Menschen - Begegnungen - Dankbarkeit

[DrBallaballa]

Am 20.9.2019 at 09:44, schrieb Engelschen_72:

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Als ich erfuhr, daß die alte Dame verstorben ist, da hab ich mich 2 Tage lang "gequält", mich gefragt, wie egoistisch ich doch war, daß ich nicht am selben Nachmittag noch mit Lola zu ihr gefahren bin. Termine, noch Dinge erledigen... ich habe keinen Moment drüber nachgedacht, daß es die letzte Begegnung gewesen sein könnte.

Daraus habe ich gelernt, daß man diese Dinge direkt machen sollte, nicht aufschieben, es kann so schnell vorbei sein. Die Erinnerung an diese Begegnung bleibt für immer und wird immer wieder von ihrem Geschenk, welches bei uns am Haus hängt, präsent. 

 

Mein erster Gedanke: "Ist die maso"? (Wieso quält die sich, wobei sie sich doch so gut verhalten hat). Ich muss jetzt mal meinen Weißkittel anziehen und bisschen klugscheißen .

Typischer Rükschaufehler ("Ich wusste es die ganze Zeit" oder "ich hätte es wissen müssen-Effekt") und je schlimmer die Folgen, umso größer der Rückschaufehler.

Hier haste und jetzt überleg mal dabei.

Du hast das (schlechte) "Ergebnis" bewertet und nicht deine Entscheidung, im Hinblick auf die Überzeugung, die vernünftig war zu dem Zeitpunkt, als du die Entscheidung getroffen hast. Deine Entscheidung war doch "sofort". Dein erster freier Tag, die erste Möglichkeit, wo es vernünftig gepasst hätte. Du könntest gar nicht immer sofort "springen" und es wäre bestimmt nicht gut, immer alle Eventualitäten in Betracht zu ziehen.

So, das reicht, Kittel aus....

Deine Entscheidung der alten Dame mit Lola eine Freude zu machen war sehr menschlich und sehr nächstenliebend (ja ich weiß, irgendwie macht man sich selber natürlich auch Freude damit).

 

 

Am 20.9.2019 at 08:16, schrieb Engelschen_72:

...Vor einigen Monaten war ich bei einer Kundin, wir kamen ins Gespräch und landeten irgendwann beim Thema Hund. Ich erzählte ihr von meinen 2 Boxern, die alten Augen fingen an zu leuchten und sie fragte, ob ich ein Bild hätte.

Handy aus dem Bus geholt, als sie die Bilder meiner Hündin sah stiegen ihr die Tränen in die Augen. Erinnerungen an ihre verstorbene Hündin, die genauso aussah.

Ich hab sie in den Arm genommen, sie gefragt was sie denn davon halten würde, wenn ich sie mit Lola an meinem nächsten freien Tag mal besuchen würde.

Sie schenkte mir ein handgeschnitztes Konterfei eines Boxerkopfes... da hätten mein Mann und ich bestimmt Spaß dran und sie wisse, daß es bei uns geschätzt werden würde.

Dieses Gesicht, dieses Strahlen... ich werd das mein Leben lang wirklich nicht mehr vergessen!

3 Tage später war ich wieder dort, die Wohnungstüre versiegelt... mir wurde schon unwohl im Bauch. Der Nachbar hat mir dann erzählt, daß sie am Abend zuvor tot in der Wohnung aufgefunden wurde. Ich bin in den Bus, hab nur geheult, obwohl ich diesen Menschen eigentlich gar nicht kannte.

Wie gerne hätte ich ihr Lola nochmal vorgestellt, wie gerne hätte ich ihr das Bild gezeigt was wir gemacht haben, als wir das Geschenk hier am Haus aufgehängt haben.

Eine Begegnung, die für immer "hängenbleibt"...

Weißte was ich denke?

Die alte Frau brauchte das Bild gar nicht (mehr) sehen....sie hat dich gesehen als du das Konterfei in der Hand gehalten hast. Die brauchte nicht mehr warten.... hört sich kitschig an, aber vielleicht hast du ihr geholfen loszulassen.

Überleg mal..... du bist alt, alleine....und plötzlich ist da jemand der dich (jedenfalls in Teilen) versteht, der dich sogar umarmt (wer weiß wie lange das her war) und dem du endlich (Puzzleteile) deiner Erinnerungen (oder Symbole davon) anvertrauen kannst, wo du weißt, dass es in guten Händen ist.

Und selbst wenn es nicht so war, und die "Alte" auf einem Stück Seife ausgerutscht ist....du hast ihr große Freude bereitet.

 

Wenn du das nächste mal am geschnitzen Boxerkopf vorbei kommst, dann ring dir ein Lächeln ab und freu dich für die alte Dame, die das Glück hatte ihr Andenken würdig unters Volk zu bringen -

- andernfalls komme ich vorbei und versohle dir den Hintern - aber nicht in 3 Tagen - sofort!