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Poppen heute, vor 20 Jahren, vor 2000 Jahren.


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Ich habe eine wissenschaftliche Untersuchung über die Spielarten der Sexualität im alten römischen Reich gelesen. Sehr ausführlich wurden schriftliche und archäologische Quellen ausgewertet.

Fazit: Was damals praktiziert wurde unterscheidet sich nicht im geringsten von dem was heute aktuell ist.

Wie aber sah es vor 20 Jahren aus? Welche Unterschiede sind euch aufgefallen?

Die Frage richtet sich nur an die Ü40.


Geschrieben

Vor 20 Jahren +- war ich eben so viel Jahre jünger und für meinen Teil konservativ verheiratet. Die Erfahrungen die ich vor der Ehe gesammelt habe waren auch eher mager. In dem Alter habe ich mir weniger Gedanken um das wie gemacht, und was die damals Ü40 getrieben haben entzieht sich meiner Kenntnis.

Wenn ich mir aber "junge Leute" heute anschaue denke ich das diese zum Einen weitaus informierter sind, Internet und TV sei Dank, zum Anderen auch was Sexualität angeht oft das Prinzip schneller, höher, weiter herrscht. Teilweise habe ich schon den Eindruck das der Sex zum Sport verkommt.

Ich unterstelle mal den Anfang 20jährigen, das sie oft noch nicht in der Lage sind Sex zu genießen, das kam bei mir auch erst später.

Was die Spielarten angeht zeigt die Geschichte das es alles schon einmal gegeben hat. Auch hier gibt es Modeerscheinungen die kommen und gehen. Allein das es mehr und mehr ganz spezielle Fetische gibt, scheint Überhand zu nehmen. Was aber vielleicht auch mit einer gewissen Übersättigung zu tun hat.


Geschrieben

Meiner Meinung nach, gibt es keine.

Was sich verändert hat, bin ich...bin halt "älter" geworden! Heute mag ich Dinge, die ich vor 20 Jahren nicht praktiziert habe, aber das liegt nur an mir und nicht an der "Zeit"!


Geschrieben

Meintest du die Frage nun persönlich oder gesellschaftlich gesehen?
Persönlich habe ich mich in 20 Jahren natürlich weiterentwickelt und bin nun viel offener, selbstbewusster und auch selbstbestimmter.

Gesellschaftlich gesehen halte ich den Zeitpunkt "vor 20 Jahren" eigentlich für ungünstig gewählt. Meiner Meinung nach gab es zwei große Brüche: Ende der 60er Jahre als die Pille auf den Markt kam und durch Studentenunruhen und eine Bewegung der sexuellen Aufklärung der Muff aus den deutschen Betten entfernt wurde. Ich denke in den 70 er Jahren wurde viel herumexperimentiert und bestimmte Kreise lebten sehr frei. Inwieweit das aber breite Bevölkerungsschichten erfasst hat, kann ich schlecht beurteilen - am Land dauerte es jedenfalls noch deutlich länger, bis vorehelicher Sex als normal gesehen wurde.

Der nächste große Knick kam mit Entdeckung des HIV-Virus Mitte der 80-er Jahre. Plötzlich reichte es eben nicht mehr, wenn Frau die Pille nahm und Sex wurde wieder mit Gefahr verbunden.

In den letzten Jahren veränderte das Internet das Verhalten. Zum Einen ist Pornografie nun frei verfüglich, zum anderen aber auch Informationen über alle Arten menschlicher Sexualität. Außerdem dient das Internet als wichtiges Kontaktanbahnungsmedium.

Der Sex an sich ist zeitunabhängig. Aber manches ändert sich dennoch: AV ist inzwischen gesellschaftsfähig, Intimrasur sehr weit verbreitet. Sehr positiv finde ich, dass man sicher offener über Sex spricht als vor 30 Jahren, dass Frauen nun ebenfalls ein Anrecht auf erfüllte Sexualität haben und dass dieses "Drüberhuschen im Dunkeln" hoffentlich nur noch in wenigen Schlafzimmern zu finden ist.


Geschrieben

na ja

back to the roots!!!

aber wer sich ein klein wenig für geschichte interessiert weiß das die sogenannten moralvosrtellungen so etwa 150 jahre alt sind, zumindest die wo man anfing es zu übertreiben, denn auch im mittelalter, römisches reich, als die götter noch auf erden lebeten usw wussten die menschen ihre lust zu leben!

wenn man ü 40 ist fängt man heutzutage wieder an es zu entdecken, was aber nicht auf die heute um die 20 jährigen zutrifft.

ich für mich persönlich sage von vor 25 jahren zu heute bin ich 2 menschen!
wenn meine erste liebe wüsste wie ich heute lebe das glaubt der im leben nicht!!!


die sexy


Geschrieben

ich glaube an den praktiken hat sich nicht unbedingt was geändert.
aber jedoch der markt für wäsche, toys etc. und andere dazugehörige hilsmittel ist umfangreicher geworden und ermöglicht somit facettenreichere praktiken.


Geschrieben (bearbeitet)

Das das Angebot von Latexwaren, Enthaarungscreme und anderen Hilfsmittel vor 20 Jahren kleiner war ist unbestritten.

Meine Frage war eigentlich eine Art "Erotik-Pessimismus" haben wir (die Ü40 und U60) wirklich nichts "erfunden" was in kommenden Generation gerne zitiert oder praktiziert wird?

War da gar nichts? Nur Wiederholungen von dem, was schon die alten Römer kannten?

Edith sagt: Typo


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Das ist ja das Problem. Sex zwischen Menschen gibt es so lange es Menschen gibt, was bitte soll da noch erfunden werden? Neue Stelllungen?


Geschrieben

... was bitte soll da noch erfunden werden? Neue Stelllungen?



Seufz! Wahrscheinlich hast Du recht.


Geschrieben (bearbeitet)

Anhand welcher Spuren hat man das denn ausgewertet? Haben Archäologen alte Kondome gefunden und daran wie sie abgelegt wurden, bestimmen können in welcher Stellung gepoppt wurde? Oder wie soll man sich das vorstellen?

Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast und keinem Gerücht, das du nicht selber in die Welt gesetzt hast.

Ach ja bei Folterspielchen wird das Kreuz heute um 45° gedreht und hat gleichlange Schenkel, aber ob das wirklich etwas mit unserem Sexualverhalten zu tun hat?
Wie die Missionarsstellung damals vor dem missionieren wohl ausgesehen hat?


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)

Anhand welcher Spuren hat man das denn ausgewertet? Haben Archäologen alte Kondome gefunden...



Der Link zur Studie ist nicht erlaubt. Nur kurz:

- In Herculaneum und Popei wurden komplette Bordelbetriebe im Staub der pyroklastischen Ströme konserviert. Die Eingänge der einzelnen Zimmer, mit gemauerter Bettstatt, zeigen Grafiti und Bilder mit der von der jeweiligen Dame praktizierten Dienstleistungen. (War wohl einfacher als das heutige "Ey figgen, Ey AV"...)

- Diverse schriftliche Quellen unter anderem von Ovid.

- Diverse Mosaiken und gemeisselte Darstellungen.

etc.

Also keine, wie auch immer gefälschte Statistiken, sondern exakte, reproduzierbare Wissenschaft.

Edith sagt: Typo


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Auch vor 2000 Jahren gab es schon erotische Kunst und Literatur! Erotische Fresken oder Vasenbemalungen lassen mitunter sehr genaue Rückschlüsse zu und Orgien wurden ja angeblich vorzugsweise in den höchsten Kreisen gefeiert!

Dennoch gibt es auch Modeerscheinungen. Zum Glück sind die Lustknaben, die z.B. bei den alten Griechen ältere Männer verwöhnen mussten, nicht mehr üblich. Erst am Wochenende war ein Bericht über den babylonischen König Hammurapi (1800 v Chr.) im Fernsehen, wo u.a. erzählt wurde, dass dieser angeblich das Recht hatte, jede Frau seines Landes zu entjungfern.

Wie viele Stellungen man so beherrscht, hing immer schon von der Phantasie, Offenheit und Beweglichkeit des jeweiligen Paares ab.


Geschrieben (bearbeitet)

Das Recht zum " Anstoss " der Braut ,war auch in den europaeischen Gefilden bis vor wenigen Jahrhunderten bekannt...(2?)
Dort nahm sich entweder der Lehnsherr, der Fuerst, der heutige Buergemeister ( meist Vorsteher) dieses " Privileg " heraus vor dem Braeutigam.
Es konnte durchaus dazu kommen, das 1-3 Herren als erstes die Braut vereinnahmten. Das sollte im Ritual eine bessere Nachkommensschaft gewaehrleisten , neben dem Vergnuegen als solches. ( Staerkung des Stamms, mal primitiv ausgedrueckt).

Sodom und Ghomorra ist sicherlich anteilig noch bekannt. Das hatte welche Grundlage?

gruss xirix


bearbeitet von xirix
Geschrieben

...
Dort nahm sich entweder der Lehnsherr, der Fuerst, der heutige Buergemeister ( meist Vorsteher) diese " Privileg " heraus vor dem Braeutigam.
Es konnte durchaus dazu kommen, das 1-3 Herren als erstes die Braut vereinnahmten. ...


Unsinn.

Das ius primae noctis war eine (in Spanien) eingeführte Steuer.

Es ging lediglich darum, den Geldbedarf des frühmodernen Staates zu befriedigen.

Hätte der Landesherr auf Ausführung des Rechtes bestanden, dann hätte ihn auch die Kirche für absetzbar erklärt.
So aber mußte das Recht durch Geld abgelöst werden.

Tja, Pech. War wieder mal nix mit "geilen" historischen Vorstellungen...


Geschrieben

Im Mittelalter pinkelten die Frauen niederen Standes angeblich am hellichten Tage auf offener Straße.

Und in der Antike soll es völlig oki gewesen sein auch mal eine Ziege mit ins Bett zu nehmen.
(Nein, ich meine damit weder Ehefrau, noch Freundin, noch Schwiegermutter)

Aber egal ob Antike oder Mittelalter:
Die Behandlungsmethoden bei Syph & Co waren da etwas heftiger als heute.
(Sah ich in dem Film "Plunkett & Mcleane")

Und was vor 20 Jahren gewesen ist... naja, was soll ich sagen... bin da zufällig erst entjungfert worden, aber da war der Sex wie heute, nur öfter halt...


Geschrieben

Na vor 20 jahren war ich 18 und den sex eines 18jährigen möchte ich heute nicht mehr haben !
Ich schätze meine erfahrungen und erlebnisse die ich die letzten 20 Jahre gemacht habe , die basis meiner einstellung zu sex aber ich will mich auch weiterentwickeln und neue erfahrungen machen !!!!

Ein wesentlicher unterschied ist allerdings das ich mit 18 meine sexpartner vorher in Fickstück und zum verlieben eingeteilt habe, heute teile ich in interessant und langweilig ein aber erst nachher !!??

Ja und zur historie gepoppt ist schon immer worden, das was wir heute treiben ist so alt wie die menschheit selbst .
Manches verhalten oder rollenspiel treiben sogar unsere nächsten verwandten die Menschenaffen, sexuelle scham,status,vorlieben und praktiken treiben sogar die !

In allen hochkulturen gab es Abstrakte sexuelle Spiele in manchen kulturen waren diese sogar teil der religion oder götterkulte !

Unsere Europäisch Christliche verklemmtheit wurde eigentlich auch erst im 19 und 20 Jahrhundert der art auf die spitze getrieben !

Vorm Swingerclub gab es die Badehauskultur vor der das schwitzzelt/hütte !

Analverkehr war im Mittelalter weit verbreitet, Spass ohne folgen = schwangerschaft weil aber die kirche den analverkehr als Hexentrieb bezeichneten waren frauen die diesen betrieben bei denutiation durch einen reuhigen Ehebrecher,eifersüchtigen liebhaber/konkurentin oder überdrüssigen ehemann dem scheiterhaufen empfindlich nahe wodurch diese für unsere kultur bezeichnende ablehnung entstand !
Ähnliches gilt für oralverkehr ,dabei wurde die angst des abbeisens geschürt und beim lecken die forstellung das die Hexe den lecker an der zunge in sich hineinzieht !
Ebenso das Teuflische unnahrbare weib welche mehrere männer gleichzeitig schändet, zuerst sexuell und sich dann an ihnen satt ißt !!!!

Als Gipfel dieses scenarios Hat sich dann noch der Sexuelle Amateur Martin Luther geäusert das " die einzige gottgefällige art des beischlafes ist,wen sein weib auf dem rücken unten läge und er es besteige um der Frucht willen" (misionarsstellung,zum Schwängern) damit war dann der spass so zimmlich beendet weil die Katolischen geistlichen diesem zustimmten und alles andere für ketzerei erachteten !!!!

Warum das Ganze ? Ist doch Klar "manpower" europa hatte ein mangel an Menschen und erhebliche konflikte beide herausforderungen bedurften vieler Menschen, Junge menschen ,starke menschen ! solche sind aber auch geil und aktiv , also mus alles was nur der befriedigung und nicht der aufstockung der anzahl der menschen dient Taboorisiert werden!

Als die techniesierung kam kam auch der Pillenknik gerade reccht , jetzt ist nur die frage wann bei der momentanen demographischen lage die pille verboten wird und kondome gelocht sein müssen ?


Geschrieben

Nun, frau wird mit 40 Opfer ihrer Hormone und muss erschreckend feststellen, dass sich damit alles ändert. Sie versteht plötzlich und schlagartig, was ein 20-Jähriger damit meint, wenn er sagt, ich will nicht aber er. Nun will er aber nicht mehr und so bleibt es, wie es immer war. Nichts geht. An die Zeit vor 2000 Jahren kann ich mich nicht mehr erinnern, aber warum sollte es da anders gewesen sein?


Geschrieben

Im Römischen Reich waren die Leute definitiv offener, aber auch unmoralischer, wobei die Moral sowieso nur eine Erfindung der Menschen ist. Damals gab es richtige Sexsklavinnen und andere, aus heutiger Sicht, grausame Sachen in Bezug auf Sex. Das hat sich drastisch geändert. Vor 20 Jahren wurde auch rum gevögelt, meist hinter den vier Wänden, sodass es niemand mitbekam. Heute reden die Leute mehr darüber, als damals. Manche werden sich an heiße Klassenfahrten erinnern, wo es in den Nächten ordentlich zuging oder andere Sachen. Im Endeffekt hat sich nicht geändert. Außerdem können wir es nicht kontrollieren, wie die Leute Sex haben, sondern nur aus eigener Erfahrung sprechen.


Geschrieben

...vor 20 jahren... war das mit dem internet noch nicht so ..... aber lt dr sommer, kinsey, oder van de velde .....ist belegt, dass poppen schon immer nach allen regeln der kunst geschah. ich hab vor 40 jahren auch schon gepoppt....man soll´s nicht glauben... und es gab kein HIV-problem


Geschrieben (bearbeitet)

cuthein , alles was du bis dato nicht nachgelesen hast ergibt nicht automatisch..das wurde nie praktiziert. Es wurde sicherlich per Gesetz festgeschrieben, so froemmelnd war man schon.
Spanien hab ich auch explicit nicht angesprochen, wir entsinnen uns.

Und das pinkeln ...oeffentlich..war im mittelalter kein betriebsgeheimiss.
dazu gab es auch extra " unterhosen" die nur einen Mittelschlitz / Oeffnung hatten, damit man sich , so denn ueberhaupt in Doerfern vorhanden ..ueber die pissrinnen stellen konnte oder an einen nahen misthaufen. In buergerlichen Haushalten wurd das laestige gesoeff mit einem eimer aus dem fenster geschuettet..
Das kommt auch nicht aus Romanen , sondern Tagebuechern einzelner Kirchendiener.

gruss xirix


bearbeitet von xirix
Geschrieben (bearbeitet)

Eigentlich müsste sich für die Frauen der Sex massiv verändert haben. Nicht nur, dass sie heute aufgeklärter und selbstbewusster sind, sondern einfach die Möglichkeit weitgehend sicherer Empfängnisverhütung. Ich denke schon, dass es ein Riesenunterschied ist, ob man Lust einfach nur genießen kann oder ob man dabei immer im Hinterkopf haben muss, schwanger werden zu können.

Meine Urgroßmutter brachte 16 Kinder zur Welt. Oft im Jahresabstand, so dass sie vermutlich gleich bei den ersten Malen nach der letzten Entbindung wieder schwanger wurde. Wer ein Kind hat, weiß was das für den Körper bedeutet. Außerdem starben viele Frauen im Kindbett. Macht einem Sex Spaß, wenn man dabei Angst haben muss, dass man entweder das x.te Kind empfängt, wo man evtl. schon für die anderen nicht genug zu essen hatte oder wenn man damit sein Leben riskierte? Dazu noch die beengte Wohnsituation, vielfach das Fehlen jeglicher Privatsphäre.

Tja, und dann noch die rigide und lustfeindliche Erziehung! Mein Großvater hat angeblich seine Frau nie nackt gesehen. Ob die am keuschen Beischlaf im dunklen Schlafzimmer wirklich Spaß hatte?


bearbeitet von SinnlicheXXL
Geschrieben

Das Sexualverhalten hat sich gegenüber meiner Jugendzeit nicht verändert. Allerdings bin ich in einer Zeit aktiv geworden, als es Aids noch nicht, die Pille aber schon gab - herrliche Zeiten.


Geschrieben

@SinnlicheXXL Wahrscheinlich wird es Dich sehr enttäuschen, dass dieses ganz Bild der verklemmten und keuschen Generationen vor uns mehr eine Frage medialer Präsentation denn Realität ist.

Ein paar kleine Realitäten, die gerne in der Literatur übersehen werden: da deutsche Männer als Soldaten in den Krieg ziehen mußten, kamen vielerort Kriegsgefangene als Produktions- und Erntehelfer zum Einsatz - und auch als Erzeuger von Nachwuchs - und dies in nicht zu knappem Ausmaß - Warum sollten Frauen, die sexuell verklemmt waren und Sex nicht genießen konnten, Kriegsgefangene an sich heranlassen ???
Dito nach Kriegsende: die Zahl deutsch-amerikanischer Kinder ist bekannt - all die deutschen Frauen nach Kriegsende nur Huren aus Not ???

Ich kenne auch aus der Verwandschaft genug Erzählungen auch über dörfliche Realität in den 20ern und 30ern des letzten Jahrhunderts, die alles andere als freud- und lustlos war.

Tatsächlich belastend war weit mehr die offizielle Moral, die bei einem Bekanntwerden zu massivster gesellschaftlicher Ächtung geführt hätte. Umso mehr wurde oft genug durch kollektives Wegschauen diese vermieden.

Und um den Zeitsprung zu machen: sowohl das "Decameron" als auch spätere Schriften dokumentieren sehr eindrücklich, dass das Wissen um Lust und "Laster" auch die anderen Jahrhunderte durchzog.

Warum wir aber immer den inneren Anspruch haben, eine sexuell besonders freie und lieberale Generation zu sein - das habe ich bis heute nicht verstanden. Ich gönne meinen Altvorderen den Spaß, den sie hatten.


Geschrieben (bearbeitet)

Oh - da muss ich dir entschieden widersprechen! Ich komme aus einer extrem katholischen Gegend und dort sind die wenigen Frauen, die es früher mit der Moral nicht so genau nahmen, noch heute bekannt und uneheliche Kinder waren extrem selten. Meiner Großtante passierte genau das (angeblich weil ihr KO -Tropfen eingeflößt wurden) - sie musste das Dorf verlassen und ihr uneheliches Kind galt immer als Schande. Meine Oma verbot mir noch in den 70er Jahren das Tragen von Bikinis. Ich denke schon, dass ich beurteilen kann, wie die allgemeine Moral war. In 500-Einwohner-Käffern bleibt nichts verborgen.

Glaubst du wirklich, die hatten ständig leidenschaftlichen Sex in x-Variationen, wenn der Papst das ausdrücklich verboten hatte und die armen Frauen dauernd schwanger waren?

Natürlich gab es zu allen Zeiten Menschen, die sich nicht an allgemein geltende Moral hielten. Aber das war eher die Ausnahme! Natürlich hatte die Oberschicht immer eine Sonderstellung und möglicherweise hatte die unterste Unterschicht auch wenig zu verlieren, aber für die breite Masse war eine Affäre einfach unglaublich gefährlich! Die Zeit nach den Weltkriegen stellte sicher eine Ausnahmesituation dar, denn nach Jahren des Hungerns, der permanenten Angst und der Männerlosigkeit wollten viele Frauen endlich wieder leben!


bearbeitet von SinnlicheXXL
Geschrieben

Sinnliche - Du irrst und zwar gewaltig - auch für Deinen ländlichen Raum!

Die offzielle streng katholische Moral ist übrigens nur ein müder Abklatsch dessen, was in mittelalterlichen Zeiten Gültigkeit hatte - und auch damals nicht zog. Eine der Schwächen der Geschichtswissenschaft war, dass bis in die 80er Herrscherhäuser und Machtstrukturen Gegenstand der Untersuchung waren, nicht jedoch die Sozialgeschichte des Alltags.
Noch heute ist das landläufige Geschichtsbild davon geprägt.
Ich hatte das durchaus auch sinnliche Vergnügen während meines Geschichtsstudiums an einem umfangreichen Projekt zur Untersuchung über die Entwicklung der sexuellen Vorstellungen in ländlichen Regionen mitzuarbeiten: wenn die Hemmschwelle einmal überwunden war, sprudelten aus so manchen altem Mann und mancher alten Frau Erinnerungen, die uns damals die Haare zu Berge stehen ließen: da waren fundierte Kenntnisse über Interruptus, Blasen, Lecken und Analverkehr ebenso vorhanden, wie Anekdoten, auf welche Art und Weise man sich heimlich Vergnügen verschaffen konnte.
Das Bild ist flächendeckend: unsere Altvorderen wußten sich sehr wohl zu vergnügen und waren weit davon entfernt, die Fleischeslust zu verneinen.

Richtig ist, dass die Zwangsmoral erdrückend war und für diejenigen, die "erwischt" wurden fatal war: mein Großvater mußte noch die Kinderbetreuerin heiraten, die nach dem Tod seiner Frau die jüngste betreute und währenddessen von ihm vermeintlich geschwängert wurde - andernfalls wäre sie geächtet gewesen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass sich im Nachhinein herausstellte, dass er nicht der Vater war.
Glaubst Du ernsthaft, sie sei mit einem anderen Mann ins Bett, ohne dabei Vergnügen zu haben?

Wir sind nicht freier und enthemmter in unserer Sexualität, wie unsere Altvorderen - wir sind freier in der Möglichkeit unsere Sexualität offen zu leben und zu äussern - und selbst da, wie Du immer wieder mal selbst betont hast, in so mancher Region und Struktur nur sehr bedingt, sofern wir nicht bereit sind, uns über entsprechende Konventionen hinwegzusetzen.

Übrigens: so mancher von uns wäre geschockt über die kruden und zugleich ausgefeilten Methoden, mit denen unerwünschte Schwangerschaften vor der Öffentlichkeit verborgen und die Kinder entsorgt wurden.

Die sexuelle Befreiung der 70er war mehr eine Befreiung von einer Zwangsmoral denn ein Wiederentdecken von Sexualität. Diese Arroganz hat nur unsere Generation entwickelt, weil die Entdeckung unserer eigenen Sexualität zufällig mit der Auseinandersetzung mit einer überholten Zwangsmoral zusammenfiel.

Und um es mal ganz böse zu formulieren: das Aufbrechen dieser Zwangsmoral war dringend nötig, da sie der gesellschaftlichen Realität - zumindest der Städte und städtischen Regionen schon lange nicht mehr entsprach: die Anzahl der Scheidungen, alleinerziehende Mütter, ehelose Kinder drängten mit Macht eine Änderung der moralischen Wertvorstellungen auf. Gewissermaßen wurde sie herbeigevögelt - eigentlich ein schönes Bild!


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