Virtuelle Partnerschaft und/oder reale Sex-Kontakte

Reale und Online-Beziehungen befriedigen ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Welche Wünsche erfüllt werden und wie sich ein Nebeneinander von Partnerschaften auf beiden Ebenen auswirkt, hat Stefanie Oßwald im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit mit dem Titel „Ist es mehr als Cyberuntreue? Ein Vergleich der Bedürfnisbefriedigung in realen Partnerschaften und Nebenbeziehungen im Internet“ untersucht.

Ausgangspunkt der Studie war zum einen die Erkenntnis, dass Beziehungen auf einem gegenseitigen Geben und Nehmen basieren. Zum anderen orientierte sich die Wissenschaftlerin am Dreiecksmodell der Liebe nach Sternberg mit den Komponenten Intimität, Leidenschaft und Entscheidung/Bindung, die auf die besonderen Umstände von Onlinebeziehungen angepasst wurden. Das nötige Datenmaterial lieferten zwei Umfragen. Die erste Studie fand in 20 Internetforen statt und hatte insgesamt 177 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die zweite erfolgte auf dem Portal poppen.de, wo 341 Personen im Alter von 18 bis 66 den Fragebogen ausfüllten.

Die Auswertung ergab folgendes Bild: Von den poppen.de-Usern hat sich die Mehrheit bereits mit einem oder mehreren der Online-Kontakte getroffen. Eine Onlinebeziehung führen 221 der Nutzer. Allerdings werten sie die Beziehung über das Internet im Vergleich zu realen Partnerschaften als weniger befriedigend. Das gilt insbesondere für die intimen und leidenschaftlichen, aber auch für die verbindlichen Bedürfnisse. Grundsätzlich fühlen sich die Studienteilnehmer, die nur eine Beziehung führen – online oder im realen Leben – ihrem Partner wesentlich verbundener. Negative Einflüsse der Online- auf die reale Beziehung ließen sich hingegen nicht feststellen. Teils wirkt sich die virtuelle Partnerschaft sogar positiv aus.

Das liegt aus Sicht der Autorin möglicherweise daran, dass die Mitglieder von poppen.de die Beziehungen auf Online-Ebene anders einschätzen. Sie werden als „Bereicherung zum Alltag in ihrer realen Partnerschaft“ sowie als „zusätzlicher Kick“ gesehen und führten nicht dazu, dass die Menschen in ihren Beziehungen weniger glücklich seien.

Schließlich bieten Kontakte, die vornehmlich über Chats, E-Mails, SMS und Telefonate geführt werden, auch Vorteile und befriedigen einige Bedürfnisse besser als reale Partnerschaften. Das betrifft die Aspekte „Zuhören“ und „Miteinander reden“ ebenso wie die Tatsache, dass man sich in einer Traumwelt anders darstellen und die sexuellen Fantasien ausleben kann. Abstriche müssen bei Online-Beziehungen gemacht werden, geht es um körperliche Nähe oder gar Sex-Kontakte. Dieses Manko gleichen viele Nutzer von poppen.de aus, indem sie sich zu Treffen verabreden. Für die meisten (46 Prozent) ist es eine sexuelle Affäre. Elf Prozent sprechen von einem lockeren Flirt. Unabhängig davon, wie die Beziehung via WWW eingestuft wird, sagt die Autorin, „dass Onlinebeziehungen in Form von Cyberaffären alltäglich sind und die Beziehungspartner vor neue Herausforderungen stellen.“

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