Anonymes-Mitglied-13
Ich verstehe deinen Einwand: Historische Diskussionen allein machen eine Interpretation nicht automatisch gültig – aber es geht mir gar nicht darum, eine „absolute Wahrheit“ zu präsentieren. Du unterstellst mir das lediglich. Ich habe Bezug auf die Frage genommen, wo die Kausalität zwischen jungen Feministinnen und dem Verzicht auf Rasur liegt. Das wird klar, wenn man der Diskussion von Anfang an folgt.
Dass die Mechanismen komplex sind, macht die Analyse nicht beliebig (mein letztes Wort zu Ockhams Razor), sondern reflektiert die Realität von Normen, Kontrolle und Bewertung weiblicher Körper.
Aber so langsam bin ich wirklich neugierig, mit welcher Argumentation du meine Ausführungen widerlegen willst?
Bisher kam da ja leider nichts außer der plakativen Bemerkung, wie absurd das sei, wobei du das noch nichtmal konkretisieren konntest, und dem kontextfreien Exkurs zum Rasiermesser – nicht, dass ich das Wortspiel nicht zu schätzen wüsste. Unter Augenhöhe stelle ich mir dann doch etwas mehr Inhalt vor.
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Anonymes-Mitglied-13
Du glaubst, dein Geschlecht macht dich per se zur Feministin? Schade, ich hatte auf eine differenziertere Antwort gehofft.
Anonymes-Mitglied-13
Vielleicht erkläre ich einfach nur nicht gut.
Ich versuche es nochmal:
Es geht nicht darum, dass Rasieren per se falsch oder unpolitisch wäre. Der Punkt ist ein anderer: Wenn Schönheitsnormen unter dem Male Gaze entstehen – also unter Bedingungen, in denen weibliche Körper ständig betrachtet, bewertet und reguliert werden – dann ist die bewusste Entscheidung, diese Normen nicht zu erfüllen, politisch aufgeladen. Nicht, weil Haare an sich politisch wären, sondern weil der Druck, sie zu entfernen, aus gesellschaftlichen Machtstrukturen stammt.
Mit „Priorität“ meine ich: Wer sich gegen solche Normen entscheidet, tut das in Kenntnis der gesellschaftlichen Erwartungen und Machtmechanismen, gegen die man sich stellt. Es ist also eine politische Entscheidung, bewusst Sichtbarkeit zu schaffen – nicht einfach eine Frage von persönlichem Geschmack.
Im****
also... auf die Gefahr hin, im Glashaus gerade reihenweise eigene Scheiben einzuschmeißen...
aber die Vorstellung, das zum Politikum und einem Instrument des Geschlechterkampfes zu machen, liegt schon weit, WEIT jenseits der Grenze zu "verkopft".
Faustregel: Wenn es absurd wird, wenn man es umdreht, ist es sehr wahrscheinlich schon von Anfang an absurd.
Querverweis: Ockhams Razor.
Hier: Wenn man viele Faktoren ergänzen muss, damit etwas absurdes nachvollziehbar zu werden beginnt, empfehle ich den Papierkorb.
Anonymes-Mitglied-13
Das Thema Rasur und Körperbehaarung ist seit den 1970er-Jahren ein feministisch diskutiertes Thema. In der zweiten Welle des Feminismus wurden Körperhaare als Symbol für natürliche Selbstbestimmung und Widerstand gegen patriarchale Schönheitsnormen betrachtet (Herzig, Plucked: A History of Hair Removal, 2015).
Heute wird dieses Thema medial breit diskutiert: Feministische Magazine, Blogs und Social Media thematisieren sichtbar, wie Haarfreiheit als politische Entscheidung verstanden werden kann und gegen gesellschaftliche Erwartungen aufbegehrt (z. B. Mädchenmannschaft, 2020; *** Vogue, 2021). Sichtbarkeit wird dabei zum politischen Statement: Es geht nicht um persönliche Vorlieben, sondern um die Infragestellung gesellschaftlicher Normen.
Wie kommt's, dass die Thematik an einem solch aufgeklärten Kopf die ganze Zeit vorbei geht?
Ockhams Razor greift hier nicht, weil es nicht darum geht, die einfachste Erklärung (!) für individuelles Verhalten zu finden, sondern die gesellschaftliche Dimension hinter einem persönlichen Entscheidungspunkt sichtbar zu machen. Es geht darum, Machtmechanismen zu erkennen, die sonst unbemerkt bleiben. Das muss nicht einfach sein. Aber nix für ungut.
Im****
Ockhams Razor greift hier nicht, weil es nicht darum geht, die einfachste Erklärung (!) für individuelles Verhalten zu finden, sondern die gesellschaftliche Dimension hinter einem persönlichen Entscheidungspunkt sichtbar zu machen. Es geht darum, Machtmechanismen zu erkennen, die sonst unbemerkt bleiben. Das muss nicht einfach sein. Aber nix für ungut.
Zu verstehen, was sich jemand dabei denkt und die Hintergründe bis in die 70er zu kennen bedeutet längst nicht, die dahinter stehenden Überlegungen zu jeder Zeit als gleich passend zu erachten.
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Doch, Ockhams Razor greift - weil der Ansatz erst dann plausibel wird, wenn man eine Vielzahl von - wenn überhaupt nur punktuell anwendbaren und gültigen - Annahmen hinzuzieht.
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Im Übrigen lehne ich Autoritätsargumente ab und erkenne sie nicht an. Hier stellst Du eine kontroverse Theorie und Erzählung als richtig dar, nur weil sie schon länger existiert. Das funktioniert nicht - besonders deshalb nicht, weil bei Akzeptanz dieser Rechtfertigung dadurch die extreme Gegenposition noch weit unangreifbarer würde.
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Eine Fortsetzung kann gerne erfolgen - aber nur auf Augenhöhe. Was den Verzicht auf Versteckspiele erfordert