Si**** Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 Ich komme aus einer extrem sparsamen Familie und muss zugeben, dass diese Erziehung gewaltig auf mich abgefärbt hat. Zwar würde ich uns nicht als geizig bezeichnen, denn anderen abzugeben ist kein Problem, aber ich schaffe es einfach in vielen Belangen nicht, mehr Geld als nötig auszugeben. Über Schnäppchen kann ich mich sehr freuen und dummerweise habe ich selbst auch noch wenig materielle Bedürfnisse. Andererseits weiß ich natürlich, dass niedriger Preis immer auf Kosten von jemanden geht. Ausgebeutete Arbeiter, zu Lasten der Natur, schlechte Qualität, Preisknebel für die Produzenten, usw. Es ist auch nicht so, dass ich feilschen oder gar nicht auf Qualität achten würde, aber wenn eben die Staude Salat bei der Bio-Abokiste 2,90 kostet, tut mir das echt weh - obwohl wir es uns durchaus leisten können. Dummerweise ist es auch so, dass ich sozusagen von Discountern umzingelt sind. Gehe ich in einen normalen Supermarkt, muss ich das Auto nehmen (da kaufe ich dann doch meist mehr) und brauche viel mehr Zeit als beim Discounter nebenan. Es nervt mich regelrecht, wenn ich ständig aus 30 Sorten auswählen muss! Wenn ich aber daran denke, wie diese Discounter ihre Lieferanten unter Druck setzen, habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich will gar nicht, dass dort dauernd die Preise gesenkt werden! Neulich habe ich sogar auf einer Liste, auf der man Produktwünsche für das Sortiment auflisten sollte, geschrieben, dass ich gerne mehr zahlen würde, wenn die Hersteller fair entlohnt werden würden. Wie handhabt ihr das? Ist man zum Geldausgeben verpflichtet, um die Wirtschaft und damit Arbeitsplätze zu unterstützen? Kauft ihr bewusst Bio oder fair gehandelte Produkte?
Gelöschter Benutzer Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 (bearbeitet) Mein Ex-mann hätte seine helle Freude an dir gehabt! Nein, ist gar nicht ironisch, sondern Tatsache. Seine unnötige!!! Sparsamkeit war auch ein ewiger Streitpunkt zwischen uns. Ich selbst spare nur, wenn ich muss - und im Moment "muss" ich es leider, was mir aber nichts ausmacht. Für mich ist das Geld zum Leben da und nicht für das sparbuch. andererseits behaupte ich von mir, dass ich noch niemals Schulden gemacht habe - auch die Hypothek fürs haus!, aber eben noch nie Konsumschulden. Brauche ich irgendetwas, passe ich das betreffende Produkt meinem Bankkonto an. auf Kleidung "brauche" ich kein bestimmtes Label (wer "braucht" das schon??? wenn wir ehrlich sind), aber ab und zu genieße ich es auch, mir etwas (relativ) Teures leisten zu können. Das Auto, das ich letztes jahr auf Grund der Abwrackprämie kaufen konnte, habe ich auch ohne Kredit gekauft, aber eben nur in der Größe, die ich mir leisten konnte, ohne an anderer Stelle sparen zu müssen. an aller-erster Stelle stehen aber meine Kinder und dass es denen an nichts fehlt. Um auf die Frage zurückzukommen: Ich habe es ja in der Ehe erlebt, manche machen sich durch "falschen Geiz" oder "falsche Sparsamkeit" selbst das Leben schwer. Ich kaufe zwar auch beim Discounter, aber auch gern Produkte aus fairem Handel. Ich muss aber zugeben, dass ich mich nicht bei jedem produkt über die herstellungswege informiere. Da würde ich mir manchmal mehr Informationen seitens den Verbraucherzentralen wünschen bzw. eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht. bearbeitet April 14, 2010 von Gelöschter Benutzer
St**** Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 Nun, bei mir ist es Ähnlich, ich wurde auch recht "sparsam" erzogen, bin aber eher weniger der Mensch, der nun so sehr sparsam ist, schon allein weil ich mein Leben gern genieße und dazu auch ein gewisser Lebensstandard gehört. Wie dem auch sei, ich denke nicht, dass das was du tust, unmoralisch ist, denn zu so einer Sache gehören immer zwei, derjenige der sich unter Druck setzen läßt, und derjenige der den Druck ausübt. So oder so gibt es das jedoch in jeder Branche, das sehe ich hier jeden Tag schon im Büro. Es ist leider zu etwas völlig normalem geworden. Nicht zu letzte sehe ich den Grund aber auch in den schönen "Geiz ist geil" Kampagnen die es so gegeben hat. Sie haben den Geiz erst so richtig modern gemacht und schuld daran ist ein jeder der sich darauf einläßt. Auf der anderen Seite, wenn man ein paar Euros sparen kann, sollte sich im Grunde eigentlich jeder darüber freuen und ich denke die Meisten tun das auch. Verwerflich oder gar unmoralisch finde ich das nun eher nicht.
Fl**** Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 Wie handhabt ihr das? Ist man zum Geldausgeben verpflichtet, um die Wirtschaft und damit Arbeitsplätze zu unterstützen? Kauft ihr bewusst Bio oder fair gehandelte Produkte? Hi, obwohl ich nun eher wenig Geld zur Verfügung habe, frage ich mich immer: was verlange ich von dem Produkt? Wer falsch spart, kauft doppelt, sagt man so schön und das gilt auch für Dinge des täglichen Bedarfs. Aber um Deinen Ethik-Punkt anzusprechen: Nein, darauf achte ich nicht und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Das System ist derart fest in unsere Gesellschaft eingegraben und die Kluft zwischen Arm und Reich wird täglich größer. Politisch gesehen ist das in der gesamten westlichen Hemisphäre sogar notwendig, da unsere Gesellschaftsstruktur ohne Klassen nicht funktioniert. Deshalb sind die Praktiken, welche die preisliche Abwärtsspirale bei Lebensmitteln und Elektronik ermöglichen, nach wie vor oftmals verwerflich (und nicht auf Aldi und Co beschränkt, auch Firmen wie Apple profitieren z.B. von Kinderarbeit). Solange das System besteht wird man da nicht viel dran ändern können, da einfach zu wenig Leute bereit sind, ihr weniges Geld "unnötig", sprich für z.B. fair gehandelte und damit teurere Produkte auszugeben. Wenn man allerdings die Ausbeutung unterstützt, in dem man bewusst bei namhaften Discountern kauft, bringt man das System damit dem unausweichlichen Zusammenbruch einen Schritt näher - irgendwann geht es einfach nicht mehr abwärts. Erst wenn so ein Kartenhaus fällt, ist es möglich, ein neues und vielleicht besseres zu bauen. Sollten wir diesen Umbruch erleben, wird es sicherlich nicht sehr angenehm werden, aber dieses Ziel ist in meinen Augen erstrebenswert genug um dafür auch Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen. Lange Rede kurzer Sinn: Discountartikel kaufen ist die ethisch richtige Entscheidung. Lg flux
Si**** Geschrieben April 14, 2010 Autor Geschrieben April 14, 2010 (bearbeitet) Ne, an den Kindern spare ich auch nicht. Aber als sie klein waren, habe ich eben die Klamotten am Second-Hand-Basar gekauft und so lange sie nicht auf Markenkleidung drängen, werde ich ihnen auch keine kaufen. So ärgere ich mich wenigstens nicht, wenn sie mal was kaputtmachen. Dafür zahle ich aber jeden Monat Geld für sie ein, damit sie später mal etwas haben. Dummerweise kann man gar nicht so leicht aus seiner Haut - auch wenn ich einen Lottogewinn machen würde, würde ich sicher einen Teil spenden, aber ob ich mein Verhalten so leicht ändern könnte? Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass meine Eltern durch Fleiß und Sparsamkeit einigen Wohlstand erreicht haben, den sie nun sehr großzügig an ihre Kinder weitergeben (oder auch spenden). Im Gegensatz dazu hat meine Schwiegermutter alles verprasst, nicht fürs Alter vorgesorgt und muss nun von uns unterstützt werden. Erst wenn so ein Kartenhaus fällt, ist es möglich, ein neues und vielleicht besseres zu bauen. Sollten wir diesen Umbruch erleben, wird es sicherlich nicht sehr angenehm werden, aber dieses Ziel ist in meinen Augen erstrebenswert genug um dafür auch Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen. Discountartikel kaufen ist die ethisch richtige Entscheidung. Hm, so habe ich das noch nie gesehen! Aber da wir im Jetzt leben und eben Menschen unter unseren Entscheidungen leiden müssen, könnten wir, wenn wir nur wollten, sehr wohl durch unsere Kaufentscheidungen zumindest im Kleinen etwas ändern. Tja - dummerweise mache ich es dennoch nicht. bearbeitet April 14, 2010 von SinnlicheXXL
Gelöschter Benutzer Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 Mmmmh um ehrlich zu sein mach ich mir kaum Gedanken wo ich einkaufe oder so..es wird nie der teuerste Laden sein, ich hab noch nie Bio produkte gekauft und uns gehts gut..ich achte darauf das es meinen Kindern gut geht und wir genug zu essen haben, Klamotten am Leib und vernünftiges Schuhwerk Es gibt ei paar Produkte da möchte ich gar nicht auf den Namen verzichten aber im Endeffekt is es mir sonst sehr egal..solang es schmeckt, es hält was versprochen wurde etc
me**** Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 Wir beide leben nicht sehr sparsam: Wir geben das Geld, was wir verdienen, gerne und mit beiden Händen aus. Wir fahren einen unnötigen Wagen aus der oberen Mittelklasse, kaufen Kleidung die uns gefällt, kaufen hochwertige Lebensmittel und gehen gerne aus. Wir haben aber auch das Glück, dass wir uns das leisten können und hoffen, dass es so bleibt. Ansonsten eine schwierige Frage, ob Sparsamkeit unmoralisch ist. Im Großen und Ganzen ist Sparsamkeit meiner Meinung nach nicht unmoralisch, solange man einige bestimmte Produkte versucht zu vermeiden, z.b. eier aus Käfighaltung oder ähnlich. Andererseits kann man aufgrund des Preises auch kaum ausmachen, inwiefern die Herstellung dieses oder jenen Produktes ethisch vertretbar ist. So werden 10€-Turnschuh und 100€-Turnschuh oftmals in Fabriken in China/Taiwan o.ä. hergestellt. Oft zu Bedingungen, die wir uns nicht vorstellen können (Nike z.B. lässt in Indonesien produzieren - für ca. 19ct/h, auch von Kindern. Nachlesbar im Internet. Andere Hersteller werden da sicherlich kaum Unterschiede machen). Die Alternative wäre, nur Schuhe aus hiesiger Produktion zu kaufen - Aber wer kann oder will sich ein Paar Schuhe für 200-300€ leisten? Ich finde man sollte da einen für sich passenden Mittelweg finden, welche Produkte man aus welchen Gründen kauft oder nicht kauft.
Gelöschter Benutzer Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 Sparsamkeit ist doch manchmal einfach überlebenswichtig Es gibt genug Menschen, die sich Gedanken machen müssen, wie sie ihre eigenen Familien satt bekommen. Und Geiz gehört zu den sieben Todsünden!
Si**** Geschrieben April 14, 2010 Autor Geschrieben April 14, 2010 Sparsamkeit ist doch manchmal einfach überlebenswichtig Hannah, ich spreche nicht von Sparsamkeit aus einer Notsituation heraus, sondern eher als eine Charaktereigenschaft. Wie ist das bei euch, die ihr alles gleich ausgebt - habt ihr nicht das Bedürfnis, Rücklagen zu haben? Ich würde mich da verdammt unsicher fühlen.
Gelöschter Benutzer Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 das Bedürfnis, Rücklagen zu haben Doch, das eine schließt das andere ja nicht aus. ich bin früher einen Kompromiss eingegangen... es war sogar meine idee ( als ich mit meinem geizigeren Ex-Mann zusammenzog), dass wir per Dauerauftrag etwas sparen, den rest aber ausgeben! selbst heute, wo ich "vergleichsweise" arm bin, gehe ich nicht für den täglichen Bedarf an meine rücklagen (aus besseren Zeiten), der autokauf wäre so ein Gegenbeispiel. einen größeren urlaub würde ich ggfls. auch davon finanzieren, aber nicht so "Schnickschnack " wie Kleidung, dann geht's eben zu Kik statt zur Kö (nein, dort kaufe ich nicht wirklich ein:cool
Gelöschter Benutzer Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 @SinnlicheXXL Du hättest lieber das zitieren sollen: Und Geiz gehört zu den sieben Todsünden! Die Grenzen zwischen Geiz und Sparsamkeit sind mMn fließend. Ich halte Geiz allerdings für unanständig, genussfeindlich und für alles andere als geil.
Si**** Geschrieben April 14, 2010 Autor Geschrieben April 14, 2010 Tja - da über den Unterschied zwischen Geiz und Sparsamkeit habe ich mir durchaus Gedanken gemacht. Ich definiere das für mich persönlich so: Jemand, der geizig ist, gibt nicht gern für jemand anderen etwas aus, jemand, der sparsam ist, gibt für sich selbst nicht gern viel aus. Z.B. gehe ich meist zu einem Billigfriseur (und riskiere dabei unter Umständen verschnittene Haare), gebe dann aber der Friseurin ein paar Euro Trinkgeld, weil ich ja weiß, wie wenig sie verdient - das ist folglich sparsam, nicht aber geizig! Würde ich bei einem Edelfriseur kaum Trinkgeld geben, wäre ich geizig, jedoch nicht sparsam. Natürlich könnte ich auch zum Edelfriseur gehen und dem ein großzügiges Trinkgeld geben - aber eben das fällt mir schwer.
Gelöschter Benutzer Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 sparsam ist es ,gar nicht zum Friseur zu gehen,geizig ist es ,selbst zur Schere zu greifen Diese Geiz ist Geil -Mentalität macht die ganzen kleinen Geschäfte kaputt und das obwohl die Preise teilweise moderater,bzw.gleich sind wie bei den großen Ketten und meist auch der Service besser ist.Wir haben es doch bei uns im Ort erlebt,ein Textilgeschäft nach dem anderen hat dicht gemacht und nun regen sich alle auf,das es im Ort nichts mehr gibt und das läßt sich in allen Branchen nachverfolgen. Klar müssen wir auch sehen das das Preis/Leistungsverhältnis stimmt,aber wie es schon gesagt wurde,wer billig kauft ,kauft doppelt. Susi
Gelöschter Benutzer Geschrieben April 14, 2010 Geschrieben April 14, 2010 Unterschied zwischen Geiz und Sparsamkeit Sparsamkeit ist es meist aus der eigenen Sicht, aber für andere ist es Geiz. Im Ernst, man kann auch sich selbst gegenüber geizig sein. Geiz ist m.E. eine sehr schlechte charaktereigenschaft und hat auch rein gar nichts damit zu tun, wie viel Geld derjenige hat.
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