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Pinot Grigio - Interview mit Miriam


Anonymes-Mitglied-1

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Das dieses Interview, das ich im Frühherbst 2018 führte mich so nachhaltig beeindrucken und nachhallen würde, hätte ich bei den Vorgesprächen niemals auch nur ansatzweise für möglich gehalten. Ich hatte bereits unzählige Interviews hinter mir und gehört habe ich dabei eigentlich alles, alles was man sich auch nur annähernd vorstellen kann. Kein einziges hat mich bis heute so mitgenommen.

Das daraus dann final entstandene Manuskript, musste aber leider immer wieder gekürzt werden. Von der eigentlichen Haupt-Story fehlt daher fast das gesamte letzte Drittel. Miriam bestand schlussendlich darauf, weil es ihr dann doch zu heikel war, dass das so an die Öffentlichkeit kommt; die beteiligten Männer sich möglicherweise wiedererkennen würden. Auch das Nebenthema ‚Spermien-Krieg‘ musste ich immer wieder überarbeiten und kürzen, was ich wirklich sehr schade finde, weil es unglaublich interessant gewesen war. Stefan kassierte dann - was mich nicht wirklich überraschte - das Nebenthema was ihn hauptsächlich betraf, nämlich wie er die ausgewählten Männer überprüfte und vor allem die pikanten Details, die unsere modernen Smartphones über uns alle bereithalten. Hier gab es meinerseits ein zähes Ringen um jeden Satz. Zumindest hatte ich versucht, mehr von diesen erstaunlichen technischen Möglichkeiten im Text beizubehalten, leider vergeblich. Immerhin konstatierte er dann richtigerweise, dass das Interview ja nun irgendwie keinen roten Faden mehr aufzuweisen hat. „Pinot Grigio ist jetzt halt einfach deine Main-Story“, sagte er. Stimmt. Eine Kontinuität ist zumindest geblieben.

Es sollte klar sein, dass die Namen aller Personen ‚Pseudo-Namen‘ sind, um die Anonymität zu gewährleisten. Allerdings bestand Miriam dann - zu meinem Erstaunen – vehement darauf, den Namen eines besonderen Menschen, nicht auf diese Art und Weise zu verfremden. Der Stachel den er bei ihr hinterlassen hat, sitzt wohl noch immer sehr tief, was man auch unschwer aus dem Interview herauslesen kann.  

Da sitzt sie nun vor mir.

Miriam. 35 Jahre alt und zweifelsfrei eine attraktive Frau. Als sie meine Wohnung betritt, noch auf der Treppe, fallen mir zuallererst ihre langen rot-blonden Haare und dieser stechende und stolze Blick, diese alles durchdringenden grün-grauen Augen auf die zweifelsohne bei mir den Eindruck erwecken, dass das heute ein ganz besonderes Interview werden könnte.

F: Hallo Miriam, schön dass du heute hier bist. Bevor wir richtig starten, fasse ich dein Thema vorab einmal kurz zusammen. Du hattest ein sehr großes Verlangen danach Mutter zu werden und hast dich dann für einen doch sehr ungewöhnlichen Weg entschieden, dir diesen Kinderwunsch zu erfüllen. Ich kann mir sehr gut denken, nein, bin sogar fest davon überzeugt, dass du mit deiner Geschichte auf sehr viel Unverständnis gestoßen bist.

Miriam: Nicht wirklich, weil so gut wie niemand davon weiß.

F: Du hattest an einem Abend Sex mit mehreren Männern, ungeschützt, mit der Absicht schwanger zu werden. Man kann also sagen, deine Tochter ist das Produkt oder Ergebnis eines - ich sage es mal direkt - eines klassischen Gangbang?

Miriam: (Holt tief Luft) Nüchtern betrachtet ist es wohl so, ja.

F: Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Miriam: Da spielen ein paar mehr Faktoren eine gewichtige Rolle. Die Idee kam ja nicht über Nacht. Ich habe Biologie studiert, mein Steckenpferd war dabei die Evolutionsbiologie. Dadurch hat sich mein Verständnis über die Spezies Mensch und insbesondere die menschliche Sexualität grundlegend verändert. Auch konnte ich mich und mein Innenleben wesentlich besser verstehen. Und ja, es belastet mich schon, auch wird meine Tochter irgendwann fragen wer ihr Vater ist.

F: Deswegen jetzt das Interview?

Auch ja. Es ist für mich die Möglichkeit darüber zu reden, worüber ich bisher mit kaum jemanden gesprochen habe.

F: Du hast Biologie studiert?

Miriam: Nach dem Abitur habe ich mich erst für eine kaufmännische Ausbildung entschieden, bei einem sehr bekannten Automobilhersteller. Im Anschluss folgte dann das Studium. Neben Biologie habe ich noch Betriebswirtschaft studiert und bin dann wieder bei meinem alten Ausbildungsbetrieb gelandet.

F: Inwiefern hat die Biologie deine Sexualität beeinflusst, bzw. Auswirkungen auf dein Innenleben, kannst du das erklären?

Miriam: Kurz ist das eigentlich nicht bewerkstelligen.

F: Wir haben Zeit genug.

Miriam: Ich habe viele Studien gelesen, aber eine war ganz besonders. Es ging dabei um den Testosteronspiegel der Männer, wie er sich verändert, verändern lässt und welche Auswirkungen das auf die Reifung und Entwicklung der Spermien hat. Es gab Tests mit Soldaten, also mit Männern die die meiste Zeit auf engsten Raum mit Männern zusammen waren, in einem doch eher rauen und harten Umfeld. Interessant war, dass der Testosteronspiegel bei diesen Männern signifikant angestiegen ist, vollkommen unabhängig davon, ob die Soldaten schweren körperlichen Belastungen ausgesetzt waren oder nicht. Verblüffend waren aber dann die Spermiogramme dieser Männer, die anfangs bezüglich Qualität oder Anomalien vollkommen unauffällig waren.

F: Inwiefern?

Miriam: Normal gibt es X-Spermien (weiblich) und Y-Spermien (männlich). Bei ausnahmslos allen Soldaten sorgte der stark erhöhte Testosteronwert dafür, dass fast nur noch X-Spermien, also weibliche heranreiften, diese Männer also potentiell nur noch Mädchen hätten zeugen können. Die Vermutung lag also nah, dass die Natur auf diese Weise korrigierend eingreift, um ein gewisses Gleichgewicht der Geschlechter sicherzustellen.

F: Klingt sehr interessant, erklärt aber noch nicht warum du einen so ungewöhnlichen Weg gegangen bist um Mutter zu werden.

Miriam: Ich war auch noch nicht fertig mit meiner Ausführung.

F: Dann bitte weiter.

Miriam: Die Eizelle ist immer weiblich, also X. Damit ist das Geschlechtschromosom gemeint. Erreicht nun ein X-Spermium die Eizelle, wird es ein Mädchen.

F: Und wenn ein Y-Spermium, wie ich eines gewesen bin das Ei erreicht, wird es ein Junge. Das ist mir schon klar.

Miriam: Aber auch nicht ganz richtig. Hier spielt die Biologie der werdenden Mutter nämlich noch eine entscheidend große Rolle. Und diese Beobachtung war schon als sensationell zu betrachten, insbesondere wenn man die Studie mit den Soldaten im Hinterkopf hat und der These folgt, dass die Natur korrigierend eingreift, damit das Gleichgewicht der Geschlechter bestehen bleibt. Mal angenommen, das Rennen um die Eizelle der Frau hat ein X-Spermium gewonnen, potentiell reift nun ein Mädchen heran, aber in der sechsten Schwangerschaftswoche kann es passieren, dass die Biologie eingreift und durch einen kaum messbaren Testosteronausstoß im Körper der Mutter aus dem Mädchen dann doch noch ein Junge wird. Warum die Biologie der Mutter hier eingreift, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Es kann daher also auch gut sein, dass du mal ein X-Spermium gewesen bist.

F: Was genau passiert bei dem Beispiel in der sechsten Schwangerschaftswoche?

Dieser wirklich mikrokleine Testosteronschub der Mutter wirkt sich primär auf die Hirnentwicklung des Embryos aus. Und zwar gravierend. Im Wesentlichen war zu beobachten, dass im Großhirn einige Regionen absterben, die unter anderem für soziale Kompetenz, Kommunikation und Empathie ausschlaggebend sind. Dagegen werden die Areale, die für räumliche Wahrnehmung, Aggressivität und Sexualtrieb stehen, wesentlich stärker ausgebildet.

F: Und damit wäre zumindest das Buch ‚Warum Männer sind, wie sie sind‘ fertig geschrieben.

Miriam: Bestimmt ein Bestseller. Hast du was zu trinken, du hast mir doch einen guten Wein versprochen?

F: Ja. Die Gläser stehen schon auf dem Tisch und mit ein wenig Alkohol im Blut lässt es sich doch bestimmt leichter reden, besonders wenn man ein Mann ist, wie ich ja soeben erfahren durfte.

Miriam: Männer sind bei solchen Themen oft schlichte Geister, da hilft Alkohol nicht wirklich.

F: Zurück zum Thema.

Miriam: Also die Entdeckung, dass ein kaum messbarerer Testosteronausstoß in der sechsten Schwangerschaftswoche stattfinden kann, war wirklich sensationell. Da hat insbesondere die Neurobiologie eine wirklich großartige Entdeckung gemacht, aber dadurch natürlich weitere Fragen aufgeworfen.

F: Es erklärt aber nicht, warum du mit mehreren Männern Sex hattest, mit der Absicht schwanger zu werden. Ich will dir und auch sonst niemanden zu nahe treten, aber einer intelligenten, gebildeten und überdurchschnittlich attraktiven Frau wie dir würde doch niemand so etwas zutrauen.

Miriam: Warum?

F: Dafür reicht meine Fantasie schlicht und einfach nicht aus.

Miriam: Liegt bei dir wahrscheinlich am Testosteron (lacht). Hast du dich je damit beschäftigt, wie viele Kuckucks-Kinder es gibt?

F: Nicht wirklich.

Miriam: Offiziell sind es nur 10 – 15 Prozent, was wohl eher die Spitze des Eisberges sein dürfte. Ich bin davon überzeugt, nein, ich weiß, dass es viele Frauen gibt die ähnlich denken und so handeln, sich zwar an einen treuen und verlässlichen Mann binden, aber gleichzeitig ein großes sexuelles Verlangen nach einem anderen Mann haben, der möglicherweise die besseren Gene mitbringt. Was du als Mann wissen solltest, Frauen sind die perfekten Genetiker. Unsere Sensoren können einen Mann diesbezüglich innerhalb weniger Sekunden abchecken und erkennen dann instinktiv, ob dieser Mann unseren eigenen Genpool bereichern und  aufwerten kann oder eben nicht.

F: Ich kann zumindest den Shitstorm bereits erahnen. Das was du da sagst, wird so ziemlich jede Feministin die das hier lesen wird zur Weißglut bringen und sicherlich auch sehr viele Väter stark verunsichern. 10 – 15 Prozent, das wären ja mindestens 1,1 bis 1,6 Millionen Kinder alleine in Deutschland.

Miriam: Biologie ist Wissenschaft. Die Biologie beschäftigt sich mit dem Leben, wie es entsteht, wie es sich entwickelt. Nicht damit, wie es sein sollte. Es gibt Frauen die stehen im Leben, die werden plötzlich schwanger vom besten Freund oder vom Ex-Partner. Oder sind gar verheiratet und werden schwanger, aber eben nicht von dem Mann, mit dem sie vor dem Traualtar gestanden haben.

F: Ja, aber…

Miriam: Das klingt doch wesentlich besser, ist sozial vertretbarer als vom Urlaubsflirt oder dem Kurschatten oder gar einer Internet-Bekanntschaft. Verstehst du?

F: Mir fallen in der Tat gerade zwei Beispiele ein.

Miriam: Dir fallen im Laufe des Abends bestimmt noch weitere ein, da bin ich mir sicher. Und wenn nicht, dann befrage Google einfach mal nach ‚Schwanger vom besten Freund‘.

F: Wir kommen vom Thema ab.

Miriam: Du stellst die Fragen, ich antworte nur.

F: Erzähle bitte von dem Abend, als alles stattgefunden hat.

Miriam: (lange Pause) Geil war es. Reicht das?

F: Nein. Sicherlich nicht.

Miriam: Es war eine aufregende Location. Eher eine Party-Location. Als ich eintrat, konnte ich erst einmal nichts sehen, meine Augen waren verbunden. So wurde ich dann in den Raum geführt oder vorgeführt. Vorgeführt trifft es dann wohl eher. Ich habe die Nacht davor kein Auge zugemacht und war die ganze Zeit über unglaublich nervös.

F: Klingt ein wenig klischeehaft. Du warst unbekleidet, mit verbundenen Augen. Wer hat dich vorgeführt?

Miriam: Ja so war es. Nenn ihn Affäre, Freundschaft plus.

F: Freundschaft plus mit Machtgefälle, nehme ich an?

Miriam: Ja.

F: Du bist also keine Domina?

Miriam: Das bin ich schon. Im Alltag, im Berufsleben. Da sage ich wo es langgeht. Es widert mich aber ehrlich gesagt etwas an.

F: Er hat dich also in die Location geführt. Wie ging es weiter?

Miriam: Ich spürte natürlich das wir nicht alleine waren. Wenn du nichts sehen kannst, hörst und riechst du sehr intensiv. Männer bewegen sich anders als Frauen und riechen auch anders. Ich spürte wie diese Männer mir näher kamen. Ich hörte ihn dann laut sagen „Na, zu viel versprochen?“ Dann hörte ich die Stimmen einiger Männer, deren Anwesenheit ich bis dahin nur fühlen oder erahnen konnte. Alleine der Klang der Stimmen, puh… maskuline Stimmen, ich mag das… dann schoss mir aber plötzlich die Gewissheit durch den Kopf, dass es jetzt ernst wird und ich diesen Männern ausgeliefert bin, was mich noch nervöser machte aber zeitgleich auch sehr erregte… Ich war irgendwie wie beschwipst, mein Herz pochte und das Blut schoss mir heiß in den Kopf.

F: Du hast diese Männer vorher nicht gesehen? Ich schenke dir noch Wein nach, dein Glas ist ziemlich trocken.

Miriam: Doch natürlich habe ich das, aber das lag auch schon einige Zeit zurück. An dem Abend allerdings gab es jetzt kein Vorab-Kennenlernen.

F: Gab es an dem Abend eine Art Rückversicherung für dich, für den Fall das du abbrechen möchtest?

Miriam: Ja klar, einen verbalen Ausschalter gab es. Wenn ich ehrlich bin, ich weiß gar nicht mehr welches Wort wir vereinbart hatten.

F: Wie ging es weiter?

Miriam: Ich spürte das die Männer mir sehr nah auf den Leib rückten. Dann plötzlich fühlte ich eine Hand auf der Haut. Erst nur ein paar Fingerspitzen, dann die ganze Hand, dann wurden es mehr, die immer noch mehr wurden. Erst streicheln, dann wurden die Hände fordernder… am Po, meinen Brüsten… Es dauerte nicht lange und Finger drangen in mir ein.

F: Interessant.

Miriam: Ich konnte es mittlerweile auch sehen, da mir in der Zwischenzeit sprichwörtlich der Schleier von den Augen gefallen ist.

F: Er wollte also, dass du sehen kannst was um dich herum passiert?

Miriam: Ja.

F: Erzähl bitte weiter.

Miriam: (nimmt einen großen Schluck Wein) Anfangs konnte ich mich nur auf die vielen Hände konzentrieren und versuchte jeder Hand auf meinem Körper zu folgen. Ich fühlte mich total wehrlos und ausgeliefert aber nicht schutzlos. Denken konnte ich eigentlich gar nichts mehr, aber dieses Gefühl ist mit nichts zu vergleichen, das kann ich dir sagen. Totaler Kontrollverlust. Aufsteigende Hitze, surren im Kopf, als wenn der Kopf platzen will aber angenehm und unbeschreiblich schön dabei. Durch eine solche Situation, durch diesen Kontrollverlust, kommst du unweigerlich in einen unglaublichen Ausnahmezustand. Die Ratio schaltet sich komplett ab. Die Sinne übernehmen und du fällst nur noch ohne aufzuschlagen.

F: Wie ging es weiter?

Miriam: Ich habe da echt ein paar Erinnerungslücken… Irgendwann lag ich auf dem Rücken, eine Art Liege. Meine Hände waren frei, daran erinnere ich mich… „es passiert, ein Fremder fickt dich jetzt“, schoss es mir durch den Kopf… ich spürte den ersten Mann in mir, der sah übrigens sehr gut aus, daran erinnere ich mich noch klar und deutlich.  

F: Mann. Du meinst einen Schwanz?

Miriam: Ein ordentlicher Schwanz, ja. Klingt das wirklich besser?

F: Auf jeden Fall. Sind hier ja nicht in einer Vorlesung an der Uni. Du sagst ja auch „ein Fremder fickt mich“ und nicht „ein Fremder penetrierte mich.“

Miriam: Ich mag diesen Jargon im Alltag eigentlich überhaupt nicht.

F: Als du vom Ersten gefickt wurdest, was taten die anderen Männer?

Miriam: Ich weiß es gerade nicht mehr. Waren ja auch mehr wie zwei oder drei… während der Eine mich fickte, hatte ich meinen Kopf zur Seite gedreht und hatte einen weiteren Schwanz geblasen. Ist der Ausdruck okay?

F: Voll und ganz, klar.

Miriam: Fruchtig und trocken, lecker.

F: Was?

Miriam: Der Wein ist wirklich gut, was für einer ist das?

F: Zeige dir später gerne die Flasche. Wie ging es bei dir weiter?

Miriam: Der Mann der mich fickte, ließ plötzlich von mir ab. Zeitgleich auch der, der sein bestes Stück in meinem Mund hatte. Der Mann, der mich eben noch fickte, stand jetzt neben mir und schob mir seinen Schwanz zwischen die Lippen, in den Mund und zwar ziemlich heftig. Ich wurde dann von einem ganz anderen Mann weitergefickt, der Rhythmus war anders, sehr erregend, mehr verspielt, mal schneller und tiefer, dann wieder langsam und kurze Stöße. Dann spürte ich wieder sehr viele Hände auf meinem Körper, wie am Anfang. Dann ein lautes Stöhnen oder eher ein leises Schreien. Der erste Herr der Runde hatte bereits seinen Höhepunkt erreicht.

F: Welcher Herr genau?

Miriam: Kenne seinen Namen nicht wirklich.

F: Du weißt was ich meine.

Miriam: Der erste Mann, der mir dann seinen Schwanz in den Mund drückte. Er muss heftig gekommen sein, er war am Zittern und die Menge Sperma die ich im Mund hatte, hätte wohl im Porno-Business jede Produktion bereichert (lacht).

F: Durch Sperma im Mund wird man aber kaum schwanger.

Miriam: Da magst du wohl recht haben.  

F: Wie ging es weiter?

Miriam: Ich hatte den Mund geöffnet, damit er sehen konnte, was er gerade angerichtet hat. Dann habe ich es heruntergeschluckt und ihm dabei in die Augen gesehen. Unbeschreiblich geil war das. Nicht das Schlucken an sich, sondern der Blick in seine Augen dabei. Und natürlich auch wegen der Wirkung auf die anderen Männer um mich herum.

F: Schluckst du gerne?

Miriam: Auf die Frage habe ich gewartet. Ja. Eigentlich. Kommt aber auf den Mann an.

F: Klingt nach einer frauentypischen Antwort.

Miriam: Nein.

F: Sondern?

Miriam: Wenn ich einem Mann einen blase, dann spiegelt das ein typisches Machtverhältnis in einem sexuellen Gesamtkontext. Ich mag es zum Beispiel sehr, beim Sex Erniedrigung zu spüren, verbal oder auch aktiv durch Handlung. Wenn ich mich ihm ausgeliefert fühle, er mich dezent zwingt, mich benutzt…(lange Pause) mir dann final in das Gesicht spritzt oder in den Mund... (wieder lange Pause) ich es dann schlucke… dann ist es für mich… einfach wie…

F: Er dich dezent zwingt?

Miriam: Klingt latent dominiert besser? Und dafür… (lange Pause) das geht natürlich nicht mit einem frauenverstehenden Kai-Henning, der Skinny-Jeans trägt, veganes Essen isst und anstatt auf sich selbst, nur auf seinen ökologischen Fußabdruck achtet und dabei auch noch versucht, die beste Freundin einer Frau zu sein. Verstehst du?

F: Wer ist Kai-Henning?

Miriam: Kai-Henning ist eine Metapher. Das Gegenteil vom Boss, des Chefs, des Anführers. Das nenne ich einen Kai-Henning. In der Natur ist es gut zu beobachten, bei den Wölfen beispielsweise. Das Wolfsrudel hat einen Anführer, das ist der Alpha-Wolf. Die weiblichen Wölfe begehren ihn und in der Paarungszeit kommt einzig und alleine der Alpha-Wolf zum sexuellen Vollzug. Würde sich ein anderer Wolf, ein Zweit-Wolf, sexuell einem der Weibchen nähern, dann würde das Weibchen ihn umgehend aggressiv wegbeißen, verjagen.

F: Das mag sein. Ich weiß nur nicht ob man das so auf die Menschen übertragen kann.

Miriam: Der Mensch ist auch nur ein Säugetier. Das Einzige was in unserem Kopf anders ist, ist der Präfrontale Kortex der uns zum denkenden, rational handelnden Individuum macht oder machen kann. Und weil wir unter Umständen rational denken können, denken wir, wir seien die Krone der Evolution und stehen über der Natur.

F: Sind wir das nicht?

Miriam: (lacht laut) Nein. Sicherlich nicht.

F: Zurück zum Thema.

Miriam: Versuche mir mal kurz geistig nachzulaufen. Du warst sicherlich schon einmal verliebt in eine Frau oder Mann.

F: Sicherlich gab es da ein paar Frauen.

Miriam: Hast du sie erst optisch überprüft, dann recherchiert wer sie ist, welche Bildung, welchen Beruf sie hat, aus welcher Familie sie kommt oder hat es viel eher plötzlich und unerwartet gefunkt?

F: Ich komme nicht mehr mit. Und ich habe die Befürchtung, wenn ich das so veröffentlichen sollte, wird jedem beim Lesen das Gesicht einschlafen.

Miriam: Was ich mit dem Beispiel eigentlich verständlich machen wollte, ist, dass wir Menschen noch immer primitiv sind, geleitet vom primitivsten und größten Teil in unserem Kopf, dem Stamm- oder auch Reptilienhirn. Wir empfinden uns zwar als modern und rational, sitzen dabei aber noch immer in der tiefen dunklen Höhle wie zur Steinzeit und das trotz moderner Zivilisation, Sozialstaat und Lebensmittel-Discounter an jeder Ecke.  

F: Ich frage jetzt direkt. Warum der Sex mit mehreren Männern?

Miriam: Weil mir klar gewesen ist, wenn ich zum Zeitpunkt meines Eisprungs mit mehreren der besten Männer Sex haben werde, die in mir ejakulieren, sich nur die besten Spermien des besten Mannes bis zum Ziel vorkämpfen, die Eizelle erreichen werden.

F: Entspringt das der sexuellen Fantasie einer submissiven Bitch oder spricht da gerade wirklich die Biologin?

Miriam: Die Biologin und auch ein wenig die Bitch.

F: Gehen wir nochmal zurück in die Location, wie ging es da weiter?

Miriam: Mein Glas ist gleich schon wieder leer. (Wieder eine lange Pause) Einer der Männer stand zwischen meinen Beinen und sagte, dass ich mich umdrehen soll. „Ich will dich von hinten ficken“ keuchte er mir ins Ohr und ich tat, was er sagte. Ein kurzes Fingern, kurzes Ansetzen, dann stieß er zu und zwar heftig. Er war vollkommen anders wie der verspielte Typ davor. Er fickte mich ziemlich schnell, zog seinen Schwanz fast ganz raus und dann immer wieder ganz rein. Gleichzeitig war ich mit dem Mund damit beschäftigt einen weiteren Schwanz zu blasen, was nicht so einfach war bei den harten Stößen. Was mir aber in guter, teilweise unsicherer Art in Erinnerung geblieben ist, war der Gedanke daran, wie ich diesen Schwanz den ich gerade im Mund hatte, auch nur ansatzweise in mich reinbekommen soll. Ich bekam gerade mal etwas mehr wie die Spitze davon in den Mundraum. So in etwa waren meine Gedanken, als dann plötzlich der Herr hinter mir, der mich kräftig von hinten fickte, seinen Höhepunkt erreichte und seine Spermien nun als erster ins eigentliche Rennen schickte. Ein „geiles Miststück“ schickte er noch verbal laut hinterher, mit einem ordentlichen Klapps auf meinen Po. Er war jetzt der Erste, der in mir gekommen war. Also war es jetzt auch an der Zeit, mein Schauspiel durchzuziehen.  

F: Was für ein Schauspiel?

Miriam: Eine Idee aus der psychologischen Trickkiste.

F: Erzähl.

Miriam: An dem Punkt brach ich ab und protestierte, setzte mich hin und stellte einen Fuß auf die Liege auf der ich jetzt saß. Die Männer, deren hübsche Gesichter ich jetzt endlich mal zusammen deutlich sehen konnte, wichen zurück weil sie natürlich merkten, dass wohl gerade etwas gehörig schiefgelaufen ist. Weißt du was ein Double-Bind ist?

F: Nein. Aber du wirst es mir bestimmt gleich erklären.

Miriam: Das habe ich gerade. Der Begriff kommt aus der Psychologie und bedeutet widersprüchliches, zweideutiges Verhalten. Genauer gesagt, wenn man ein klares Nein kommuniziert und sich dabei aber nonverbal bejahend verhält oder umgekehrt. Bei Personen die in einem Verhältnis zueinander stehen oder ein starkes Verlangen spüren, kann das zu einer gehörigen Verwirrung bis zur Desorientierung führen.

F. Und weiter?

Miriam: Nun saß ich da. Ein Bein angehoben, so dass die Männer nicht nur mich, sondern speziell zwischen meine Beine schauen konnten. Mit der linken Hand stützte ich mich ab, mit dem Mittelfinger der rechten Hand drang ich langsam in mir ein. Langsam rein, langsam wieder raus. Dabei lief natürlich Sperma heraus, über den Damm, den Anus und landete auf der Liege. Der Typ hatte wohl seit Wochen nicht mehr abgespritzt. Dann sagte ich, etwas verstimmt mit einem doch eher irritierten Tonfall „ich hatte doch gesagt, niemand darf in mir kommen“ und dann noch ein „ich verhüte doch überhaupt nicht“ hinterher. Dabei fingerte ich mich natürlich langsam weiter. Die verbale ablehnende Botschaft und dabei das widersprüchliche ja-sagende Verhalten, das mich selbst weiter Fingern, zeigte die gewünschte Wirkung bei den Herren. Besonders als ich noch als Sahnehäubchen obendrauf, mir den Mittelfinger in den Mund steckte, das Sperma ableckte, den ich gerade noch ausgiebig und tief in mir hatte.

F: Welche gewünschte Wirkung?

Miriam: Stell dir vor wie es ist, wenn ein Paar noch nicht lange zusammen ist. Eigentlich liegen Kondome griffbereit, aber trotzdem vögeln die Beiden plötzlich ohne drauflos, lassen ihrer Begierde freien Lauf. Sie stöhnt oder keucht ihm dann ins Ohr „du musst aufpassen, nicht reinspritzen. Pass bitte auf, ich verhüte doch nicht.“ Es gibt Männer, die können in diesem Moment ihren Orgasmus kaum noch zurückhalten, nicht wenige Männer kommen dann sofort.

F: Die Männer waren doch jetzt bestimmt hin- und hergerissen?

Miriam: Oh ja. Das war ja das Ziel. Jetzt kam er aber ins Spiel, meine Affäre, der Einfachheit halber nenne ich ihn mal Stefan. Er intervenierte ziemlich clever. Und so konnte es dann auch umgehend heftiger weitergehen, als es anfangs schon gewesen war.

F: Jetzt interessiert mich aber sehr, wie diese Intervention ausgesehen hat.

Miriam: Stefan sagte mit ruhiger aber klarer Stimme, dass ich mich entspannen kann, da er ‚Levonorgestre‘ dabei habe. Den Männern erklärte er dann, das ‚Levonorgestre‘ die Pille für danach sei. Während ich noch immer unverändert dasaß, mich weiterhin fingerte, brachen dann natürlich kurz darauf alle Dämme. Dadurch das meine Körpersprache, also nonverbal, ja sagte, Stefan dann verbal das Ja noch unterstrichen hat, ich das nicht dementierte, gab es entsprechend kurz darauf auch kein Halten mehr.

F: Ich fasse zusammen: Du hast also mit einem Double-Bind die Männer erst einmal abrupt gestoppt, durch die Handlung an dir selbst, deren Verlangen nach dir aber ins Unermessliche gesteigert. Durch die Intervention von Stefan, wurde die Blockade bei den Männern erst etwas gelöst und dann durch dein Verhalten ganz verworfen. Erzähl bitte von Stefan.

Miriam: Muss ich das wirklich?

F: Ja. Bitte.

Miriam: Das was er den Männern erzählte, stimmte natürlich nicht.

F: Das ist mir wohl klar.

Miriam: Mein Eisprung war bereits vormittags deutlich spürbar. Ich kann nur sagen, dass er das alles sehr gut organisierte, viel Arbeit investiert hat. Die Selektion der Männer, die Auswahl der Location. Die stringente Arbeit auf den Tag X hin und das genaue Timing dazu.

F: Nach welchen Kriterien wurden die Männer ausgewählt?

Miriam: Klar nach meiner Definition, männlich maskulin. Heterosexuell. In meinen Augen gutaussehend, intelligent und gebildet.

F: Intelligent und gebildet. Also Männer mit Abitur und Studium?

Miriam: Nein. In erster Linie Macher. Männer die es im Leben und beruflich zu was gebracht haben, die mit Kopf und Körper arbeiten können, die ihren Weg gehen, bereits schwierige Phasen im Leben erfolgreich gemeistert haben und sich nicht von einem störrischen Mädel aus der Ruhe bringen lassen. Macher, Alpha-Männchen, Boss-Typen eben.

F: Also das Gegenteil von Kai-Henning. Nach deiner Definition maskulin und gutaussehend muss ich mir wie vorstellen?

Miriam: Wie das Gegenteil vom Kai-Henning eben.

F: Lassen wir jetzt mal ganz nüchtern die Biologin zu Wort kommen. Du hast gesagt, wenn man zum Zeitpunkt des Eisprungs mit mehreren der besten Männer Sex hat, werden sich nur die besten Spermien des besten Mannes bis zum Ziel vorkämpfen, die Eizelle erreichen. Richtig?

Miriam: Ja es findet ein regelrechter Krieg der Spermien statt. ‚Krieg der Spermien‘ ist übrigens der gleichnamige Buchtitel des bekannten Evolutionsbiologen Robin Baker. Von den maximal 60 Millionen Spermien die ein Mann auf die Reise schickt, sind nur die Wenigsten dazu da, die Eizelle zu befruchten. Im Ejakulat befindet sich eine Armee, nein, ganze drei Armeen aus Blocker-, Kämpfer-, und Ei-Jäger-Spermien.

F: Du nimmst mich gerade auf den Arm habe ich das Gefühl. Davon habe ich noch nie was gehört. Und dieser Herr Baker empfiehlt Frauen Sex mit mehreren Männern?

Miriam: Besser man liest das Buch. Baker beschreibt die menschliche Sexualität von heute aus evolutionsbiologischer Sicht, allerdings ist der Inhalt politisch absolut unkorrekt, dass muss ich hier und jetzt klarstellen. Daher ist das Buch auch nicht für jeden zu empfehlen. Er beschreibt aber unter anderem auch sehr genau, wie es bei unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen abläuft. Das Weibchen hat Sex mit mehreren Männchen. Die Spermien der männlichen Schimpansen kämpfen regelrecht untereinander, was man unter dem Mikroskop auch sehr gut beobachten kann. Gleiches gilt übrigens auch für das menschliches Ejakulat. Baker verdeutlicht das anhand vieler interessanter aktueller gesellschaftlicher Beispiele der heutigen Zeit.

F: Sehr interessant.

Miriam: Ist dir beim Sex noch nie was aufgefallen?

F: Was genau meinst du?

Miriam: Als Studentin hatte ich neben meinem Freund einen Lover auf dem Campus. Mein damaliger Lover und ich benutzten immer Kondome, wenn wir Sex hatten. Einmal ist allerdings das Gummi gerissen, was nicht weiter wild gewesen wäre. Dachte ich zumindest, weil ich damals hormonell verhütete. Leider war das Kondom nicht nur gerissen, es war auch ein Stück davon, die Spitze mit Reservoir, abgerissen.

F: Und?

Miriam: Das abgerissene Stück steckte noch in mir. Zwei Tage später kam es dann zum Vorschein, als ich Sex mit meinem Freund hatte.

F: Ach was.

Wir waren gerade in einer Experimentierphase, hatten gerade Rough Sex für uns entdeckt, beziehungsweise er hatte es wohl für sich entdeckt und mich damit regelrecht infiziert. Ich erinnere mich noch sehr gut.

F: Erzähl mehr.

Miriam: Er schaute mich mit einer nie bisher dagewesenen Strenge an. Ich sollte mich ausziehen, sagte er in einer Bestimmtheit die mir vollkommen neu war und mich sehr erregte. Ich zog mich komplett aus, wie er forderte. Dann auf das Bett in der Hündchen-Stellung, quer, so dass ich in den großen Spiegel schauen konnte. Ich hole schon wieder viel zu weit aus, wir kommen vom Thema ab.

F: Mach es kurz.

Miriam: Er zog sich dann den Gürtel aus der Hose, legte mir das Leder um den Hals und führte das eine Ende des Gürtels dann durch die Gürtelschlaufe, zog den Gürtel fest zu, würgte mich leicht dabei. Es ging so schnell alles, er hatte auch Handschellen - Gott weiß woher - damit fixierte er meine Hände auf dem Rücken. Mit den Füßen, den Fußgelenken, machte er das Gleiche wie mit meinem Hals. Dafür nahm er extra noch zwei Gürtel aus dem Schrank. Dann packte er mich an den Haaren, zog meinen Kopf hoch und forderte mich auf, mich selber im Spiegel zu betrachten. Ich konnte mich sehen, bewegungslos, ausgeliefert. Er sagte dann in einem rauen Ton zu mir, dass ich eine kleine Schlampe bin, vollkommen wehrlos, ihm jetzt ausgeliefert bin. Ich bekam eine Gänsehaut und war nervös und heiß bis in die Zehenspitzen zugleich. Dann hatte er einen langen dünnen Stab in der Hand. Er sagte, dass ich jetzt zehn Hiebe auf den Po bekommen werde. Ich soll laut mitzählen. Sollte ich das vergessen oder mich verzählen, würde er von vorne beginnen. Auf der einen Seite war es mir irgendwie total peinlich. Auf der anderen Seite war ich ihm ausgeliefert und hätte wahrscheinlich so ziemlich alles mitgemacht, was er verlangte, was eigentlich nicht meinem damaligen Naturell entsprach.

F: Stopp! Du hattest mich eben gefragt, ob mir beim Sex nie was auffallen würde. Und überhaupt, was hat das jetzt mit deinem eigentlichen Thema zu tun. Und ich frage mich jetzt natürlich auch, wie hat dein damaliger Freund darauf reagiert. Oder war das was du mir gerade erzählt hast, die Reaktion darauf?

Miriam: Hast du mit einer Frau schon öfters am Tag Sex gehabt, ungeschützt und bist dabei in ihr gekommen?

F: Ja klar.

Miriam: Und dabei ist dir nichts aufgefallen?

F: Wüsste jetzt nicht wirklich was du meinst.

Miriam: (lacht laut) Du hast wohl nur Sex im Dunklen, was? Beim Penetrieren holst du mit deinem besten Stück so einiges aus einer Frau heraus, sofern etwas in ihr ist. Der Penis ist von seiner äußeren Anatomie her das perfektes Organ, um alles aus der Vagina herauszuholen, was ein anderer Mann dort eventuell hinterlassen haben könnte. Und ein Blick in dein Gesicht zeigt mir gerade überdeutlich, wie ungeheuer nachdenklich dich das wohl macht. Ist noch was vom Wein da?

F: Die Schleimhäute und dann noch der Zervixschleim.

Miriam: (leicht ironisch) Ja der Zervixschleim insbesondere wird es wohl gewesen sein. Oder eben vielleicht auch die Spermien eines anderen Mannes, der vor dir in der Dame ejakulierte. Es kann übrigens bis zu fünf Tage dauern, bis die Gebärmutter die bis dahin abgestorbenen Spermien wieder restlos hergibt.

F: Mir wird gerade etwas mulmig. Das heißt ja, wenn ich zwei Wochen lang keinen Sex mit meiner Freundin habe, dann wieder, dabei diese Dinge zum Vorschein kommen, dann hatte sie in der Zeit Sex mit jemand anderem?

Miriam: Nur weil du im Urlaub bist und sie zwei Wochen nicht siehst, heißt das nicht automatisch das kein anderer Mann sie sieht. Wenn du beispielsweise samstags den geilsten Sex hast, es deiner Herzdame mal ordentlich von hinten besorgst, dein bestes Stück dabei eine Art weiße Lotion aus ihrer Muschi herausholt, kann dieser, für viele Männer doch durchaus erregende Anblick, das orgastische Rückbleibsel eines anderen Mannes vom vorigen Montag gewesen sein. Vielleicht war es aber auch am Abend davor, wer weiß. Um auf meinen damaligen Freund sprechen zu kommen, der schaute natürlich ziemlich perplex aus seiner nicht vorhandenen Wäsche, als ein Kondom-Fetzen an seinem besten Stück klebte.

F: Wie hat er reagiert?

Miriam: Ich habe reagiert, nicht er. Ich erzählte ihm, dass das wohl der Rest von dem Kondom war, welches wir zuletzt benutzt haben. Habe ihn natürlich daran erinnert, an den einen Samstag wo wir von der Party kamen, da ist es nämlich wirklich passiert. Auf der Party ging es schon heiß her. Wir hatten einige Tequila zu viel… ich streute absichtlich Zimt auf seine Hose, tat aber so als wäre es ein Versehen und machte seine Hose wieder sauber, indem ich mit der Hand über seine Hose, seinen Reisverschluss streichelte. Wir verzogen uns dann in eine Ecke und er revanchierte sich, indem er eine Orangenscheibe in meinem Ausschnitt ausdrückte, den Saft dann mit seiner Zunge ableckte. Er spielte mit seiner Zunge an meinen Brustwarzen, während ich seine Hose öffnete und seinen Schwanz massierte. Auf dem Rückweg, im Bus, habe ich ihm dann einen geblasen und immer wieder Pausen eingelegt… Zuhause erreichten wir dann gerade noch die Küche. Er zog sich ein Kondom über und dann fickten wir ziemlich wild auf der Arbeitsplatte. Er war aber schon so aufgeheizt, dass er nicht mehr lange durchhalten konnte. Er kam ziemlich heftig und ich merkte das ich irgendwie auslaufe, aus mir was rausläuft, und das nicht wenig.  

F: Ist das wirklich so passiert, hat er dir das wirklich geglaubt?

Miriam: Ja. Und ja. Ich erzählte, erinnerte ihn daran. Weißt du noch die tolle Party…? Wir in der Ecke…? Dann im Bus…? Und wir auf der Arbeitsplatte…? Die ganze WG hat das bestimmt mitbekommen, oder…? Das dieser besagte Abend aber in Wirklichkeit schon zwei Monate zurücklag, ist ihm dabei wohl vollkommen entgangen. Oder aber er glaubte tatsächlich, dass ein solches Relikt so lange in einer Frau schlummern kann.

F: Ich glaube wir machen hier eine kurze Pause. Nicht nur das ich den eigentlichen Faden verloren habe; was du mir hier erzählst ist eigentlich Stoff für ein ganzes Buch. Es eröffnen sich lauter Nebenthemen, die definitiv wert sind ein Hauptthema zu sein.

Miriam: Seither hatte ich dann immer nur ungeschützten Sex. Sowohl mit meinem Freund als auch mit meinem Lover.

Es folgte nun eine sehr lange Pause. Miriam musste dringend auf die Toilette und ich bereitete uns erst einmal frischen Kaffee um den Kreislauf wieder in Schwung und die Sinne frei zu bekommen. Wir gingen auf den Balkon, an die milde frische Herbstluft, rauchten eine Zigarette und tranken dabei Kaffee. Dabei kamen wir allerdings immer wieder auf die Dinge zu sprechen, die wir bereits im Interview angeschnitten hatten. Dabei ließ mich dieser eine Gedanke einfach nicht mehr in Ruhe, wie es wohl sein kann in einer Zeit zu leben wo wir zum Mond fliegen, Atome spalten und jedwede Information in blitzeile über das Internet abrufen können - wir sprachen auch noch über Peter Higgs und die Gottesteilchen-Theorie - aber wie kann es sein, dass solch grundlegende Erkenntnisse über die menschliche Natur, wie sie mir Miriam gerade vermittelt hatte, relativ unbekanntes Neuland für mich sind. Von weiten Teilen der Gesellschaft dabei ganz zu schweigen?

Währenddessen bereitete ich mich schon auf den zweiten Teil des Interviews vor. Checkte mein Diktiergerät. Sortierte meinen Fragenkatalog und ergänzte noch einige Stichpunkte. Als ich eine neue Flasche Wein öffnete, kam Miriam von draußen herein und setzte sich wieder an den Tisch. Ich schaute sie mir dabei genau an, ihre Mimik, ihren Gang, ihre Körperhaltung. Sie sah irgendwie verändert  aus, gar nicht mehr so erhaben und dominant wie sie auf mich anfangs noch wirkte, als sie meine Wohnung betrat.

F: Bevor wir uns wieder dem eigentlichen Thema zuwenden, möchte ich noch einmal auf den ‚Krieg der Spermien‘ zu sprechen kommen. In der Pause habe ich dazu schon das Internet befragt und einige interessante Dinge erfahren. Du hast mir erzählt, dass die Spermien sich bekämpfen, richtig?

Miriam: Ja. Du musst wissen, wie ich vor der Pause schon sagte, dass das Sperma eines Mannes nicht nur aus Ei-Jägern, also aus Spermien mit X- oder Y-Chromosomen besteht. Anfangs glaubte man, dass es sich hier schlicht nur um Anomalien, um missgebildete Spermien handelte, weil sie eben gar kein Träger der männlichen DNS waren und die weibliche Eizelle unmöglich hätten befruchten können.

F: Wen dem wirklich so ist, wie funktioniert das dann mit der künstlichen Befruchtung. Woher weiß das behandelnde medizinisches Personal, welches Spermium das richtige ist?

Miriam: (lacht laut) Du hast jetzt bestimmt diese Bild vor deinen Augen, wo mit einer Kanüle ein Spermium in eine Eizelle implementiert wird, richtig? Ich mache es kurz: es gibt zwei Verfahren. Das erste betrifft Spender, deren Spermiogramm gut ist. Da werden Ei- und Samenzellen, beachte hier bitte den Plural, zusammengebracht. Bei dem zweiten Verfahren passiert das, was du von den Bildern her kennst. Das betrifft aber ausschließlich nur die Männer, deren Anzahl an Spermien im Ejakulat als mangelhaft bis kaum vorhanden zu bewerten ist. Und wahrscheinlich kommst du jetzt auch von alleine darauf – diese Männer haben nur Ei-Jäger, keine Blocker- oder Killer-Spermien vorzuweisen.

F: Warum ist das nicht allgemein bekannt. Auf YouTube beispielsweise findet man haufenweise Video-Clips, wo Spermien nur so am Wimmeln sind, aber kein Kampf, nichts dergleichen zu sehen ist?

Miriam: Dann mach es dir doch selbst.

F: Was soll ich?

Miriam: Besorge dir ein Mikroskop, ein schlichtes für 50 bis 100 Euro reicht dafür vollkommen aus. Dann nimmst du einen Objektträger und nimmst einen Tropfen Sperma von dir. Dann - und das wird wohl nicht so einfach sein - brauchst du einen zweiten Tropfen von einem anderen Mann. Aber frisch sollte es sein. Deckglas drauflegen und dann schaue selbst.

F: Zurück zu dem Abend.

Miriam: Gerne. Wo waren wir da, habe den Faden verloren?

F: Dein Schauspiel und Stefan intervenierte.

Miriam: Ich erinnere mich an die Liebes-Schaukel, da ging es dann weiter. Schon einmal gesehen? Tolle Sache. Ich lag da in dieser Schaukel, die an Ketten von der Decke hing. Meine Fußgelenke steckten dabei in Nylonriemen, die Stefan fest angezogen hatte. Meine Beine waren dabei etwas gespreizt und leicht angewinkelt. Die Männer waren derweil im Hintergrund und nutzten die Zeit für eine Pause. Sie hatten Bierflaschen in der Hand. Sie unterhielten sich dabei und schauten immer wieder zu mir herüber. Ihre Blicke waren stechend, wie Raubtiere die ihre Beute fixieren.

F: Welche Frau mag biertrinkende Männer, geschweige findet sie attraktiv?

Miriam: Keine Einzige und doch viele zugleich.

F: Wieder eine frauentypische Antwort?

Miriam: Wenn Harald mit einem dicken haarigen Bauch und zu kurzen und engen T-Shirt Bier trinkt, ist das eine Sache. Wenn aber Travis Fimmel dich mit seinem Blick fixiert, dabei Bier trinkt, ist das was vollkommen anderes. 

F: Wer ist Travis Fimmel?

Miriam: Ein Schauspieler. Kennst du die Serie ‚Vikings‘?

F: Nein.

Miriam: Als ich 2016 beruflich in Kanada war, sah ich zum ersten Mal diese Serie. Travis Fimmel in der Hauptrolle, ich war hin und weg. Und genau ein solcher Typ Mann, die Ähnlichkeit war wirklich frappierend, kam nun mit seiner Bierflasche in der Hand auf mich zu. Er stand zwischen meinen Beinen und hatte die Flasche in der linken Hand, besser gesagt, den Flaschenhals zwischen Zeige- und Mittelfinger, wie eine Zigarette mit der Flaschenöffnung zur Innenseite seiner Hand. Mit seiner Rechten massierte er seinen Schwanz und schaute mir tief in die Augen. Stefan fesselte derweil meine Handgelenke mit Kabelbindern an die Ketten der Schaukel.

F: Habe eben das Internetorakel befragt. Den Schauspieler kenne ich tatsächlich, die Serie aber nicht wirklich.

Miriam: Er fing an mich zu ficken. Mit seiner rechten Hand griff er mir an die Brüste, zwickte und kniff leicht meine Brustwarzen, die dabei härter wurden und leicht emporragten, was das Kribbeln in meiner Muschi nur noch mehr intensivierte. Mit seiner Linken hielt er noch immer die Bierflasche, aus der er dann noch trank während er mich fickte, dabei schaute er mir unentwegt in die Augen, wendete seinen Blick nie ab. Stefan steckte mir dabei einen Knebel in den Mund, was ich erst kaum bis gar nicht so wirklich realisierte. Er wollte damit wohl verhindern, dass ein weiterer Cumshot in meinem Mund landet. Auf der Schaukel ging es jedenfalls noch einige Zeit weiter.

F: Kommen wir noch einmal kurz auf diesen Stefan zu sprechen. Wie genau ist er bei der Planung des Abends vorgegangen?

Miriam: Ich weiß nicht.

F: Du weißt es nicht?

Miriam: Natürlich weiß ich das, ich bezweifle nur ob das okay ist.

F: Wir haben eine Verschwiegenheitserklärung aufgesetzt. Meine Unterschrift darunter ist deutlich sichtbar. Sollte ich dagegen auch nur ansatzweise verstoßen, ist eine Vertragsstrafe von 100 000 Euro fällig. Sollte ich dieses Interview in Buchform oder anderweitig publizieren wollen, bin ich verpflichtet euch das Manuskript vorab einer Veröffentlichung vorzulegen. Ohne grünes Licht eurerseits, wird nie jemand auch nur irgendwas erfahren oder zu Lesen bekommen.

Miriam: Stefan war lange Zeit bei der Polizei und war sogar kurz davor beim Landeskriminalamt richtig durchzustarten. Allerdings bekam er zunehmend Probleme. Daher hat er seine Karriere dort auch beendet und hat seine eigene Firma aus dem Boden gestampft.

F: Was für Probleme?

Miriam: Er hat wohl bei einigen etwas übertrieben, eine zu harte Gangart eingelegt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Du kannst dir nicht vorstellen, mit was für eine Art von Kriminellen die das dort bei der Polizei oft zu tun haben.

F: Was für eine Firma?

Miriam: Eine Privatdetektei und Security-Dienste.  

F: Security?

Miriam: Er berät Firmeninhaber oder auch private Personen, wie sie ihre Immobilie zu einer Festung machen können. Baulich und auch technisch. Die Technik liefert er auf Wunsch inklusive Einbau und Installation.

F: Wie seid ihr an die Männer gekommen. Das waren ja alles hochkarätige Typen nehme ich an, die man nicht mal eben so an jeder Ecke finden kann?

Miriam: Das war in der Tat ein ziemliches Prozedere. Wir gingen online auf die Jagt. Erstellten anfangs in einhellig bekannten Portalen jeweils ein gemeinsames Profil. Offiziell waren wir verheiratet und waren auf der Suche nach Männern.

F: Seid ihr da auf Resonanz gestoßen?

Miriam: Kann man wohl sagen (lacht laut). Aber nicht so, wie von uns gedacht. Da findet man sehr viele, wie soll ich sagen, zumindest männlich gelesene Profile aber eben keine Männer. Selbst in den Gruppen und themenbezogenen Chats nicht. Ich denke mir, dass die meisten Kerle dort verheiratet sind und nur den virtuellen Kick suchen oder eben große persönliche Probleme mit sich herumschleppen.

F: Aber ihr seid ja die gewesen die Schindluder getrieben haben, die also alles andere als ehrlich oder authentisch gewesen sind.

Miriam: Wie dem auch sei, fündig wurden wir dann schlussendlich in verschiedenen Single-Portalen.

F: Und dann gab es persönliche Treffen?

Miriam: Ja. Auf neutralen Boden natürlich. Allerdings neutral wirklich nur aus Sicht des Mannes.

F: Eigentlich wollte ich langsam zum Schluss kommen, aber das macht mich jetzt neugierig. Wo fanden diese Treffen statt?

Miriam: In einer Bar oder einem Restaurant. Ich musste dann nur flirten und Stefan checkte den Mann auf Herz und Nieren. Beim Flirten kam ich dann ziemlich schnell zur Sache, erzählte wie ich gerne gefickt werde und zeigte dann auf meinem Smartphone entsprechend Fotos und Videos von mir, um das Kopfkino entsprechend anzuregen. Natürlich machte ich dann auch das Angebot, ihm die Sachen auf sein Telefon zu schicken. Dummerweise war das mobile Internet immer schlecht bis kaum vorhanden, egal wo wir waren. Dafür gab es aber immer freies W-Lan.

F: Was für ein Zufall.

Miriam: Sobald er damit verbunden war, entschuldigte sich Stefan und verschwand auf die Toilette. Er hatte sein Tablet dabei und konnte so in das Smartphone des Mannes eindringen, dass er dann spiegelte, also komplett auslesen konnte. Währenddessen entledigte ich mich meiner Schuhe und streichelte mit meinen Zehen die Unterschenkel des hübschen Mannes.

F: Klingt ein wenig wie ein schlechter James Bond-Film und auch etwas nach Paulaner Garten.

Miriam: Dann wirst du erst recht nicht nachvollziehen können, welche Bedeutung ein Smartphone wirklich hat, welche Daten und Erkenntnisse, gar Geheimnisse es beherbergen kann, von denen selbst der Besitzer nicht einmal ahnt das es sie gibt.

F: Erkenntnisse und gar Geheimnisse von denen der Besitzer nichts ahnt. Wie muss ich das denn verstehen?

Miriam: Es kommt drauf an, wie intensiv du dein Smartphone nutzt. Wenn du nur telefonierst und hin und wieder Nachrichten schreibst, gibt es nicht viel zu erkennen. Bist du schon einmal von einer Versicherung abgelehnt worden, mit der schlichten Begründung ‚das Risiko ist zu hoch‘, oder das du dich mit anderen intensiv über ein Thema unterhalten hast, dir dann plötzlich die passende Werbung online oder gar per Post zu dir nach Hause geflogen ist?

F: Ich wurde mal von einer Versicherung abgelehnt - Hausrat - und in der Tat, die Begründung war schlicht und einfach, dass das Risiko zu hoch wäre bei mir, obwohl ich noch nie im Leben die Leistung einer solchen Versicherung in Anspruch nehmen musste und dazu noch in einer sehr soliden, gutbürgerlichen Nachbarschaft wohnte.

Miriam: Und ich wette, nein Unsinn, ich weiß, dass du in der Zeit Google-Maps verwendet hast. Viel mit dem Auto unterwegs gewesen bist, Maps dabei zur Navigation verwendet hast und dabei wahrscheinlich - ohne es wirklich zu wissen - Adressen angesteuert hast die darauf schließen lassen können, dass du gerne Kontakt mit zwielichtigen Leuten pflegst, beziehungsweise entsprechende Regionen vermehrt angesteuert hast, wo entsprechendes Klientel vornehmlich wohnt oder sein Unwesen treibt. Habe ich Recht?  

F: Dazu kein Kommentar. Wie ging es mit Herrn Fimmel weiter?

Miriam: Der fickte mich und hatte dabei erstaunlich viel Ausdauer. Irgendwann erreichte auch er seinen Höhepunkt, lies dann von mir ab und der Nächste kam zwischen meine Beine. Der hatte dann aber keine Ausdauer mehr und kam sehr schnell und wohl auch sehr heftig in mir. Als sein Orgasmus abflachte, legte er sich leicht mit seinem Oberkörper auf mich und war ziemlich erschöpft.

F: Meine abschließende Frage, womit ich immer jedes Interview beende: Erzähle mir deine geheime sexuelle Fantasie. Was versteckt sich tief im inneren deiner Seele?

Miriam: (holt tief Luft) Ich…

Sie hat sichtlich große Probleme die Bilder die sie im Kopf hat, in Worte zu packen und auszusprechen. Nur ein kurzes und verkrampftes „ich“ kommt über ihre Lippen. Sie schaut mich mit großen Augen an. Dann plötzlich steht sie auf und kommt um den Tisch herum auf mich zu, schaut mich an und greift sich dann die Weinflasche, die neben meinen Füßen auf dem Boden steht.

Miriam: Das war es!

F: Bitte was?

Miriam: Pinot Grigio!

F: Was war Pinot Grigio?

Miriam: Der verbale Aus-Knopf am Abend des Geschehens, total vergessen. Das war das Safeword. Erinnerst du dich?

Sie ging mit der Flasche zurück und setzte sich auf ihren Platz und füllte ihr Glas. Meine Augen wurden zunehmend  immer größer, größer umso mehr Wein sie in ihr Glas goss, bis es fast randvoll war. Ein paar Millimeter mehr und es wäre übergelaufen. Miriam nahm das Glas und führte es an ihren Mund und leerte es in zwei Zügen, während meine Augen dem Geschehen wortlos folgten. Der Alkohol, von dem sie schon einiges im Blut hatte, stieg ihr natürlich jetzt blitzartig zu Kopf. Ein dezentes Lallen war für mich nicht mehr zu überhören.

Miriam: Auf meinem linken Oberarm sehe und ertaste ich ein Branding, mein Brandzeichen. ‚Property of‘ und darunter die Initialen ‚TG‘.

F: Eigentum von TG. Wer ist TG?

Miriam: Ich habe wirklich keine Ahnung, sehe dieses Branding aber deutlich vor meinen Augen. Ich sehe auch den Vertrag den ich unterschrieben habe. Der Vertrag ist handschriftlich verfasst. Auf Befehl, maximal zwei Mal im Monat, kann TG 60 Stunden ohne Unterbrechung über mich, meinen Körper und meine Seele frei verfügen.

F: 60 Stunden?

Miriam: Von freitags bis montags in der Früh. In der übrigen Zeit bin ich aber auch nicht wirklich frei, habe mich zu melden oder Weisungen auszuführen, aber soll natürlich noch im Alltag funktionieren, produktiv sein und meinen Beruf ausüben.

F: Welche sexuelle Fantasie gehört zu deiner Rolle?

Miriam: TG gab mir unter der Woche eine Weisung, Fotos von mir zu machen. Kniend auf dem Boden, nackt, blick nach oben in die Kamera. Davon verlangte er auch ein Video und wie ich dabei in die Kamera spreche; den Text, den er mir vorher zukommen ließ: „Ich werde dir zur Verfügung stehen. Benutze meinen Körper für deine Befriedigung“.

F: Hätte ich mir bei dir jetzt niemals vorstellen können.

Miriam: TG hatte mich online angeboten und dafür brauchte er das Bild- und Videomaterial. Ich finde mich wieder in einem Pornokino. Es ist samstags und das Kino nur spärlich besucht. TG führt mich in ein Paar-Zimmer. Ich entkleide mich komplett auf seine Weisung hin, krieche dann auf die große Spielwiese. „Positioniere dich wie eine läufige Hündin“, befahl er mir. Er legte mir Seile um die Fußgelenke und befestigte die Enden so, dass meine Unterschenkel leicht gespreizt waren. Mit einem anderen Seil fixierte er meine Hände auf dem Rücken. Mit einem vierten Seil verknotete er meinen langen Zopf, den ich mir vorher zuhause noch flechten musste. Das Seil befestigte er an einer Vorrichtung, die von der Decke hing. Jetzt war es mir unmöglich, den Kopf zu senken und schaute direkt in den großen breiten Spiegel vor mir und kann, ja, muss alles mit ansehen, was hinter mir im Raum passiert oder passieren wird. Plötzlich sehe ich links neben mir einen Mann auf einem massiven Stuhl sitzen. Er ist dort mit Gurten fixiert und hat einen schwarzen Sack über den Kopf gezogen. TG tritt an ihn heran und befreit ihn davon. Er erkennt mich sofort und schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich erkenne ihn auch. Es ist Artur!

F: Wer ist Artur?

Miriam: Mein Ex. Mein Ex-Verlobter. Das Entsetzen ist ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

F: Moment mal, du bist verlobt gewesen?

Miriam: Ja. Lange Geschichte. Ich war 22 Jahre alt als wir ein Paar wurden. Kurz vor meinem 26. Geburtstag trennte ich mich schweren Herzens.

F: Unterbrechen wir kurz deine geheime Fantasie, besser gesagt, wir gehen mal tiefer hinein. Warum sitzt dein Ex-Verlobter neben dir?

Miriam: Weil ich noch immer sauer auf ihn bin. Weil er mich nie wirklich so gesehen hat, wie ich eigentlich bin. Er sah immer nur mein Äußeres, schaute nie in mich hinein. Weil er mir eine Rolle zugeteilt hat, die meiner Natur absolut widerstrebte. Weil ich ihm etwas heimzahlen will.

F: Erkläre mir das etwas genauer, möglichst kurz.

Miriam: Ich war gerade mit meiner Ausbildung zur Industriekauffrau fertig und begann das Studium. Da lernte ich Artur kennen. Groß gewachsen, dunkle Haare und einfach der Traummann schlechthin. Er war schon wesentlich reifer, schon 36 Jahre alt. Er hatte Jura studiert und war beruflich als Rechtsanwalt erfolgreich. Artur kam als kleiner Junge aus Kasachstan nach Deutschland, was für seine Familie recht schwierig war – dort waren sie Deutsche, keine Russen. Hier in Deutschland genau umgekehrt.

F: Bitte kurz.

Miriam: Ich denke, das hat ihn sehr geprägt. Die enorme Unsicherheit seiner Eltern, was sich natürlich unweigerlich auf ihn und seine Geschwister ausgewirkt hat.

F: Ich möchte eigentlich zum Abschluss kommen. Jetzt wirklich ganz kurz, warum sitzt er da auf dem Stuhl?

Miriam: Das sagte ich bereits, weil ich es ihm heimzahlen will. Ich habe ihn geliebt, er war perfekt. Am Anfang war alles gut und schön, Artur trug mich auf Händen und hat mir sprichwörtlich jeden Wunsch - leider nur fast - von den Augen abgelesen. Bis auf eine Sache eben, den Sex den wir zusammen hatten. Dieser romantische Kuschelsex ist zwar auch ganz schön, gerade anfangs, aber mehr war eben nicht drin. Ein Blowjob höchstens als Vorspiel. Das wäre nicht richtig, meinte er. Ich sei doch was Besonderes, sagte er zu mir. Bevor wir rausgingen, zum Einkaufen oder auf eine Party, steckte ich immer demonstrativ einen zweiten Slip in meine Handtasche – das Signal hat er nie verstanden. Wenn er von der Arbeit kam, erwartete ich ihn nur leicht bekleidet. Holte aus dem Eisfach die Whisky-Steine, gab sie in ein Glas und füllte es mit Scotch, meistens Dimple oder Shivas und brachte ihm das Glas.

F: Whiskey-Steine?

Miriam: Hatte ich ihm geschenkt, weil er gerne Eis dazu mag, Eis aber den Whiskey verwässert. Das sind Steine aus hochwertigen Marmor, die man einfriert und dann bei Bedarf zum Einsatz bringt. Ich brachte ihm das Glas und kniete dann auf dem Boden neben ihm, streichelte seine Beine – auch hier Fehlanzeige. In der Regel bat er mich dann auf dem Sofa Platz zu nehmen.

F: Das erinnert mich irgendwie an ein Buch, ein BDSM-Buch zum Thema. Der Titel ist mir gerade entfallen, die Autorin heißt ‚Claudia Varrins‘, die beschreibt eine mögliche Vorgehensweise für den submissiven Part um den Partner entsprechend aus der Reserve zu locken. 

Miriam: Mit der Zeit wurde ich dann immer reizbarer, nörgelte immer mehr an allem herum, ich fing gar an ihn zu provozieren und herabzuwürdigen, aber anstatt mir endlich mal Kontra zu bieten, wurde er noch gutmütiger und sanfter. Meine Güte Artur dachte ich mir nur, benutze mich und meinen Körper einfach mal für deine Befriedigung. Gib mir einen Klapps auf den Po und nimm mich nicht ernst, wenn ich rumzicke. Irgendwann war es dann soweit, ich trennte ich mich von ihm. Trotz Liebe. Das Podest auf dem er mich platzierte, war für mich nicht mehr zu ertragen.

F: Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Miriam: Ich weiß. Männer. Männer verstehen immer nur die Dinge, die mechanisch-technisch funktionieren. Und wenn sie nicht machen was sie sollen, kann man es einfach wieder reparieren. Es ist kaputt – repariere es. Aber so geht das nicht, nicht mit Frauen. Und schon gar nicht mit mir.

F: Vielleicht war die harte Schiene in sexueller Hinsicht nicht seins?

Miriam: Das dachte ich auch einige Zeit lang. Bis ich eines Tages den Browserverlauf an seinem PC sah. Er schaute sich heimlich Pornos an, was natürlich kein Problem gewesen wäre - welcher Mann macht das nicht? Aber welche Videos er sich da angesehen hatte, hat mir nicht nur die Sprache verschlagen, sondern mich regelrecht wütend gemacht. BDSM, Dogging, Blowbang usw.

F: Wie geht es in deiner Fantasie weiter?

Miriam: Als sich mein Blick von Artur löst, sehe ich TG wie er zur verschlossenen Tür geht, sie entriegelt und weit öffnet. Es treten unzählige Männer ein. Eine ganze Karawane die unendlich erscheint. Große Männer, kleine Männer. Einige sehen noch sehr jung aus, gerade vielleicht so alt, dass sie ein solches Kino besuchen dürfen. Es sind einige gutaussehende Männer dabei, ich sehe aber auch ungepflegte, eher schmierige Typen. Es werden immer mehr, der Raum füllt sich zusehend immer mehr. TG stellt eine schwarze Schale links neben mir ab. Als ich sie bemerke, spüre ich die Blicke von Artur. Er schaut auf die Schale, dann zu den vielen Männern, mustert sie und schaut dabei immer wieder zu mir rüber. Er hat deutlich mit seinem Kopf-Kino zu kämpfen. In der Hauptrolle ich, seine Madonna, die gleich zur Hure wird.

Er wird plötzlich sehr unruhig und bewegt sich, soweit die Gurte es ihm ermöglichen, nervös auf dem Stuhl hin und her. Ich schaue in den Spiegel und sehe, dass die ersten Männer ihre Schwänze in der Hand halten und sich selber stimulieren. Dabei schauten sie mir auf den Po, genauer auf meine beiden Öffnungen, die in meiner Position für alle Männer nur allzu deutlich sichtbar sind. TG legte ein großes Blatt Papier neben die schwarze Schale.

„Für die benutzten Kondome!“

Kurz darauf verliert der erste kurzerhand seine Hemmungen.

 

 

Die Fortsetzung des Interviews in voller Länge folgt in Kürze. Ob hier oder woanders, bleibt abzuwarten.

 

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