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Etwas zum Nachdenken ...


er****

Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Es war einmal ein Herz......

Das schlug 100.000 Mal am Tag - nicht mehr und nicht weniger.
Es schlug nun einmal so viel wie es nötig war.
Das Herz war nicht von der gleichen feuerroten Farbe wie all die anderen Herzen,
sondern besaß nur ein schwaches blaßrosa. Das schlimme war,
daß es mit der Zeit immer mehr an Farbe verlor.
Der Lebenskampf hatte es geschwächt und obwohl es noch nicht sehr alt war,
hatte es schon viele Falten.

Eines Tages war es auf die Idee gekommen einen Verschlag um sich zu bauen.
So suchte es den härtesten Stein für die Wände,
daß massivste Holz für das Dach und den stärksten Stahl für die Tür.
Nur so, dachte das Herz, konnte niemand mehr hinein zu ihm und es verletzen -
niemand konnte es mehr zerreißen.
Endlich war es sicher.
Nun saß das kleine Herz in seinem Verschlag,
lugte hinaus durch die Fugen im Stein und hörte über sich das knacken des Holzes.
Es war ziemlich dunkel und kalt dachte sich das Herz.
Aber es schloß einfach die Augen und tat was es immer tat -schlagen. 100.000 Mal am Tag.
Vor lauter Langeweile zählte das Herz jeden Schlag mit, bis es ihm überdrüssig wurde.
So vergaß es manchmal einen Schlag zu tun.
Das Herz fragte sich, was es überhaupt noch für einen Sinn hatte zu schlagen.
Was das Herz vergessen hatte war, daß es sich zwar in Sicherheit vor allem Bösen befand,
es niemand mehr verletzen und enttäuschen konnte,
daß aber auch niemand mehr hineinkommen würde, der mit ihm lachen täte,
jemand der Purzelbäume mit ihm schlagen würde und es wärmte.

Nach einiger Zeit fing das Herz an darüber nachzudenken.
Es merkte einen fatalen Fehler begangen zu haben. Mit aller Kraft versuchte es die Stahltür aufzudrücken,
doch sie war zu schwer, als daß sie sich bewegen ließ.
So begann es gegen die Steinwände zu hämmern,
doch außer das sich ein paar Brocken lösten, passierte nichts.
Der Stein war zu gewaltig. Als es sich am Dach zu schaffen machte,
zog es sich nur einen dicken Splitter zu.
Panikartig saß das kleine Herz in seinem selbstgebauten Gefängnis
und schlug mindestens doppelt so schnell wie sonst.
Wie konnte es nur den Schlüssel in all seiner Trauer vergessen ?
Das Herz verfluchte sich für sein elendes Selbstmitleid.
Wie gern würde es sich jetzt den Stürmen des Lebens hingeben, sich vor Angst zusammenkrampfen,
vor Freude hüpfen, wenn es nur könnte.
Es schaute durch das Schlüsselloch hinaus in die Welt und sah die anderen Herzen.
Einige waren blaß so wie es selbst. Sie schlichen durchs Leben geduckt und allein.
Andere wiederrum sprangen in leuchtendem Rot - Hand in Hand über Stock und Stein,
unerschrocken und gestärkt vom anderen.
Doch was das Herz dann sah ließ es staunen und es konnte seine Tränen nicht verbergen.
Da lagen Herzen im Staub mit Füßen getreten.
Sie waren weiß und regten sich kaum noch. Sie schlugen vielleicht noch 20 Mal am Tag.
Niemand kümmerte sich um sie,
denn auch sie hatten einmal den Schlüssel ihres Gefängnises so gut versteckt,
daß niemand ihn fand.
Da fühlte das Herz zum 1. Mal, daß es ihm noch gar nicht so schlecht ging.
Noch war es rosa und noch fühlte es etwas.
Es musste nur diesen Schlüssel finden zu seiner Stahltür.
So machte es sich auf die Suche und probierte alle Schlüssel die es finden konnte.
Es probierte sogar Schlüssel, von denen es von Anfang an wußte, daß sie nicht passen würden.

Nach einiger Zeit merkte das Herz, daß es wieder einen Fehler begangen hatte.
Es war zu unüberlegt, zu krampfhaft an die Sache gegangen.
Es verstand, daß man das Glück nicht erzwingen kann.
Frei ist man nur, wenn man frei denken kannn.
Das Herz entspannte sich erst einmal und beschäftigte sich mit sich selbst.
Es schaute in den Spiegel und begann sich so zu akzeptieren wie es war, blaßrosa und faltig.
Es spürte eine wohlige Wärme in sich aufsteigen und eine innere Gewissheit,
daß es auf seine Art und Weise wunderschön war.
So fing es an zu singen, erst ganz leise und schnurrend und nach und immer lauter und heller,
bis es ein klares Zwitschern war, wie das eines Vogels am Himmel.

Durch den hellen Ton begann der Stein an einer Stelle nachzugeben.
Mit riesengroßen Augen starrte das Herz auf diese Stelle,
wo ein goldenes Schimmern zu erkennen war.
Das Herz traute seinen Augen nicht. Da war der Schlüssel,
den es damals mit in den Stein eingemauert hatte.
Das hatte es durch all seinen Schmerz und Selbstmitleid vergessen
und jetzt wo es den Schlüssel in der Hand hielt,
fiel es ihm wieder ein, wie es ihm vor all den Jahren so sicher erschien,
ihn nie wieder zu brauchen.
Langsam und voller Bedacht den Schlüssel nicht abzubrechen, steckte das Herz ihn ins Schloß.
Mit lautem gequietsche schob sich die schwere Stahltür zur Seite.
Das Herz machte einen Schritt nach draußen, schloß die Augen und atmete tief die frische Luft ein.
Es streckte die Arme aus, drehte und wendete sich,
blickte nach oben und nach unten und hörte gespannt mal hierhin und mal dorthin.
Das Herz dachte wie schön das Leben doch sei, machte einige Hüpfer
und begab sich auf den Weg um Freunde zu finden.
Den 1. den es traf war eine lustiger Geselle,
der das Leben zum schießen komisch fand und über 1000 Freunde hatte.
Nachdem das Herz einige Zeit mit ihm verbrachte, mit ihm alle erdenklich lustigen Sachen anstellte,
merkte das Herz, daß diesem "Freund" einiges fehlte ; - der Tiefgang.
Was war das für ein Freund, mit dem es nur lachen aber nie weinen konnte ?
Mit dem es nur durch "Dick" aber nie durch "Dünn" gehen würde.
So zog das Herz weiter, allein, aber reich einer neuen Erfahrung.
Bis es auf eine Gruppe anderer Herzen stieß. Es wurde direkt freundlich in ihre Mitte aufgenommen.
Es war ein ganz neues Gefühl von Zugehörigkeit.
Da war nun eine große Gruppe, wie eine Familie die zusammenhielt, wo alle gleich waren.
Jeden Morgen standen sie zusammen auf, tranken den gleichen Tee,
aßen vom gleichen Brot und gestalteten jeden Tag gleich.
Das Herz war glücklich - eine Zeitlang, bis es spürte, daß auch dies nicht das richtige Ziel sein konnte,
denn auch seinen vielen neuen Freunden fehlte etwas - die Individualität.
In ihrer Mitte gab es keinen Platz für jemanden, der Eigenständig war und sein Leben selbst planen wollte.
Also löste das sich das Herz auch aus dieser Verbindung und genoß sein eigenes Leben.
Es ging über 112 Wege, um 203 Kurven und 24 Berge und Täler,
bis es an einem Haus ankam, daß mit Stacheldraht umzogen war.
Aus dem Schornstein quoll Rauch, das hieß, daß tatsächlich jemand in diesem Haus leben würde.
In einem Haus, das nicht einmal Fenster hatte.
Bei dem Anblick fiel dem Herz ein, wie es selbst einmal gelebt hatte.
Wie sehr es damals gehofft hatte, daß jemand ihm helfen würde
und doch niemand sein stummes Flehen erkannt hatte.
Es wußte, daß es ihm aus eigener Kraft gelungen war und es war sehr stolz darauf.
Aber wie konnte es diesem armen Herzen helfen aus seinem Verlies zu kommen ?
So besorgte sich das Herz eine Drahtschere und versuchte den Stacheldraht zu durchtrennen.
Aber nach einiger Zeit verließen es die Kräfte.
Auch dieses Herz hatte keine Mühe gespart, für sich den stärksten Stacheldraht zu finden.

Obwohl das Herz das andere nicht sah und auch nicht hörte,
sondern nur ahnen konnte was das für ein Herz war, fühlte es eine starke Bindung zu ihm.
So grub es ein Loch im Boden unter dem Stacheldraht, um den anderen wenigstens nah zu sein.
So stand es vor seinem Haus, vor der gleichen dicken Stahltür wie einst seiner und begann zu reden.
Tagelang, Nächtelang stand es einfach nur da und redete.
Es erzählte von seinem Schicksal. Erzählte ihm, was ihm alles in seinem Leben widerfahren war
und es hörte ein schluchzen hinter der dicken Tür.
Unermüdlich sprach das Herz weiter.
Über die lustigen Sachen, die es mit seinem 1. "Freund" erlebt hattte, über die Wärme ,
die es bei seiner Familie erfahren hatte und es vernahm ein leises glucksen von innen.
Erst leise, bis es immer lauter sich in ein gellendes Lachen verwandelte.
Plötzlich sprach das Herz hinter der Stahltür zu ihm.
Es wollte hinaus zu ihm, und es sehen.
Es wollte mit ihm gehen und mehr von dem Lachen und Weinen.
Es wollte sich an seine Schulter lehnen, sich an es drücken und es nie wieder verlassen.
Das Herz war glücklich endlich so jemanden gefunden zu haben, aber was sollte es nur tun ?
Wie auch bei ihm früher, wußte das andere Herz nicht mehr wo es den Schlüssel versteckt hatte.
So fasste das Herz den Entschluß loszugehen um den Schlüssel zu suchen.
Nur wo sollte es anfangen ?
Es lief ziellos umher, suchte hinter Büschen, auf Bäumen, tauchte in Seen danach;
fragte alle die seinen Weg kreuzten, aber niemand wusste Rat und nirgends fand es den Schlüssel.

So ging es mit schwerem Herzen zurück zu der kleinen Hütte.
Krabbelte durch das Loch unterm Zaun um die schlechte Nachricht zu überbringen.
Doch zu seinem Erstaunen, fand es die schwere Stahltür geöffnet.
Wie war das möglich gewesen ? -dachte das Herz.
Plötzlich hörte es eine freundliche und liebevolle Stimme hinter sich.
Da sah es ein kleines blaßrosa Herz stehen mit glühenden Wangen.
" Ich habe hier auf dich gewartet " sagte das kleine Herz.
" Ich habe erkannt, daß man es im Leben nur aus eigener Kraft schaffen kann,
aus seinem Gefängnis zu entkommen.
Doch so viel Kraft konnte ich nur durch dich erlangen.
Durch deine Liebe zu mir und meiner Liebe zu dir habe ich den Schlüssel zur Tür meines Herzens gefunden,
der mir gleichzeitig die Tür meines Verlieses öffnete "
Sie nahmen sich an die Hand und gingen von nun an alle Wege gemeinsam,
ihr Herzschlag im gleichen Rhythmus bis an ihr Lebensende.


Geschrieben

**hach** **seufz**



Liebe ist was wunderbares.





Geschrieben

hab auch noch was herzliches:

Unbekannt - Das schönste Herz

Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine grosse Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm recht, es war wirklich das schönste Herz, was sie je gesehen hatten.

Der junge Mann war sehr stolz und prahlte lauter über sein schönes Herz. Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines." Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken. Genauer, an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie? Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen."

"Ja", sagte der alte Mann, "deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reisse ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heisst manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden.
Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?"

Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an und setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fliessen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.


Geschrieben

Es war einmal eine kleine alte Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam.
Sie war wohl recht alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lachen hatte den
frischen Glanz eines unbekuemmerten Maedchens.
Bei einer zusammengekuemmerten Gestalt blieb sie stehen und blickte hinunter.
Sie konnte nicht viel erkennen.

Das Wesen, das da im Staub des Weges sass, schien fast koerperlos. Es
erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die alte Frau
bueckte sich ein wenig und fragte "Wer bist du?"

Zwei fast leblose Augen blickten muede auf "Ich? Ich bin die Traurigkeit",
fluesterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hoeren war.

"Ach, die Traurigkeit!", rief die alte Frau erfreut aus, als wuerde sie eine
alte Bekannte begruessen. "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit
misstrauisch.

"Natuerlich kenne ich dich!!! Immer wieder einmal hast du mich ein Stueckchen
des Weges begleitet."

"Ja, aber...." argwoehnte die Traurigkeit, "warum fluechtest du dann nicht
vor mir? Hast du denn keine Angst?"

"Warum sollte ich Angst haben" Warum davonlaufen? Du weisst doch selbst nur
zu gut, dass du jeden Fluechtigen einholen kannst. Aber was ich dich fragen
will: Warum siehst du so mutlos aus?"

"Ich....ich bin traurig" antwortete die graue Gestalt mit bruechiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr.

"Traurig bist du also?" sagte sie und nickte verstaendnisvoll mit dem Kopf.
"Erzaehl mir doch, was dich so bedrueckt?"

Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr dieses Mal wirklich jemand zuhoeren
wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewuenscht.

"Ach, weisst du", begann sie zoegernd und aeusserst verwundert, "es ist eben
so, das mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die
Menschen zu gehen und eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich
zu ihnen komme, schrecken sie zurueck. Sie fuerchten sich vor mir und meiden
mich wie die Pest."

Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Saetze erfunden mit denen sie
mich bannen wollen. Sie sagen papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr
falsches Lachen fuehrt zu Magenkraempfen und Atemnot.

Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht, und dann bekommen sie Herzschmerzen.
Sie sagen: man muss sich nur zusammenreissen, und sie spueren das Reissen in
den Schultern und im Ruecken. Sie sagen nur Schwaechlinge weinen, und die
aufgestauten Traenen sprengen fast ihre Koepfe.

Oder sie betaeuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fuehlen
muessen."

"Ohje", bestaetigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir oft begegnet."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
"Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen
bin, koennen sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um
ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders duenne Haut.
Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das
tut sehr weh. Aber nur wer die Trauer zulaesst und all die ungeweinten
Traenen weint, kann seine Wunden wirklich heilen.

Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe.
Statt dessen schminken sie sich ein grelles Licht ueber ihre Narben. Oder sie
legen sich einen Panzer aus Bitterkeit zu."

Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann staerker und
schliesslich ganz verzweifelt.

Die kleine alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt troestend in ihre
Arme. Wie weich und sanft sie sich anfuehlt, dachte sie, und streichelte
zaertlich das zitternde Buendel.

"Weine nur Traurigkeit", fluesterte sie liebevoll, "und ruh dich aus, damit
du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine
wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr
Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hoerte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete
erstaunt ihre neue Gefaehrtin.
"Aber....aber wer bist eigentlich du?"
"Ich?" sagte die kleine alte Frau schmunzelnd, und dann laechelte sie wieder
so unbekuemmert wie ein kleines Maedchen
"Ich bin die Hoffnung."

(Verfasser unbekannt)


Geschrieben

Desiderata

(aus dem englischen)

Gehe gelassen inmitten von Laerm und Hast und denke daran, welcher Friede in
der Stille liegen kann. Soweit wie moeglich versuche mit allen Menschen
auszukommen - ohne Dich zu unterwerfen. Sprich Deine Wahrheit ruhig und klar
und hoere anderen zu, selbst Geistlosen und Unwissenden, denn auch sie haben
ihre Geschichte.

Vermeide laute, aggressive Menschen, sie sind eine Plage fuer den Geist.

Wenn Du Dich mit anderen vergleichst, magst Du eitel oder bitter werden, denn
es gibt immer groessere und geringere Menschen als Dich. Freue Dich ueber
Deine Erfolge und Plaene. Nimm Deinen Weg ernst, wie bescheiden er auch sei,
es ist ein wirklicher Besitz in den wechselnden Geschicken des Lebens. Sei
vorsichtig mit geschaeftlichen Dingen, denn die Welt ist voller Listen. Aber
nichts soll dich blind machen gegen gleichermassen vorhandene
Rechtschaffenheit. Viele Menschen ringen um hohe Ideale; und ueberall ist das
Leben voll Heldentum.

Sei Du selbst. Besonders heuchle keine Zuneigung. Noch sei zynisch in Bezug
auf die Liebe, denn angesichts aller Trockenheit und Entzauberung ist sie
wiederkehrend wie das Gras.

Ertrage freundlich gelassen den Rat, den die Lebensjahre geben, und lass mit
Wuerde die Dinge der Jugend hinter Dir. Staerke die Kraft des Geistes, damit
sie dich in ploetzlich hereinbrechendem Unglueck schuetze. Aber beunruhige
Dich nicht mit Gruebeleien. Viele Aengste kommen aus Ermuedung und
Einsamkeit.

Neben einem gesunden Mass an Disziplin sei gut zu Dir selbst. Du bist ein
Kind des Universums, nicht weniger als die Baeume und die Sterne. Du hast ein
Recht hier zu sein. Und, ob es Dir bewusst ist oder nicht, das Universum
entfaltet sich, wie es soll. Deshalb sei in Frieden mit Gott, was immer Du
dafuer haeltst.

Was Deine Ziele und Anstrengungen auch sein moegen, in der laermenden
Verwirrtheit des Lebens, halte Frieden mit Deiner Seele.

Mit all ihrem Schein, der Plackerei und den zerbrochenen Traeumen, ist es
doch eine schoene Welt. Sei achtsam und versuche, gluecklich zu werden.

Max Ehrmann 1927


Geschrieben

Habt vielen Dank.....alle "Geschichten" sind wunderschön und es steckt soviel Wahrheit darin.

Lieben Gruß
Andrea


Geschrieben

Das sind alles wunderbare Geschichten mit so viel Wahrheit.
Ich wünsche Euch eine gute Nacht.

Eure DD


Geschrieben

Es war einmal eine Insel, wo alle verschiedenen Gefühle lebten.
Das Glück, die Traurigkeit, das Wissen und all die Anderen.......auch die Liebe.

Eines Tages meldete man den Gefühlen, dass die Insel sinken wird.
So bereiteten sie ihre Schiffe vor und verließen die Insel.
Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment bleiben.

Als die Insel unterging, rief sie um Hilfe.
Der Reichtum war in der Nähe mit einem Luxusschiff.
Die Liebe fragte ihn: Reichtum, kannst du mir helfen?
Nein, weil ich zuviel Geld und Gold auf meinem Schiff habe, so habe ich keinen Platz für dich.

Die Liebe fragte sodann den Hochmut um Hilfe, der auch in der Nähe mit seinem wunderschönen Boot vorbeifuhr. Ich kann dir nicht helfen. Du bist ganz naß, du könntest mein Schiff beschmutzen.

Als die Traurigkeit nicht weit vorbeisegelte, fragte die Liebe:
Traurigkeit, laß mich mit dir gehen!
Oooh......Liebe, ich bin sooo traurig, ich möchte besser alleine bleiben.
Auch das Glück ist weiter gefahren.
Es war sooo glücklich, dass es die Liebe nicht hörte.......

Und plötzlich hörte die Liebe eine Stimme:
Komm, komm mit! Ich nehm dich mit! Das war ein alter Mann, der gesprochen hatte.
Die Liebe war so glücklich, so zufrieden, dass es nicht nach seinem Namen gefragt hat.

Als beide auf festem Boden ankamen, ging der Alte weg.
Die Liebe merkte, wieviel es dem Alten schuldete und fragte das Wissen: Wer hat mir geholfen?

Das war die Zeit, antwortete das Wissen.
Die Zeit?!?, fragte die Liebe, aber warum hat die Zeit mich gerettet?

Das Wissen lächelte weise und antwortete ihr:
Weil nur die Zeit verstehen kann, wie wichtig Liebe im Leben ist.......


Geschrieben




[COLOR=Red]Die Welt und Du


Wenn wir die ganze Menschheit auf ein Dorf von 100 Einwohnern reduzieren und auf die Proportionen aller bestehenden Völker achten würden, so wäre dieses Dorf so zusammengestellt:

57 Asiaten

21 Europäer
14 Amerikaner (Nord u. Sud)
8 Afrikaner

52 wären Frauen
48 wären Männer
70 Nicht-Weiße
30 Weiße

70 Nicht-Christen
30 Christen

89 heterosexuelle
11 homosexuelle

6 Personen würden 59 % des gesamten Weltreichtums besitzen und alle 6 Personen kämen aus den USA

80 hätten keine ausreichenden Wohnverhältnisse
50 wären unterernährt
21 wären Analphabeten
1 würde sterben
2 würden geboren
1 hätte einen PC
1 hätte einen akademischen Abschluss

Wenn man die Welt aus dieser Sicht betrachtet, wird jedem klar, dass das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit, Verständnis, Akzeptanz und Bildung notwendig ist.

Falls Du heute Morgen gesund und nicht krank aufgewacht bist bist Du glücklicher als 1 Million Menschen, welche die nächste Woche nicht erleben werden.

Falls Du nie einen Kampf des Krieges erlebt hast, nie die Einsamkeit durch Gefangenschaft, die Agonie des Gequälten oder Hunger gespürt hast - dann bist Du glücklicher als 500 Millionen Menschen der Welt.

Falls Du in die Kirche gehen kannst, ohne die Angst, dass Dir gedroht wird, dass man Dich verhaftet oder Dich umbringt - bist Du glücklicher als 3 Milliarden Menschen der Welt.

Falls sich in Deinem Kühlschrank Essen befindet, Du angezogen bist, ein Dach uber dem Kopf hast und ein Bett zum Hinlegen - bist Du reicher als 75% der Einwohner dieser Welt.

Falls Du ein Konto bei der Bank hast, etwas Geld im Portemonnaie oder etwas Kleingeld in einer kleinen Schachtel - gehörst Du zu 8 % der wohlhabenden Menschen auf dieser Welt.

Falls Du diese Nachricht liest, bist Du doppelt gesegnet worden - denn:

1. Jemand hat an Dich gedacht und
2. Du gehörst nicht zu den 1,4 Milliarden Menschen die nicht lesen konnen.

Und... Du hast einen PC !!!

Einer hat irgendwann mal gesagt:

Arbeitet - als würdet ihr kein Geld brauchen,
Liebt - als hätte euch noch nie jemand verletzt,
Tanzt - als würde keiner hinschauen,
Singt - als würde keiner zuhören,
Lebt - als ware das Paradies auf der Erde.





[/COLOR]


Geschrieben

Da steckt wirklich viel wahrheit in den geschichten .


Geschrieben

Wow... gestern dachte ich mir noch jedes mal, wenn ich über diesen Trhead gestolpert bin:"Boah, so viel Lesestoff..."

Heute hab ich´s doch gelesen... Was für ein ungewöhnlich schöner Thread in diesem Forum...


@ Manjana: Du kennst Haindling – und das als Nordlicht...? Ich finde dieses Gleichnis auch Klasse. Gar nicht schlecht, die Bayern, nicht wahr...?

Naja und dann noch ein bescheidener Beitrag von mir:



Vor langer, langer Zeit lebten kleine Leute auf der Erde. Die meisten von Ihnen wohnten im Dorf Swabedoo, und sie nannten sich Swabedoodhas. Sie waren sehr glücklich und liefen herum mit einem Lächeln bis hinter die Ohren und grüßten jedermann.

Was die Swabedoodhas am meisten liebten, war, einander warme, weiche Pelzchen zu schenken. Ein jeder von ihnen trug über seiner Schulter einen Beutel, und der Beutel war angefüllt mit weichen Pelzchen. So oft sich Swabeoodahs trafen, gab der eine dem anderen ein Pelzchen. Es ist sehr schön, einem anderen ein warmes Pelzchen zu schenken. Es sagt dem anderen, dass er etwas Besonderes ist, es ist eine Art zu sagen "Ich mag Dich!" Und ebenso schön ist es, von einem anderen ein solche Pelzchen zu bekommen. Du spürst, wie warm und flaumig es an deinem Gesicht ist, und es ist ein wundervolles Gefühl, wenn du es sanft und leicht zu den anderen in deinen Beutel legst. Du fühlst dich anerkannt und geliebt, wenn jemand dir ein Pelzchen schenkt, und du möchtest auch gleich etwas Gutes, und schönes tun. Die kleinen Leute von Swabedoo gaben und bekamen gern weiche, warme Pelzchen, und ihr gemeinsames Leben war ganz ohne Zweifel sehr glücklich und fröhlich.

Außerhalb des Dorfes, in einer kalten, dunklen Höhle, wohnte ein großer, grüner Kobold. Eigentlich wollte er gar nicht allein dort draußen wohnen, und manchmal war er sehr einsam. Er hatte schon einige Male am Rande des Dorfes gestanden und sich gewünscht, er könnte dort mitten unter den fröhlichen Swabedoodhas sein - aber er hatte nichts, was er hätte dazutun können - und das Austauschen von warmen, weichen Pelzchen hielt er für einen großen Unsinn. Traf er einmal am Waldrand einen der kleinen Leute, dann knurrte er nur Unverständliches und lief schnell wieder zurück in seine feuchte, dunkle Höhle.

An einem Abend, als der große, grüne Kobold wieder einmal am Waldrand stand, begegnete ihm ein freundlicher kleiner Swabedoodah. "Ist heute nicht ein schöner Tag?" fragte der Kleine lächelnd. Der grüne Kobold zog nur ein grämliches Gesicht und gab keine Antwort. "Hier, nimm ein warmes, weiches Pelzchen", sagte der Kleine, "hier ist ein besonders schönes. Sicher ist es für Dich bestimmt, sonst hätte ich es schon lange verschenkt." Aber der Kobold nahm das Pelzchen nicht. Er sah sich erst nach allen Seiten um, um sich zu vergewissern, dass auch keiner ihnen zusah oder zuhörte, dann beugte er sich zu dem Kleinen hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: "Du hör mal, sei nicht so großzügig mit deinen Pelzchen. Weißt du denn nicht, dass du eines Tages kein einziges Pelzchen mehr besitzt, wenn du sie immer so einfach an jeden, der dir über den Weg läuft, verschenkst?" Erstaunt und ein wenig hilflos blickte der kleine Swabedoodah zu dem Kobold hoch. Der hatte in der Zwischenzeit den Beutel von der Schulter des Kleinen genommen und geöffnet. Es klang richtig befriedigend, als er sagte: "Hab ich es nicht gesagt! Kaum mehr als 217 Pelzchen hast du noch in deinem Beutel. Also, wenn ich du wäre: ich würde vorsichtig mit dem Verschenken sein!" Damit tappte der Kobold auf seinen großen, grünen Füßen davon und lies einen verwirrten und unglücklichen Swabedoodah am Waldrand zurück. Er war so verwirrt, so unglücklich, dass er gar nicht darüber nachdachte, dass das, was der Kobold da erzählte, überhaupt nicht sein konnte. Denn jeder Swabedoodah besaß einen unerschöpflichen Vorrat an Pelzchen. Schenkte er ein Pelzchen, so bekam er sofort von einem anderen ein Pelzchen, und dies geschah immer und immer wieder, ein ganzes Leben lang - wie sollten dabei die Pelzchen ausgehen?

Auch der Kobold wusste das - doch er verließ sich auf die Gutgläubigkeit der kleinen Leute. Und noch auf etwas anderes verließ er sich, etwas, was er an sich selbst entdeckt hatte, und von dem er wissen wollte, ob es auch die kleinen Swabedoodhas steckte. So belog er den kleinen Swabedoodhas ganz bewusst, setzte sich in den Eingang seiner Höhle und wartete.

Vor seinem Haus in Swabedoo saß der kleine, verwirrte Swabedoodah und grübelte vor sich hin. Nicht lange, so kam ein guter Bekannter vorbei, mit dem er schon viele warme, weiche Pelzchen ausgetauscht hatte. "Wie schön ist dieser Tag" rief der Freund, griff in seinen Beutel und gab dem anderen ein Pelzchen. Doch dieser nahm es nicht freudig entgegen, sondern wehrte mit den Händen ab. "Nein, nein! Behalte es lieber," rief der Kleine," wer weiß, wie schnell sonst dein Vorrat abnimmt. Eines Tages stehst du ohne Pelzchen da!" Der Freund verstand ihn nicht, zuckte nur mit den Schultern, packte das Pelzchen zurück in seinen Beutel und ging mit leisem Gruß davon. Aber er nahm verwirrte Gedanken mit, und am gleichen Abend konnte man noch dreimal im Dorf hören, wie ein Swabedoodah zum anderen sagte: "Es tut mir leid, aber ich habe kein warmes, weiches Pelzchen für Dich. Ich muss darauf achten, dass sie mir nicht ausgehen."

Am kommenden Tag hatte sich dies alles im ganzen Dorf ausgebreitet. Jedermann begann, seine Pelzchen aufzuheben. Man verschenkte zwar immer noch ab und zu eines, aber man tat es erst nach langer, gründlicher Überlegung und sehr, sehr vorsichtig. Und dann waren es zumeist nicht die ganz besonders schönen Pelzchen, sondern die mit kleinen Stellen und schon etwas abgenutzten. Die kleinen Swabedoodhas wurden misstrauisch. Man begann, sich argwöhnisch zu beobachten, man dachte darüber nach, ob der andere wirklich ein Pelzchen wert war. Manche trieben es soweit, dass sie ihre Pelzbeutel nachts unter den Betten versteckten. Streitigkeiten brachen darüber aus, wie viele Pelzchen der oder der besaß. Und schließlich begannen die Leute, warme, weiche Pelzchen gegen Sachen einzutauschen, anstatt sie einfach zu verschenken. Der Bürgermeister von Swabedoo machte sogar eine Erhebung, wie viele Pelzchen insgesamt vorhanden waren, ließ dann mitteilen, das die Anzahl begrenzt sei und rief die Pelzchen als Tauschmittel aus. Bald stritten sich die kleinen Leute, wie viele Pelzchen eine Übernachtung oder eine Mahlzeit im Hause eines anderen wert sein müsste. Wirklich, es gab sogar einige Fälle von Pelzchenraub! An dämmrigen Abenden, an denen früher die Swabeoodahs gern im Park oder auf den Straßen spazieren gegangen waren, um einander zu grüßen, um sich warme, weiche Pelzchen zu schenken.

Oben am Waldrand saß der große, grüne Kobold, beobachtete alles und rieb sich die Hände. Das Schlimmste von allem geschah ein wenig später. An der Gesundheit der kleinen Leute begann sich etwas zu verändern. Viele beklagten sich über Schmerzen in den Schultern und im Rücken, und mit der Zeit befiel immer mehr Swabeoodahs eine Krankheit, die Rückgraterweichung genannt wird. Die kleinen Leute liefen gebückt und in schweren Fällen bis zum Boden geneigt umher. Die Pelzchenbeutelchen schleiften auf der Erde. Viele fingen an zu glauben, dass die Ursache ihrer Krankheit das Gewicht der Beutel sei, und dass es besser wäre, sie im Hause zu lassen und dort einzuschließen. Es dauerte nicht lange, und man konnte kaum noch einen Swabedoodah mit einem Pelzbeutel auf dem Rücken antreffen.

Der große, grüne Kobold war mit dem Ergebnis seiner Lüge sehr zufrieden. Er hatte herausfinden wollen, ob die kleinen Leute auch so handeln und fühlen würden wie er selbst, wenn er, wie das fast immer der Fall war, selbstsüchtige Gedanken hatte. Sie hatten so gehandelt! Und der Kobold fühlte sich sehr erfolgreich.

Er kann jetzt häufiger einmal in das Dorf der kleinen Leute. Aber niemand grüßte ihn mit einem Lächeln, niemand bot ihm ein Pelzchen an. Statt dessen wurde er misstrauisch angestarrt, genauso, wie sich die kleinen Leute untereinander anstarrten. Dem Kobold gefiel das gut. Für ihn bedeutete dieses Verhalten die "wirkliche Welt"!

In Swabedoo ereigneten sich mit der Zeit immer schlimmere Dinge. Vielleicht wegen der Rückgraterweichung, vielleicht aber auch deshalb, weil ihnen niemand mehr ein warmes, weiches Pelzchen gab - wer weiß es genau? - starben einige Leute in Swabedoo. Nun war alles Glück aus dem Dorf verschwunden. Die Trauer war sehr groß.

Als der große, grüne Kobold davon hörte, war er richtig erschrocken. "Das wollte ich nicht", sagte er zu sich selbst, "das wollte ich bestimmt nicht. Ich wollte ihnen doch nur zeigen, wie die Welt wirklich ist. Aber ich habe ihnen den Tod gewünscht." Er überlegte, was man nun machen könnte, und es fiel ihm auch etwas ein.

Teil 2 folgt....


Geschrieben

Teil 2:

Tief in seiner Höhle hatte der Kobold eine Mine mit kaltem, stachligen Gestein entdeckt. Er hatte viele Jahre damit verbracht, die stachligen Steine aus dem Berg zu graben und sie in einer Grube einzulagern. Er liebte dieses Gestein, weil es so schön kalt war und so angenehm prickelte, wenn er es anfasste. Aber nicht nur deshalb, weil sie alle ihm gehörten und immer, wenn er davor saß und sie ansah, war das Bewußtsein, einen großen Reichtum zu besitzen, für den Kobold ein schönes, befriedigendes Gefühl.

Doch jetzt, als er das Elend der kleine Swabeoodahs sah, beschloss er, einen Steinreichtum mit ihnen zu teilen. Er füllte ungezählte Säckchen mit kalten, stachligen Steinen, packte die Säckchen auf einen großen Handkarren und zog damit nach Swabedoo.

Wie froh waren die kleinen Leute, als sie die stachligen, kalten Steine sahen! Sie nahmen sie dankbar an. Nun hatten sie wieder etwas, was sie sich schenken konnten. Nur: wenn sie einen anderen einen kalten, stachligen Stein gaben, um ihm zu sagen, dass sie ihn mochten, dann war in ihrer Hand und auch in der Hand desjenigen, der den Stein geschenkt bekam, ein unangenehmes Gefühl. Es machte nicht soviel Spaß, kalte, stachlige Steine zu verschenken wie warme, weiche Pelzchen. Immer hatte man ein eigenartiges Ziehen im Herzen, wenn man einen stachligen Stein bekam. Man war sich ganz sicher, was der Schenkende damit eigentlich meinte. Der Beschenkte blieb oft verwirrt und mit leicht zerstochenen Fingern zurück.

So geschah es, nach und nach, immer häufiger, dass ein kleiner Swabedooda unter sein Bett kroch, den Beutel mit den warmen, weichen Pelzchen hervorzog, sie an der Sonne einwenig auslüftete, und, wenn einer ihm einen Stein schenkte, ein warmes, weiches Pelzchen dafür zurückgab. Wie leuchteten dann die Augen des Beschenkten! Ja, mancher lief schnell in sein Haus zurück, kramte den Pelzbeutel hervor, um auch an der Stelle des stachligen Steines ein Pelzchen zu zurückzuschenken. Man warf die Steine nicht fort, o nein! Es holten auch nicht alle Swabedoodas ihre Pelzchenbeutel wieder hervor.

Die grauen, stachligen Steingedanken hatten sich zu fest in den Köpfen der kleinen Leute eingenistet. Man konnte es aus den Bemerkungen heraushören:

Weiche Pelzchen? Was steckt wohl dahinter?

Wie kann ich wissen, ob mein Pelzchen wirklich erwünscht ist?

Ich gab ein warmes, weiches Pelzchen, und was bekam ich dafür?

Einen kalten, stachligen Stein! Das soll mir nicht noch einmal passieren.

Man weiss nie, woran man ist:

heute Pelzchen, morgen Steine.

Wahrscheinlich wären wohl alle kleinen Leute von Swabedoo gern zurückgekehrt zu dem, was bei ihren Großeltern noch ganz natürlich war. Mancher sah auf die Säckchen in einer Ecke seines Zimmers, angefüllt, mit kalten, stachligen Steinen, auf diese Säckchen, die ganz eckig waren, und so schwer, dass man sie nicht mitnehmen konnte. Häufig hatte man nicht einmal einen Stein zum Verschenken bei sich, wenn man einem Freund begegnete. Dann wünschte der kleine Swabedoodah sich im geheimen und ohne es Laut zu sagen, dass jemand kommen möge, um ihm warme, weiche Pelzchen zu schenken. In seinen Träumen stellte er sich vor, wie sie alle auf der Straße mit einem fröhlichen, lachenden Gesicht herumgingen und sich untereinander Pelzchen schenkten, wie in den alten Tagen. Wenn er dann aufwachte, hielt ihn aber immer etwas davon zurück, es auch wirklich zu tun. Gewöhnlich war es das, dass er hinausging und sah, wie die Welt "wirklich ist"!

Das ist der Grund, warum das Verschenken von warmen, weichen Pelzchen nur noch selten geschieht, und niemand tut es in aller Öffentlichkeit. Man tut es im geheimen und ohne darüber zu sprechen. Aber es geschieht! - Hier und dort, immer wieder.

Ob Du vielleicht auch eines Tages...?


Geschrieben



@ Manjana: Du kennst Haindling – und das als Nordlicht...? Ich finde dieses Gleichnis auch Klasse. Gar nicht schlecht, die Bayern, nicht wahr...?


[mf]

Ähm ja ich "kenne" ihn

Ich habe nie gesagt das Bayern schlecht sind.

Würde ich nie wagen sowas zu sagen

Die gleichen Gedanken hatte ich auch über den Thread,

aber ehrlich gesagt finde ich den echt klasse
[/mf]
__________




Es war einmal ein kleiner Irrtum. Dieser lebte fröhlich vor sich hin, bis auf einmal, er vom großen Eifer entdeckt wurde, und von seinem Platz verstoßen wurde.Da war der kleine Irrtum nun – heimatlos – in der Kälte des Wirkungslosen. So also machte sich der kleine Irrtum wieder auf, um eine neue Bleibe zu finden, wo er so sein durfte, wie er war.Zuerst kam er zum Reichtum, klopfte höflich bei ihm, und fragte: „Ich weiß nicht, wer du bist, aber könnte ich vielleicht bei dir bleiben? Ich bin der kleine Irrtum, und möchte dein Freund werden!“ Der Reichtum aber stieß ihn mit seiner großen Kraft weg, und sagte: „Scher dich bloß zum Teufel – du bringst mich noch zum Bankrott!!“

Da ging der kleine Irrtum traurig seines Weges weiter. Nach einer Weile kam er zur Weisheit und sprach erneut: „Hallo, ich weiß nicht wer du bist, aber ich bin der kleine Irrtum, und möchte gern dein Freund werden, darf ich bei dir bleiben?“ Die Weisheit stieß den kleinen Irrtum mit einer stolzen Handbewegung von sich und sagte: „Was fällt dir ein, an das Tor der Weisheit zu klopfen – gehe von dannen – du bringst mich noch um meine Allgemeingültigkeit!!“

Traurig ging der kleine Irrtum weiter. Lange irrte er, bis er zur Gutmütigkeit kam. Zaghafter als die beiden anderen Male, klopfte er nun wieder an ihre Tür und sagte: „Ich bin der kleine Irrtum, dürfte ich vielleicht eine kleine Weile bei dir bleiben? Ich weiß sonst nicht woanders hin.“. Da schubste die Gutmütigkeit den kleinen Irrtum sanft zurück und sprach: „Lieber kleiner Irrtum – Nein, bei mir kannst du nicht bleiben – am Ende bescherst du mir noch ein ungeahntes schlechtes Gewissen. Aber gehe zur Liebe, nicht weit von mir, nach Norden. Die wird dir helfen“.

Der kleine Irrtum war zwar wieder vertröstet von der Antwort der Gutmütigkeit, aber er dankte ihr für ihren Rat. Es war gar nicht mehr leicht zur Liebe zu finden. Auf seinem Weg dahin begegnete er den Liebeskummer, welcher bitterlich weinte. „Was hast du?“, fragte der kleine Irrtum. „Ich wurde von der Liebe verstoßen!“, antwortete der Liebeskummer. Das tut mir leid – darf ich vielleicht bei dir bleiben? Ich bin der kleine Irrtum.“, sagte der kleine Irrtum. „Nichts gegen dich, mein Freund – aber ich will nur die Liebe bei mir haben – ansonsten will ich nur alleine gelassen werden. Ich wünsch dir noch Glück auf deinem Lebensweg.“, sagte der Liebeskummer, und verhallte in der Ferne.

Auch begegnete der kleine Irrtum dem Tod, und fragte: „Wohin gehst du, und wer bist du? Ich würde dir gern folgen – ich bin der kleine Irrtum – darf ich?“ Der Tod antwortete krächzend: „Ich, mein lieber kleiner Irrtum, bin der Tod, und komme gerade von der Liebe. Sie hat mich fortgejagt – wieder einmal – denn sie wird ständig durch das Leben erneuert, und das Leben wird ständig durch sie erneuert. Es ist ein Vergebliches, sich mit ihr abzugeben. Deswegen gehe ich gerade zum Hass – er wird mir helfen zu wirken. Er hat mich noch nie verstoßen.“ „Auja - darf ich auch mitkommen?“, fragte der kleine Irrtum mit großen Augen. „Nein, sonst verscheucht mich der Hass, weil er befürchtet, durch dich unbegründet werden zu können.“, antwortete der Tod.

Der kleine Irrtum war nun sehr traurig geworden. Noch mehr aber hatte er Angst bekommen von der Liebe, und hatte sein Vorhaben fast schon aufgeben wollen – wenn er da nicht dauernd an die Worte der Gutmütigkeit gedacht hätte. Endlich erblickte er das schöne Häuschen der Liebe. Viele waren versammelt um die Liebe. Mitleid war gleich zur Rechten der Liebe. Zärtlichkeit schmiegte sich an die linke Brust der Liebe. Umtanzt aber wurde die Liebe von der Schönheit. Selbst das Alter war ein Freund der Liebe. Und noch viele andere waren dort, welche aber der kleine Irrtum nicht mehr kannte.Er fasste noch schnell Mut zusammen, und ging zur Tür hinein – denn er wusste, dass man sein Klopfen sicher nicht gehört hätte. Der Gesang der Anmut verstummte, und jeder schaute auf den kleinen Irrtum, was er bei der Liebe zu suchen habe.

Er aber sprach: „Ich bin der kleine Irrtum, ich werde euch sicher keine Schwierigkeiten machen – feiert nur weiter – ich würde nur gerne da bleiben. Lasst euch von mir nicht stören. Darf ich, Liebe?“ Die Liebe aber sprach: „Mein lieber kleiner Junge. Du bist nicht der erste kleine Irrtum. Ach, weißt du nicht wie schwer es ist, mit dir zu sein? Wegen dir wird die Anmut zur Scham. Wegen dir wird die Selbstlosigkeit zur Vergeltung. Wegen dir wird das Alter zur Vergeblichkeit. Das Leben wird durch dich zur Ungewissheit. Die Schönheit wird durch dich zur Eitelkeit. Und ich, ach ich Arme – mich bringst du in die Fänge des Hasses. Willst du das etwa?“ „Nein.“, sagte der kleine Irrtum traurig, und mit laufender Nase – und ging entmutigt aus dem Häuschen.

Nicht fern davon, wartete es auf sein Verwirken. Es war ihm schon sehr kalt, und so dachte er, dass das Verwirken nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Dann aber sah er in der Ferne noch ein kleines Hauslicht. Er reibte seine durchweinten und angeröteten Augen – aber es war wirklich. Kein Trug.
Der kleine Irrtum hatte zwar schon jeden Mut verloren, aber neugierig war er schon, denn von dem Häuschen hatte er weder von anderen bisher gehört – noch wusste er selbst was davon. Das Häuschen war aber weiter weg, als es den Anschein hatte, und der kleine Irrtum musste sehr lange in der eisigen Kälte wandern – durch den Wald der Unbestimmtheit – durch den Fluss des Vergessens – bis er ermüdet und bis auf die Knochen gefroren, beim Häuschen ankam. Es schien keiner da zu sein, aber es brannte Licht. Kurz dachte der kleine Irrtum, er hätte nun sein eigenes Häuschen gefunden – aber dann sah er Schatten, und er beschloss zu klopfen.

Komm rein, wenn du willst.“, kam es von einer Stimme, hinter der Tür. Vorsichtig öffnete der kleine Irrtum die quietschende Holztür, und eine liebevolle Gestalt füllte den Raum. Um ihr herum aber waren viele andere Gestalten, die sich an sie schmiegten. „I...Ich bin der kleine Irrtum..u..und ich war schon bei so vielen Leuten, aber bei niemandem darf ich bleiben. Ich wollt eigentlich auch nur wissen, wer du bist – und dann geh ich wieder, und wart’ auf mein Verwirken.“, sagte der kleine Irrtum traurig. Die liebevolle Gestalt erwiderte aber: „Ach was – bleib doch. Du störst hier niemanden.“ „A..Achja ? Wer bist du denn?“, fragte der kleine Irrtum nun bestimmter.

„Ich bin die Genügsamkeit – du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich tu keinem was, und keiner kann mir was tun. Komm in meine Arme.“, sagte die liebevolle Gestalt nett.

Und der kleine Irrtum tappte auf sie zu und gab sich ihrer warmen Umarmung hin. Und unter den vielen Gestalten, die da noch waren, sah er kurz das Gesicht von einer kindlichen Gestalt: Es war die Lebensfreude.



Geschrieben

Es war einmal ein Herz......



Ja...das ist wirklich etwas zum nachdenken...und aus eigener Erfahrung weiss ich das es sehr schwer ist, diesen mit eingemauerten Schlüssel wiederzufinden......


Geschrieben

Brief von einem Engel

Mummy, jetzt bin ich hier,
ganz weit weg von dir,
und doch so nah.

Mummy, ich sehe dich weinen.
Auch du willst zu mir.
Ich spüre deine Tränen,
stehe direkt neben dir.

Mummy, ich kann nun nicht mehr kommen.
Deshalb bitte gebe auf mein kleines Kätzchen acht,
und sag Daddy jeden Abend von mir gute Nacht.

Sag meinen Freunden,
das ich sie trotzdem hören kann.

Es tut so weh.

Ich schaue ihre traurigen Gesichter an.
Es war nicht die Absicht von mir,
hab nicht gewusst, was er gewollt,
hab nicht gewusst, was ich machen sollt...

Mummy, bitte, ihr braucht nicht traurig sein,
hier bin ich nicht allein.
Bitte lächle doch einmal für mich.
Du darfst nicht weinen,
dann lache ich auch noch einmal für dich.

Mummy, ich habe jetzt keine Angst
und keine Schmerzen mehr,
doch vermisse ich mein Leben sehr,
ich wünsche mir ein bisschen Lebensnähe her.

Mummy, kannst du mir nicht sagen,
warum er das getan hat???
Warum hat er mich angefasst,
geatmet, wir ein Tier, mit solcher Gier,
die ich nicht verstanden hab.
Vielleicht hat er mich gehasst?

Mummy, was hat er von mir gewollt?
Ich verstand ihn nicht, er hat mir weh getan.
Noch immer sehe ich sein Gesicht. Er hat gelacht.
Ich glaube es hat ihm Spaß gemacht...

Mummy, ich habe geschrieen,
wollte vor ihm fliehen...
Habe ihm doch nichts getan,
sah ihn nicht einmal böse an...

Mummy, jetzt habe ich keine Angst mehr,
es ist schon eine Weile her.

Nun bin ich hier.

Doch eines möchte ich noch wissen:

Warum tun diese Menschen so etwas,
haben sie kein Gewissen????????????


Geschrieben

Es war einmal eine kleine alte Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam.
Sie war wohl recht alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lachen hatte den
frischen Glanz eines unbekuemmerten Maedchens.
Bei einer zusammengekuemmerten Gestalt blieb sie stehen und blickte hinunter.
Sie konnte nicht viel erkennen.
(Verfasser unbekannt)



INFORMATION

Das ist das Märchen von der Traurigkeit!

Und der Verfasser ist Inge Wuthe!


  • 1 Jahr später...
Geschrieben

[CENTER]Der Suchende

Dies ist die Geschichte eines Mannes, den ich als Suchenden bezeichnen würde.

Ein Suchender ist jemand, der sucht, nicht unbedingt jemand, der findet. [/CENTER]
[CENTER]Auch ist es nicht unbedingt jemand, der weiß, wonach er sucht. Es ist schlicht und einfach jemand, für den das Leben eine Suche ist.

Eines Tages spürte der Suchende den Drang, nach Kammir zu gehen. [/CENTER]
[CENTER]Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mit solchen Eingebungen, die von irgendwoher aus seinem Inneren kamen, nicht lange zu fackeln und ihnen einfach zu folgen.[/CENTER]
[CENTER]Er ließ also alles stehen und liegen und machte sich auf den Weg.

Nach zwei Tagesmärschen über staubige Wege sah er in der Ferne Kammir liegen. [/CENTER]
[CENTER]Kurz vor dem Dorfeingang fiel ihm am rechten Wegesrand ein Hügel auf.[/CENTER]
[CENTER]Er war von einem wunderschönen Grün überzogen, und Bäume, Vögel und zauberhafte Blumen gab es dort in unendlicher Zahl. Rings um den Hügel zog sich ein niedriger polierter Holzzaun.

Ein Bronzetor lud ihn zum Eintreten ein. [/CENTER]
[CENTER]Sofort war das Dorf vergessen, und er gab der Versuchung nach, sich einen Moment an diesem Ort auszuruhen.[/CENTER]
[CENTER]Der Suchende durchschritt das Tor und begann langsam, zwischen den weißen Steinen umherzuspazieren, die verstreut zwischen den Blumen standen. Er ließ seine Augen wie Schmetterlinge auf jedem Detail dieses farbenprächtigen Paradieses ruhen.

Seine Augen waren die eines Suchenden, und vielleicht erkannte er deshalb auf einem Stein jene Inschrift:

Abdul Tareg, lebte 8 Jahre, 6 Monate, 2 Wochen und 3 Tage

Er erschrak ein wenig, als er merkte, dass der Stein nicht einfach nur ein Stein, sondern ein Grabstein war. [/CENTER]
[CENTER] Es schmerzte ihn, zu erfahren, dass ein so junges Menschenkind an diesem Ort begraben lag.

Als er sich weiter umschaute, bemerkte der Mann, dass auch der nächste Stein eine Inschrift trug. [/CENTER]
[CENTER]Er trat an ihn heran und las:

Yamir Kalib, lebte 5 Jahre, 8 Monate und 3 Wochen

Der Suchende zeigte sich zutiefst erschüttert. [/CENTER]
[CENTER] Dieser hübsche Ort war ein Friedhof, und jeder Stein war ein Grab.[/CENTER]
[CENTER] Nach und nach begann er die einzelnen Grabsteine zu entziffern. Alle hatten sie ähnliche Inschriften: einen Namen und die genaue Lebenszeit des Toten.

Was ihn aber derart in Schrecken versetzte, war die Tatsache, dass der Älteste von ihnen kaum länger als elf Jahre gelebt hatte. Von unendlichem Schmerz überwältigt, setzte er sich nieder und weinte.

Der Friedhofswärter kam des Weges und trat auf ihn zu. Er sah ihm eine Weile still beim Weinen zu und fragte ihn dann, ob er um einen Familienangehörigen trauerte.

"Nein, kein Angehöriger", sagte der Suchende. "Aber was ist nur in diesem Dorf geschehen? [/CENTER]
[CENTER] [/CENTER]
[CENTER]Von welchen Schrecken wird dieser Ort heimgesucht? Warum liegen hier so viele Kinder begraben? Was für ein böser Fluch lastet auf diesen Menschen, dass sie einen Kinderfriedhof haben errichten müssen?"

Der Alte lächelte und sagte: [/CENTER]
[CENTER] [/CENTER]
[CENTER] "Beruhigen Sie sich. Es gibt keinen Fluch. Wir haben hier einen alten Brauch. Ich werde Ihnen davon erzählen:

Wenn ein Jugendlicher fünfzehn Jahre alt wird, schenken ihm seine Eltern ein kleines Heftchen, so wie dieses, das ich hier trage, und das hängt er sich um den Hals. Unser Brauch ist es, dass von diesem Moment an jeder Augenblick, in dem einem etwas sehr schönes widerfährt, in diesem Büchlein festgehalten wird.

[/CENTER]

Links wird aufgeschrieben, was uns so glücklich gemacht hat.


[CENTER]
[/CENTER]
Und rechts, wie lange das Glück gedauert hat.

[CENTER]
Seine künftige Braut kennen gelernt und sich in sie verliebt zu haben. [/CENTER]
[CENTER]Wie lang dauert die große Leidenschaft, wie lang währt dieses Glück? [/CENTER]
[CENTER]Eine Woche? [/CENTER]
[CENTER]Zwei?[/CENTER]
[CENTER] Dreieinhalb?

Und dann, der erste Kuss, wie lange hält der große Zauber an? [/CENTER]
[CENTER]Eineinhalb Minuten, solang wie der Kuss?[/CENTER]
[CENTER] Zwei Tage? [/CENTER]
[CENTER]Eine Woche?

Schwanger zu werden und das erste Kind zur Welt zu bringen?

Und die Hochzeit der Freunde?

Die lang ersehnte Traumreise?


Und das erste Wiedersehen mit dem Bruder nach seiner Rückkehr aus einem fernen Land?

Wie lange dauert die Freude über diese Momente?

Stunden? Tage?

Und so halten wir jeden freudvollen Augenblick in diesem Büchlein fest.

Jeden einzelnen.

Und wenn jemand stirbt, so ist es unser Brauch, sein Büchlein aufzuschlagen und die Glücksmomente zusammenzurechnen, um das Ergebnis auf sein Grab zu schreiben.

Denn für uns ist einzig und allein dies die wirklich gelebte Zeit."

[/CENTER]
[CENTER] [/CENTER]
[CENTER]

[/CENTER]
[CENTER]Jorge Bucay[/CENTER]


Geschrieben

Die kluge Else

Es war ein Mann, der hatte eine Tochter, die hieß die kluge Else.
Als sie nun erwachsen war, sprach der Vater 'wir wollen sie heiraten lassen.' 'Ja,' sagte die Mutter, 'wenn nur einer käme, der sie haben wollte.'

Endlich kam von weither einer, der hieß Hans, und hielt um sie an, er machte aber die Bedingung, daß die kluge Else auch recht gescheit wäre. 'O,' sprach der Vater, 'die hat Zwirn im Kopf,' und die Mutter sagte 'ach, die sieht den Wind auf der Gasse laufen und hört die Fliegen husten.' 'Ja,' sprach der Hans, 'wenn sie nicht recht gescheit ist, so nehm ich sie nicht.'

Als sie nun zu Tisch saßen und gegessen hatten, sprach die Mutter 'Else, geh in den Keller und hol Bier.' Da nahm die kluge Else den Krug von der Wand, ging in den Keller und klappte unterwegs brav mit dem Deckel, damit ihr die Zeit ja nicht lang würde.
Als sie unten war, holte sie ein Stühlchen und stellte es vors Faß, damit sie sich nicht zu bücken brauchte und ihrem Rücken etwa nicht wehe täte und unverhofften Schaden nähme. Dann stellte sie die Kanne vor sich und drehte den Hahn auf, und während der Zeit, daß das Bier hineinlief, wollte sie doch ihre Augen nicht müßig lassen, sah oben an die Wand hinauf und erblickte nach vielem Hin- und Herschauen eine Kreuzhacke gerade über sich, welche die Maurer da aus Versehen hatten stecken lassen.

Da fing die kluge Else an zu weinen und sprach 'wenn ich den Hans kriege, und wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und wir schicken das Kind in den Keller, daß es hier soll Bier zapfen, so fällt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und schlägts tot.' Da saß sie und weinte und schrie aus Leibeskräften über das bevorstehende Unglück.

Die oben warteten auf den Trank, aber die kluge Else kam immer nicht.
Da sprach die Frau zur Magd 'geh doch hinunter in den Keller und sieh, wo die Else bleibt.' Die Magd ging und fand sie vor dem Fasse sitzend und laut schreiend.

'Else, was weinst du?' fragte die Magd.
'Ach,' antwortete sie, 'soll ich nicht weinen? wenn ich den Hans kriege und wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und soll hier Trinken zapfen, so fällt ihm vielleicht die Kreuzhacke auf den Kopf und schlägt es tot.'

Da sprach die Magd 'was haben wir für eine kluge Else!' setzte sich zu ihr und fing auch an über das Unglück zu weinen. Über eine Weile, als die Magd nicht wiederkam, und die droben durstig nach dem Trank waren, sprach der Mann zum Knecht 'geh doch hinunter in den Keller und sieh, wo die Else und die Magd bleibt.'
Der Knecht ging hinab, da saß die kluge Else und die Magd, und weinten beide zusammen. Da fragte er 'was weint ihr denn?'

'Ach,' sprach die Else, 'soll ich nicht weinen? wenn ich den Hans kriege, und wir kriegen ein Kind, und das ist groß, und soll hier Trinken zapfen, so fällt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und schlägts tot.'

Da sprach der Knecht 'was haben wir für eine kluge Else!, setzte sich zu ihr und fing auch an laut zu heulen.

Oben warteten sie auf den Knecht, als er aber immer nicht kam, sprach der Mann zur Frau 'geh doch hinunter in den Keller und sieh, wo die Else bleibt.'
Die Frau ging hinab und fand alle drei in Wehklagen, und fragte nach der Ursache, da erzählte ihr die Else auch, daß ihr zukünftiges Kind wohl würde von der Kreuzhacke totgeschlagen werden, wenn es erst groß wäre, und Bier zapfen sollte, und die Kreuzhacke fiele herab.

Da sprach die Mutter gleichfalls 'ach, was haben wir für eine kluge Else!' setzte sich hin und weinte mit.

Der Mann oben wartete noch ein Weilchen, als aber seine Frau nicht wiederkam und sein Durst immer stärker ward, sprach er 'ich muß nur selber in den Keller gehn und sehen, wo die Else bleibt.'
Als er aber in den Keller kam, und alle da beieinander saßen und weinten, und er die Ursache hörte, daß das Kind der Else schuld wäre, das sie vielleicht einmal zur Welt brächte und von der Kreuzhacke könnte totgeschlagen werden, wenn es gerade zur Zeit, wo sie herabfiele, darunter säße, Bier zu zapfen:
da rief er 'was für eine kluge Else!, setzte sich und weinte auch mit.

Der Bräutigam blieb lange oben allein, da niemand wiederkommen wollte, dachte er 'sie werden unten auf dich warten, du mußt auch hingehen und sehen, was sie vorhaben.' Als er hinabkam, saßen da fünfe und schrien und jammerten ganz erbärmlich, einer immer besser als der andere.

'Was für ein Unglück ist denn geschehen?, fragte er.

'Ach, lieber Hans,' sprach die Else,
'wann wir einander heiraten und haben ein Kind, und es ist groß, und wir schickens vielleicht hierher, Trinken zu zapfen, da kann ihm ja die Kreuzhacke, die da oben ist stecken geblieben, wenn sie herabfallen sollte, den Kopf zerschlagen, daß es liegen bleibt; sollen wir da nicht weinen?'

'Nun,' sprach Hans, 'mehr Verstand ist für meinen Haushalt nicht nötig; weil du so eine kluge Else bist, so will ich dich haben,' packte sie bei der Hand und nahm sie mit hinauf und hielt Hochzeit mit ihr.

Als sie den Hans eine Weile hatte, sprach er 'Frau, ich will ausgehen arbeiten und uns Geld verdienen, geh du ins Feld und schneid das Korn, daß wir Brot haben.'

'Ja, mein lieber Hans, das will ich tun.'

Nachdem der Hans fort war, kochte sie sich einen guten Brei und nahm ihn mit ins Feld. Als sie vor den Acker kam, sprach sie zu sich selbst 'was tu ich? schneid ich ehr? oder eß ich ehr? hei, ich will erst essen.'

Nun aß sie ihren Topf mit Brei aus, und als sie dick satt war, sprach sie wieder 'was tu ich? schneid ich ehr, oder schlaf ich ehr? hei, ich will erst schlafen.'
Da legte sie sich ins Korn und schlief ein.

Der Hans war längst zu Haus, aber die Else wollte nicht kommen, da sprach er 'was hab ich für eine kluge Else, die ist so fleißig, daß sie nicht einmal nach Haus kommt und ißt.'

Als sie aber noch immer ausblieb und es Abend ward, ging der Hans hinaus und wollte sehen, was sie geschnitten hätte:
aber es war nichts geschnitten, sondern sie lag im Korn und schlief.
Da eilte Hans geschwind heim, und holte ein Vogelgarn mit kleinen Schellen und hängte es um sie herum; und sie schlief noch immer fort.

Dann lief er heim, schloß die Haustüre zu und setzte sich auf seinen Stuhl und arbeitete.

Endlich, als es schon ganz dunkel war, erwachte die kluge Else, und als sie aufstand, rappelte es um sie herum, und die Schellen klingelten bei jedem Schritte, den sie tat.

Da erschrak sie, ward irre, ob sie auch wirklich die kluge Else wäre, und sprach 'bin ichs, oder bin ichs nicht?'
Sie wußte aber nicht, was sie darauf antworten sollte, und stand eine Zeitlang zweifelhaft: endlich dachte sie 'ich will nach Haus gehen und fragen, ob ichs bin oder ob ichs nicht bin, die werdens ja wissen.' Sie lief vor ihre Haustüre, aber die war verschlossen: da klopfte sie an das Fenster und rief 'Hans, ist die Else drinnen?, 'Ja,' antwortete Hans, 'sie ist drinnen.'
Da erschrak sie und sprach 'ach Gott, dann bin ichs nicht,' und ging vor eine andere Tür; als aber die Leute das Klingeln der Schellen hörten, wollten sie nicht aufmachen, und sie konnte nirgends unterkommen.

Da lief sie fort zum Dorfe hinaus, und niemand hat sie wieder gesehen.

-Brüder Grimm-


Geschrieben

Das gewisse Etwas
Ich liebe Dich, verdammt noch mal
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Die Schritte des Bären ließen den Boden zittern und er platze mitten in den Raum und brüllte:

„Ich liebe Dich, verdammt noch mal!“

Das gewisse Etwas stand mitten im Raum, erblickte ihn und zuckte erschreckt zusammen. Das gewissen Etwas erwiderte leise:

„Kannst du das nicht anders sagen?“

Der Bär rollte die braunen Augen rundherum und kratzte sich den Kopf während er wortlos aus dem Zimmer tappte.

Fünf Minuten später klopfte es.

„Herein!“ Sagte das gewisse Etwas, so öffnete sich mit einem Knarren vorsichtig die Türe.

Der Bär drehte sich verlegen auf seinen Tatzen hin und her. Sein Blick war gesenkt und er war ganz, ganz schüchtern. Da schluckte er mühsam und mit leiser Stimme sagte er: „Äh, ich wollte sagen, ich meine ich wollte fragen, ich wollte eigentlich nur sagen, daß, na daß, na eben daß ich Dich, also...ich liebe Dich!...“

Das gewisse Etwas sah liebevoll auf den Bären und vor allem auf die zarten kleinen Schweißperlen auf seiner Bärenstirn. Dann lächelte es glücklich.

Der Bär war ganz angespannt und mußte tief einatmen. Dann drehte er sich abpruppt um und verließ das Zimmer. Er hielt die Spannung einfach nicht mehr aus, er mußte raus hier!

„Es liebt mich nicht! „ Schluchzte er dabei plötzlich ganz laut! Es liebt mich nicht! Ich werde nicht geliebt!“

Das gewisse Etwas sah dem Bären verdutzt hinterher und seufzte dann tief.

Erst einige Tage später, nachdem sich der Bär in einigen Kneipen betrunken hatte, mit Sauffreunden auf die Liebesunfähigen dieser Welt anstieß und viele Stunden im verdunkelten Zimmer zugebracht hatte. Hatte sich der Rausch wieder aus seinem Hirn geschlichen. Er stand auf und ging schnurstracks zum gewissen Etwas.

Er hatte sich in seiner stattlichen Größe hoch aufgerichtet, und als das gewisse Etwas die Türe öffnete sah er geringschätzig auf es herab. „Ich liebe dich, na und?“ sagte er grob. Mit einem vernichtenden Blick drang er tief in die Augen des gewissen Etwas ein. In der Sekunde, in der er sah, daß das gewisse Etwas den Blick erwiderte, riss er sich herum und verschwand. Jetzt hatte er den vollkommenen Sieg auf seiner Seite. Das reichte ihm ab jetzt für alle Ewigkeit.

Die Tage vergingen, der Bär hatte sich in die Arbeit gestürzt. Endlich blickte er auf. Dann nickte er. Nach alldem was passiert war hatte der Bär noch etwas Wichtiges zu erledigen.

Er stand auf und ging in großen Schritten zum gewissen Etwas. Er klopfte, nicht zu laut und nicht zu leise, er hatte es genau im Griff! Das gewisse Etwas öffnete. „Guten Tag!“ Sagte der Bär kühl, „ich möchte Dich darauf hinweisen, daß ich Dich liebe.“ Damit beendete er seinen Aufenthalt an diesem Ort und ging erhobenen Hauptes davon. Denn er war nun endlich der König-Bär, der seine Gefühle im Griff hatte.

Wieder vergingen viele Tage, mal drängte es den Bären nach draußen und der Bär betrank sich; drückte sich in Gaststätten herum. Am Tage arbeitete der Bär dann wieder für viele Tage fleißig. Der Bär fluchte wenn ihm die kleinste Kleinigkeit schief ging und der Bär sehnte sich irgendwann einfach nur noch nach dem gewissen Etwas, denn er fand sein Leben einfach nur noch trist. Da fing er schluchzend an zu weinen, „mir ist langweilig, mir ist soooo langweilig“ weinte es aus ihm heraus und er vergrub seinen Kopf in seinen dicken flauschigen Tatzen.

Mühsam richtete er sich auf und er schlurfte in endlosen lahmen Schritten kraftlos mit hängenden Armen zum Haus des gewissen Etwas. Müde klopfte er an der Türe, gottergeben hing sein großer Schädel tief auf der großen Bärenbrust. Als sich die Türe öffnete sagte er: „Ich gebe auf, ich liebe dich!“

Das gewisse Etwas sah ihn an und lächelte. Lange standen sie sich gegenüber. Irgendwann wurde es dem Bären kühl, denn die Abendsonne war mittlerweile verschwunden und er konnte nur noch die Schemen vom gewissen Etwas erkennen und Hunger hatte er auch.

„Jetzt muß ich erst mal für mich sorgen“ Dachte er und verabschiedete sich freundlich von dem gewissen Etwas um das auch zu tun.

Der Bär dachte: „ Auch wenn ich keinen Schritt weiter gekommen bin, ist eigentlich viel passiert! Denn ich kann jetzt arbeiten und ich kann mich vergnügen, ich kann für mich sorgen und auf mich aufpassen und ich kann gut zu mir sein. Ich kann jetzt gehen wohin ich will und ich kann jetzt auch wiederkommen, denn ich habe ein eigenes kleines Zuhause. Und von all den Dingen die ich nun gelernt habe und erfahren habe, ist das Lieben das Schönste von allem. Hat mich die Wut auf die Liebe, die Lust auf die Liebe, der Zorn über die Liebe und auch das Unterdrücken der Liebe doch bei allem begleitet! Sagte es und kaute einige Sekunden nachdenklich auf seiner Unterlippe. Ich kann also wütend lieben, ich kann demütigend lieben, ich kann verzweifelt lieben, ich kann sachlich lieben, aber all das trifft meine eigentliche Liebe wundersamerweise nicht. Außerdem habe ich gelernt, dass ich meine größte Sehnsucht, meine tiefste Liebe nie in meinem Leben erfüllt bekomme. Ob das wirklich stimmt? Und wie könnte ich meine Liebe überhaupt ausdrücken? Wie liebe ich ganz und gar? Wie liebe ich, wenn ich nicht im Zorn liebe, wenn ich nicht in Verzweiflung liebe, wenn ich unter meiner Liebe nicht leide, wenn ich weder das gewisse Etwas mit meiner Liebe erschlage noch sie dem gewissen Etwas vor die Füße werfe, noch dem gewissen Etwas meine Liebe entziehe. Mal ganz ehrlich, was macht man eigentlich mit so einer Liebe? Wie kann man eigentlich einfach lieben?

Da mußte der Bär seinen schwer gewordenen Kopf mit beiden Händen stützen und lange durch das offene Fenster sehen, denn das war eine Frage, die bis zum Horizont reichte und heimlich den Rand der Unendlichkeit küßte.

Und jetzt, wo mir nach all den vielen Geschehnissen so langweilig geworden ist, was nun?

Ich habe keine Lust mehr zornig zu sein, ich habe keine Lust mehr um meine Liebe zu kämpfen, ich habe keine Lust mehr mich selbst zu behaupten. Alleine frei sein ist auf Dauer auch langweilig! Und er kaute zu Abwechslung nicht mehr an seiner Unterlippe sondern an dem dicken Buntstift, der immer auf seinem Schreibtisch lag.

Vielleicht, dachte der Bär, könnte ich ja mal fragen was andere so machen und wie es Ihnen geht. Mit anderen meinte er vor allem das gewisse Etwas. So spazierte der Bär in einem schönen Spaziergang in der Abendsonne zum gewissen Etwas, klopfte an die Tür, sagte Guten Tag und sah das gewisse Etwas genauer an, wie es so da stand und was es so ausstrahlte.

„Ich liebe dich! Sagte Bär, „und Du, was machst Du so?“

Das gewisse Etwas lächelte, „ich habe den ganzen Tag im Garten gearbeitet und bin ganz schön müde, sagte es, „und lieben tue ich Dich auch!“

Da seufze der Bär glücklich, nie zuvor hatte er diese Worte an sein Herz lassen können. Und sie standen beieinander in einer friedlichen Stille. Das gewisse Etwas seufze jetzt auch, während sie sich warm und freundlich ansahen..

„Ich würde gerne mit Dir zusammen zu Abend essen!“ sagte der Bär zum gewissen Etwas und sah ganz vorsichtig auf, um das gewisse Etwas damit nicht zu überfahren.

„Das ist eine gute Idee!“ sagte das gewisse Etwas, "weißt Du manchmal ist mir nämlich ziemlich langweilig so alleine." Und der Bär staunte bei diesen Worten. Er hatte ja gedacht, daß nur er einsam sein könnte, daß nur er, der einzige Bär auf der Welt, alleine innig und vergeblich lieben könnte.

„Weißt du eigentlich, wie man liebt?“ fragte der Bär leise das gewisse Etwas.

Das gewisse Etwas wiegte seinen Kopf ein wenig hin und her, dann sagte es:“ Als Kind habe ich das Lieben in und auswendig gelernt. Dann habe ich später viele Geschichten gehört, wie sich das Lieben gehört,“ und dann sagte es fast flüsternd, „habe ich auch viel nachgedacht, wie das Lieben denn richtig sei und wie es falsch sei. Ich glaube Liebe ist in der Wahrheit Zuhause. Die Liebe muß auf die Wahrheit warten, wenn sie den Zeitpunkt vergessen und sich ein bißchen verspäten sollte. Wenn ich die Wahrheit über mich und über den anderen erkennen kann, geht der Weg endlich weiter. Auf diesem Weg ist nichts mehr vergeblich. Hier brauchen und wollen das Ich und das Du die Liebe." Schloß das gewisse Etwas. Dann sah es den Bären an und sagte: „Ich brauche Dich! Denn ich möchte endlich auch meine Liebe leben."

„Ich auch," sagte der Bär und das gewisse Etwas öffnete weit die Türe des Hauses und der Bär trat vertrauensvoll ein.


Geschrieben

LaGreca: Schön, dass Du den Thread hervor geholt hast - ich kannte ihn noch nicht und habe ihn sehr gerne gelesen.

Was mich zum Nachdenken bringt, ist immer wieder "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint Exupéry.

Vermutlich vielen bekannt, trotzdem hier mein Lieblingskapitel aus dem Buch:

In diesem Augenblick erschien der Fuchs: "Guten Tag", sagte der Fuchs. "Guten Tag", antwortete höflich der kleine Prinz, der sich umdrehte, aber nichts sah. "Ich bin da", sagte die Stimme, "unter dem Apfelbaum..."
"Wer bist du?" sagte der kleine Prinz. "Du bist sehr hübsch... "
"Ich bin ein Fuchs", sagte der Fuchs. "Komm und spiel mit mir", schlug ihm der kleine Prinz vor. "Ich bin so traurig..."

"Ich kann nicht mit dir spielen", sagte der Fuchs. "Ich bin noch nicht gezähmt!"
"Ah, Verzeihung!" sagte der kleine Prinz.

Aber nach einiger Überlegung fügte er hinzu: "Was bedeutet das: ,zähmen'?"

"Du bist nicht von hier", sagte der Fuchs, "was suchst du?"

"Ich suche die Menschen", sagte der kleine Prinz. "Was bedeutet ,zähmen'?"

"Die Menschen", sagte der Fuchs, "die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig. Sie ziehen auch Hühner auf. Das ist ihr einziges Interesse. Du suchst Hühner?"

"Nein", sagte der kleine Prinz, "ich suche Freunde. Was heißt ,zähmen'?"

"Zähmen, das ist eine in Vergessenheit geratene Sache", sagte der Fuchs. "Es bedeutet: sich vertraut machen "

"Vertraut machen?"

"Gewiß", sagte der Fuchs. "Du bist für mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebensowenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt ..."

"Ich beginne zu verstehen", sagte der kleine Prinz. "Es gibt eine Blume ... ich glaube, sie hat mich gezähmt ..."

"Das ist möglich", sagte der Fuchs. "Man trifft auf der Erde alle möglichen Dinge ..."

"Oh, das ist nicht auf der Erde", sagte der kleine Prinz.

Der Fuchs schien sehr aufgeregt: "Auf einem anderen Planeten?" – "Ja."

"Gibt es Jäger auf diesem Planeten?" – "Nein."

"Das ist interessant! Und Hühner?" – "Nein."

"Nichts ist vollkommen!" seufzte der Fuchs. Aber der Fuchs kam auf seinen Gedanken zurück: "Mein Leben ist eintönig. Ich jage Hühner, die Menschen jagen mich. Alle Hühner gleichen einander, und alle Menschen gleichen einander. Ich langweile mich also ein wenig. Aber wenn du mich zähmst, wird mein Leben wie durchsonnt sein. Ich werde den Klang deines Schrittes kennen, der sich von allen andern unterscheidet. Die anderen Schritte jagen mich unter die Erde. Der deine wird mich wie Musik aus dem Bau locken. Und dann schau! Du siehst da drüben die Weizenfelder? Ich esse kein Brot. Für mich ist der Weizen zwecklos. Die Weizenfelder erinnern mich an nichts. Und das ist traurig. Aber du hast weizenblondes Haar. Oh, es wird wunderbar sein, wenn du mich einmal gezähmt hast! Das Gold der Weizenfelder wird mich an dich erinnern. Und ich werde das Rauschen des Windes im Getreide liebgewinnen."

Der Fuchs verstummte und schaute den Prinzen lange an: "Bitte ... zähme mich!" sagte er.

"Ich möchte wohl", antwortete der kleine Prinz, "aber ich habe nicht viel Zeit. Ich muß Freunde finden und viele Dinge kennenlernen."

"Man kennt nur die Dinge, die man zähmt", sagte der Fuchs. "Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!"

"Was muß ich da tun?" sagte der kleine Prinz.

"Du mußt sehr geduldig sein", antwortete der Fuchs.

"Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen. Die Sprache ist die Quelle der Mißverständnisse. Aber jeden Tag wirst du dich ein bißchen näher setzen können..."

Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück.

"Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen", sagte der Fuchs. "Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, um so glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein soll ... Es muss feste Bräuche geben."

"Was heißt ,fester Brauch?' "

"Auch etwas in Vergessenheit Geratenes", sagte der Fuchs. "Es ist das, was einen Tag vom andern unterscheidet, eine Stunde von den anderen Stunden. Es gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am Donnerstag mit den Mädchen des Dorfes. Daher ist der Donnerstag der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger irgendwann einmal zum Tanze gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien."

So machte denn der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut. Und als die Stunde des Abschieds nahe war:

"Ach!" sagte der Fuchs, "ich werde weinen."

"Das ist deine Schuld", sagte der kleine Prinz, "ich wünschte dir nichts Übles, aber du hast gewollt, daß ich dich zähme ..."

"Gewiß", sagte der Fuchs.

"Aber nun wirst du weinen!" sagte der kleine Prinz.

"Bestimmt", sagte der Fuchs.

"So hast du also nichts gewonnen!"

"Ich habe", sagte der Fuchs, "die Farbe des Weizens gewonnen."

Dann fügte er hinzu: "Geh die Rosen wieder anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen und mir Adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken."

Der kleine Prinz ging, die Rosen wiederzusehen: "Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts", sagte er zu ihnen. "Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt."

Und die Rosen waren sehr beschämt.

"Ihr seid schön, aber ihr seid leer", sagte er noch. "Man kann für euch nicht sterben. Gewiss, ein Irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben, meine Rose ähnle euch. Aber in sich selbst ist sie wichtiger als ihr alle, da sie es ist, die ich begossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer den zwei oder drei um der Schmetterlinge willen). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen gehört habe oder auch manchmal schweigen. Da es meine Rose ist."

Und er kam zum Fuchs zurück: "Adieu", sagte er ...

"Adieu", sagte der Fuchs. "Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach:
[COLOR="Teal"]Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

"Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

"Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig."

"Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe...", sagte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

"Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen", sagte der Fuchs. "Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich ..."

"Ich bin für meine Rose verantwortlich ...", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.

[/COLOR]


Geschrieben

@ Sexperience..ich hab ihn auch zufällig entdeckt und dachte das bestimmt einige mehr so etwas gerne Lesen.






Eines Tages stand die Hoffnung vor dem Schalter des Fundbüros.


„Hier sammeln Sie doch Dinge, die verloren wurden, richtig?“ fragte die Hoffnung.
Der Mann am Schalter nickte.


„Gut, dann bin ich hier richtig – man hat mich verloren.“


„Aber“, sagte der Mann am Schalter, „es kommen nicht viele Menschen ins Fundbüro.“
„Selbst dann nicht, wenn sie etwas vermissen?“


„Selbst dann nicht.“
„Obwohl alle wissen, dass Verlorenes hier aufbewahrt wird?“
„Ja, obwohl sie das wissen.“


„Aber warum denn nicht?“, fragte die Hoffnung.
„Tja“, sagte der Mann, „das liegt wahrscheinlich daran, dass die Menschen die Hoffnung verloren haben, dass jemand das Verlorene abgeben wird.“



Von Tania Konnerth



  • 9 Monate später...
Geschrieben

Hab mal den Thread (verf**...schreibt man das so?) ausgegraben, ich find den sooo schön...und deswegen gibts auch gleich was dazu:

Ich wage es......

an mich selbst zu glauben,
an meinen Drang nach Reife,
an meine Liebesfähigkeit,
an meine Begabung zur Freundschaft,
an meine entschiedene Ausdauer,
an meine immer neue Hoffnung.
Aber auch wenn ich versage und Fehler mache,

wenn ich unnötig verletze,
wenn ich anderen die Freiheit nehme,
wenn ich kleinkariert werde,
wenn ich mich nicht mehr erneuere,
wenn ich hart und unnahbar werde,
auch dann will ich glauben,
daß neben der Zerstörung
auch das Lebens förderliche in mir wohnt,
und ich will es hervorlocken
mit meiner Hoffnung und meinem Mut.

Ulrich Schaffer


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