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Lena, ich und die Theorie, die von der Praxis über den Haufen geworfen wird


athomeinmyhead

Empfohlener Beitrag

Der Text ist hei

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Geschrieben

Oh wie gemein!"fg" Aber auch irgendwie reizvoll!


Geschrieben

So ist das, wenn sich literarisches und psychologisches Talent kreuzen.


Geschrieben

Sehr gut geschrieben, du weisst wie man den Leser an eine geschichte hält.
Mehr..mehr..mehr.,..;-))


Geschrieben

Danke euch allen! Hier ist mehr.




Für eine Weile schlendern wir schweigend die Straße hinab. Ich krame in meiner Jacke nach den Kippen, wir zünden uns jeder eine an, rauchen.

"Lust auf eine spontane Weinverkostung?", fragt Lena.

"Immer."

"Dann halt mal." Sie reicht mir ihre Zigarette und will den Wein öffnen. Sieht die Flasche an. Dann mich. "Scheiße", sagt Lena. "Korken. Hat die andere nen Schraubverschluss?"

Hat sie nicht. Wir starren die verpfropften Getränke mit leichter Belustigung an.

"Zigarette zurück?", frag ich.

"Gerne."

Die Kippe wechselt wieder den Besitzer.

"Wir Amateure", sagt Lena.

"Blutigste Anfänger", sag ich.

"Zurück zur Tankstelle?"

Ich gucke über die Schulter. In der Ferne leuchtet das Neonband der Tanke stumm vor sich hin. Flackert. Leuchtet geistlos weiter. "Lächerlich", sag ich. "Wir werden ja wohl imstande sein, zwei Weinflaschen ohne Korkenzieher zu öffnen."

"Verlustfrei zu öffnen", ergänzt Lena. "Wünschenswerterweise."

"Gut, das schränkt die Möglichkeiten ein", sag ich. Wiege eine Flasche in der Hand. Drehe und wende sie. "Zählt Korkenreindrücken noch zur verlustfreien Öffnung?"

"Schmeckt halt dann nach Kork, ne?"

"Alles klar. Es muss ja noch andere Methoden geben." Ich betrachte die Flasche in der vagen Hoffnung, dadurch Erleuchtung zu finden.

"Darf ich mal versuchen?"

"Nur zu", sag ich gespannt.

"Dann bräuchte ich mal deinen Wein."

"Deine Methode funktioniert mit zwei Flaschen?"

"Ja. Die ist nur sinnvoll mit beiden."

"Okay", sag ich, händige ihr den Wein aus und schnippe meinen Zigarettenstummel weg. "Du hast meine volle Aufmerksamkeit."

Lena guckt mich an, grinst, geht zum nächsten Reihenhäuschen mit erleuchteten Fenstern und drückt auf die Klingel neben dem Gartentor.

"Oh, das is' sowas von cheaten", ruf ich ihr nach.

"Nein, das ist sowas von klug", sagt Lena.

Ich überdenke das. "Na ja, das schließt sich ja nicht aus."

Ein Mann öffnet die Haustür. Typ Familienvater. Irgendwo in den Vierzigern, Poloshirt, leicht angegraute Schläfen, höfliches Lächeln auf den Lippen, fragender Blick in den Augen.

"Hi!", ruft Lena. Und erläutert enthusiastisch unsere Misere, während ein Bilderbuchkind im Pyjama sich hinter Papa nach vorne schleicht, einen Arm um dessen Bein schlingt und uns schamlos angafft. Alsbald verschwindet Bilderbuchpapa mitsamt Bilderbuchkind im Haus und kehrt nach einigen Sekunden allein wieder zurück, einen Korkenzieher schwenkend und mittlerweile ein ungespieltes Lächeln auf den Lippen. Ich glaube, etwas wie Papp- oder Plastikbecher in seiner anderen Hand zu erkennen. Er wechselt ein paar Sätze mit Lena, öffnet, ganz der Gentleman, beide Flaschen für sie und überreicht ihr feierlich die Becher, was Lena ein lautes Lachen entlockt. Die beiden schäkern noch ein wenig, dann deutet Lena auf mich, beide gucken zu mir und ich komme mir recht dämlich vor, so verloren mitten auf der Straße zu stehen. "nabend", rufe ich, hebe meine Hand und stehe noch ein bißchen verloren rum, bis Familienpapa sich gut gelaunt verabschiedet, um im Bilderbuchhaus die Neugierde der Bilderbuchkinder (ich tippe auf mehrere) zu stillen.

Lena hält triumphierend die offenen Weinflaschen, als sie auf mich zukommt. Gut, wenn ich ehrlich bin, hält sie sie relativ normal und lächelt mich an.

"Betrug!", ruf ich empört. Ein letztes verzweifeltes Aufbäumen meiner Neandertaler-Gene, die eher mit einem Stein die Flaschen zertrümmert und den Wein vom Asphalt geleckt hätten, bevor sie auf die Idee gekommen wären, jemanden um Hilfe zu bitten.

"Wein?", fragt Lena nur und hält mir Flasche und Pappbecher hin.

"Gern", geb ich etwas leiser zu. "Becher sind ja ... auch nicht sooo verkehrt."

Wir schenken uns ein, prosten uns zu und nippen am Wein, während wir uns, über den Becherrand schielend, anstarren. Blinzeln. Anstarren. Ein spöttisches Funkeln blitzt in Lenas Augen. Von irgendwo tief in mir drin erhebt sich der starke Impuls, sie zu küssen. Aber ich nippe nur weiter, beobachte sie, bin wie festgefroren unter ihrem Blick.

Lena trinkt aus, setzt ihren Becher auf den Hals der Flasche und fasst mich am Handgelenk. Sie neigt kurz den Kopf in Richtung Fluss: Eine stumme Aufforderung, mit ihr zu kommen. Ihr zu folgen. Hinein in die Nacht.


Geschrieben

So, nu auch Lob von mir. Vermutlich - literarisch gesehen - das Beste, was ich hier lesen durfte. ("Vermutlich", weil ich niemandem Unrecht tun will, dessen tolle Geschichte ich nicht mehr in Erinnerung habe.)

Und auch wenn die erotische Dimension noch etwas ausbaufähig ist (was nur als milde Kritik gemeint ist, ich lese die Geschichte ja auch so sehr gern - oder deswegen?), ist da schon mehr als bei den anderen Geschichten, die man hier so lesen darf. Knistert halt schön.

Kurz: Weitermachen!


Geschrieben

Hab ich mich gefreut als ich eben rein schaute und es weiter ging...*funkel*

Sehr schön und sehr ausbaufähig geschrieben, man merkt das es nicht nur auf die schneller Nummer geschrieben ist wie bei manch anderen.

Bitte weiter und meeeeehr..:-)


Geschrieben

Ich kann mich da nur anschließen!!!!


Geschrieben

Tatsächlich, wie bacchusX so treffend formulierte, es baut sich eine Spannung auf - es knistert. Man(n) und sicher auch Frau, freut sich aufs Weiter.


athomeinmyhead
Geschrieben (bearbeitet)

Dankeee! :-D Ist ja cool, wenn das Knistern mit rüberkommt!

So. Nächster Part fertig. Mein erster Versuch, abseits von Gedichten mal Intimität und Verlangen in einer Story zu beschreiben. Klar, ich hab natürlich schon öfter Protagonisten in solche Szenen gestürzt. Aber in dieser Blog-Form ... und aus der Ich-Perspektive ... ist das auch für mich neu. Habe das bisher nur aus der Erzähler-Perspektive getan. Und nicht in der Gegenwartsform. Fühlt sich beim Schreiben recht intensiv an. Gefällt mir.

______________________________________________________________





Dunkelheit fängt sich in Lenas Augen, färbt sie tiefschwarz. Mein Blick gleitet an ihrem Gesicht entlang. Ihrem gerümpften kleinen Näschen, den hochgezogenen Wangenknochen. Den schmalen Lippen, die sie in einem Versuch, nicht zu lächeln, aufeinanderpresst. Weiter über ihr Kinn, ihren Hals, nur halb verdeckt von ihrem Haar. Die Grübchen um ihre Mundwinkel beben sacht. Ein Windstoß entblößt ihren Nacken. Lena schmunzelt, schielt zu mir und lacht.

"Könntest du mal damit aufhören?", fragt sie und tippt mir auf die Brust. "Das ist nicht gerade höflich."

"Womit?"

Sie sieht mich an, als hätte ich sie mit der Frage beleidigt. "Ich hab dich beobachtet. Wie du mich beobachtet hast."

"Ach ja", sag ich. "Das." Ich will noch irgendwas hintendran setzen. Irgendwas hervorbringen. Ihr beipflichten. Oder eine aberwitzige Ausrede herbei klausulieren. Oder ihr einfach die Wahrheit sagen - dass ich sie so unglaublich gern ansehe.

Aber Worte entgleiten mir.

Sätze verlieren den Sinn.

Ich stelle den Wein ab, lege meine Arme um Lena, ziehe sie an mich. Fühle ihre Wärme. Atme ihren Atem. Unsere Augen lösen sich keinen Moment lang voneinander. Ich spüre ihre Hand in meinem Nacken und ihre Finger über meine Haut tasten, an meinem Ohr entlang streichen. In mein Haar greifen. Ein Schauer durchfährt mich. Die Welt schrumpft, bis sie nur noch Lena und mich enthält. Ihre Finger - wie sie die kleine Narbe neben meiner Augenbraue erkunden. Meine Wange hinab fahren; für einen Atemzug auf meinen Lippen verweilen. Mein Kinn berühren, dann meinen Hals. Einen Weg unter mein T-Shirt finden.

Ein Seufzer entfährt mir, und ich schließe die Augen, genieße ihre kühlen Fingerspitzen auf meiner nackten, warmen Haut. Halte vor Erregung die Luft an.

Und fühle den Hauch eines Kusses. Ihre Lippen an meinen. Leicht geöffnet. Zart, fast zaghaft. Mein Griff um ihre Taille wird fester, fordernder. Verlangen mischt sich mit Faszination. Noch überwiegt die Neugierde. Noch erwidere ich den Kuss nicht. Verharre nur, lass sie gewähren. Noch sind wir Entdecker, die sich vorsichtig ertasten. Lippen, die sich benetzen. Münder, die behutsam schmecken.

Noch ... noch ...

Und dann ist ihre Hand in meinem Haar, und meine Hände an ihrem Gesicht. Ihre Lippen auf meine gepresst, ihr Geschmack in meinem Mund. Hitze durchflutet meinen Körper. Mein Puls dröhnt in meinen Ohren. Ihre Zunge findet meine. Spielt mit ihr, verlangt nach ihr. Will mich.

Und ich will Lena. Will spüren. Berühren. Greifen. Halten. Will fühlen, mich fallen lassen, zerschmelzen; will unter ihren Händen zergehen und hart sein zugleich. In sie eintauchen, mich ihr ergeben. Will meine Lust gespiegelt sehn in ihren Augen, ihren Bewegungen, in ihren Lauten.

Wir lösen uns voneinander. Schauen uns an. Küssen uns. Schauen uns an.

"Schluck Wein?", sagt Lena außer Atem.

"Und Zigarette?", füg ich hinzu, innerlich bebend.

Wir hocken uns ins Gras. Nehmen die Becher. Küssen uns. Vergessen das mit dem Wein und den Zigaretten. Probieren es etwas später nochmal. Haben beim dritten Versuch Erfolg.

"Krass", sagt Lena. Wir sitzen nebeneinander. Qualm steigt von unseren Kippen in den sternklaren Nachthimmel.

"Jap", sag ich. Ich muss nicht nachfragen, was sie meint. Mir ist das gleiche Wort im Kopf herumgeschwirrt. Das einzige Wort, mit dem sich meine Gefühle adäquat zusammenfassen lassen: "Krass."

Wir schweigen. Gedankenversunken. Rauchen fertig. Nehmen die Flaschen und machen uns wieder auf den Weg.


bearbeitet von athomeinmyhead
Geschrieben

Wow das ist so schön geschrieben das es kribbelt und das man sich ein wohl fühlt und sich weg träumt!


Geschrieben

fühle mich so langsam als bin ich der Mann an ihrer Seite....krass *fg

mitreißend, gefühlvoll...Klasse!


verwirrtertyp
Geschrieben

Wir nehmen die Abkürzung über das frischgemähte Feld, hören das Rauschen des Flusses in der Ferne. Lena hält meine Hand. Unsere Schritte knirschen auf Erde und Gras. Vor uns tut sich der Wald auf, und mich überkommt das Gefühl, als fehle etwas, als wäre das nicht das Birkenwäldchen, das ich seit Jahren kenne. Es ist still hier. Stiller, als es im Sommer um diese Jahreszeit sein sollte. Ich kneife die Augen zusammen, suche nach einem der Pfade, die zum Fluss hinab führen. In der Finsternis ein schier unmögliches Unterfangen.

"Seltsam", sagt Lena. "Hier sind doch sonst immer so viele Jugendliche unterwegs ..."

"Und drei oder vier Lagerfeuer sieht man am Ufer immer irgendwo hervorschimmern. Bei so nem Wetter wie heute auf alle Fälle."

"Irgendwie unheimlich", sagt Lena. Wir gucken in die Dunkelheit. Baumstämme und Schatten, Schatten und Stämme. Mehr ist da nicht. "Und ich hör den Fluss nicht mehr."

Ich lausche angestrengt. Und höre ebenfalls nichts. Nur unsere eigenen Atemgeräusche. Kein Rauschen. Kein Laut.

"Das ist nicht nur unheimlich", sag ich und sehe mich verstört um. "Das ist physikalisch absolut unmöglich. Ein Fluss hört nicht einfach auf, zu fließen. Oder Geräusche zu machen."

Lena wirkt genauso unschlüssig wie ich. "Das ist jetzt echt gruselig. Kehrn wir um?"

Ich blicke über die Felder zu den Häusern, den Vorgärten, den Straßenlaternen. Dann dorthin, wo der Fluss sein sollte und jetzt nur mehr Schatten sind.

"Mh", sag ich und hole mein Handy raus. "Wie oft im Leben hat man die Möglichkeit, so ein Phänomen zu untersuchen? Bist du gar nicht neugierig? Wir könnten eines der Handys als Taschenlampe benutzen und mit dem anderen filmen."

"Was willst du denn filmen?"

"Das weiß ich ja jetzt noch nicht. Aber was immer einen Fluss komplett verstummen lässt ... ist auf jeden Fall ein Video wert."

"Ich bin mir nicht sicher, dass das nur den Fluss betrifft. Ich höre rein gar keine Geräusche. Keine Autos auf der Umgehungsstraße. Kein Grillenzirpen. Überhaupt keine Insekten."

"Ja ..." sag ich nachdenklich. Schalte mein Handy auf Videomodus, drücke Record und beginne, zu dokumentieren.

"Wir gehen jetzt", sagt Lena. Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung.

Ich gucke noch einmal in den Wald. Unterdrücke ein Frösteln. "Ja. Ich film nur eine Minute. Der Naturwissenschaftler in mir kann so eine Gelegenheit nicht einfach verstreichen lassen."

"Der Naturwissenschaftler in dir sollte lieber sein Mädchen in Sicherheit bringen", sagt Lena. "Sonst bringt es sich nämlich selbst in Sicherheit."

"Eine Minute", sag ich. Filme die Baumkronen, schwenke das Handy einmal über den Himmel und halte dann auf die Felder. Die stillen, anscheinend von jeglichem Leben entvölkerten Felder. Lena zuckt plötzlich. Ihr Arm krallt sich krampfhaft um mein Handgelenk, und ich drehe mich zu ihr.

"Hast du das gesehen?", fragt sie. Schrill. Verängstigt.

"Was gesehen?"

Sie deutet in den Wald. "Ich weiß nich. Irgendwas! Irgendwas hat sich bewegt, und es ... da! Da hinten ..."

Ein Schatten bewegt sich im Unterholz. Eine tiefere Finsternis, die der Dunkelheit inne wohnt. Ich richte das Handy darauf und weiß gleichzeitig, dass auf dem Video mit Sicherheit gar nichts zu erkennen sein wird. Nicht einmal meine Augen können erfassen, was dort ist.

Ich spüre Lenas Hand wie eine Schraubzwinge an meinem Arm. Der Druck wird stärker, schmerzhaft. Ich beachte ihn nicht. Starre in die Schwärze. Lebendige. Sich kräuselnde. Wabernde Schwärze.

Ich weiß nicht, in welcher Zeitspanne es passiert, ich weiß auch nicht, wie schnell es passiert. Es ist wie eine optische Täuschung: Erst ist da Wald. Düster zwar, aus Schatten gemacht und nicht aus Licht. Aber Wald. Bäume. Realität. Und im nächsten Moment ist da nichts mehr. Als wär dort nie etwas gewesen.

"Nichts", murmel ich in mich hinein.

"Was?"

"Das Nichts," sag ich. Meine Stimme betonungslos. Mein Kopf überflutet von Kindheitserinnerungen. "Bastian Balthasar Bux. Atreju. Phantásien. Die kindliche Kaiserin ..."

"Wovon zur Hölle sprichst du?"

"Die unendliche Geschichte." Ich starre auf das Nichts. Kann den Blick nicht abwenden, nicht einmal, um Lena anzusehen. "Hast du das Buch gelesen?"

"Nein!" Sie klingt panisch. "Was hat denn ein Buch mit uns zu tun?"

"Alles", sag ich. Deute auf ein paar Baumstämme, die in diesem Moment von Dunkelheit gelöscht werden. "Es ist das Nichts. Der Weltenfresser. In Michael Endes Buch wird das Reich Phantásien davon verschlungen. Ich hab das immer als eine Art Metapher gesehen. Als einen Appell für mehr Phantasie. Und gegen Materialismus. Doch in Endes Geschichte wird nur die Fantasie vom Nichts bedroht. Er hat es nicht konsequent weitergedacht."

Die Wiese vor uns ist plötzlich weg. Aber nicht einfach nur ... weg. Man kann nicht hindurch sehen auf etwas, das dahinter liegt. Es ist keine Luft dort. Kein Loch. Sondern einfach nur: Nichts.

"Dieses Nichts aus dem Roman hat also Phantásien verschlungen und ist jetzt in diese Welt geschwappt?", fragt Lena. "Willst du das damit sagen? Weißt du, wie bescheuert das klingt?"

"Ich weiß nicht, ob es Phantásien verschlungen hat", sag ich. "Oder wo es her kommt. Aber ich weiß, was es ist. Ich habe dieses Buch als Kind geliebt. Und jetzt steh ich hier. Und sehe das, was als Kind meiner Fantasie entsprang, mit meinen eigenen Augen. Oder besser: Sehe es nicht. Das Nichts."

"Is mir scheißegal, was es ist. Wir müssen hier weg. Jetzt!"

Ich nicke. Starre weiter in die Dunkelheit. In diesen todbringenden Schlund, der begonnen hat, die Erde zu fressen. In unheimlicher Stille die Erde zu fressen. Lenas Stimme wird lauter. Ich glaube, sie schreit, aber sie klingt zugleich ganz gedämpft. Ganz leise. Als wäre ihr Mund mit Watte ausgestopft. Ich sehe Lena an. Sie verschwimmt vor meinen Augen. Es fällt mir schwer, mich zu bewegen. Zu denken. Lenas Stimme wird schwächer, verklingt. Und die Welt um mich wird leise. Leise.

Stumm.

...

Ein Ruck. Explodierender Schmerz im rechten Arm. Lenas Stimme so laut, dass mir der Kopf zu platzen droht. Ich versuche benommen, mich zu orientieren. Lena rennt. Ich renne auch. Lena zieht mich.

"Oh scheiße!", schreit sie. "Du warst fast weg! Ich konnt dich von einem Moment auf den anderen nicht mehr sehen, aber ... ich hab dich noch gespürt! Ich hab noch deinen Arm gespürt! Und ich hab dran gezogen, und dann-"

"Spar deinen Atem und renn!", schrei ich.


athomeinmyhead
Geschrieben

Das Nichts? Phantásien? Michael Ende und die unendliche Geschichte? Halloooo? Glaubwürdigkeit? Authentizität? Fehlschluss! Da hat ganz offensichtlich irgendein verwirrter Typ meine Story auf abstruse Weise fortgesetzt. Is ja unerhört.

Natürlich geht es ganz anders weiter mit Lena und mir. Hier die echte Fortsetzung:



_____________________________________________________________






"Das eben ...", sagt Lena, während wir uns einen Pfad zwischen Pappeln, Weiden und Holunder suchen, die Uferböschung hinab zum Flussbett. "Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, ohne, dass es blöd klingt ..."

Ich biege einen Ast nach oben, Lena schlüpft drunter durch. "Sag's einfach. Ist doch egal, wenn's blöd klingt."

Wir stapfen durch Heidekraut und Ginster, vor uns das gewundene Flussbett. In beiden Richtungen des Wasserlaufs glimmen Lagerfeuer in der Nacht. Musik und der Duft von verkokelten Grillwürstchen hängen in der Luft. Die unzähligen Kiesbänke sind belagert von grillenden, zeltenden, feiernden Menschen.

"Also ...", fängt Lena an. "Dafür, dass wir uns jetzt noch keine zwei Stunden kennen ... ich meine. Es geht schon ein bißchen sehr schnell, oder?"

"Oh", sag ich. "Findest du? Wir haben für einen Zehn-Minuten-Weg jetzt fast ne Stunde gebraucht. Das ist ja dann doch eher langsam."

"Haha. Ich hab ja gesagt, dass es blöd klingt."

"Quatsch", sag ich. "Ist nich blöd. Du hast Recht. Wir kennen uns kaum. Tun wir einfach so, als hätte dieser lahme, langweilige Kuss nie stattgefunden."

"Idiot", sagt sie, packt mich am Ärmel der Jacke, zieht mich zu sich heran. Küsst mich. "Ich will nur sagen ... für mich ... für heute ... ist das völlig ausreichend. Ich will dich kennenlernen. Mit dir reden. Dich küssen. Dich ansehen. Für heute ... brauch ich nicht mehr."

"Im Klartext: Ich soll meine Hände bei mir behalten."

Sie guckt mich mit großen Augen an. "Nein. Nein!", ruft sie und lacht. "Auf keinen Fall sollst du deine Hände bei dir behalten! Wie du mich vorhin gehalten hast ... nein! Das wollt ich damit nicht sagen."

"Was genau wolltest du denn sagen?" Ich lächle. Lenas Kompliment fühlt sich gut an. Kribbelt.

"Einfach nur, dass One-night-stands für mich ... nicht in Frage kommen. Dass ich mich gefragt hab, ob's darauf hinausläuft. Ob du denkst, dass es darauf hinausläuft. Deswegen dachte ich, ich sag es gleich."

"Oh Mann", ruf ich und muss schmunzeln. "Und ich dachte, ich wär verkopft ..."

"Ey!" Lena versetzt mir einen Knuff in die Seite. "Ich bin nicht verkopft. Ich hab nur eins und eins zusammengezählt. Wenn ein Mann dich nach ner halben Stunde schon küsst, dann ist ja wohl anzunehmen, dass er irgendwelche Erwartungen in den Abend setzt."

"Ja, ich geb zu, das mit dem ersten Kuss ging einigermaßen flott. Worauf ich ja schon auch etwas stolz bin. Gute Steilvorlage von dir. Top-Reaktion von mir."

Lena lacht und guckt dann ernsthafter. "Na gut. Das mit der Steilvorlage ... ich war vielleicht nicht ganz unbeteiligt, wenn man das so sieht."

"Nicht ganz unbeteiligt?", wiederhole ich und versuche, rechtschaffen empört zu klingen. "Wenn du nicht du wärst, dann wär es niemals zu diesem Kuss gekommen. Soviel steht mal fest. Ich würde also sagen, dass die Hauptschuld auf deinen Schultern lastet. Ich bin nur ein Opfer der Umstände."

"Das ist ein fadenscheiniges Argument. Wenn du nicht du wärst, dann wär es ebenfalls nicht zu diesem Kuss gekommen."

"Touché!" Ich zieh sie zu mir heran. Küsse sie. "Siehste?", sag ich. "Schon wieder. Du lässt mir keine Wahl. Wenn du mich so ansiehst. Oder solche Sachen sagst. Aber das heißt doch nur genau das: Dass ich dich küssen will. Dir nah sein will. Ich hab keine weiteren Pläne gemacht, wie der Abend verlaufen sollte. Ich versuch, im Hier-und-jetzt zu leben. Den Augenblick zu genießen."

Sie nickt. Mit dem Hauch eines Lächelns um die Mundwinkel.

"Ein Kuss ist ein Kuss", sag ich. "Nicht mehr. Und nicht weniger. Nein ... garantiert nicht weniger. Das heißt aber doch nicht, dass ich jetzt ständig dran denke, dich flachzulegen."

"Ich schon", sagt Lena so trocken, dass ich sie nur wortlos angaffe.

"Äh", bring ich hervor.

"Aber Gedanken sind Gedanken", sagt sie. "One-night-stands kommen für mich deshalb trotzdem nicht in Frage."

"Nee", sag ich und versuche, mein Kopfkino abzuschalten. Es klappt nicht. Ich muss grinsen. "Is klar."

Sie sieht mich an, schüttelt den Kopf, lacht und küsst mich. "Ich hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee ist, dir das zu erzählen."

"Ach. Doch. Ich find's gut", sag ich. Immer noch grinsend.

"Jetzt würd ich nur zu gern in deinen Kopf gucken können."

"Ich glaub, man muss kein Hellseher sein, um die Gedanken zu erraten, die mir grad durch den Kopf gehen."

"Ich weiß." Lena guckt schelmisch. "Drum würd ich ja gern reingucken."

"Oh mann!" Ich zieh sie enger an mich. "Du sendest hier echt widersprüchliche Signale, Mädchen! Das ist dir bewusst, oder?"

Sie lächelt, zuckt mit den Schultern. Auf diese Weise, die ich jetzt schon als Lena-Schulterzucken abgespeichert habe. Eine ziemlich unwiderstehliche Weise.


Geschrieben

Ich kann mich dir nur anschließen der Typ der deine Geschichte weiterschreiben wollte das geht mal so gar nicht da kommt nichts rüber!

Ganz im Gegensatz zu dir, ich fühle mich irgendwie in die Geschichte rein gezogen und kann die Gefühlsregungen komplett mitfühlen!


Geschrieben

bis auf den "verwirrtertyp", der sich einfach eingeklinkt hat und auch bei mir nicht gut ankam, find ich es eine sehr schöne geschichte die einem die möglichkeit des kopfkinos (als wäre man selbst in der story) beim lesen einräumt.

mach weiter so einfach top! 6 sterne


Geschrieben (bearbeitet)

Da ich die Geschichte gerade auf dem Handy lese und links die Avatare ausgezoomt hatte war ich schon recht verwirrt welch wendung die Geschichte bekam.
Naja zum glück war es nur ein fremd Schreiber.


bearbeitet von moppelpop
Geschrieben

sehr schön .. könnte aber etwas mehr action sein ...lg


Geschrieben

Wobei der Verwirrte das Schreiben handwerklich ebenfalls gut beherrscht. Aber die Lena-und-ich-Geschichte ist dennoch deutlich besser ... Und wirklich authentisch. Vielleicht eine Fantasie, wie die meisten Stories hier, aber eine, die Wirklichkeit sein könnte und die man so oder so ähnlich schonmal erlebt hat.

Chapeau!


athomeinmyhead
Geschrieben

OK. Ich glaub ich muss das nun doch mal kurz erläutern. ;-) Nachdem bacchus als einziger gemerkt hat, dass verwirrtertyp in auffällig ähnlichem Stil schreibt wie ich:

Ich weiß bei ner Story nie, wohin sie gehen wird. Ich lass meist einfach meine Finger machen und bin gespannt, was ich hinterher am Bildschirm lese. Und als ebendiese Finger angefangen haben, da plötzlich ein Horror-Apokalypse-Survival-Szenario aus meiner Lovestory zu entwickeln, hab ich sie mal machen lassen. Normalerweise lösch ich skurrile Gedankengänge nach ein paar Sätzen wieder und hangle mich am Grundgerüst weiter, das da (hoffentlich) irgendwo in meinem Kopf rumhängt. Aber ich wollt unbedingt wissen, was Lena und ich da ominöses im Wald finden. Hatte selbst keine Ahnung. Und über "das Nichts" war ich ziemlich überrascht, weil ich schon Ewigkeiten nicht mehr "Die unendliche Geschichte" gelesen oder gesehen hatte. Oder auch nur dran gedacht. Und dann fand ich den Storyteil irgendwie gut. Wenn auch vielleicht nur wegen all der Erinnerungen, die plötzlich wieder da waren. Und drum wollte ihn einbauen in meine Story. Aber natürlich so, dass er die eigentliche Story nicht kaputtmacht. Deshalb hab ich dann den verwirrtertyp-Account eröffnet und damit gepostet. Um mich anschließend selbst in den Boden zu kritisieren. Mwuahaha.

Nur deshalb hab ich den verwirrtertyp so fies von der Seite angefahren. Es gibt kein Gesetz der Nettiquette, das einem verbietet, sich selbst zu beleidigen. ;-)

(Sorry Mods - wegen des zweiten Accounts. Ich bitte, das unter "künstlerische Freiheit" zu verbuchen)


athomeinmyhead
Geschrieben

"Gemütlich is anders", sag ich.

Die Jacken unter uns gepackt liegen wir auf der Kiesbank, Lenas Hand in meiner. Ich rutsche mit dem Rücken in eine neue Position. Der Stein, der sich zwischen meinen Schulterblättern hindurch in meine Lunge bohren wollte, wird ersetzt durch zwei spitzere Artgenossen, die mir in die Niere stechen. Ich rutsche energischer.

"Alles gut?"

"Mh. Unsere provisorische Zwei-Jacken-Decke weist eklatante Mängel auf. Ich fühl mich leicht aufgespießt."

"Also meine Seite ist OK."

"Das ist zwar erfreulich, aber nicht sonderlich hilfreich", merk ich an.

"Du könntest ja rüberkommen", sagt Lena.

Ich schweige.

"Nur so ne Idee."

Ich kuschel mich enger an sie, drehe mich - bin über ihr, auf Händen und Knien, mein Gesicht über ihrem, und flüstere: "Meinst du so?"

Lena nickt.

"Ich mag deine Ideen", sag ich. Sinke vorsichtig auf die Ellbogen, bis meine Lippen ihre berühren. Sie küssen. Geküsst werden.

Ich fühle ihre Hände seitlich über den Stoff meiner Jeans gleiten. Langsam an meinem Hintern entlang. Die kleine Welle des Gürtels erklimmend. Unter mein T-Shirt. Über meinen Rücken.

Instinkt übernimmt. Ich presse mich voller Lust an Lena, während wir uns weiterküssen. Höre mein Herz mit jedem Schlag lauter, drücke meinen Unterleib an ihren und spüre, wie ihre Hände Druck auf meine Schultern ausüben, mich noch fester an sich ziehen. An ihre Brüste. Ihre Lippen. Ihren Schoß. Heißes Blut pulsiert in meinen Adern, pocht in meinen Ohren. In meinem Kopf. In meinen Lenden.

Unsere Hände gehen auf Erkundung. Was immer erreichbar ist, wird berührt. Was immer berührt wird, steigert noch die Intensität unserer Küsse.

Ich halte ihren Hinterkopf mit der linken Hand. Meine Rechte fährt den Stoff ihres Rocks hinab. Über den Saum hinaus. Meine Finger ertasten das feine Nylon ihrer Tights. Ihre Finger meinen nackten Rücken. Meinen Hintern.

Unsere Zungen spielen miteinander, lassen wieder voneinander ab. Finden sich erneut. Meine Hand gleitet ihr Bein hinauf. Ins aufregende, unbekannte Territorium unter ihrem Rock. Ich verlagere das Gewicht ein wenig nach vorn, ziehe sie sacht nach oben. Kann unter sie greifen. Fühle die Rundung ihres Arschs, streichle ihre Pobacke, greife lustvoll hinein. Lena bäumt sich unter mir, reibt sich an mir. Ich verharre für einen Moment. Genieße, was ich spüre. Und schicke meine Hand wieder auf Wanderschaft. Unter dem Rock hervor, an ihrer Hüfte hinauf, die Seite ihres Bauchs entlang (was Lena ein Kichern entlockt und mir eine Entschuldigung), und dann, ganz langsam, an ihrem BH entlang, hinauf zu ihrem Unterarm ... und wieder zurück zum BH.

Ich spreize die Finger, versuche, so viel wie möglich von Lenas wundervoller Oberweite zu umfassen. Hebe meine Brust, während wir uns weiterküssen. Um mir Spielraum zu geben.

Um sachte. Fast unspürbar für sie und mich ... die Rundung ihrer Titten nachzufahren. Die Hand beinahe schwebend über ihrer Bluse. Beinahe nur, beinahe. Denn mit jedem Atemzug, mit jedem Mal, wenn sich ihr Brustkorb hebt und senkt ... spür ich knisternd weichen Stoff unter den Fingern. Spür ich Erregung. Lust. Spür ich, wie unsre Küsse außer Takt geraten. Wie wir innehalten. Atem atmen.

Und greif dann zu.


athomeinmyhead
Geschrieben

sehr schön .. könnte aber etwas mehr action sein ...lg



Wie so häufig im Leben ist nicht immer alles sofort Action. ;-) Allerdings könnte ich dir für den Action-Part wärmstens empfehlen, gedanklich die Story von verwirrtertyp weiter zu spinnen. Da is alles drin: Milliarden und Abermilliarden Tote. Der US-Präsident in der Air***-One, wie sie vom Nichts verschlungen wird. Ein genial-verrückter Wissenschaftler, der eine Antimaterie-Bombe ins Nichts wirft, es somit ad absurdum führt und die letzten paar Hundert Menschen rettet (Lena und mich inklusive). Welche dann, in einer Sexorgie noch nie dagewesenen Ausmaßes, für das Überleben der Menschheit sorgen müssen.

Mist, jetzt hab ich den Schluss verraten.


Geschrieben

Hihi na du bist mir ja einer..... Aber eine sehr lustige Idee die mir sagt das du einen tollen Sinn für Humor hast!

Deine Geschichte Hebt sich hier echt ab weil sie so Real und natürlich erscheint! Danke dafür!


Geschrieben

Das der Verwirrtertyp und Du eine Person sein könnten habe ich auch vermutet.
Gut - hinterher sagen kann das ja Jeder
Deine Handschrift ist nun mal unverkennbar mit ihrer intellektuell-psychologischen Färbung, dabei alles so realitätsnah beschrieben.
Ok - beim Verwirrtertyp lassen wir mal die Realität weg
Aber Dein detailreiches, bildhaftes, nachvollziehbares Beschreiben hat schon was Einzigartiges an sich.
Super und bitte weiter so.


athomeinmyhead
Geschrieben

Uff. Danke. (auch wenn "intellektuell-psychologisch" irgendwie nach Professor mit Nickelbrille und nasaler Stimme klingt ... aber hey - war bestimmt nett gemeint und so ;-))

Ich geb mir Mühe.


athomeinmyhead
Geschrieben

Ich spür, wie unsre Küsse außer Takt geraten. Wie wir innehalten. Atem atmen.

Und greif dann zu.

Und fühle.

Lenas Zunge dringt in meinen Mund. So unerwartet fest und tief, dass ich die Augen aufreiß, erstickt stöhne. Ihren Kopf noch fester an mich drück. Sie schmecke. Süßlich. Rauchig. Heiß und feucht.

Lena blinzelt. Sieht, wie ich sie anseh. Zieht sich langsam aus mir zurück. Löst sich von mir, mit speichelnassen Lippen. Wir gucken uns an. Ich schlucke. Erinnere mich an die Hand, die auf ihrer Brust liegt, und greife erneut in die Baumwolle ihrer Bluse, spür den Widerstand ihrer Titten. Lena zuckt zusammen. Atmet schwer. Ihr Blick unverwandt in meinem.

"Ich will dich", flüster ich heiser. Nicht, um unnötig in Worte zu verpacken, was Hände, Mund und Körper längst in Taten münden lassen.

Nein. Nur für den Blick. Für das, was jetzt in Lenas Augen glimmt.

Für das Funkeln.

Sie nähert sich mir, doch ich weich zurück. Sie lächelt, knurrt, versucht noch einmal, meinen Mund zu fangen. Und wieder neck ich sie. Sie senkt die Lider. Spitzt die Lippen und schüttelt sacht den Kopf.

Nein?, frag ich. Mit Mimik, Augen, ohne Worte. Nein, sagt sie. Durch einen simplen Wimpernschlag. Durch die Ahnung eines Lächelns.

Dann greifen Hände in mein Haar und drücken mich hinab zu ihren Lippen. Sanft, aber bestimmt. Keinen Widerspruch duldend. Unser Atem vermengt sich. Unsere Körper folgen.

Ich taste mich erregt an ihrer Bluse empor. Über den Kragen hinweg. Meine Finger gleiten über ihr Schlüsselbein, an ihrem angespannten Hals entlang. Ich spüre ihre Hitze, spüre die winzigen Härchen in ihrem Nacken. Kann nicht mehr an mich halten, lös mich von ihren Lippen und mach mich küssend auf den Weg zu ihrem Hals. Schmecke ihr Kinn, ihre Wange. Die dünne, empfindliche Haut unter ihrem Ohr. Und hinab. Hinab.

Ein Beben geht durch Lena. Sie drückt mich an sich, presst mich fester in die Beuge zwischen Kopf und Schulter. Stöhnt. Bäumt sich auf. Packt meinen Kopf. Sieht mich mit wildem Blick an und zieht mich an ihre Lippen.

"Nicht jetzt", flüstert sie zwischen stürmischen Küssen. "Heb dir die Stelle ... für später auf ..."

"Uuh", hauche ich. In irgendeinem Tonfall, der Lena nicht wie geplant dazu bringt, sich mir innigst hinzugeben, sondern zu lachen.

Ich grinse, rolle mich von ihr herunter, schenke uns Wein in die Pappbecher und reiche Lena ihren. "Das war mein erotisches "Uuh". Nicht mein lustiges."

"Tschuldigung", sagt sie und nimmt einen Schluck. "Hab ich verwechselt. Die klingen so gleich."

"Ha", sag ich nur. Überlege, wie ich das fortführen könnte. Aber mir fällt nichts mehr ein, und so bleibt mein Ha in der Luft hängen.

"Sprachlos?", fragt Lena.

"Ha", sag ich nochmal. Und teile ihr allein durch meine Augen mit, dass sie mich mal könne. Aber irgendwo geht wohl schon wieder ein Teil der Nachricht verloren, denn sie lächelt, setzt sich auf und kramt die Zigaretten hervor.


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