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verfallen (14/10)


Empfohlener Beitrag

Der Text ist hei

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Geschrieben

Wie ein Blitzschlag durchzuckte plötzlich die Erinnerung an Dachner ihre Gedanken. Wieder stand sie ihm angsterfüllt gegenüber und spürte seine unglaubliche Kraft, als er sie packte. „Jeder hat eine Schwachstelle!“ Das hat Dr. Engel gestern über Dachner gesagt. „Jeder hat eine Schwachstelle!“ Diese vier Worte ließen Monika nicht mehr los. „Jeder!“ Je länger sie über diese Behauptung nachdachte, desto mehr kam sie zu dem Schluss, dass demnach auch Dr. Engel eine Schwachstelle haben müsste. Er hatte eine, die Gewissheit ließ sie nicht mehr los. Doch worin könnte sie bestehen? Was machte ihn schwach, angreifbar?

Sie erinnerte sich, dass er ihr gegenüber sagte, er hätte sie zu ihm gebracht, weil er gern in Gesellschaft wäre. Er wollte sie, weil er wusste, sie war alkoholkrank. Von einer alkoholkranken Frau brauchte Dr. Engel keinerlei Gegenwehr zu erwarten. Gestern hat er sie ja auch bewusst erst mit Rotwein abgefüllt, ehe er…

Okay, das war also ihre größte Schwäche. Aber er mochte sie, das hat er ihr immer wieder gezeigt. Das musste es sein! Seine Schwachstelle war sie! Er suchte ihre Gesellschaft, vielleicht wollte er auch ihre Liebe erzwingen. Wenn sie es schaffte, sein Vertrauen zu gewinnen, könnte sie es auch mit ihm aufnehmen und ihn in einem überraschenden Angriff besiegen. Damit wären die kleine Jacqueline und sie selbst in Sicherheit. Sie musste es wenigstens versuchen!

Monikas Gedanken griffen immer mehr Details auf. Nach einer Weile hatte sie einen konkreten Plan geschmiedet, von dessen Erfolg sie fest überzeugt war. Aber dafür musste sie nüchtern sein, unbedingt! Nichts mehr zu trinken, würde hart werden, richtig hart. Aber sie würde es schaffen – für Jacqueline. Fürs Erste zwang sie sich, ihr Zimmer pikobello in Ordnung zu bringen, bis Dr. Engel hereinkommen würde. Danach duschte sie – ja nicht zu lang, ermahnte sie sich vorher selbst – und schlüpfte in das blaue Kostüm, das sie auch gestern trug. Er hatte gestern die Show genossen, als sie es langsam auszog. Es hatte ihn angemacht. Und das würde auch heute wieder der Fall sein! Sie würde ihm alle Wünsche von den Lippen ablesen. Sollte er sich eben noch einmal mit ihr vergnügen. Sie würde die Demütigungen ertragen und die Schläge. Sie würde ihm einen blasen und Himmel Herr Gott, ja, sollte er sie ruhig ficken. Monika würde ihre Rolle perfekt spielen, ihn in Sicherheit wiegen und ihm seine erhoffte Liebe vortäuschen und dann – vielleicht in drei oder vier Tagen – würde sie ihn umbringen!

In dem Moment öffnete Dr. Engel die Zimmertür und trat herein. Monika rutschte das Herz in die Knie, aber sie ließ es sich nicht anmerken. „Was soll die Verkleidung?“ waren seine ersten Worte. Dieses Mal war es Monika, die eine wirkungsvolle Pause für sich einsetzte. „Ich dachte, es gefällt Ihnen vielleicht, wenn ich es nochmal anziehe.“ „Komm’ mit, wir frühstücken – im antiken Dinnerraum!“ Monikas Herz pochte wie verrückt. Der „antike Dinnerraum“ – das war der, wo sie gestern Abend zusammen gegessen haben und er sie dann zu seiner Sexsklavin machte. Und jetzt wollte er sie wieder – ganz bestimmt! Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob ihr Plan tatsächlich funktionieren würde. Aber ein Zurück gab es nicht mehr. Da musste sie jetzt durch.

Selbstbewusst glitt sie in eleganten Schritten in Richtung des Dinnerraumes. Dr. Engel lief hinter ihr her und musterte sie. Er musste sich eingestehen, dass ihr Hintern es ihm echt angetan hatte. Im Dinnerraum angekommen staunte Monika nicht schlecht. Der vorbereite Tisch hat ihre Erwartungen mal wieder weit übertroffen. Eine herbstliche Dekoration mit Kastanien und bunten Blättern, frische Brötchen und Croissants, jede Menge süßer Brotaufstriche, dazu Scheibenkäse, Wurst und Rührei mit gebratenem Speck – Wie konnte er nur ständig solche bezaubernden Mahlzeiten vorbereiten? Er verließ nie das Haus, und er wurde auch nie beliefert. Zumindest hat Monika nie etwas mitbekommen. Diese unerklärlichen Phänomene waren es, die Dr. Engel immer wieder aufs Neue einzigartig machten. Aber Monika durfte sich jetzt nicht mit solchen Problemen ablenken, sie musste sich konzentrieren, musste ihre Rolle spielen. Sie hatte allerdings keine Ahnung, wie sie sich Dr. Engel annähern sollte. Falls sie zu aufdringlich auf ihn wirkte, würde er sie durchschauen und ihr Plan wäre gescheitert, noch ehe er richtig begonnen hatte. Die ersten Minuten aßen beide, ohne einziges Wort mit einander zu reden.


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