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Les Art und Schreib Waisen


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

So vermag ich zu berichten, daß wir den früchten unserer lenden von jeher angedeihen ließen, sich ausdrucksstark, meinungssicher und ihres reichhaltigen wortschatzes bewusst ein publikum zu sichern.
es verschlug so einigen lehrern die sprache- und beide kröten sind sich ihrer wortgewalt bewusst.

man muss sich nur mühe geben


Geschrieben (bearbeitet)

@BwC

Was bitte ist daran "dumm"?


bearbeitet von holder68er
Geschrieben (bearbeitet)

weil dann auch das letzte "...ich hoffe dich bei guter gesundheit wieder anzutreffen..." durch ein "ey alder, check dat ab" ersetzt wird.

rtl II und vielen schulreformen sei dank


bearbeitet von anonym47800
Geschrieben

Ich freue mich, wenn man denn auch die Groß-und Kleinschreibung beachtet.


Geschrieben

und beide kröten sind sich ihrer wortgewalt bewusst.


Meine "Kröte" erzielte einmal einen durchschlagenden Erfolg mit der Bemerkung
"die Tante liegt darnieder"
so im Alter von 6-8 Jahren.


Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Birnbaum.


Geschrieben (bearbeitet)

@ brise: schÄtzKen_ dIe Meisten Sind BeReIts mit DeM ansaTz des VerstehEns meinEr Zeile ÜBerFOrderT.

sträässhiamanichrum :P

@56: und genau DAS beeindruckt mich nachhaltig und lässt mich ein wenig hoffen


bearbeitet von anonym47800
Geschrieben

Ich wundere mich nun doch ein bisschen, dass erstaunlich viele, die hier bekunden, der Sprache einen besonderen Stellenwert beizumessen, so nachlässig mit ihr umgehen.
Ob sie wohl eine andere Sprache meinen?

@Halkyonia
flausiger Fluff ist nichts weiter als eine Neuschöpfung - für mich dennoch von wunderbarer Bedeutung...


Geschrieben

@ brise: schÄtzKen_ dIe



Falls Du mich damit meinen solltest, würde ich es begrüßen dies zu unterlassen!


Geschrieben

Und schöner noch, wenn jemand in der Lage ist, mit Sprache spielerisch umzugehen.



Diese Menschen bewundere ich, die eine nahezu perfekte Aussprache haben und es klingt nicht arrogant...sondern verspielt, flockig.
Gibt leider nur noch sehr wenige von der Sorte.

Aber auch hier bei p.de gibt es Schreiber(innen) die auf diesem Gebiet genial sind.

Leider bin ich hochdeutsch erzogen worden,(meine Eltern hatten da sehr viel Wert drauf gelegt)
verschiedene Dialekte hoere ich aber auch sehr gerne.
Sorry Halkyonia ich schweife vom Thema ab.
Geht ja nicht um Dialekte.

Der "Prollsprache" kann ich nichts abgewinnen.


Geschrieben

weil dann auch das letzte "...ich hoffe dich bei guter gesundheit wieder anzutreffen..." durch ein "ey alder, check dat ab" ersetzt wird.



Nun, gerade hier ist ein auch für mich durchaus abschreckender Wandel der Zeit im Gange. Das zeigt dieses Beispiel der sogenannten "Kanak Sprak" deutlich auf.

Wiki schreibt hierzu:
Zitat:
"Abgeleitet von dem Wort Kanake ist die Bezeichnung Kanak-Sprak oder auch Kanakisch für Türkendeutsch, den deutschen Soziolekt, der in Ballungszentren Deutschlands von türkischen Migrantengruppen dominiert herausgebildet wird, mit eigenen Sprachstrukturen und Sprechstilen.

Während der Begriff Kanak Sprak ursprünglich 1995 von Feridun Zaimoğlu mit dem Buch Kanak Sprak – 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft im Problembewusstsein der Diskriminierung und der Integrationsprobleme geschaffen wurde, ist der Soziolekt durch die Comedians Kaya Yanar (Was guckst du?!) und Erkan und Stefan (Bullyparade, headnut.tv, Kinofilme) konterkariert worden, um das Jahr 2000 durchaus in Mode gekommen, und wird etwa im deutschen Rap – im Sinne eines ethnic pride (ethnischer Stolz) – verwendet."


Nur muss mE nicht jeder aufgrund dieser Art von Kommunikation dumm sein. Das ist mir zu pauschal.


rtl II und vielen schulreformen sei dank



Auch "Unterschichtenfernsehen" genannt...


Geschrieben

,,,wobei es auch ein Art von Sprachspiel sein kann, völlig unerwartet mal drauflos zu "prollen".


Geschrieben

http://www.poppen.de/forum/t-2051528-Der-Dialekt-Fred



Leider bin ich hochdeutsch erzogen worden,(meine Eltern hatten da sehr viel Wert drauf gelegt)
verschiedene Dialekte hoere ich aber auch sehr gerne.



Auch von mir ein "Entschuldigung" fürs "vom Thema abweichen" an die Themenerstellerin, aber ich möchte in diesem Zusammenhang auf dieses Thema hinweisen:


Geschrieben (bearbeitet)

Wobei, die Sprache entwickelt sich immer weiter. Liest man Shakespeare und/oder Goethe so ist fast schon schwer wirklich alles zu verstehen.

In 100 Jahren wird es vielleicht gänzlich normal sein, in kurzen Sätzen, oder gar Kürzeln zu sprechen und zu schreiben. Die Grammatik ausser acht zu lassen, oder eben die Groß-und Kleinschreibung?!
Ich denke ebenfalls nicht, dass die Menschen die sich dieser Sprache bemächtigen, dümmer sind als einige User hier, die wirklich sehr schön schreiben können.


bearbeitet von Brisanz2009
Geschrieben (bearbeitet)

,,,wobei es auch ein Art von Sprachspiel sein kann, völlig unerwartet mal drauflos zu "prollen".




wenn denn die muttersprache in perfektion beherrscht wird, kann das sogar ein riesen-lacher sein. sich so zu äußern dürfte aber einem ausgesucht kleinen kreis vorbehalten sein.

OT: @brise: is der schlipps ein wenig lang ? OT


bearbeitet von anonym47800
Geschrieben


Den Vorwurf "gestelzt" zu schreiben mußte ich mir auch schon anhören, bin aber unter dem Striche besser damit gefahren, und eine Frau die nur prollig spricht oder schreibt wandert automatisch bei mir auf das Abstellgleis.



Kenne ich auch. Eine Mann, der von mir eine Begründung für meine Ablehnung wissen wollte, war ziemlich pikiert, als ich seine nachlässige Sprache nannte. "ich werd doch nicht für dich die sprache neu erfinden."

Klar erkennt jemand, der kein Sprachgefühl und keine Sprachbildung hat, die Feinheiten und die Aussagen nicht, die in einem Text durch den Stil herausgelesen werden können. Für ihn sagt Sprache nichts aus, denn er kann unmöglich nicht intelligent/gebildet/o.ä. sein. ;-)

Wobei, die Sprache entwickelt sich immer weiter. Liest man Shakespeare und/oder Goethe so ist fast schon schwer wirklich alles zu verstehen.

In 100 Jahren wird es vielleicht gänzlich normal sein, in kurzen Sätzen, oder gar Kürzeln zu sprechen und zu schreiben. Die Grammatik ausser acht zu lassen, oder eben die Groß-und Kleinschreibung?!
Ich denke ebenfalls nicht, dass die Menschen die sich dieser Sprache bemächtigen, dümmer sind als einige User hier, die wirklich sehr schön schreiben können.


Es kommt darauf an, ob es eine Weiterentwicklung oder Reduzierung mit dem Fallbeil ist.

Dazu gab's diesen Monat in Der Zeit eine ganz wunderbare Beilage über 46 Seiten ("Wie sie besser schreiben – eine Deutsch-Silkunde in 20 Lektionen"). Die Autoren schreiben nicht nur über's Schreiben, sie können es auch, es ist sehr amüsant.


Geschrieben (bearbeitet)

Hallo und guten Morgen ihr da drinnen

Nur so: auch Dialekte sind Sprache. Das verschwinden, die Entwicklung, finde ich, gehört zu dem, was ich mir bei diesem Thread dachte. Ist also nicht off topic Chantala und Holder68. Dazu gleich 'ne Frage: was tut ihr und warum, dass (dein, euer) Dialekt nicht verschwindet? Oder nervt er euch und ihr meidet und vermeidet diese Sprechweise (im Alltag)?




Ich habe den Eindruck, dass gerade bei Jugendlichen eine umfangreiche Ausdrucksweise nicht mehr geübt wird, weil sie sich von den älteren "Spießern" absetzen wollen.
Meiner Meinung nach macht das nicht nur sprachlich, sondern auch gedanklich arm, denn wenn ich nur wenige Worte kenne, kann ich auch in meinen Denkprozessen viel weniger differenzieren.



Hallo Rahatis

ich bin immer wieder in Versuchung, das auch als Grund her zu nehmen. Ist das wirklich so?

Ich war auch mal jung jaja lang ist es her, zum Glück?! und auch ich, wir wollten uns abgrenzen. Das geschah durch Änderung, durch Ausdrücke, die wir anders besetzten. Wie u.a. Lustger Witwer anführt, einer der Ausdrücke war "geil".
Statt es 'nur' mit sexueller Konotation zu belegen, war alles was positiv war geil. Die anderen Worte für das jeweils positive verschwanden dennoch nicht aus (unserer) Sprache.

Wir haben Sprache also nicht reduziert. Eher im Gegenteil. Holder68 führt ein anderes Beispiel an: die Kanak Sprak.
Zwar eine Sprache, die Jugend nutzt, die aber von Erwachsenen 'erfunden' ist. Dieses Kanak ist ja eher eine Art Erweiterung dessen, was Menschen mit Migrationshintergrund und sogen. Halbsprachlichkeit sprechen.


Es wird auch kaum noch für notwendig erachtet, heißt es doch im SMS und Twitter Zeitalter: halte dich kurz!



Hallo Hannhirte

Halte dich kurz. Dieser Eindruck vermittelt sich mir auch.
Ist das der Globalisierung und der damit sich (angeblich?) schneller drehenden Welt geschuldet? Möglichst viel in möglichst kurzer Zeit für möglichst wenig Aufwand (bei Sprache eben Worte weglassen, abkürzen) zu bekommen?


Ich bin der Meinung, das Sprache oder besser gesagt Worte eine Wirkung haben.
...

oder auch das Wort "ficken" wird auch im negativen Sinn benutzt( "der oder die hat mich gefickt" , "mich fickt das Leben") darum benutze ich es nicht für die schönste Nebensache der Welt

Ich wähle meine Worte deshalb meist mit



Hallo Mieh

ja, es gab zwar keinen aktuellen Anlass für den Fred, aber genau das ist es (für mich) Worte haben Wirkung.

Ich finde es interessant, dass ich mit genau der gleichen Begründung, also schönste Nebensache...
das Wort ficken gerade dann auch benutze. Um für die Triebhaftigkeit des treibens (natürlich ohne dann nachzudenken)den mir am deutlichsten erscheinenden Ausdruck zu benutzen. Natürlich nicht in jeder Situation, sondern je nachdem, was ich 'transportieren' will. Im Gegenzug dazu, den Ausdruck "das Leben fickt mich" habe ich noch nie benutzt.


Nachgerade mein Favorit sind aber Spitzfindigkeiten, Wortklaubereien. Ich liebe sie!

"Ich nehme jedes Mal ein anderes Hotel, wenn ich in X. bin."
"Ach.. das wird doch aber irgendwann auffallen.."

Beste Halkyonia, ich bin geneigt, ein Glas Grauburgunders auf Dein Wohl zu erheben!



Hallo Geniesserin

Ich bin geneigt, zu rufen: bravo. Viele verstehen gar nicht, was du da (inhaltlich) sagst.
Hast du dann etwa auch regelrecht bildhaft die Vorstellung von Menschen, die mit Häusern auf dem Dach Malle verlassen und es dort Baugruben gibt und so mancher darin einfach verschwindet

...und Wohlsein

Hallo Brisanz

Ich glaube auch nicht, dass Menschen per se dümmer sind, wenn sie Sprache weniger differenziert oder ausgeschmückt nutzen. Bequemer würde ich es nennen und gegebenenfalls langweiliger.
Zumindest mich langweilt es auf Dauer, wenn jemand nur in einfachster Manier spricht, sich erklärt etc.

Ich nutze (natürlich) auch gern die Prollsprache. Um etwas anders auszudrücken, um jemanden zu erschrecken oder mich zu belustigen (über mich selbst meist)


Hallo Anonym47800
hallo Ridi Reloaded

so habe ich den Umgang mit Sprache gelernt. Eltern, die Wert darauf legten, dass Mini Halkyonia sich vernünftig benimmt und dazu gehörte es nicht nur, die Ellbogen vom Tisch zu lassen was mir natürlich als völlig spiessig und albern erschien, sondern gesittet sprechen zu können. Ich bekam als Kind und Jugendliche jedes Buch, das mich interessierte und heute erstaunlich, ich meine jedes. Auch die, die damals als anrüchig galten, nichts für Kinder sind etc. Das sortierte sich beim lesen von allein. Was Kind nicht versteht, legt es weg....


Hallo Clyde

Vorgeworfen wurde mir meine Sprech oder Schreibweise (bisher) nicht wirklich (oder ich hab’ nicht hingehört). Mir ginge es genauso: ein Mann, der das täte, bekäme ein innerliches Schulterzucken und den leeren Blick

Edit: Hallo Kurvigrund: danke.

Halkyonia


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)

Vermutlich ist Sprache mein einziger Fetisch. Und sie prägt meinen Blick auf die Welt. Ich hab permanent irgendwelche Wortspiele im Kopf und sehe permanent an allen Ecken und Enden Sprachgespenster herumgeistern.

Als ich den Threadtitel las, war mein erster Gedanke: "Da fehlt doch ein "s" Ich wollte franzöisch "Les Arts = Die Künste" lesen. "Waisen" sind in anderem Sinne Worte, die einzeln in eine neue Zeile rutschen und dort als Waise stehenbleiben.

"Darf ich mir erlauben, zu zeigen, was eine Waise ist und welchen einsamen und traurigen Eindruck sie
hinterlässt?

Man sieht also sehr schön, dass Sprache ganz viel auch mit dem Empfänger zu tun hat. Ich musste also erstmal ziemlich umschalten als ich dann las, worum es geht.

Ich schreibe privat und beruflich und kenne das Wort als Werkzeug und als Kunstgegenstand. Ich hasse es geradezu, wenn Menschen, die es besser können, Sprache mit Füßen treten. Ich leide da an einer ausgesprochenen Allergie und neige dazu, von einer bewussten Missachtung der Sprache auf eine missachtende Persönlichkeit zu schließen.

Für mich heißt gute Sprache auch Bandbreite. Ich sehe hier unter anderen eine Reihe von begabten Schreibern, die durch eine sonderbare Verengung auf einen Tenor, auf einen Stil, auf eine Facette von vielen auffallen. Sie kennen offenbar die Kraft und die Macht der Worte, zeigen aber nie, dass sie auch mit dem Zauber der Sprache umgehen können.

Und das Sprache verzaubern kann, ist meine feste Überzeugung.

Im Umgang mit Jüngeren stelle ich des Öfteren fest, dass diese einen Teil meiner sprachlichen Selbstverständlichkeiten nicht mehr nachvollziehen können. Da muss ich dann mit studierten Germanisten teilweise über Ausdrücke diskutieren, wie "preisgeben". Die kennen dann noch die Bedeutung der Geheimnispreisgabe, wissen aber nicht mehr, dass man auch Werte und Positionen preisgeben kann.
Dass man auch "notwendig" sagen kann, statt "notwendigerweise" ist ihnen ebenso schleierhaft.

Metaphern, die nur über eine gewisse Bildung verständlich sind (Morpheus Arme z.B.) muss ich aus Fachtexten eliminieren, weil man mir sagt, das würde die Leser überfordern. Und das in einem Artikel, der sich zu einem großen Teil an studierte Leserschaft wendet. Die Metapher um sein Elfenbeinbett erweitern? Unmöglich.

Ich finde Schreiben manchmal allein schon deshalb anstrengend, weil es mich Mühe kostet, einen Text aus meinem Horizont in einen anderen zu transportieren, damit er einer größeren Gruppe von Menschen verständlich bleibt. Die Entwicklung einer Idee anhand von Archimedes erklären? Erzählen, wie er, der Legende nach, in der Wanne saß, die entscheidende Eingebung hatte und nackt "Heureka!" rufend durch die Straßen rannte? Nix da! Aber Marc Zuckerberg ist okay. So ist man gezwungen, das Heureka-Prinzip nicht mehr am Urheber zu erklären, weil die Bildung nicht mehr ausreicht.

Aber eigentlich ist das normal. Die Zeiten ändern sich. Die Sprache ändert sich. Worte gehen verloren und neue bilden sich. Wissen, das bei den "den Alten" noch zum Lebensgepäck gehörte, lebt nur noch in
Lexika weiter und neues Wissen findet Platz im Arbeitsspeicher des menschlichen Gedächtnisses.

Da ist kein besser und schlechter, nur alt und neu - und in beidem ein "anders".

Das muss man wohl akzeptieren. Niemals akzeptieren jedoch sollte man, dass Sprache, die DAS Mittel der Kommunkation und damit ein ausgezeichnetes Kriterium des Menschseins ist, unter ihren Möglichkeiten "benutzt" und mit Füßen getreten wird.


bearbeitet von Lichtschimmer
Geschrieben

Halkyonia, Lichtschimmer: Ihr zaubert mir heute morgen ein Lächeln auf die Lippen, was noch lange anhalten wird.


Geschrieben

Wie Lichtschimmer es schon schrieb: Sprache ist Kommunikation.
Und ich finde es immer wieder erstaunlich, wenn man andere Sprachen spricht, welche Begriffe es für Empfindungen ,z.B., gibt, die im Deutschen so nicht vorhanden sind.
Nee, eigentlich ist Sprache mehr als Kommunikation,oder? Sie vermag Bilder mit herrlichen Landschaften zu malen, lässt manchmal Funden sprühen und Bande knüpfen, von denen man nie zu Träumen wagte...


Geschrieben (bearbeitet)

Begriffe es für Empfindungen ,z.B., gibt, die im Deutschen so nicht vorhanden sind.

1. gibt es das auch umgekehrt und 2. ist das Deutsche bei allen (scheinbaren) Defiziten im Klang wie kaum eine andere Sprache in der Lage, etwa ein Gefühl präzise zu beschreiben. Das ist in meinen Augen aber immer auch eine Sache des persönlichen Vermögens.

Der englische Wortschatz ist wohl etwas größer als der deutsche, der französische kleiner (hab ich nachgeschaut). Das wörtlich übersetzte französische Wort für Kartoffel ist "Apfel der Erde", ein Pinienzapfen ist ein "Apfel der Pinie" und eine Sprühdüse ein "Apfel des Schlauches". Aus vier Wortschtz-Worten macht der Franzose schon im Beispiel sieben.

Man kann mit der deutschen Sprache wundervolle Gebilde erzeugen, deren Wunderfülle sich aber weniger aus dem einzelnen Wort ergibt. Es ist immer die Ganzheit aus Wort und Satz, einer hochkomplexen (und komplizierten), aber sehr feinjustierbaren Grammatik und der Fantasie des Sprechers.

Wer aber z.B. mal Sonette in verschiedenen Sprachen gelesen (ich in deutsch, französisch und englisch) oder in seiner Muttersprache geschrieben hat, wird sehr schnell spüren, wie individuell schön jede dieser drei Sprachen ist. Und für alle gilt: Was in den Händen des Bösen eine Waffe ist, ist in den Händen des Guten ein Wunder.


bearbeitet von Lichtschimmer
Geschrieben


Man kann mit der deutschen Sprache wundervolle Gebilde erzeugen, deren Wunderfülle sich aber weniger aus dem einzelnen Wort ergibt. Es ist immer die Ganzheit aus Wort und Satz, einer hochkomplexen (und komplizierten), aber sehr feinjustierbaren Grammatik und der Fantasie des Sprechers.



Hallo Lichtschimmer

ich glaube, weil die deutsche Sprache komplex ist, gibt sich mancher nicht mehr Mühe.

Es ist umfangreicher, in denken und sprechen, will man in deutscher Sprache etwas fein(er) definiertes ausdrücken.

Für mich macht gerade diese Mühe, die man sich machen muss, die Schönheit unserer Sprache aus.

Hallo Nurayia

freut mich

Halkyonia


Geschrieben (bearbeitet)

Sprache ist mE in erster Linie eine Wissenschaft mit klaren Regeln.

Und es stimmt, mit dieser Wissenschaft auch spielerisch umgehen zu können, bleibt nur wenigen vorbehalten.

Das fällt mir hier bei ein paar handverlesenen Schreibern/-innen sehr angenehm auf.

Wenn es jeder könnte, wären alle Menschen Schriftsteller und Bestsellerautoren.



@Halkyonia
Zum Thema Dialekt: Es ist für mich nicht immer leicht, dem Dialekt zu entfliehen. Der Akzent ist unüberhörbar. Das liegt an der anatomischen Entwicklung des Gaumens und der Zunge beim Erlernen der Muttersprache, welche die erste Sprache ist, die ein jeder Mensch von der Pike auf erlernt.

Btw: Ein "Native British" wird ebenfalls recht schnell erkennen, dass ich ein Tourist aus DE bin...

Den Leuten, deren Herkunft der schriftdeutsche Sprachraum ist, fällt dies sofort auf.
Insbesondere die fehlende sprachliche Unterscheidung zwischen "ch" und "sch". Milch wird (phonetisch) zu "Milsch" etc..

Aber ich spreche gerne meinen Dialekt. Er stellt kein Manko dar.

Einfach mal hier im Dialekt-Fred stöbern. Wobei auch die geschriebenen Dialekte nicht immer leicht zu lesen/zu verstehen sind.

Mundartschriftsteller orientieren sich sehr stark, ja fast ausschließlich, an der phonetischen Schreibweise.

Bspw. wird aus "Reis" "Rais". Die Diphthonge "ei" und "ai" unterliegen der selben Sprechweise.

So auch bei "eu" und "äu", welche "oi" gesprochen werden.


Ich möchte mich allerdings nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da ich weder sprachwissenschaftlich noch schriftstellerisch sonderlich gewandt bin...


Diese Thema gefällt mir trotzdem...


bearbeitet von holder68er
Geschrieben (bearbeitet)

Ich bin zwar kein Germanist und meine diesbezüglichen Ambitionen waren eher rudimentärer Natur, aber durch mein Hauptfach bin ich schon dem Reiz der älteren Sprachweisen erlegen, kann sie aber jederzeit unterdrücken, sonst hätte ich meinen Job auf dem Bau nicht überlebt



Seh ich auch so. Mimikry ist nicht umsonst ein anerkanntes evolutionäres Erfolgsrezept.

Und wer sich seiner Sprache und Bildung sicher ist, muss die nicht die ganze Zeit wie eine Standarte vor sich hertragen und dabei noch jambische Hexameter in ein Megaphon brüllen, weil man befürchtet, das Umfeld würde sonst - gottbewahre! - die sprachliche und intellektuelle Überlegenheit nicht bemerken.

So etwas empfinde ich in der Tat als albern und gestelzt. Wenn das Bemühen zu offen sichtbar ist. Das ist wie im Zirkus: ein mühe- und schwerelos an der Zeltdecke hin-und herfliegender T***zkünstler ist ein ästhetischer Genuss, jemand, der dasselbe mit lautem Schnaufen und vor Anstrengung zitternden Armen tut, der bei jeder einigermaßen gelungenen Landung ruft: Guckt mal, was ich dolles kann! bei dem hat man eher das Bedürfnis, mal eben aufs Klo zu gehen und zu hoffen, dass der weg ist, wenn man wiederkommt.

Nicht mißverstehen: ich lese lieber sprachlich etwas ausgefeiltere Texte, und ich freue mich aktiv und bewusst über gelungene Wendungen, aber wenn ich wirklich Appetit auf sowas habe, wende ich mich an jemanden, der sich mit sowas auskennt (und lese ein Buch). Das hier gilt der täglichen Zufuhr von sprachlichem und inhaltlichem Junk-Food. Wenn hier mal ein Meisterkoch reinschaut: gern. Aber ansonsten nehm ich lieber eine Tüte Fritten, und auf Amateure die versuchen, mir sowas als haute cuisine zu verkaufen, verzichte ich dankend.


Manchen dieser zwanghaften Versuche, sich über Sprache abzugrenzen und darauf eine synthetische Ordnung zu errichten, empfinde ich als vulgär.



Oder so.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)

Hier wurde schon sehr viel richtiges gesagt, schön formuliert und auf den Punkt gebracht ... dem habe ich also außer grundsätzlicher Zustimmung, dass Sprachvermögen und Sprachkultur wichtige Grundpfeiler einer jeden Kultur sind, nicht viel hinzuzufügen.

Und dass Deutsch diesbezüglich eine schöne Sprache ist, weil sie viel mehr Nuancierung und Ausdruck erlaubt, als das m. E. n. z. B. im Englischen der Fall ist (jetzt wird Nurayia aber ggf. Einwände erheben ... ), macht mich froh, muttersprachlich primär deutschsprachig zu sein, und nicht englischsprachig (... denn hab dort mal gelebt und besitze im Prinzip zwei Muttersprachen).

ABER eins darf man bei aller Liebe zu Formulierung, Ausdruck und Wortschatz nicht vergessen - bleibt man hier kompromisslos bei (s)einer "Hochsprache", wird man im Alltag (wahrscheinlich) verunglücken, denn es ist nun mal nicht jedem geschenkt, diese zu verstehen oder gar zu sprechen. Wenn ich auf der Baustelle einem Arbeiter mit Migrationshintergrund etwas verständlich machen muss, geht das nur nach Umschalten in andere Sprachmuster - und als multikulturelle Gesellschaft gehört das eben dazu, da hilft alles Jammern nichts ... Sprache unterliegt eben Entwicklung, das ist so und dem weine ich auch nicht nach - denn nicht alles Neue ist auch schlecht.

Wichtiger finde ich, dass es meinem Gegenüber gelingt, mir inhaltlich und unmissverständlich klar zu machen, was es mir eigentlich sagen will ... ist diese Grundvoraussetzung erfüllt, ist alles andere schönes Beiwerk, das ich durchaus schätze und genieße, aber eben rein pragmatisch gesehen ist es nicht unbedingt nötig.


bearbeitet von DerWeisseRitter
... war doch noch nicht fertig :o
Geschrieben

Man übersieht gerne geflissentlich, dass sprachliche Abgrenzung auch ein natürliches Phänomen ist, insofern als sie sich für manchen Sprecher aus dessen Authentizität ergibt.

Befremdlich ist in dem Zusamenhang die Aussage Desroisiers, dessen permanente Abgrenzung über Sprache doch in fast jedem Posting sehr eindeutig und auch eindeutig gewollt ist. Insofern ist er da so vulgär wie eine altviktorianische Straßendirne.
Ja sogar der Satz, in dem er diesen Umstand beschreibt, ist bereits von der Vulgarität getränkt, die er an den Pranger stellt.

Manchmal ist etwas auch gar nicht kompliziert, weil man es absichtlich schwerig macht, sondern weil man einfach auf die oft anstrengende Vereinfachung eines Gedankens und Wortstromes, der aus dem eigenen Kopf kommt, verzichtet. Und schon kommt der Vorwurf, man wolle andere nur "kleinreden".

Was verpflichtet einen Sprecher, für jeden verständlich zu sein? Nur der Zweck. Da hat der der weisseRitter Recht. Ich kann einem Bauarbeiter mit Migrationshintergrund (was für ein schönes Klischee) nicht mit einem Sarte-Zitat kommen, wenn er tun soll, was sich will, ohne sich zu verletzen.

Aber hier bei poppen.de, wo es doch um "nichts" geht? Da kann man doch schreiben, wie einem der Schnabel gewachsen ist und sagen: "Wer mich versteht, ist mein Publikum und Feierabend." Viele, um die man sich mit sprachlicher Anstrengung bemühen müsste, sind doch auf der anderen Seite nicht bereit, mal was Unverstandenes in einem Lexikon nachzuschlagen, bevor sie sich genau dazu eine Meinung bilden. Da ist zumindest ebenso verwerflich.

Hier ein paar nette Beispiele, was wie in vier Sätze passt. Eine Passage ist nur im ersten Satz zitiert. Sonst säße ich da morgen noch... Das was der Spiegel fabriziert, gilt heute als guter Stil. Ich finde es grauselig.

Erich Kästner. Drei Männer im Schnee:

Nach dem Abendessen bat der Geheimrat die anderen, ihm zu folgen. Seine Tochter, Frau Kunkel, und Johann begleiteten ihn zögernd. Er öffnete die Tür des Arbeitszimmers und schaltete das Licht ein. Anschließend herrschte minutenlanges Schweigen.


Aus einer Bedienungsanleitung (vier Sätze):

Verwenden Sie das Gerät ausschließlich in Innenräumen, um es vor Bltzschlag, Regen und Sonneneinstrahlung zu schützen. Stellen Sie das Gerät nicht in der Nähe eines Heizkörpers oder eines Warmluftgebläses auf. Achten Sie darauf, dass der Abstand des Gerätes von anderen Geräten, die elektromagentische Strahlung abgeben, mindestens 10cm beträgt. Decken Sie die Lüftungsschlitze nicht ab und stellen Sie das Gerät nicht auf ein Bett, ein Sofa, einen Teppich oder ähnliche Oberflächen.


Martin Heidegger. Sein und Zeit (vier Sätze):

Das In-der-Welt-sein, zu dem ursprünglich das Sein bei Zuhandenem gehört wie das Mitsein mit anderen, ist je umwillen seiner selbst. Das Selbst aber ist zunächst und zumeist uneigentlich, das Man-selbst. Das In-der-Welt-sein ist immer schon verfallen. Die durchschnttliche Alltäglichkeit des Daseins kann demnach bestimmt werden als das verfallend-erschlossene, geworfen-entwerfende In-der-Welt-sein, dem es in seinem Sein bei der "Welt" und im Mitsein mit anderen um das eigenste Seinkönnen selbst geht"


Peter Weiss. Die Ästhetik des Widerstands (ein Satz):

Die sattgrünen, welkenden, kahlen, schneebedeckten und wieder knospenden Bäume auf dem Schulhof, das Warten auf die Zeichen einer sich enstpannenden Haut, eines Zitterns und Mitschwingens der Nerven, einer Lockerung der Sehnen und Muskeln, die die Gesichtszüge meiner Mutter außerhalb des Flusses der Zeit halten wollten, das kaum merkbare Zucken der geöffneten, halbtrockenen Lippen, das Nachgeben Ihres Körpers, wenn wir sie anhoben, um sie zu einem Spaziergang zu bewegen, wenn wir sie hielten und leiteten, und sie und schleppenden Schrittes folgte, dies alles schärfte während der Stunden, einmal im Monat, bei meinem Besuch über Wochenende, meinen Sinn für die ständigen Wandlungen alles Lebendigen, und oft erforschte ich dabei weniger die äußeren Erscheinungen als ein inneres Geschehn.


Der Spiegel (vier Sätze):

Der Elefantenrüsselfisch ist als Intellektuellen-Accessoire ein Traum. Richard David Precht, 46, lächelt. Hinter ihm blubbert das mehrere Meter breite Aquarium in seiner Kölner Wohnküche. Precht ist gern bereit, die Besonderheiten seines schuppigen Untermieters zu erklären.



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