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Sweet Transvestite, oder wie ich liebte die andere Seite zu lieben!


Empfohlener Beitrag

Der Text ist hei

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Geschrieben

 

Köln in den 90er Jahren, ich war noch Blutjung, gerade mal was über 18 und trieb mich mit meinem Freundeskreis gerne im Kölner Nachtleben herum.

Die Altstadt war unser Spielplatz, denn Leverkusen (woher ich stamme) hatte und hat diesbezüglich nichts zu bieten. Also hing mein Herz schon immer an der Domstadt am Rhein. Das Köln das San Francisco Deutschlands ist muss ich nicht erwähnen. Keine Stadt in Deutschland hat ein vergleichbares schwules Nachtleben wie Köln. Dazu zählten zu dieser Zeit eben auch zahlreiche Travestie Bars wo es in der Nacht zur Sache ging. Eine davon war das Timp, eine Bar, oder auch Kneipe welche, wenn man zur frühen Abendstunde dort hin ging, eher schäbig und herunter gekommen wirkte. Die Bänke waren hart und hatten kein richtiges Polster, die Stuckdecke hätte einen Anstrich gebrauchen können. Aber tief in der Nacht verwandelte sich das Timp in einen Travestie Palast der weit über die Grenzen Kölns bekannt war. Namhafte Prominente konnte man mit eine wenig Glück dort antreffen. Udo Kier, Thomas Gottschalk, Helmut Berger, Grace Jones, Roberto Blanco sind nur ein paar wenige Namen die mir noch einfallen. Und natürlich die ganze Kölner Medien Prominenz wie z.B. Dirk Bach oder ein Alfred Biolek gaben sich die Klinke in die Hand.

Der Host und Besitzer dieses Etablissemnts war Willi Gelonek (ich hoffe der Name ist richtig geschrieben) welcher mit seiner Travestie Gruppe durch die Nacht führte.

Die Shows begannen tatsächlich erst so ab ein Uhr Nachts und gingen bis in die Dämmerung.

Großartige Travestie Künstler wie Swanee Feels, Fine de Cologne, Melissa Gorden, bescherten einem unvergessene Nächte. 

Unvergessen bleibt auch der Hausmeister der Timp, Tilla Thelen, welcher mit seiner Rolle als Nana Mouskourie tragisch komisch wirkte, aber jeden zum Lachen brachte auch wenn man ihn zum zigsten mal sah. Jeder der einmal dort war wird wissen wovon ich Spreche.

Viele Nächte habe ich mit meinen Freunden dort im Timp verbracht, aber zu dieser Zeit wäre ich nie auf die Idee gekommen das mich diese Besuche viel mehr geprägt haben als zugegeben.

Swanee Feels, mein Gott, war die hübsch, eine Wuchtbrumme mit langen roten Haaren, was habe ich sie geliebt, heimlich natürlich!

Aber auch das Publikum war, gerade zu später Stunde, ein recht illustres weil eben auch viele Transvestiten und Transsexuelle dort privat so sein konnten wie sie wollen.

Was heute keinen mehr juckt hat in den 90er Jahren noch für viel Aufsehen gesorgt und das nicht immer im positiven Sinne.

Zurück zu mir. Nicht immer waren meine Freunde Willens die Nacht im Timp zu verbringen und so geschah es eben auch hin und wieder das ich alleine dort war, obwohl, lange alleine war man dort nie weniger versteht was ich meine. 

Um Männer habe ich mich nie geschert, aber es waren auch reifere Mädels dort die zu später Stunde gerne mal frivol wurden und mehr als einmal hat sich daraus mehr ergeben. Allerdings nie etwas nachhaltiges.

Doch der eine Abend war besonders. Es war kurz vor Weihnachten, Köln Platze aus allen Nähten und das Timp war brechend voll. Und da stand „SIE“ vor mir an der Theke. Ich liebe schon immer „dicke Mädchen“ wie man in Köln sagt. Und auch eben rote Haare.

Sie trug ein rotes enges Paillettenkleid was ihre Kurven betonte und was mich schwach werden ließ. Sie orderte zwei Whiskey Cola, womit ich auch wusste das sie offensichtlich nicht alleine da war. Die Stimme verriet mir sofort das ich nicht wirklich ein Mädel vor mir stehen hatte, aber eben der Gedanke bescherte mir dieses kribbeln im Bauch welches Pe Werner zu der Zeit besang.

Und dann drehte sie sich herum und mein Herz blieb stehen.

Diese Augen, diese Lippen, oh.....mein......Gott!

Ich starrte und sie so, ist was? Ich stammelte mir was zurecht und sie nur so, Idiot.

Dann ging sie dahin zu ihrer Freundin welche zweifelsfrei auch kein Mädel war, aber im entferntesten nicht an sie heran kam. 

Hoffnung machte mir die Tatsache das sie mich im Auge behielt, aber ihre Rhetorik mir verriet das sie sich nicht nett über mich äußerte.

Shit!

Als die Show los ging hatte ich schon ein paar Bier und einige Whiskey Cola intus.

Jack Daniels war damals noch nicht wirklich ein Begriff und anstatt dessen gab Herr Johnny Walker sich die Ehre.

Da mein Engel in Rot auch schon mehrfach zu diesem Getränk gegriffen hatte ging ich zu Marco, dem Barkeeper und gleichzeitig Sohn von Willi und sagte ihm das die nächsten beiden Getränke auf mich gehen würden.

Als meine Lady in Red also wieder an der Theke stand und Tilla ihre weißen Rose aus Athen trällerte drehte sie sich zu mir um und Marco zeigte auf mich. Ich gab alles setzte mein breitestes Lächeln auf und zuckte mit den Schultern.

Ihr Gesicht bleib wie versteinert, aber zu keiner Erleichterung nahm sie die Getränke an, Ging zu ihrem Platz, stellte sich auf die Bank und nickte herüber. 

Nach einem kurzen Gespräch mit ihrer Begleitung stießen wir dann tatsächlich auch auf Distanz an und ja, jaaaahaaaaa, sie lächelte das schönste Lächeln der Welt für mich.

Danach trafen sich unsere Blicke und als Simone, den Namen erfuhr ich kurze Zeit später, wieder an die Theke ging deutete sie an ich solle zu ihr kommen.

Zu meiner Überraschung entschuldigte sie sich bei mir. Ihr Abend in Köln war wohl bis zu dem Zeitpunkt nicht wirklich schön verlaufen. Pöbeleien in einem anderen Lokal und die Bezeichnung Schwuchtel hatten ihr sehr zugesetzt. 

Ich sagte nur Idioten und sie dachte vorhin ich sei eben auch einer dieser Idioten weil ich sie so anstarrte. Als ich ihr sagte das ich sie wunderschön finden würde liefen ihr ein paar Tränen herunter.

Sie lud mich ein mit zu ihr an den Tisch zu kommen, sie war mit ihrer Freundin „Paul“ dort.

Diese stellte sich mir allerdings als Gabi vor, war zwar nicht so bezaubernd wie Simone, aber hatte einen unglaublichen zynischen Humor.

In den Pausen zwischen den Auftritten konnte man sich Unterhalten ohne sich anzuschreien. Und ich erfuhr das die beiden aus Trier kamen, einer Stadt wo man zu dieser Zeit alles sein konnte, aber nicht Transsexuell wie Simone und Gabi.

Den Trip nach Köln hatten die beiden sich zu Weihnachten gegönnt, Shopping und Spaß haben. Der Spaß fing jetzt an wie Simone mir gestand.

Lange Rede kurzer Sinn, irgendwann knutschten wir hemmungslos herum. Wären meine Kumpels dort gewesen oder zurück gekommen, mir wäre und ist es aus heutiger Sicht egal.

Es war unglaublich, ich küsste einen Jungen, eigentlich hieß Simone zu dem Zeitpunkt noch Dirk, aber auch das erfuhr ich erst lange Zeit später.

Die beiden waren in einer kleinen Pension nahe der Altstadt untergekommen und als wir an dem Sonntag Morgen nachdem das Timp zu hatte noch am Dom Frühstücken waren fragte Simone mich ob ich noch mit in die Pension kommen möchte.

Und ob ich wollte!

Wir verbrachten den ganzen Tag und die kommende Nacht miteinander.

Sie blieb die ganze Zeit in ihrer, zu dem Zeitpunkt noch, Rolle, als Simone.

Und ja, wir hatten Sex, leidenschaftlich und dreckig. Ich hatte in der kommenden Nacht das erste mal in meinem Leben einen Schwanz im Mund und sie erlebte das erste mal einen Höhepunkt mit einem „fremden“ Mann. Sex unter Männern war ihr nicht fremd, aber ich war der erste den sie als Frau hatte.

Näher möchte ich an dieser Stelle garnicht darauf eingehen.

Das ganze ist nun schon über zwanzig Jahre her. Handys für Selfies gab es damals noch nicht, keine sozialen Medien, kein Facebook. Wir telefonierten Stundenlang über Festnetz, zu Weihnachten, zu Silvester und danach sporadisch immer mal wieder bis Simone mir gestand nun einen festen Freund aus dem nahen Luxemburg zu haben.

Die Distanz eben!

Ich bekam zwei Jahre später tatsächlich nochmal einen Anruf von Simone die nun in Luxemburg lebte wo sie mir erzählte das sie ihre OP hinter sich habe. Damals noch ein unglaublicher Akt. Danach habe ich nie wieder etwas von ihr gehört.

Ich habe schon mehr als einmal bei Facebook nach ihr gesucht, aber vergebens, aber vielleicht auch gut so.

Das Timp gibt es nun schon seit vielen Jahren leider nicht mehr, aber die Erinnerungen an die Zeit bleiben unvergessen. Es gibt für solche Erlebnisse kein zweites erstes Mal.

Ich sehne mich oft nach diesem Gefühl welches ich in den Stunden mit ihr hatte. Aber das wird wohl für immer eine schöne Erinnerung bleiben.

 

 

 

 

Geschrieben

Danke für Deine Erzählung
war sehr einfühlsam und schön geschrieben.

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