Drecksau - Teil 3: Kontrollverlust

[Sc****]

Drecksau – Teil 3: Kontrollverlust

Ihre Perspektive

Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte.
Vielleicht, dass er zurückschreckt.
So wie die anderen.

Die, die große Töne spucken – bis es echt wird.
Bis sie merken, dass Lust nicht kontrollierbar ist, wenn sie aus einem Ort kommt, den man selbst kaum versteht.
Die Angst haben vor Frauen, die zu viel wollen. Zu tief. Zu roh.

Aber er war geblieben.
Nicht nur körperlich.
Er hatte sie gehalten. Nicht fest, nicht dominant. Einfach – präsent.
Und das war das Gefährlichste.

Sie stand auf dem Balkon, nackt, nur mit seiner Decke über den Schultern.
Rauchte.
Nicht aus Gewohnheit – sondern aus dem Versuch, sich wieder zusammenzusetzen.
Irgendwas in ihr war gerissen in der Nacht.
Nicht kaputt – aber geöffnet.
Ein Stück, das sie sonst unter Verschluss hielt.

Sie erinnerte sich an den Moment, als sie ihn gebeten hatte, härter zu fassen.
Nicht aus Spiel. Nicht, um ihn anzustacheln.
Sondern weil sie es brauchte –
den Halt, den Druck, das Gefühl, dass da jemand war, der sie aushielt, selbst wenn sie nicht mehr schön war.

Denn sie war nicht schön gewesen in dieser Nacht.

Nicht elegant, nicht cool.
Sie hatte geschwitzt, gestöhnt, gekratzt.
War geritten wie eine, die jeden Zentimeter spüren musste, nicht um zu gefallen – sondern um sich zu erinnern, dass sie lebt.

Und irgendwann… hatte sie ihn angebettelt.
Leise.
Mit einer Stimme, die sie selbst kaum erkannt hatte.

„Bitte… halt mich fest. Ich kann mich grad selbst nicht halten.“

Er hatte nicht geantwortet.
Er hatte es einfach getan.

Kein Held. Kein Retter.
Nur ein Mensch, der blieb, während sie brannte.

Und genau das… machte ihr Angst.

Nicht, weil es falsch war.
Sondern weil es richtig war.
Und sie nicht wusste, wohin mit dieser Wahrheit.

Sie zog an der Zigarette.
Der Rauch kratzte in der Kehle.
Ihre Augen brannten – nicht vom Qualm.

Sie hatte sich gezeigt.
Nicht nackt. Das war leicht.
Sondern offen.
Ohne Kontrolle. Ohne Maske. Ohne diesen Schutzpanzer aus coolen Sprüchen und dreckigem Selbstbewusstsein.

Und sie wusste nicht, wie sie ihm jetzt begegnen sollte.

Was, wenn er sie jetzt anders sah?
Was, wenn er glaubte, er hätte sie „geknackt“?

Oder schlimmer:
Was, wenn er sie wirklich gesehen hatte?
Und nicht erschrak?

Denn wer einen Menschen sieht, in dem Moment, wo er die Kontrolle verliert –
der sieht alles.

Und sie wusste nicht, ob sie das aushielt.

⸻

Er kam auf den Balkon, zog sich leise etwas über.
Sagte nichts.
War einfach da.

Sie sah ihn nicht an. Konnte nicht.

„Ich war nicht schön“, flüsterte sie.

Er stand einen Moment still.
Dann legte er seine Hand an ihren Nacken.
Wärmend. Kein Besitz. Kein Trost.
Nur… da.

„Nein“, sagte er.
„Du warst echt.“

Ein Zittern durchfuhr sie. Nicht vor Kälte.

„Ich hab Angst, dass ich zu viel bin“, sagte sie.
„Zu laut. Zu roh. Zu… kaputt.“

Er antwortete nicht sofort.
Dann:
„Vielleicht bist du genau richtig. Nur nicht für Menschen, die sich selbst nicht trauen.“

Sie schloss die Augen.

Ein leises Schluchzen kam hoch.
Nicht dramatisch.
Nur ehrlich.

Sie lehnte sich gegen ihn.
Er hielt sie. Nicht eng. Nicht fest.
Aber so, dass sie wusste:
Ich muss grad nichts mehr sein.