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Der Schneesturm


go****

Empfohlener Beitrag

Der Text ist zu heiß

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Der Schnee kam schneller, als ich gedacht hatte. Erst waren es nur feine Flocken gewesen, fast verspielt, dann wurde der Weg schwerer, der Wind lauter, und irgendwann war da nur noch Weiß um mich herum. Meine Schritte knirschten, mein Atem ging stoßweise, und für einen Moment fragte ich mich, ob ich mich überschätzt hatte.

Dann tauchte sie auf – die Hütte. Dunkles Holz im Schneetreiben, geduckt wie ein stiller Zeuge der Berge. Licht schimmerte hinter den kleinen Fenstern, warm und einladend. Als ich die Tür öffnete, umfing mich sofort diese besondere Stille: der Geruch von Holz, von Feuer, von Geborgenheit. Draußen tobte der Sturm, hier drinnen schien die Zeit langsamer zu laufen.

Er war schon da.

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als sich unsere Blicke trafen. Es war nichts Lautes, nichts Überstürztes – eher ein stilles Erkennen. Als würden wir beide spüren, dass dieser Abend mehr bereithielt, als nur Schutz vor dem Wetter. Während ich meine Handschuhe auszog und die Kälte langsam aus meinen Fingern wich, breitete sich etwas anderes in mir aus: eine leise, warme Erwartung.

Wir sprachen wenig. Worte schienen fast überflüssig. Das Feuer knisterte, der Wind rüttelte an den Fensterläden, und zwischen uns spannte sich etwas Unsichtbares, aber Greifbares. Als er näher rückte, spürte ich seine Wärme, noch bevor er mich berührte. Unsere Schultern streiften sich, und ich merkte, wie mein Herz schneller schlug – nicht aus Angst, sondern aus einem tiefen, ruhigen Verlangen.

Unsere Blicke verhakten sich ineinander. In diesem Augenblick fühlte ich mich gesehen, wirklich gesehen. Als sich unsere Lippen fanden, war es zunächst vorsichtig, fast fragend. Doch diese Zurückhaltung hielt nicht lange. Es war, als hätten wir beide nur auf dieses Zeichen gewartet, dieses stille Einverständnis.

Ich nahm seine Nähe bewusst in mich auf, jede Bewegung, jede Berührung. Während er mir näherkam, spürte ich, wie ich losließ – Gedanken, Zweifel, alles, was nicht hierher gehörte. In mir breitete sich eine Wärme aus, die tiefer ging als die des Feuers im Kamin. Mein Atem wurde unruhiger, meine Hände suchten Halt, nicht aus Unsicherheit, sondern aus dem Wunsch, diesen Moment festzuhalten.

Als ich ihm meine Zärtlichkeit zurückgab, fühlte es sich selbstverständlich an, fast vertraut. Meine Berührungen waren vorsichtig, neugierig, getragen von dem Wunsch, nicht nur zu nehmen, sondern zu spüren. Zu spüren, wie auch in ihm etwas in Bewegung geriet, wie Nähe uns beide veränderte.

Irgendwann verlor ich das Gefühl für Zeit. Es gab nur noch diesen gemeinsamen Rhythmus, dieses stille Einverständnis, das uns tiefer und tiefer zueinander führte. Ich spürte mich selbst intensiver als sonst – meinen Körper, meine Gefühle, mein Herz, das viel zu schnell schlug.

Als die Empfindungen schließlich über mich hinwegrollten, war es, als würde ich mich gleichzeitig verlieren und finden. Ich hielt ihn fest, ließ mich tragen von diesem Augenblick, der alles andere ausblendete. Der Sturm draußen war nur noch ein fernes Rauschen.

Später, als Ruhe einkehrte und wir nebeneinander saßen, eingehüllt in Decken und Wärme, wusste ich: Diese Nacht war kein Zufall gewesen. Die Berghütte, der Schnee, der Sturm – all das hatte uns hierher geführt. Und irgendwo tief in mir blieb das Gefühl, etwas erlebt zu haben, das nicht laut sein musste, um lange nachzuwirken.

sowas in der art hätte ich auch erleben können..
aber damals war ich noch zu dumm, die zeichen zu erkennen.
auf der hütt'n im zillertal

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