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Ist Monogamie Besitzdenken oder selbstsüchtig?


Anonymes-Mitglied-1

Empfohlener Beitrag

Geschrieben
vor 5 Stunden, schrieb Anonymes-Mitglied-1:

Der andere Punkt ist, dass Menschen kein Besitz sind, also auch mein Partner nicht mein eigen ist. Wie kann ich dann voraussetzen, was mein Partner zu tun und zu lassen hat?

In diesem Punkt bin ich ganz bei Dir.

Ich selbst bin ebenfalls monogam veranlagt. Obwohl ich eine Frau bin, war ich noch nie in der Situation, dass ich weniger Sex wollte, als einer meiner Partner. Ebenso habe ich einige sehr spezielle Vorlieben, die ich allerdings erst jenseits der 40 angefangen habe auszuleben.

Für mich ist Sex nur erfüllend, wenn ich meinem Partner tiefe, intensive Gefühle entgegenbringe - sprich, ihn liebe. Und ich möchte im Gegenzug wiedergeliebt werden. Sollte sich eines von beiden ändern, die Liebe und / oder das sexuelle Verlangen, dann ist nach meiner Vorstellung das Grundgerüst der Beziehung infrage gestellt und muss von beiden Seiten neu bewertet werden.

Ich hatte vor einiger Zeit die Situation, dass mein (nunmehriger) Ex-Partner das sexuelle Interesse an mir verloren hatte, aber ums Verrecken nicht bereit war, das auch zuzugeben, weil er ganz genau meine Einstellung dazu kannte.

Kein sexuelles Interesse mehr, egal von welcher Seite, ist für mich keine Beziehung / Partnerschaft, sondern eine Freundschaft. Und für einen Freund gehe ich nicht die Kompromisse ein, die für eine Beziehung notwendig sind.

Und vor allem gebe ich nicht die Freiheiten auf, wie ich es für einen geliebten Partner tue.

Nein, ich habe meine Partner nie als Besitz betrachtet. Wenn sie kein Interesse mehr an einer Beziehung hatten, waren sie jederzeit frei zu gehen. Aber nur so nebenher leben wäre für mich nie in Betracht gekommen.

 

Geschrieben

*mal wieder bewusst auf die eingangsfrage antwort, ohne vorher andre comments zu lesen

ich seh n großen unterschied darin, ob wer krankheitsbedingt nich mehr 'kann' oder ob man 'auf einmal' mit so nem gedanken ankommt

im ersten fall kann ja nun niemand was für..dennoch bleibt die frage- kommt der/die kranke damit klar, wenn der/die andre mit andren..
im zwoten fall wär für mich, die es von vorneherein klar kommuniziert, dass reine exklusivität lebe, das sofortige AUS unausweichlich

Geschrieben
vor 6 Stunden, schrieb Anonymes-Mitglied-1:

Der andere Punkt ist, dass Menschen kein Besitz sind, also auch mein Partner nicht mein eigen ist. Wie kann ich dann voraussetzen, was mein Partner zu tun und zu lassen hat?

Vielen Dank für diese sehr gute Frage.

Miteinander reden ist das A und O in einer Partnerschaft.

Wird die richtige Form des miteinander Redens gefunden, dann lasse sich viele Probleme lösen.

Wenn nicht, dann eben nicht. Was sich auch in vielen Threads mit diesem Thema wiederspiegelt.

Geschrieben
Was wird die nächste Frage sein? "Ist Monogamie 'ne Krankheit?" vielleicht . . . ?
Geschrieben
vor 4 Stunden, schrieb Gremlin36:

der Meinung das Monogamie für Menschen nicht lebenswert ist.

Das hast Du für Dich entschieden, und das ist auch in Ordnung so.

Ich selbst kann immer nur einen Partner zur gleichen Zeit auf diese Art und Weise lieben und begehren.

Ich kann mehrere Freund*Innen zur gleichen Zeit haben und gern haben.

Ich liebe alle meine Kinder.

Aber sexuelles Begehren / Verlangen kann ich immer nur auf einen Partner fokussieren. Ich weiß nicht wieso das so ist. Ist einfach so.

Geschrieben (bearbeitet)

Alles Plausible ist bereits geschrieben worden. Ich möchte nur hinzufugen, dass solche Threads mit vernünftigen Diskussionen sehr angenehm sind. Mehr davon :-)

 

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben
vor 4 Stunden, schrieb Skuld1974:

Bei der angesprochenen Problematik geht es den wenigsten Menschen um "mein Partner ist mein Eigentum" o. ä..

Vielmehr haben die meisten Menschen ein (berechtigtes) Problem damit, dass ein Teil der Partnerschaft lügt (und betrügt).

Eine feste Partnerschaft ist i. d. R. etwas exklusives zwischen (meist) zwei Menschen und daher i. d. R. eine monogame Beziehung.
Es sei denn, ALLE haben etwas anderes vereinbart!

Wenn nun ein Teil dieser Partnerschaft feststellt: .....ich habe Bedürfnisse, die mein Partner nicht erfüllen kann....Monogamie ist doof....Monogamie ist unnatürlich...etc., dann ist das sein gutes Recht und grundsätzlich weder falsch noch verwerflich.

Es ist auch keiner in einer Partnerschaft verpflichtet, allen Bedürfnissen des anderen vollumfänglich nachzukommen.

Im Umkehrschluss bedeutet das dann aber: wenn wichtige Bedürfnisse in einer Partnerschaft zu kurz kommen und mindestens einer wirklich leidet, bleibt nur die Trennung.

Aber da haben die meisten die nächsten Probleme:
Vielleicht - aber auch nur vielleicht - werden nun die sexuellen Bedürfnisse befriedigt.
Und was ist mit den anderen Bedürfnissen wie warmes Essen, Haus und Hof, finanzielle Versorgung, pflegerische Versorgung, etc.?! 

Also wird eine Kosten-Nutzen-Rechnung gemacht.

Keiner MUSS zurückstecken vielmehr entscheiden sich die meisten - und das wird auch hier um Forum immer wieder deutlich - im Rahmen dieser Kosten-Nutzen-Rechnung gegen eine Trennung und damit dafür, dass sie zurückstecken.

Und für eine Entscheidung, die man eigenständig getroffen hat, gibt es nur einen Verantwortlichen: man selbst!

Wollen viele nicht hören, ist aber so.

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, ich hätte es nicht besser ausdrücken können.

Geschrieben
Drum prüfe, wer sich ewig bindet.
In manchen derartigen Diskussionen kommt es mir vor, als wenn zwei Blinde und Taubstumme eine Partnerschaft eingefangen sind und plötzlich feststellen, dass da mehr dazu gehört. Meine Meinung zur Partnerschaft mit Einer krank gewordenen Partnerin oder Partner habe ich aus eigenem Erleben schon drölfzig Mal kund getan.
Geschrieben
Das ist ein Thema, zu dem ich dieses Jahr noch ein Buch über meine persönlichen Erfahrungen schreiben werde.
Deine Frage ist in 5 Sätzen nicht zu beantworten, da damit alles sehr stark reduziert und vereinfacht werden müsste.
Sehr kurz zusammengefasst: es gibt m.M.n. kein allgemeines und für alle und jeden gleichermaßen gültiges Patentrezept. Entscheidend sind immer die 2. Wie regeln, wie gestalten 2 Menschen ihre Beziehung zueinander. Wer hat welche Bedürfnisse und wie können diese bedient werden, ohne sich selbst dabei zu verlieren.
Die Sexualität ist essentiell in einer Partnerschaft. Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass Sex ohne Beziehung gehen kann, aber eine Beziehung ohne Sex - auf lange Sicht - niemals.
Eine(r) wird irgendwann 100% frustriert sein und seine Bedürfnisse, die sie/er in der Partnerschaft nicht gestillt bekommt, anderweitig erfüllen und sich diese Befriedigung woanders suchen.
Ich kann ein Buch sehr ans Herz legen, auch wenn es nicht für jeden geeignet ist, da auch die sexuellen Bedürfnisse sehr unterschiedlich sind. Aber es regt zum Nachdenken an.
Und viele von uns - seien wir soweit ehrlich mit uns selbst - kennen sich selbst nicht einmal richtig und wissen überhaupt nicht, was sie wollen und worauf sie wirklich stehen.
Das Buch heißt "SEXUELLE MONOGAMIE ist eine Perversität, freiheitsraubend, menschenverachtend, eine Gefahr für Familie und Gesellschaft" von K. T. N. Len'ssi.
Geschrieben
Hehe funny, wie die meisten das in irgendeiner Form persönlich nehmen.
Es gibt in der (und im Grunde so ziemlich allen belangen des Menschsein) kein gut oder schlecht.
Es kommt auf jeden individuell an.. Leben und Leben lassen.
Geschrieben
Für mich hat das nichts mit Egoismus und Besitzansprüchen zu tun.
Wer monogam leben möchte/ kann, kann dies gerne tun. Sollte sich aber bewusst sein, dass eine Beziehung immer Kompromisse bedeuten.

Sollte man diese nicht möchten, sollte eine offene Beziehung anstreben, oder halt gleich Single bleiben, um seine Bedürfnisse „flächendeckender“ befriedigen zu können.
Geschrieben
vor 10 Stunden, schrieb Anonymes-Mitglied-1:

Für mich bedeutet dies in etwa soviel: wenn ich erwarte, dass mein Partner mit keinem anderen sexuell aktiv ist, ich aber auch nicht bereit bin ihm seine Wünsche/Sehnsüchte zu erfüllen, dass ich dann bewusst entscheide meinen Partner leiden zu lassen bzw. zu enttäuschen.

Ist es anders herum nich das Selbe, wenn man von einem Partner, der monogame Beziehungen führen will, erwartet das er es duldet das man selber sich mit Anderen vergnügt?
 

In Beziehungen sollte Niemand leiden! Wenn man so unterschiedliche Vorstellungen hat, sollte man Beziehungen beenden und nicht erwarten das sich ein Partner verbiegt.

Geschrieben
Für mich selbst kommen nur monogame Beziehungen in Frage. Und es hat nichts mit Besitz zu tun. Sondern Partner, mit dem ich alles teile. Ob es sexuell funktionieren würde, kann ich schon in der kennenlernphase abklären. Passt es da nicht wegen zu vielen unterschiedlichen Vorlieben, wird keine Beziehung daraus. In der Partnerschaft kann man über alles reden und Kompromisse finden. Auch bei Krankheit oder sonstigem. Wenn das nicht klappt und einer nicht will, gibt es eine Trennung vor dem Fremdgehen. Den heimlich mit anderen in die Kiste zu springen, ist respektlos und ein Vertrauensbruch.
Anonymes-Mitglied-1
Geschrieben

Ich bedanke mich bei euch für die zumeist sehr aufschlussreichen und Argumentenreichen Kommentare.

Es hat wirklich mal wieder Spaß gemacht die Kommentare zu lesen und neue Denkanstöße zu bekommen.

Solche zivilisierten Diskussionen sollten viel öfter entstehen.

Geschrieben

Augen auf, bei der Partner Wahl. 

Ich kenne bisher nur monogame Beziehungen. 

Aktuell bin ich Single, heißt, hat nicht funktioniert. 

Heißt im Umkehrschluss nicht, dass ich es trotzdem noch mal machen würde. 

Augen auf, so ist das gemeint. Eine optisch und von den Vorlieben entsprechende Partnerin lässt den Wunsch, etwas anderes zu erleben, gegen Null tendieren. 

Andererseits ist niemand Eigentum des anderen. Da liegen die Vorteile für andere Beziehungsformen. 

Jede hat ihre Vor- und Nachteile. Ich weiß nicht, welche die beste ist. 

Wahrscheinlich ist das eine Frage, die individuell zu klären ist. 

Ein offener Umgang mit Sex ist aber tausendmal besser, als Heimlichkeiten. 

Die sind immer ein Beziehungskiller. 

Geschrieben
vor 51 Minuten, schrieb rolleken6:

Ich weiß nicht, welche die beste ist. 

da gibts denk kein besser oder schlechter, rolleken
weil es rein der individuellen einstellung geschuldet iss (und die sucht sich ja nu eh keiner bewusst aus)

Geschrieben (bearbeitet)
vor 15 Stunden, schrieb Anonymes-Mitglied-1:

Für mich bedeutet dies in etwa soviel: wenn ich erwarte, dass mein Partner mit keinem anderen sexuell aktiv ist, ich aber auch nicht bereit bin ihm seine Wünsche/Sehnsüchte zu erfüllen, dass ich dann bewusst entscheide meinen Partner leiden zu lassen bzw. zu enttäuschen.

Nicht du entscheidest das, sondern der Partner entscheidet doch, darauf zu verzichten, wenn er bei dir bleibt. 

Ent- täuscht wird man nur, wenn man sich zuvor hat täuschen lassen oder Erwartungen hatte, denn niemand ist auf der Welt um irgendjemandes Erwartungen zu erfüllen. 

 

Ich selbst empfinde viele Partnerschaften als oberflächlich, mit wenig emotionaler Nähe, im sprachlosen Miteinander, aneinander vorbei lebend. Ich frage mich dann immer, ob es dann wirklich an einer Sexpraktik liegen kann, die von Partner nicht erfüllt wird, weshalb etwas in der Beziehung 'vermisst' wird. Erst recht, wenn das 'Vermisste' erlebt wird, ohne das der Partner oder die Partnerin dabei ist und ihrem geliebten Menschen dabei in die Augen sehen und der Moment der Lust und Erfüllung auch miteinander geteilt werden kann. - Es geht mir nicht darum, der Schatten meines Partners zu sein und ihm kein eigenes Leben zu geben. Aber wenn er etwas mag, was ich ihm nicht erfüllen kann, würde ich jemanden dazu holen, der das an meiner Stelle macht. Weil, könnte ich es, würde er es von mir bekommen bzw. es mit mir erleben und würde diesen Moment doch auch mit mir teilen. 

Hoffe, habe mich verständlich ausgedrückt.

Im Großen und Ganzen heißt das, dass ich es nicht immer so ganz glaube, dass es nur darum geht,  xy von jemand anderem zu bekommen.

Anders sieht es für mich bei polyamoren Beziehungen aus. 

Falls es sich nun so ließt, als sei ich gegen offene Beziehungen: nein, so ist es nicht. Ich denke nur einfach darüber nach....

 

Just my 2 cents

 

 

bearbeitet von Walkita
Geschrieben
vor 3 Minuten, schrieb Walkita:

Aber wenn er etwas mag, was ich ihm nicht erfüllen kann, würde ich jemanden dazu holen, der das an meiner Stelle macht.

erstma bin ich voll bei dir..aber das von mir zitierte irritiert!
denn, klär ich sowas nich vorab bereits? und gehe dann genau diesem problem aussm weg? um genau eben nicht aneinander vorbeizuleben, wie du schriebst?!

Geschrieben (bearbeitet)
vor 7 Minuten, schrieb towel:

erstma bin ich voll bei dir..aber das von mir zitierte irritiert!
denn, klär ich sowas nich vorab bereits? und gehe dann genau diesem problem aussm weg? um genau eben nicht aneinander vorbeizuleben, wie du schriebst?!

Kann man denn immer alles vorher klären? Meine Sexualität hat sich selbst während meiner 15- jährigen Ehe verändert und ist irgendwie noch in Bewegung.

Man verändert sich, wird mal auf etwas neugierig, will mal gucken, fühlen, spüren.... was auch immer. 

Ich denke schon, dass nicht jeder ein Leben lang die selbe Straße befährt.

 

vergessen: 

Oder man verändert sich dermaßen oder findet sich selbst erst so spät, dass es dann nicht mehr passt. Muss man sich dann allerdings eingestehen.

bearbeitet von Walkita
Ergänzung
Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb Walkita:

Kann man denn immer alles vorher klären? Meine Sexualität hat sich selbst während meiner 15- jährigen Ehe verändert und ist irgendwie noch in Bewegung.

Man verändert sich, wird mal auf etwas neugierig, will mal gucken, fühlen, spüren.... was auch immer. 

Ich denke schon, dass nicht jeder ein Leben lang die selbe Straße befährt.

ne neigung kann man schon klärn..
aber mag sein, dass ich als BDSMler da bissel anders tick, ka

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb towel:

ne neigung kann man schon klärn..
aber mag sein, dass ich als BDSMler da bissel anders tick, ka

Hatte noch was vergessen, habs ergänzt.

Ich glaube schon, dass es in deinem Fall dann noch mal etwas anders ist. Ich vermute, du findest deine Erfüllung nur in diesem Bereich und es kommt gar nichts anderes in Frage?

Also BDSM nicht als Spielart, sondern als 'MUSS' ?

Geschrieben
vor 4 Minuten, schrieb Walkita:

Hatte noch was vergessen, habs ergänzt.

Ich glaube schon, dass es in deinem Fall dann noch mal etwas anders ist. Ich vermute, du findest deine Erfüllung nur in diesem Bereich und es kommt gar nichts anderes in Frage?

Also BDSM nicht als Spielart, sondern als 'MUSS' ?

ich lebe rein BDSM, ja

Geschrieben

Das ist wie immer ziemlich verzwickt, wenn in mir eine Sehnsucht schlummert, welche mich erdrückt. Die saubere Lösung wäre immer, trenne dich von Dingen, die dir eine Last sind, aber das sagt sich natürlich auch leicht.

Man könnte jetzt wieder sagen, Menschen müssen sich vermehren, damit die Art erhalten bleibt, also liegt es dem Mann in den Genen, seinem Fortpflanzungstrieb nachzugehen und da sich das für einen Mann meist unglaublich gut anfühlt, will er dass auch möglichst oft erleben. Wir sind somit nicht so richtig für Monogamie geschaffen. Ich will aber auch nicht tiefenpsychologisch werden, da fehlt mir schlicht das Fachwissen.

Die Gesellschaft hat uns zu Monogamie erzogen, aber vieles wäre einfacher, wenn man den Sex wie jedes andere "Hobby" betrachtet, ich meine die meisten Frauen haben kein Problem damit, wenn ihr Mann mehrere Hobbys hat, aber mehrere Frauen soll er auf keinen Fall "bespielen", obwohl er dazu in der Lage ist. das gilt umgekehrt aber auch für Frauen. Sex mit einem anderen Mann fühlt sich auch für sie anderes an, warum muss sie sich nur auf den einen beschränken? Fragen über Fragen.

Letztlich sollte das jeder für sich selbst entscheiden, ich halte Monogamie für überholt, was aber nicht bedeutet, dass ich sie für schlecht halte, aber wir machen uns das Leben wegen so ein bisschen Fickerei umständlich und schwer, es ist aus meiner Sicht schon so eine gewisse Art Besitzdenken, denn was wird einem wirklich weggenommen? Warum sollte man nicht sagen, wir haben einen schönen Abend mit gutem Sex abgerundet, wenn man mal mit jemand anderem Essen war oder zu einer Feier, oder ...?

Ich bin seit 29 Jahren verheiratet und trotzdem hatten wir in unsere Ehe auch schon andere Sexpartner, mal gemeinsam, mal allein. Insgesamt halte ich uns für ziemlich monogam, wir lieben und schätzen uns und geben uns gewisse Freiräume im Rahmen unserer Vorstellungen und Werte. Nach außen wirkt es sicher wie eine "0815" Ehe mit Haus und Kindern und das ist auch gut so. Nicht dass die Nachbarschaft vor Empörung nicht mehr schlafen kann 9_9.

Geschrieben

Das ist mir hier alles etwas zu zugespitzt und wirft ganz viel durcheinander. Monogamie muss nicht mit Besitzdenken einhergehen, kann es aber. Genauso wie Polyamorie. Am Ende ist heutzutage und in unserer Gesellschaft nunmal jede*r für sein Beziehungsglück selbst verantwortlich und bestimmt auch seine Lebens-, Lust- und Liebesform in eigener Verantwortung (Was nicht heißt, dass das eine gesellschaftlich anerkannt ist und man über anderes dauernd diskutieren muss oder es spätestens bei rechtlichen Fragen schwierig werden kann, das klammer ich jetzt aber mal aus).

Wenn man gemeinsam und frei und ohne Druck beschließt nur zu zweit sein zu wollen, dann gibt es ja gar kein Problem. Das taucht ja meistens nur auf, wenn man zu keinem gemeinsamen Commitment mehr findet und sich der eine durch vormalige Zusagen zu irgendwas genötigt fühlt. Verbindungen und Beziehungen können sich ändern, Menschen andere Bedürfnisse entdecken, wichtig ist nur, da zusammen offen für zu sein und im Zweifelsfall für sich abzuwägen, was wichtiger ist und womit man nicht leben möchte.

Am Ende ist jedes Beziehungsmodell (egal in welcher Gesellschaft und Zeit, und wie individuell oder normativ verfügt) immer der Versuch unterschiedliche und teils gegensätzliche Ansprüche, Wünsche und Begehren unter einen Hut zu bekommen. Und alle sind mehr oder wenig erfolgreich darin. Überall gibt es Vorteile, Nachteile und Konsequenzen. Monogame Beziehungen scheitern genauso wie polyamore Geflechte, offene Beziehungen genauso wie Affären und Freundschaften+, und Ehen mit Sex genauso wie ohne. Oder sie gelingen eben, wenn es passt, so oder so lange und manchmal, in Ausnahmefällen auch glücklich (!) ein Leben lang.

Ich hab mein Leben lang langjährige monogame Beziehungen geführt und es war absolut okay. Ich hab nur den Punkt mit dem "ein und alles" eines Partners nie verstanden. Warum sollte ein*e Partner*in alles gleichzeitig sein müssen: beste Freundin und Sexpartner, Abenteuer und Sicherheit etc. etc., warum sollte man in allen Aspekten resonieren? Und warum sollte man gleich an allem zweifeln, weil es vielleicht etwas gibt, das mit jemand anders anders lebbar erscheint, aber ganz viel, was wirklich schön zusammen ist? Eine Person muss ja nicht alles sein und leisten und man muss sich ja nichts wegnehmen,  nur weil man den Möglichkeitsraum für die eigene und andere Verbindungen erweitert.

Setzt aber natürlich voraus, dass man selbst auch nicht mehr das "ein und alles" ist. Das kann man als Kränkung erleben oder als befreiend, je nachdem. Ich weiß von mir selbst, dass ich unterschiedliche Menschen lieben kann, ohne dass meine Gefühle für die andere Person wie bei einem Tortenstück weniger werden. Ich wollte irgendwann keine Schuldgefühle mehr deshalb haben müssen, weil es eigentlich was schönes ist, Menschen von sich etwas zu geben. Und ich will auch umgekehrt nicht das "ein und alles" für jemanden sein, ich möchte nicht "sein oder ihr Leben"  sein, denn das sollte jeder vor allem für sich selbst sein. Ich teile unglaublich gerne mein Leben, aber ich mag "mit" jemandem da sein (auch mit allen Schwierigkeiten) und nicht "für" jemanden. Das hatte ich oft genug in meinem Leben, was okay war und das war meine Entscheidung, aber das braucht es gerade nicht, apropos Krankheiten, Todesfälle, psychische Leiden, Lebenskrisen und Sicherheitsanker. Ich weiß noch, was mir der Satz meiner Partnerin ganz am Anfang bedeutet hat, als sie meinte "egal, was wir tun: du bist nicht für mein Glück verantwortlich", das war der schönste Satz, den mir je eine Partnerin gesagt hat. ☺️

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