteinander gehen können und dabei über Jahre oder Jahrzehnte miteinander zufrieden, glücklich und psychosomatisch gesund bleiben.

Ich kenne genau ein (1) Paar, das jetzt etwa 25 Jahre zusammen ist, und bei dem ich eine solche (in etwa) gemeinsame Weiterentwicklung beobachte. Aber beide haben dieselben Grundwerte/Grundhaltungen und geben sich ganz bewusst sehr viel Mühe, ihre Beziehung aktiv zu pflegen. Beide sind Ärzte, und die Frau ist neben ihrem Intellekt auch noch hochattraktiv (ihr passt heute noch die Kleidergröße, die sie mit 20 Jahren hatte). Aber das wirklich Außergewöhnliche an ihr ist, dass sie trotz allem ein tiefes Vertrauen in sich selbst, in die Menschen und die Welt hat, das ich nur mit dem eines noch nicht traumatisierten Kindes vergleichen kann. Darüber staune ich wirklich.

Leider kenne ich sehr viel mehr geschiedene/getrennte Paare. Darüber staune ich nicht.

Liebe Grüße
Fatzi


Geschrieben

Meiner Erfahrung nach ist es wichtig sich zumindest auf einer ähnlichen Wellenlänge zu bewegen. Den der allzeit beliebte Werberspruch: Er will Sie nicht oder Er will, Sie nicht führt in jedem Fall früher oder später zum Bruch der Beziehung. Es ist für denjenigen der mehr will, irgendwann schlicht unerträglich eben dieses nicht zu bekommen.

Da hilft es wenig, wenn alles andere passt. Es baut sich ein Defizit auf, dass irgendwann explodiert und ausgeglichen werden will.


Geschrieben

ich kann dir da nur zustimmen Zuckerlolli


Geschrieben

Du nennst das Beispiel der typischen Libido-ABnahme nach der Geburt eines Kindes. Das ist so gut wie immer der Regelfall, denn hier greift die hormonelle Umstellung der Frau - also "Mutter Natur" - ein. Die will unsere Art offenbar mit aller Macht erhalten (Warum eigentlich? Will sie sich mit unserer Hilfe umbringen...?:rolleyes Fast alle Mütter können dann gar nicht anders, als ihre gesamte Energie und Aufmerksamkeit auf das Kind zu richten. Für den Mann bleibt fast nichts übrig. Aber das sollte er nicht persönlich nehmen, und es gibt sich in den meisten Fällen im Lauf der Zeit wieder.



Wenn die glücklichen Väter die Erschöpfung ihrer Frau nach der Schwangerschaft und Geburt nicht als notwendiges Übel, sondern als Glücksfall auffassen würden, könnten sie die Chance nutzen, selbst eine innige Beziehung zum eigenen Nachwuchs aufzubauen, während ihre Gattin zwischendurch immer mal wieder eine Mütze Schlaf nimmt.

Das hat rein auf der Ebene der Körperchemie zwei Auswirkungen:

Wer als Mutter dank der Unterstützung der lieben Mitmenschen fast genug Schlaf bekommt, ist nicht so tödlich erschöpft, dass er gar keine Lust mehr auf gar nichts außer schlafen hat.

Und wer als Mann engen Umgang mit einem Säugling bzw. Kleinkind pflegt (vor allem Körperkontakt durch Tragen und Spielen), hat einen Hormonstatus mit viel Bindungshormon Oxyticin und wenig Testosteron. D.h. der junge Vater hat dann immer noch nicht sehr viel mehr Sex, aber es stört ihn weniger, weil er genauso verliebt ind as Baby ist wie die Mutter. Hat Mutter Natur sich eigentlich ganz pfiffig ausgedacht - weil zwei erwachsene Betreuer und Beschützer für ein Baby sicherlich ein Überlebensvorteil sind gegenüber nur einem. Aber die Arbeitwelt unserer modernen Zivilisation sowie ein paar ebenso hartnäckige wie krude Vorstellungen von "Männlichkeit" und "Mutterliebe" verhindern oft, dass Väter eine ebenso innige Bindung zu ihrem Nachwuchs aufbauen können, wie Mütter.

Völlig plemplem finde ich in diesem Zusammenhang die Übermütter, die einerseits (völlig zu Recht) über Erschöpfung und Schlafmangel klagen und andereseits jeden Kontaktversuch des entzückten Jungvaters mit Besserwisserei und hysterischer Sorge um ihr Baby ersticken. Als ob Männer von Natur aus ungeeignet seien, ein Baby in den Schlaf zu schaukeln oder ihm Gute-Nacht-Lieder vorzusingen, es zu baden oder (wenn es alt genug ist) ihm eine Banane zu schälen und den Mund abzuwischen.

Wo diese Kontaktaufnahme gut funktioniert, pegelt sich das Lustempfinden nämlich wunderbarerweise ganz natürlich so wieder ein, dass beide Eltern gleichzeitig aus dem dunklen Tunnel der Erschöpfung und Schlaflosigkeit auftauchen, wenn sie im täglichen Umgang beide etwas Routine im Umgang mit dem Baby bekommen haben. Und wer dann nicht wirksam verhütet, gehört schnell zu den Famlien, deren Kinder nur knapp ein Jahr Altersabstand haben.

Es ist also durchaus möglich und findet in vielen Familien auch genauso statt, dass nach einer Geburt die Abnahme und Zunahme der Libido beider Eltern synchron verläuft und nicht zu einer Entfremdung führt. Das muss aber von beiden gewollt sein. Leider gibt es sehr viele Mütter, die ihren Partnern außer Handlangerdiensten und dem Wechseln ekliger Windeln wenig Umgang mit ihrem Baby zugestehen. Die folglich allein in den dunklen Tunnel der Schlaflosigkeit und Erschöpfung eintauchen und dort ohne Unterstützung länger verharren als nötig wäre. Und dabei ihre Beziehung zum Kindsvater und dessen Bindung ans Baby gefährden.

Wie gesagt, es geht auch anders. Aber das ist leider noch sehr selten. Meist wetteifern die jungen Eltern im Aushalten und Leiden: Sie leidet unter Erschöpfung, Einsamkeit und mangelnder Unterstützung. Er leidet unter Sexmangel, Einsamkeit und mangelnder Zuwendung. In diesen Beziehungen bekommt das Fehlen bzw. das widerwillige Gewähren von unverlangtem Sex eine trübselige und zerstörerische Bedeutung. Er wird als trennend, nicht als verbindend erlebt. Ich finde es ermüdend und traurig zugleich, wie oft mir diese alte und immer wieder neue Geschichte von jungen Vätern in real SCs bzw. hier auf P.de berichtet wird. Und von jungen Müttern in Stillcafés und Krabbelgruppen. Mir tun beide leid. Und am meisten die Kinder dieser Martyrereltern, die mit der unklaren Gewissheit aufwachsen, irgendwie schuld am Kummer der Eltern zu sein.

Traurige Grüße von Molli


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