Ba**** Geschrieben März 17, 2010 Geschrieben März 17, 2010 Vorab - ich möchte mich nicht über die Frage der Religion austauschen. Ich selber glaube an Gott, bin aber keiner Kirche angehörig. Trotzdem finde ich in mir diesen Seelenbereich, der sagt, dass Wollust Sünde ist. Wobei eigentlich mehr das Geühl da ist, dass der Weg zu einem (im religösen Sinne) guten Leben über eine gewisse Enthaltsamkeit und Konzentration auf andere (viel wichtigere?) Dinge führt. Dabei erlebe ich mich dabei, dass ich das eine oder das andere ausblende, also in einem gewissen Sinne (nicht pathologisch oder auch nur ansatzweise ernsthaft problematisch) ein Doppelleben führe. Die Sexualität hier und das Streben ein "guter" Mensch zu sein dort. Wobei ich überzeugt bin, dass der Genuss ein Teil der Liebe zum Leben und zur Welt um mich herum ist. Ein leckeres Essen wirklich zu geniessen, einen schönen Frühlingstag wirklich wahrzunehmen, gute Musik zu fühlen und empfinden, all das ist für mich ein wichtiger Teil des Lebens und in gewissem Sinne auch ein Ausdruck der "göttlichen Liebe" zu mir und der Welt. Ich will das nicht überhöhen, aber an solchen - durchaus auch kleinen - Erlebnissen merke ich, dass unser Dasein nicht nur dem Überleben (also der reinen Hungerbefriedigung) und der Arterhaltung (also dem reinen Kinderzeugen) dient, sondern dass da mehr ist, was einfach wunderschön ist. (und damit göttlich, weil eigentlich völlig überflüssig) Meine Frage geht nun dahin, bis wohin die gelebte Sexualität Genuss in dem gerade beschriebenen Sinne ist, und ab wann sie (die gelebte Sexualität) Wollust (hier als Sünde - man kann Wollust ja auch positiv belgen) ist. Ich sehe die Grenze klar dort, wo sie dauerhaft zügellos wird, sie mein Streben oder gar mein Leben bestimmt. Aber ein bisschen zügellos ist gelebte Sexualität doch immer. Wo ist es also übertrieben? Es ist überhaupt nicht so, dass ich mich unwohl fühle. Es ist einfach eine Moralfrage, die ich in den Raum stelle und schauen möchte, wie andere Menschen mit dieser Frage umgehen. Kennen andere diese Frage. Wird sie hier vielleicht albern gefunden? Kommen spannende Anworten? Um ein praktisches Beispiel für den Diskussionsanfang zu geben: Wir (Babette und ich) geniessen es, ab und zu weitere Menschen in unsere Sexualität einzubeziehen. Heute Abend war ich beim Elternabend und habe mich, als es zwischendurch langweilig wurde, ein bisschen umgeschaut, mit wem von den anwesenden Eltern ich mir Sex vorstellen könnte. (selbstverständlich ein theoretisches Gedankenspiel, denn unsere Partner dafür suchen wir uns hier) Ist das ein "erlaubtes" Gedankenspiel weil man sich ein bisschen Lebensfreude macht, oder ist das ein "verbotenes" Gedankenspiel, weil ich damit die Sexualität in den falschen "Bereich" transportiert habe. Oder warum auch immer... Was sagt Ihr?
Si**** Geschrieben März 17, 2010 Geschrieben März 17, 2010 Lustig - gerade darüber habe ich mich gestern auch erst unterhalten. In unserer Kirche (in die wir aber aufgrund unserer Religionsferne nicht gehen) findet gerade eine Ausstellung mit Gemälden zum Thema die 7 Todsünden statt. Am Bild der Wollust (nackte Frau mit gespreizten Schenkeln und zwei kleinen Männchen davor) entzündete sich eine derart heftige Diskussion, dass die Bilder nun während der Gottesdienste verhängt sind. Eine ältere Frau hatte das Bild sogar versteckt, damit die Kinder nicht dem Anblick ausgesetzt sind. Tja - wenn ich bei meinem Liebhaber bin, fühlt sich das einfach richtig an. Wir schenken uns gegenseitig unglaublich viel Nähe, Zärtlichkeit, Lust und Lebensfreude und tun uns gegenseitig gut. Gleichzeitig weiß ich aber, dass meine Eltern, Geschwister und viele Freunde hochgradig geschockt wären und mein Verhalten sehr wohl moralisch verurteilen würden. Für mich persönlich wird Wollust ab dem Moment unmoralisch, wo sie Schaden anrichtet. Sei es, dass man sich nicht schützt, andere rein als Lustobjekt missbraucht, sich auf Sex einlässt, der einem nicht gut tut oder gar öffentliches Ärgernis erregt. Und sobald man kein anderes Interesse als Sex hat, wird es ebenfalls bedenklich. Zu deiner persönlichen Frage: So lange ihr respekt- und liebevoll mit euren Spielpartnern umgeht, finde ich das Verhalten moralisch vertretbar. Und zu deinen Fantasien: Gedanken sind frei.. wenn du die Leute nicht übertrieben anglotzt oder gar anfasst, schaden deine Vorstellungen auch nicht.
ch**** Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 ob wollust sünde ist.... das kann niemand letztlich beurteilen. das problem ist, daß wir seit fast 2000 jahren die kirchlichen indoktrination ausgesetzt sind. eltern, schule, konfirmandenunterricht usw. seit generationen wird das so gehandhabt. daher sitzt das tief im bewußtsein der menschen. das ist natürlich für die zwischenmenschlichen verhaltensweisen keinesfalls negativ. (z. b. "du sollst nicht töten") aber es fällt uns sehr schwer diese verhaltensregeln für uns selbst neu zu interpretieren. das geht nur, wenn man selbst eine charakterlich gefestigte persönlichkeit ist. aber wahrscheinlich ist es für die mehrzahl der menschen besser, wenn sie diese regeln einhalten. die schwierigkeit liegt im ziehen von grenzen. das zeigt sich in den letzten jahren sehr deutlich an den ausschreitungen von jungen leuten. (u-bahn münchen z. b.) was jetzt die sexualität betrifft (wollust) das ist naturlich von der kirche in 2000 jahren ganz bewußt aus gründen der machtausübung und machterhaltung so gewollt. und es ist wohl nicht so einfach sich davon zu lösen. aber ich habe die hoffnung, daß der aufgeklärte mensch des 21. jahrhunderts für sich selber die entscheidung treffen kann.
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 ob wollust sünde ist.... das kann niemand letztlich beurteilen. das problem ist, daß wir seit fast 2000 jahren die kirchlichen indoktrination ausgesetzt sind. [....] aber ich habe die hoffnung, daß der aufgeklärte mensch des 21. jahrhunderts für sich selber die entscheidung treffen kann. Religion darf nun nicht nur mit dem christentum gleichgesetzt werden. Denn Religion gibt es nicht nur seit 2000 jahren , sondern solange es menschen gibt. In gewisser Weise bin ich auch religiös, nur ist das nicht an eine bestimmte Religion gebunden.... Ich halte es da eher wie nathan der Weise... eine bestimmte Religion ist nur ein Weg, und eben menschen-gemacht. Der größte Widerspruch, den es gibt, ist wohl, dass im namen der Religion, eigentlich der Liebe zu den menschen, kriege geführt und Gewalt ausgeübt wird. Zur Wollust: Hieß es bei den Kelten nicht sogar "die Göttin ehren", wenn man Sex hat? Ich glaube nicht, dass Wollust Sünde ist, eher im gegenteil! Wollust ist Liebe zu den Mitmenschen. Und genau deshalb bin ich gegen stumpfes "Egal-wen-Gepoppe", der Respekt vor dem Gegenüber darf nie fehlen. Wenn ich meine Sexpartner nicht "benutze" wie einen Gegenstand, sondern respektiere und ihn - auf den moment bezogen - in irgendeiner Form "liebe", dann kann das niemals eine Sünde sein!
schimmi70 Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Viel zu komplex. Lebt es einfach aus !!! Viel Spass noch dabei.
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Ist Wollust Sünde? Ja, natürlich, denn diese Formulierung ist religiös geprägt und Religion lehnt nun mal Sexualität ausserhalb eines bestimmten Rahmen ab. Ob Wollust "moralisch" ist, muss jeder für sich selber entscheiden. es gibt sicher auch Atheisten, die "swingen", "ONS", GB oder was auch immer, als unmoralisch bezeichnen würden! Meine persönliche Grenze ist ebenfalls die hier schon genannte, nämlich, wenn ich mit meinem Verhalten einen anderen Menschen verletze, oder ihn in seiner Freiheit Nein zu sagen,beschneide!
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Ich kann den Gedanken nachvollziehen. Selbst streng katholisch erzogen worden, hatte Sex immer etwas "böses" an sich... denn das ist im Prinzip das, was kleinen Katholiken von klein auf eingeprägt wird. Meine Sexualität als ***ager wurde davon stark geprägt. Ich spürte die (Wol)Lust in mir, aber alles, was ich tat, hinterließ den Nachgeschmack von Schuld und Scham. Erst als ich mich von der Religion und dem Glauben befreite, konnte ich meine Sexualität schuldfrei und genussvoll leben. Und eigentlich hat dieses anerzogene "Schuldgefühl" das Gegenteil bewirkt... ich habe bewusst dagegen rebelliert und meine Sexualität vielleicht extremer gelebt als jemand, bei dem das Thema Sex im Elternhaus offener behandelt wurde. Dieses "Schuldgefühl" gibt es auch heute noch... bzw. gibt es Situationen in denen ich weiß, dass ich etwas völlig un-katholisches tue, etwas (laut Kirche) amoralisches, schlechtes, böses, schandhaftes, wasauchimmer... aber heute sind diese Momente eher luststeigernd denn abtörnend Ob es Sünde ist im Sinne der Religion? Ist mir völlig egal. Ich lebe nach meinen eigenen moralischen Grundsätzen und einen Menschen zu etwas zu zwingen, ihn zu verletzen oder ihm sonstwie zu schaden gehört generell nicht zu diesen Grundsätzen... völlig unabhängig von der Sexualität.
ch**** Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 @ mandarina natürlich ist wollust keine sünde. du hast das vollkommen richtig erkannt. in anderen religionen geht man mit der sexualität auch anders um. aber hier in westeuropa ist es eben der unsägliche einfluß der (katholischen) kirche, der vielen menschen schuldgefühle bei sexuellen aktivitäten eingeredet hat und noch einredet. die aktuellen diskussionen um den mißbrauch von schutzbefohlenen spricht da bände.
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Vorab - ich möchte mich nicht über die Frage der Religion austauschen. Ich selber glaube an Gott, bin aber keiner Kirche angehörig. Trotzdem finde ich in mir diesen Seelenbereich, der sagt, dass Wollust Sünde ist. Wobei eigentlich mehr das Geühl da ist, dass der Weg zu einem (im religösen Sinne) guten Leben über eine gewisse Enthaltsamkeit und Konzentration auf andere (viel wichtigere?) Dinge führt. Dabei erlebe ich mich dabei, dass ich das eine oder das andere ausblende, also in einem gewissen Sinne (nicht pathologisch oder auch nur ansatzweise ernsthaft problematisch) ein Doppelleben führe. Die Sexualität hier und das Streben ein "guter" Mensch zu sein dort. Meiner Meinung nach vermischen sich hier verschiedene Begrifflichkeiten Moral, Religion, Kirche, Ehre oder ehrenwertes Leben, Sünde etc. Zunächst einmal hat die Kirche kein Monopol für die Moral, auch wenn sie es so sieht. Es gibt Moral auch ohne Religion (und leider auch Religion ohne Moral). Die Kirche ist auch nicht gleichzusetzen mit der Religion. Was in der Bibel steht und wie die Kirche sie auslegt ist aus meiner Sicht nicht immer Deckungsgleich. Aber selbst innerhalb der Kirche würde Deine Frage recht unterschiedlich beantwortet. Es gibt dazu einen Satz: "Die griechische Welt hatte schon früh keine Ahnung von diesen Sünden als Vergehungen, und die römische Welt, wenigstens die spätere, ebensowenig." Man hatte also keine Ahnung von diesen Sünden, weil man ja auch keine Ahnung vom Christen- oder Judentum hatte. Vielleicht sind ja doch nur diese Sünden innerhalb dieses Kreises welche - also im Christen- bzw. Judentum -, außerhalb derselben existieren sie gar nicht? Nehmen wir einmal an, im Jahr 3000 gerät eine neue Religion zur Weltherrschaft, die das Nasenbohren verbietet. Auch dann hätten wir Heutige keine Ahnung von der Sündhaftigkeit dieser lustvollen Tätigkeit. Was aber folgt daraus, welche Konsequenzen hätten wir Heutige zu tragen? Die Frage ist also, was ist Sünde und warum? Wenn Du an Gott glaubst und die Bibel? Also an das Konstrukt von göttlichem Willen als dem einzig wahren Maßstab und des Sünde als allem was diesem nicht genügt. Selbst wenn das der Fall ist, bleibt die Frage, ob Du alten Männern, die in einer selbst auferlegten Asexualität leb(t)en (und i.d.R. schon mehrere hundert Jahre tot sind) die Deutungshoheit über die Bibel bzgl. Deines Sexuallebens lassen willst. Was ist Sünde? Im griechischen Urtext des NT steht für Sünde sehr oft das Wort hamartia (αμαρτια). Es bedeutet so viel wie "nicht treffen", "ein Ziel verfehlen" oder "etwas falsch machen". Die Logik hier ist, dass Gott den Menschen geschaffen hat und dementsprechend auch am besten weiß was gut für sein Geschöpf ist - und was nicht. Die Bibel ist dann das Manual, die Gebrauchsanleitung für sein Produkt. Wer sich nicht an diese Gebrauchsanleitung hält, verfehlt das Ziel, und erreicht nicht das Ziel, das Gott für sein Produkt gesetzt hat - und das nennt die Bibel eben Sünde oder Schuld. Jetzt kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich als Produkt an die Vorgabe des Produzenten halten will, oder ob er sich als denkendes Wesen sieht (als das Gott ihn ja geschaffen hat) und seine eigenen Entscheidungen trifft. Es ist die alte Frage, ob man die Frucht nimmt und das Leben im Paradies gegen Wissen tauscht. Entweder man spielt nach den Regeln und tut was einem gesagt wird und lebt konform und angepasst. Das führt zu einer Bequemlichkeit, die man sich selbst als Glück(seeligkeit) verkaufen kann. Alternativ denkt man selbst. Auf die Gefahr hin auch mal quer zu denken und nicht in die Herde der Schäfchen zu passen. Wer ein wertvolles Mitglied einer Schafherde sein will, muss zu aller erst einmal ein Schaf sein. Oder an Deinem konkreten Beispiel Um ein praktisches Beispiel für den Diskussionsanfang zu geben: Heute Abend war ich beim Elternabend und habe mich, als es zwischendurch langweilig wurde, ein bisschen umgeschaut, mit wem von den anwesenden Eltern ich mir Sex vorstellen könnte. Ist das ein "erlaubtes" Gedankenspiel weil man sich ein bisschen Lebensfreude macht, oder ist das ein "verbotenes" Gedankenspiel, weil ich damit die Sexualität in den falschen "Bereich" transportiert habe. Oder warum auch immer... Die Bibel und die Kirche ist dazu eindeutig Matthäus 5, 27-28 : "Ihr habt aber gehört, dass zu den Alten gesagt ist, 'Du sollst nicht ehebrechen!' Ich aber sage Euch: Wer eine Frau ansieht um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Also hast Du Ehebruch begangen - Du hast gesündigt. Aber hast Du denn die Ehe wirklich gebrochen, wenn Deine Frau es weiß und nicht als Ehebruch empfindet? Wer hat das Recht darüber zu urteilen? Du und Deine Frau über Eure Ehe, oder alte Männer, die nicht mal eigene Erfahrung in Sachen Ehe haben? Wem gegenüber bist Du bezüglich Deiner Ehe Rechenschaft schuldig? Der Kirche, Gott oder Deiner Frau? Du hast andererseits Recht der Weg zu einem (im religösen Sinne) guten Leben über eine gewisse Enthaltsamkeit und Konzentration auf andere (viel wichtigere?) Dinge führt. Wenn Du nicht überlegt hättest, mit wem der Anwesenden Du poppen würdest, dann hättest Du Dich besser auf die wichtigen Dinge konzentriert und zugehört, was auf dem Elternabend gesagt wurde. Enthaltsamkeit und Konzentration auf andere Dinge hätten Dir zu mehr Wissen und Erkenntnis verholfen. Du hast das Ziel des Elternabends ein Stück weit verfehlt und gesündigt. Welche Maßstäbe zur Beurteilung Deines Lebens heran ziehst musst Du selbst entscheiden. Und da beginnt wieder das Problem. Als guter Katholik, darfst Du Dich gar nicht entscheiden, denn es ist bereits für Dich entschieden Du kannst aber natürlich auch von der Frucht kosten... aber danach gibt es keinen Weg zurück ins Paradies. Aber das weißt Du ja schon. Ego te absolvo Frater Marc P.S. Du und Babette könnt natürlich jederzeit bei mir die Beichte ablegen über Euer sündiges Sexualleben. Schreibt mir einfach eine PN, aber unterschlagt kein Detail. Nur wenn ihr Alles beichtet kann ich Euch bei Euren Sünden helfen ... äh also ... na ihr wisst ja wie ich das meine... Wer kann schon sagen, was mit uns geschieht, vielleicht stimmt es ja doch, dass das Leben eine Prüfung ist, in der wir uns bewähren sollen. Nur wer sie mit Eins besteht, darf in den Himmel kommen. Für den ganzen dreckigen Rest bleibt die Hölle der Wiedergeburt. Als Tourist auf Ibiza, als Verkehrspolizist, als ein Clown in einer Zirkusshow, den keiner sehen will. Um diesem Schicksal zu entfliehen, sollen wir uns redlich bemühen, jeden Tag mit 'nem Gebet beginnen an Stelle von Aspirin. Nur wer immer gleich zum Beichtstuhl rennt, als wär es ein Wettlauf, und dort alle seine Sünden nennt, der handelt einen Freispruch aus. Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dorthin so schwierig ist. Ich stelle keinen Antrag auf Asyl, meinetwegen bleib ich hier. Wer Messer und Gabel richtig halten kann und beim Essen grade sitzt, wer immer JA und DANKE sagt, dessen Chancen stehen nicht schlecht. Wer sich brav in jede Reihe stellt mit geputzten Schuhen, wer sein Schicksal mit Demut trägt, dem winkt die Erlösung zu. Wir sollen zuhören und aufpassen, tun, was man uns sagt, unterordnen und nachmachen vom ersten bis zum letzten Tag. Immer schön nach den Regeln spielen, wie sie befohlen sind, wie sie im Buch des Lebens stehn, in Ewigkeit Amen. Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dorthin so schwierig ist, wer weiß, ob es uns dort besser geht - hinter dieser Tür.
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Zunächst einmal hat die Kirche kein Monopol für die Moral, auch wenn sie es so sieht. Jetzt kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich als Produkt an die Vorgabe des Produzenten halten will, oder ob er sich als denkendes Wesen sieht (als das Gott ihn ja geschaffen hat) und seine eigenen Entscheidungen trifft Ich finde diese beiden Sätze richtig gut, weil sie sich einfach mit meinen Erfahrungen decken. Ja, ich war bis zum Abitur in einer katholischen Privatschule ( das Mädchenpendant zu der Schule in Berlin, die durch alle Medien gegangen ist) und trotzdem....selbst als junges Mädchen habe ich schon immer gewusst, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe, so verwerflich sie auch scheinen mögen! Moral habe ich immer für mich selbst definiert, natürlich hat sie sich im Laufe meines Lebens auch verândert, wie ich mich verândert habe, aber meiner "Moral" bin ich (fast) immer treu geblieben, ich kann auch an "Gott" glauben, aber niemals an die Kirche!Weil sie meine "Freiheit" beschneidet! Moral kann nicht diktiert werden, Moral hat etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun, mit Respekt und liebevollem/freundlichem Umgang! Ganz unabhängig von kirchlichen Werten!
Si**** Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Wir sollten nicht vergessen, zu welcher Zeit die 10 Gebote entstanden sind. Nun sind die ja - von den drei Gottspezifischen (Sabbat heiligen, keine anderen Götter, Namen Gottes nicht missbrauchen) universal gültig. Diese Gebote wurden ja nicht erlassen, um die Menschen zu quälen, sondern als Richtschnur, die das Zusammenleben erleichtern soll. Wenn ich meines Nächsten Weib begehre, führt das eben oft zu Ärger... Dann muss man natürlich auch bedenken, dass zu der Zeit andere medizinische Bedingungen herrschten. Es gab keine Kondome und keine gegen sexuell übertragbare Krankheiten wirksame Medizin. Swingerparties hätten also sehr schnell die Sippe auslöschen können. Die besondere Stellung, die Ehe und Familie genossen, diente in erster Linie als Schutz. Wenn eine Frau bei jedem Akt theoretisch schwanger werden konnte, hatte sie in der Regel viele Kinder und war entsprechend oft durch Schwangerschaft/Stillen beeinträchtigt. So gesehen bietet ein Paar (eine Großfamilie), das sich gemeinsam um die Nachkommen kümmert, viel bessere Überlebenschancen für die Kinder als Beziehungen, in denen Männer nur als Erzeuger auftreten, sich um Kinder jedoch nicht sorgen. Umgekehrt woll(t) en Männer natürlich sicher sein, dass sie ihre eigenen Kinder großziehen. Vaterschaftstests gab es nicht, folglich wurde sehr darauf geachtet, dass die Frau treu war. Die Kirchen missbrauchten natürlich die Sexulamoral auch als Druckmittel. Wer sündigte, war von Hölle/Fegefeuer bedroht und durch Spenden und Almosen konnte man sich davon teilweise wieder reinwaschen. Insofern muss man sich heute fragen, wozu bestimmte Handlungen in letzter Konsequenz führen. Wenn ich rücksichtslos meine Sexualtriebe auslebe, dabei Familien zerstöre, meine Kinder vernachlässige oder x Kinder mit y Partnern in die Welt setze (und damit deren Chancen drastisch mindere), dann ist das sehr wohl amoralisches Handeln. Ich persönlich halte es eher mit Kant. Was würde passieren, wenn alle anderen Menschen auch so handeln würden wie ich?
Ba**** Geschrieben März 18, 2010 Autor Geschrieben März 18, 2010 Es ist spannend, wie schnell sich die Diskussion nun doch auf die Kirche gestürzt hat, obwohl das nicht Thema sein soll. Ich bin (auch wenn offensichtlich der Begriff Sünde das sofort impliziert), nicht katholisch aufgewachsen. Ich erkenne den Begriff Sünde in vielen Religionen. Wie auch immer es ausgedrückt wird. Ein Gebot des Maßhaltens findet sich in vielen großen Religionen, aber genauso auch in der nichtreligiösen Moral. Wobei es für die Diskussion keinen Unterschied machen sollte, ob es sich um ein religiöses oder moralisches Postulat handelt. Vielleicht wäre es klug, den Begriff Wollust zu definieren. Ich sehe es so, dass bei der Wollust, die reine Lust im Mittelpunkt steht. Vergleichbar dem Begriff des Hedonismus aus der griechischen Philosophie D.h. es steht dabei nicht die Liebe zu dem einen Partner im Zentrum, sondern das Ausleben der Triebe.
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Was meinst du genau mit dieser Art von Lust? Triebe ausleben, ohne Rücksicht auf Verluste? Stimmt, Triebhaftigkeit auszuleben, hat, bei mir zumindest, einen amoralischen Charakter, weil ich eben nicht allein bin, sondern anderen Menschen weh tue(vielleicht, was ich ja nicht unbedingt vorher wissen kann)....
Ba**** Geschrieben März 18, 2010 Autor Geschrieben März 18, 2010 nein, Triebe ausleben zwecks Triebbefriedigung. Das das muss nichts mit dem Benutzen von anderen oder deren Verletzung zu tun. Da geht es eher um das Fehlen von Liebe, aber die könnte trotzdem dabei sein, ist aber nicht das Zentrum des Geschehens.
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Für mich ist Triebbefriedigung komplett egoistisch, logisch, was auch sonst, weil sie eben nicht darauf ausgerichtet ist, dem Anderen Freude zu bringen, sondern auf die eigene Befriedigung aus ist! Hmmm....ist nicht mein Ding, aber warum nicht!
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Triebbefriedigung ist die Befriedigung meines Triebes bzw. meiner Lust. Dafür ist Liebe nicht unbedingt nötig. Deswegen ist mir mein Gegenüber aber nicht egal oder wird gar "benutzt", im Gegenteil, es macht mir nur noch mehr Lust, die Lust meines Partners zu spüren. Heißt... mir macht Sex nur Spaß, wenn ich merke, dass mein Gegenüber auch Spaß daran hat.
Ba**** Geschrieben März 18, 2010 Autor Geschrieben März 18, 2010 Du legst also wenig Wert auf den eigenen Orgasmus?
Si**** Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Warum muss Triebbefriedigung egoistisch sein? Bei gutem Sex kommt man dabei durchaus auf einen gemeinsamen Nenner. Außerdem genießen es die meisten Menschen, für eine gewisse Zeit Lustobjekt zu sein.
NSMartin Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 nein, ich denke auch, dass Wollust keine Sünde ist - denn wer hat uns die Wollust gegeben? Gott? Oder wer sonst? Ich denke auch, solange man den Partner/in mit Respekt behandelt und achtet ist das alles in Ordnung. Irgendwo habe ich mal den schönen Satz gelesen: Gott hat uns die Sexualität als Spielzeug gegeben und dann dürfen wir auch damit spielen und ausprobieren. Nun stellt euch vor, ihr schenkt euren Kindern Spielzeug und dann verbietet ihr ihnen damit zu spielen. Wäre das ok?
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 Du legst also wenig Wert auf den eigenen Orgasmus? Öhm... hab ich das geschrieben?
Ba**** Geschrieben März 18, 2010 Autor Geschrieben März 18, 2010 ein schönes Bild - wir schränken aber einen exessiven Gebrauch der meisten Spielzeuge ein.
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 "Guter" Sex hat mit Triebbefriedigung nichts zu tun, warum auch? Sinn ist meinen Trieb zu befriedigen, meinen Orgasmus zu bekommen mit Hilfe meines, hmmm...wie soll ich sagen, "Spielzeugs"?!
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 18, 2010 Geschrieben März 18, 2010 (bearbeitet) Aus Wiki: "Wollust (lat. luxuria) ist das mit Willen betriebene Handeln zur sexuellen Steigerung der Lust. Gegenbegriffe sind Keuschheit oder Askese. Wollust beschreibt das Kultivieren einer Empfindung, die als drängend und lustvoll gilt, früher auch als ruchlos und frevelhaft. Wollust ist nicht nur körperliches Verlangen, sondern setzt auch erotische Fantasien frei. Hinter der Wollust stehen mit den damit verbundenen Fantasien starke Triebkräfte und Verlockungen. In diesem Sinne ist ein Gegenbegriff die Frigidität. ... " Natürlich hat das was mit "gutem" Sex zu tun. Ich persönlich möchte meinen Trieb mit gutem Sex befriedigen, nicht mit schlechtem Sex, denn dabei kommt es gar nicht erst zur Befriedigung. bearbeitet März 18, 2010 von Gelöschter Benutzer Linkverweise entfernt
Ballou1957 Geschrieben März 19, 2010 Geschrieben März 19, 2010 Eigentlich ein sehr spannendes Thema - aber so langsam kehrt Verwirrung bei mir ein: Ist mit "guter Sex" nun moralisch guter Sex, politisch korrekter oder einfach geiler Sex, bei dem alle Sinne auf Genuss gestellt sind, gemeint? Sind Sinne noch okay und tolerierbar, wenn sie Bestandteil von Triebabfuhr sind oder ist am Ende alles nur sinnlos?Sex ist Triebabfuhr per se - und basta: da ist Mutter Natur unerbittlich und ob wir nun Betschwestern männlicher- oder weiblicherseits sein mögen: offenbar bringt der Versuch der lebenslangen Triebsublimation nur noch dunklere Kräfte an die Oberfläche und macht selbst vor Papstbrüdern nicht halt. Yep - Mandarina hat recht (sie möge es mir verzeihen!) - aber die matriarchalen Religionen waren noch lustorientiert und je orgiastischer das Geficke war, umso mehr hat es das Herz der jeweiligen Göttin erfreut und die allgemeinen Orgientage wie Beltane machten den Menschen Religion zur Freude, ebenso wie die Priesterinnen der alten babylonischen Kultur das Hohelied der Göttin vornehmlich im Beischlaf sangen. Sexuelle Repression ist erst ein Bestandteil patriarchaler Religionen und erst sie ersetzen mit Askese, Buße, Selbstkasteiung den lustvollen Dienst an der Gottheit. Das Bild der Frau als Hure ist absolut richtig! Ja sie ist es und sollte stolz darauf sein. Denn als Hure hatte sie alle Macht und war verehrt, ohne gefürchtet zu sein, begehrt, ohne Besitz zu sein: die Elfenbeingöttin aus den Mammutjägerhöhlen der Alb ist eine ebenso pralle, vollbusige, vitale Frau mit geöffnetem Schoß wie die Urmutter von Chatal Hüjük: kein abgemagerter leidender Trauerkloß, der ans Kreuz genagelt wurde. Und wo immer Islam und Christen- und Judentum als die großen patriarchalen Religionen aufschlugen, standen sie im Widerstreit mit weitaus lustvolleren Vorgängerreligionen. (Übrigens erwies sich das Christentum dadurch als besonders erfolgreich, dass es die neuen Religionen erst einmal freundschaftlich absorbierte, es man nach erfolgter Umarmung mit der Ausmerzung begann - der islamische Dschihad dagegen erwies sich als weit weniger erfolgreich) Also frag ich mal ganz dreist in den Raum: Warum - for heavens sake - sollte man gerade einer repressiven, lustfeindlichen, doppelbödigen, sadistischen und menschenverachtenden Religionsmoral folgen, wenn es da weit aus lebens- und lustbejahendere, freundliche Alternativen gibt? Das Schlimmste, was Dir bei Deinen sexuellen Phantasien während des Elternabends passieren kann, ist dass eine gewisse Zufriedenheit und Entspanntheit in Deinen Gesichtszügen jemand anderen massiv auffällt, weil dies einfach nicht ins gewohnte Bild eines Elternabends passt. Leider heute nicht mehr sehr bekannt, aber philosophisches Lebensmodell äußerst attraktiv: "Themroc" - grundschwarzer Film von Claude Faraldo mit einem genialen Michelle Picoli Darth Vader keucht "Luke - ich bin Dein Vater!" - die Göttin der Lust haucht "Oliver, ich bin Deine Mutter!" - es liegt also an Dir, ob Du auf die dunkle oder die helle Seite der Macht wechselst!
Gelöschter Benutzer Geschrieben März 19, 2010 Geschrieben März 19, 2010 @Ballou, du verehrst anscheinend den "Engel des Lichts", der der das Licht macht, auf lateinisch Luzifer! Die katholische Kirche ist lustfeindlich und weitgehend unbiblisch. Die Bibel hingegen ist nicht lustfeindlich sondern gibt dem Sex den Platz, der ihm gebührt. Sex macht Lust und Freude, ist natürlich und Natur und somit weltlich. Nach der Bibel ist Weltliches niemals in der Lage, eine übernatürliche Erlösung zu schenken. Sex ist Sex aber kein Weg zu Gott. Da wird dem Sex eine Bedeutung zugeschustert, den er einfach nicht hat. Das ist -laut Bibel- der fatale Irrtum, der durchaus zum "Lichtträger" (s.o.) führt. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass es zunehmend ein Revival solcher "heiliger Sex"-Ansichten gibt, die die Bibel als Unzucht und Götzendienst und somit als Sünde ansieht. Ich bin hier sicherlich intolerant, da christlich, biblisch, fundamentalistisch. Meine Bibeltreue hindert mich jedoch keineswegs daran, guten Sex zu haben. Aber es ist und bleibt für mich Sex und keine neue Religion. Das brauche ich absolut nicht, denn wer mich erlöst, das weiss ich, ohne dass es mir die unzüchtigen Vertreter gewisser Denominationen sagen müssten.
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