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Arbeitslosigkeit und längere Jobsuche trotz Einsatz - wie Nerven bewahren?


4s****

Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Hallo ihr,

da hier einige schon geschrieben haben, dass sie auch gern nen Job hätten:

Wie geht es euch, was macht ihr (bzw. habt ihr gemacht) um nicht mutlos zu werden??

bitte in diesem Thread nicht spammen, Sprüche klopfen oder die Wirtschaftsanlage anklagen - mich interessieren eure Erfahrungen und alles, was euch geholfen hat,

  • </p><p>
  • die Nerven zu bewahren
  • stark zu bleiben ohne auslaugt und miesepetrig zu werden
  • die Hoffnung zu bewahren, damit Antrieb und Kreativität am Leben bleiben

Ich habe vorhin im Beruf&Karriere-Teil einer Zeitung einen Artikel über Arbeitslosigkeit und ihre Folgen gelesen. In der Überschrift stand schon mal "Die meisten Arbeitslosen haben schwere Depressionen" (Zitat von einem Psychologen der Uni Gießen).

Dann die Beschreibung dessen, was dann abläuft: nach dem Schock (oder dem Prüfungsstress bei Absolventen)

folge jedoch oft eine Phase, in der der Arbeitslose findet, dass es ihm sehr gut gehe. Das sei der „Urlaubseffekt“: „Schön, ich muss ja gar nicht arbeiten“. Wenn der vorüber sei, werde einige Monate optimistisch gesucht, wobei finanzielle Not zwingend zu einer intensiveren Suche führe. Wer dann trotz aller Bemühungen immer noch arbeitslos sei, verfalle in Resignation. Diese gipfele schließlich in Depression und Apathie.



Ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich sehe mich allmähnlich von der optimistischen Phase Richtung Resignation und Apathie rutschen und das macht mir echt Angst.

Unten für die, die's genauer interessiert, was zu den Stress-Punkten, wie ich sie erlebe. Es ist Absicht, dass ich nichts zu meinen Bemühungen schreibe, weil es mir hier nicht um Tipps zur Jobsuche selbst geht (für den Teil mach ich Bewerbungs-Coaching), sondern um den Umgang mit den emotionalen Belastungen.

--------------------------------

Die Vorstellungsgespräche (in der Endrunde) sind oft 2-3 Stunden dauernde Stress-Tests und "Performances" (ich hasse die Selbstdarstellerei eigentlich) auf die man sich notgedrungen vorbereiten muss, wenn man eine Chance haben will.
Nur: Durch das Engagement für ein Gespräch/eine Stelle, wenn ich mich wirklich reinhäng, wird mir das dann aber wichtig, auch wenn ich versuche das wegzuschieben, nimmt Platz im Leben und in meinem Kopf ein, dann folgt langes Warten und Hoffen... und Hoffen und Warten ist etwas, was ganz schön auf die Stimmung drückt.

Unter der häufig genannten sozialer Isolation leide ich zum Glück weniger- mein Freundeskreis ist teilweise auch knapp bei Kasse, die anderen kommen gern entgegen: man trifft sich kostensparenderweise zuhause zum Kaffee u.ä. Darüber bin ich auch sehr froh und dankbar. Mich drückt was anderes: ich werde immer mal eingeladen und hab auch schon Geld (vierstellig) geliehen bekommen. Zuerst hab ich mich gefreut und das angenommen, weil ich dachte, ich hab eh bald nen Job, dann revanchier ich mich / geb es zurück. Und mit jeder Absage rückt die Hoffnung, dass ich mich endlich revanchieren kann, wieder weit weg.
Es erkundigen sich halt auch immer alle, wie's steht, fiebern mit, wenn mal wieder ein Vorstellungsgespräch ansteht, machen sich auch Hoffnungen, weil sie es mir wirklich
wünschen, und es belastet mich auch, immer wieder schlechte Nachrichten zu haben.
Anfangs hab ich Absagen gefasst aufgenommen, nur die Enttäuschung in den Gesichten anderer hat mich "berührt". Inzwischen ist es aber so, dass es mich auch trifft. Der Optimismus-Topf ist irgendwie aufgebraucht.

(Natürlich drückt es finanziell auch, denn alles was anzuschaffen/reparieren wäre, verschieb ich halt auf "sobald ich nen Vollzeitjob habe", was für mich gedanklich immer "in spätestens ein paar Monaten" war.... tja)


Geschrieben

Wie geht es euch, was macht ihr (bzw. habt ihr gemacht) um nicht mutlos zu werden??

Das ist schwer zu beantworten.
Ich habe damals ein großes Tief gehabt und Kamm mir in der Gesellschaft ziemlich nutzlos vor.
Das obwohl ich 3 Kinderhütte und keine langeweile in dem Sinn.
Ich habe mich dann in Ehrenamtlichtätigkeit gestürzt, was mir bald viel Selbstbewußtsein gegeben hat.
Auch das Gefühl, gebraucht zu werden kam schnell wieder.
Durch mein Selbstbewußtsein, kam auch der Mut wieder.
Jeder hat seine persönliche stärke die irgendwo gebraucht wird.
Ich würde jeden so ein Ehrenamt empfehlen.
Zumindestens für sein Ego und für die Gesellschaft.


Geschrieben (bearbeitet)

Hallo 4sarasvati ....

Ich habe ein altes Posting von mir aus dem Thread *Arbeitslosigkeit* gefunden , vom 14.01.2006 .
Drei Jahre liegt das zurück , doch wenn ich es jetzt lese , dann fühle ich mich so , als ob das gerade erst gewesen sei .

Und von meiner Gefühlswelt will ich gar nicht reden . Das geht von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt . Sinnlosigkeit , man kommt sich überflüssig vor . Ich hab einen guten Weg gefunden , mich auch mit diesen Momenten abzufinden .
Das Schlimmste find ich immer noch , wenn man als Arbeitsloser schief angeguggt wird , als Randgruppe gesehen wird . Ich für mich weiß , daß ich an dieser Situation nicht schuld bin . Aber erklärt das mal anderen .



Meine Gefühlswelt war einfach nur chaotisch und es hat viel Kraft und eigenen Willen gekostet , in dieser Situation damals nicht
aufzugeben .
Ich habe versucht mich abzulenken , mal mit mehr , mal mit weniger Erfolg .

Ich habe in meiner Arbeitlosigkeit damals einen 400€ Job angenommen . Dieser gab MIR das Gefühl , daß ich nicht "nutz-und wertlos" bin .
Er hat mich "befreit" und mir ein bisschen an Mut zurückgegeben .
Einige Monate danach fand ich einen festen Job , den ich heute noch ausübe .


bearbeitet von Geile72
Geschrieben

Ich habe mir damals einen Ein-Euro-Job geben lassen, den habe ich verlängert (was man ja nicht muss), es tat mir gut zu arbeiten und außerdem hatte ich mehr Geld. Bewerben und vorstellen konnte ich mich ja trotzdem uneingeschränkt, aber ich hatte immerhin etwas zu tun, eine Aufgabe. Danach habe ich ein Praktikum gemacht, in der Zeit fand ich meinen Job.
Ich habe dann nämlich tatsächlich einen Job gefunden und bekommen, der genau das war, was ich mir vorgestellt hatte, ich habe einen unbefristeten Vertrag, für mich hat sich das Warten gelohnt.


Geschrieben (bearbeitet)

@4sarasvati
Irgendwie beschreibst du genau das, was bei mir damals vorgegangen ist.

Zuerst war es eigentlich gar nicht so schlecht arbeitslos zu sein. Mein Arbeitgeber war Anfang 07 insolvent gegangen und ich bin im Zuge dessen geflogen. Da ich mich damals eh unglücklich war dort wo ich wohnte (war wegen dem Job dorthin gezogen) kam mir die Insolvenz eigentlich gelegen. Ich war zudem ziemlich ausgepowert und sah das ganze erst als Art "Urlaub" an. Als erstes bin ich postwendend nach Hamburg gezogen und war besten Mutes, dass ich zügig wieder Arbeit finden würde, denn ich hatte ja eine gute Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung in einer sehr guten beruflichen Position.

Umgezogen bin ich mit sehr kleinem Budget ... es hat noch nicht mal für Tapete an den Wänden gereicht, wir haben einfach die nackten Wände gestrichen. Laminat gab es für das Wohnzimmer, im Rest der Wohnung wurde nur billigster PVC (in dicke einer Bildzeitung) verlegt. So hielten sich die Ausgaben in Grenzen. Hauptsache ich war wieder in Hamburg. Beim Arbeitsamt redete man mir gut zu und war sich sicher, dass ich kurzfristig wieder einen Job finde ... bei meinen Qualifikationen wäre das kein Ding ....

Naja die Berufswelt hatte dann doch nicht gewartet auf eine 37jährige Arbeitslose, die natürlich auch gewisse Gehaltsansprüche hatte. Ich bildete mir tatsächlich ein ich könne diese Ansprüche haben. Ich habe viele viele Bewerbungen geschrieben ... teilweise - je nach guten Angeboten - 10 Stück an einem Wochenende. Die Resonanz war soweit auch hervorragend. Ich erhielt diverse Vorstellungsgespräche ... diese Bestand ich auch ... es ging in die 2. und 3. Instanz ... im Endeffekt wurde bei einer Auswahl zwischen den 2-3 Leuten in der Endauswahl dann doch nicht für mich entschieden. Das ging mir so an die Substanz, dass ich teilweise schon keine Post mehr aufmachen wollte, wenn ich sah, da kamen meine Unterlagen zurück.
Immer wieder lockte die Zeitarbeit, was nicht lockte war das gradezu lächerliche Gehalt.

Ich habe mich dann, kurz bevor das Arbeitslosengeld I auslief selbständig gemacht, da ich nebenbei immer selbständig war. Das war dann auch wunderbar, die Finanzen waren gesichert, die Arbeit enorm. Feierabend oder Wochenende gab es nicht mehr. Mir ging es im Endeffekt nur darum die Unterstützung zur Selbständigkeit vom Amt zu kriegen um nicht in Harz IV zu fallen (war ein Tipp meiner Sachbearbeiterin gewesen) und noch Zeit zu haben einen Job zu finden. Somit bewarb ich mich kontinuierlich weiter. Doch das Spiel war immer das selbe ... von den Qualifikationen hätte man mich sofort genommen aber ich war zu teuer.

Ich hatte mir nur eines zum Gesetzt gemacht ... wenn ich keinen Job finde in dieser Aufschubzeit die ich hatte, dann würde ich in die Zeitarbeit gehen. Ich bewarb mich also weiter, denn ich wußte ich bin niemand für die Selbständigkeit. Ich hatte null Zeit für meine Familie und war nur noch am arbeiten, was mich auch total auslaugte. Dadurch, dass ich keinen Job fand, war meine Ausstrahlung natürlich auch im Keller. Es kratzte an meinem Selbstbewusstsein ... ich machte mir jedesmal, wenn wieder ein Vorstellungsgespräch oder eine Endauswahl anstand Hoffnungen ... auch wenn ich nicht wollte ... und fiel in ein tiefes Loch, wenn es nicht klappte.

Lange Rede kurzer Sinn. Ich habe es nicht auf dem guten Weg geschafft, weshalb ich mich einen Monat bevor mein Fördergeld auslief, bei der Zeitarbeit bewarb. Pünktlich zum Auslauf des Fördergeldes war ich dann, zu einem Stundenlohn von 7,38 EUR wieder in Lohn und Brot (den finanziellen Einbruch habe ich ausgeglichen indem ich Abends in einem 400-Euro-Job arbeitete). Über die Zeitarbeit war ich dann 3 1/2 Monate in einer Firma tätig, welche mich dann Mitte Januar übernommen hat. Nun habe ich - über den Umweg der verhaßten Zeitarbeit - wieder einen Job aber ich mache mir keine Illusionen was den Arbeitsmarkt betrifft. Es gibt soviele Bewerber auf eine Stelle, das es fast unmöglich ist, auf normalen Weg (ohne Vitamin B) einen Job zu finden. Da helfen auch die Besten Qualifikationen und die Beste Motivation nichts.

Wege mich zu motivieren hatte ich kaum. Ich habe nur versucht den Mut nicht zu verlieren aber bin jedesmal wieder in ein tiefes tiefes Loch gefallen, wenn eine Absage eintrudelte. Das härteste war wohl, als mir ein Job schon zugesagt wurde (das wäre für mich eine Traumanstellung gewesen) und er mir kurzfristig abgesagt wurde, weil der Job intern vergeben wurde. Da stand ich wirklich kurz davor mir die Pulsadern aufzuschneiden und hätte ich da nicht meine Tochter und meinen Lebensgefährten als Halt gehabt, ich weiß nicht, ob ich die Situation hätte händeln können. Diese Nutzlosigkeit die man empfindet läßt sich mit nichts beschreiben.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Hi,
bei "Psychologe Uni Gießen" ist mir dazu etwas eingefallen, was ich in meinem Psychologie-Grundstudium an dieser Uni mal gelernt hatte... Es ging dabei um das "Marienthal-Syndrom" (ich hoffe, ich habe es richtig geschrieben). Sofern ich mich nach diesen ganzen Jahren richtig erinnere, ging es darum, dass in einem Ort der Hauptarbeitgeber insolvent ging und die Hälfte (?) der Einwohner den Job verlor. Über diesen Ort wurde eine psychologische Studie geschrieben. Denn es war bezeichnend, wie die Leute dort danach die Zeit verbrachten. Obwohl sie eigentlich mehr Zeit gehabt HÄTTEN für Hobbies, ihre Kinder, gemeinnützige Arbeiten etc., verfielen sie in eine starke Lethargie. Gerade diese Dinge taten sie ncht mehr, statt dessen verlangsamte sich der Alltag so sehr, dass sie mit Herumsitzen und Nichtstun den ganzen Tag verbrachten. Sogar die Schritte verlangsamten sich. Grund lag eben genau in diesem Nutzlosigkeitsgefühl. Also eigentlich auch das, was du oben beschreibst.

Ich war nie über längere Zeit arbeitslos, da ich wohl immer Glück hatte, aber ich kenne einige Arbeitslose. Und daher hoffe ich, dass du meine Meinung dazu akzeptierst, obwohl sie nicht der direkten Erfahrung entspricht. Ich muss einigen meiner Vorredner hier zustimmen: Man muss etwas tun. Auch wenn es schwer fällt. Eine Arbeitslose, die ich kenne, hat sich jetzt in unserem Verein stark eingebracht und leitet einige unserer Jugendgruppen. Sie fühlt sich damit wohl, verdient mit der Übungsleitervergütung etwas dazu und hat auch durch die Vorstandsposition eine unersätzliche Position was unseren Verein mit immerhin 80 aktiven Mitgliedern angeht. Sie ist auch heute noch zeitweise deprimiert, es ist ja nichts "richtiges", aber für richtige Depressionen bleibt ihr gar keine Zeit mehr.
Die andere Arbeitslose arbeitet schon seit drei Monaten ehrenamtlich im Frankfurter Tierheim. Ich habe leider seit einem Monat nicht mehr mit ihr geredet, aber ihr hat die Arbeit unheimlich viel Spaß gemacht und durch die Arbeit hat sie sich nicht so auf die Rückläufe der Bewerbungsschreiben konzentrieren müssen.

Ich glaube, wenn man sich überwinden kann, für wenig oder kein Geld etwas zu tun, was wichtig ist und/oder einem Spaß macht (Praktikum, Ehrenamt, gemeinnützige Arbeit, 1-Euro-Job...), dann gerät man nicht so schnell in Gefahr, in die besagte Lethargie zu verfallen. Ich würde glaube ich zumindest alles dagegen tun, dass meine Schritte langsamer werden.


Geschrieben

Vielen Dank für alle eure Antworten! Obwohl's deprimierend ist, tut es auch gut, zu lesen dass auch andere gelitten haben und vor allem - wenn auch nach langer, schwieriger Zeit - am Ende untergekommen sind.

Allen Antworten gemeinsam war ja der Tipp zu arbeiten, auch wenn nicht oder kaum bezahlt. Ich hab ein paar Sachen, die ich nebenbei ohne Bezahlung mache, die ich aber zuletzt stark zurückgeschraubt und nur noch halbherzig betrieben habe, in der Meinung, ich sollte lieber 100% meiner Energie in die Jobsuche stecken. Aber so gut ist die Strategie wohl doch nicht, jedenfalls nicht mehr nach einiger Zeit ohne Erfolg.

Yenne, ich hab grad Wiki zu "Die Arbeitslosen von Marienthal" befragt. Das ist ja super interessant.

Das veröffentlichte Ergebnis der Studie gibt einen breiten und tiefgehenden Überblick in das Leben mit der damaligen Form von Arbeitslosenunterstützung, ohne baldige Aussicht auf Beschäftigung. Insbesondere wird nachgezeichnet, wie sich aufgrund der Hoffnungslosigkeit durch die Arbeitslosigkeit das Zeitbudget verändert. Wenn eigentlich eine Aufgabe zu erfüllen wäre, wird sie trotzdem liegen gelassen. Es fehlt die Zeiteinteilung, das feste Raster, eine Tagesstruktur.



Etwas später folgt eine Beschreibung von vier Haltungstypen

  • </p><p>
  • der auch innerlich Ungebrochenen,
  • der Resignierten,
  • der Verzweifelten
  • der verwahrlost Apathischen.

Nur die erste Gruppe hatte überhaupt noch Zukunftspläne und Hoffnungen.

Und das, wird zusammenfasst, war der Knackpunkt.

Als entscheidende Dimension erwies sich die Fähigkeit, "für die Zukunft Pläne und Hoffnungen" bewahren und entwickeln zu können, also eine grundlegende Dimension humanen Gattungsvermögens nicht zu verlieren: die Antizipation möglicher Entwicklungen.



Ich werd mir ein Projekt suchen, an dem ich arbeiten kann, damit ich wenigsten ein einem Bereich planen kann und aufgewendete Energie auch zu einem Ergebnis führt.
Und den unbezahlten Sachen wird wieder mehr Zeit und Liebe gewidmet.


Geschrieben

Nachdem ich nach 8 Jahren mein Gewerbe aufgegeben habe, bin ich sofort ins ALG II gefallen und muss ehrlich gestehen, dass ich die erste Zeit genossen habe. Nachdem ich jahrelang keinen Urlaub gemacht habe und zu den miesesten Zeiten und für minimalste Einnahmen gearbeitet habe und am Ende auch noch von einem Partnerunternehmen um mein Geld betrogen zu wurde, habe ich das erstmal als eine Chance für etwas neues gesehen. Ich habe den ersten Sommer erstmal am Strand verbracht und meinen Urlaub nachgeholt.

Als der Herbst und der Winter kam, habe ich intensiv gesucht und war ziemlich enttäuscht, dass es kaum etwas passendes gab und so habe ich mich auf fast jeden Mist beworben, um zu erfahren das ich selbst da als ungeeignet erscheine. Wenn ich mich erinnere was ich mir von diversen Arbeitsvermittlern anhören durfte, da stehen einem schon die Haare zu berge. Von zu alt, über ehemalige Selbständige werden ungern genommen bis hin zu man wäre Überqualifiziert; es war alles dabei.

Zum Ende empfand ich sogar schon Zeitarbeit als etwas annehmbares, wenn man bedenkt das man es als Sprungbrett sehen kann.

Ich habe jede vom Amt angebotene Maßnahme mitgemacht, nur um nicht zu Hause zu sitzen. Ich habe mir das ganze Gesülze der anderen angehört die über den Sinn von der Maßnahme rumgemeckert haben und habe meinen Stiefel durchgezogen. Ich habe mich entschlossen eine Fortbildung zu machen und bi damit beim Amt auf heftigsten widerstand gestoßen, klar damit kostet man ja nur mehr Geld. In der Maßnahme habe ich aber gute Sozialpädagogen gehabt, die mich unterstützt haben und beim Amt Druck gemacht haben. Mittlerweile habe ich meinen Bildungsgutschein und am Montag dem 09.03. gehts los für ca. 4 - 5 Monate. Danach bin ich guter Hoffnung schnell einen Job zu finden.

Wenn nicht, nehme ich auch Zeitarbeit an. Denn wie es sich anfühlt, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt, kenne ich nun schon zur genüge.


Geschrieben

Ich stehe gerade vor der Entscheidung, wie es mit mir weiter gehen soll, meine Hoffnungen auf eine Festanstellung habe ich mittlerweile aufgegeben, brachte doch auch die zusätzliche Ausbildung, die ich gemacht habe, mich in diesem Punkt nicht weiter.
Wenn ich überhaupt etwas tun möchte, dann muss ich es, wohl oder übel, mit einer freiberuflichen Tätigkeit versuchen.

Nachdem ich arbeitslos wurde, bin ich noch sehr optimistisch durchs Leben gegangen, habe mich viel beworben, anfangs nur auf Stellen, die hundertprozentig zu meinem Profil passten, später dann mit Abstrichen in vielen Bereichen.
Doch ungefähr um Absage 600 herum, fing ich das Nachdenken an, was denn hier schief läuft, mein Optimismus hatte sich mehr oder weniger verbraucht.
Meine daraus resultierende Frustration und Aggressivität habe ich durch meinen Sport, ich fahre Mountainbike, kompensiert, so dass es mir anfänglich ganz gut gelungen ist, mir meine positive Sicht zu bewahren, dass sich auch wieder etwas ändern wird.

Ich habe dann das Angebot bekommen, ich schrieb es bereits, eine zusätzliche Ausbildung zu machen, die optimal zu meiner akademischen Ausbildung passte, und versprach mir sehr viel davon.
Leider vergebens, geändert hat sich nichts, ich bekam weiterhin reihenweise Absagen,
ich schätze ich dürfte im Moment ungefähr bei 1200 liegen, ich habe irgendwann aufgehört zu zählen (mittlerweile habe ich mich bei mehreren Zeitarbeitsfirmen beworben, was Anfangs undenkbar für mich war).

Auch hier hat mir Sport anfänglich sehr geholfen, ich habe deswegen zusätzlich noch das Laufen angefangen. Außerdem halfen die kleinen Jobs, die ich immer mal wieder durch meinen Freundes- und Bekanntenkreis bekomme, wenn sie auch oft branchenfremd sind.
Hier kann ich Griselda nur zustimmen, Hauptsache raus aus der Wohnung und wieder eine Aufgabe haben, das ist immens wichtig für das eigene Selbstwertgefühl, denn das ist es, was auf der Strecke bleibt.

Es ist egal, warum man eine Absage erhält, zu irgendeinem Zeitpunkt trifft es persönlich, und die emotionale Abwärtsspirale, wie von 4sarasvati beschrieben setzt ein.

Nach einem Unfall war es mir dann nicht mehr möglich, meinem Sport nachzugehen, ein für mich wichtiges Ventil fehlte plötzlich, und ich habe alle beschriebenen Phasen durchlaufen, wurde völlig apathisch und kämpfe seit einiger Zeit mit Depressionen.
Zum Glück ist die Verletzung jetzt so gut wie ausgeheilt, ich kann also wieder Mountainbike fahren, und es geht mir sukzessiv wieder besser, zumal ich mir professionelle Hilfe wegen der Depressionen gesucht habe, nachdem mir bewusst wurde (und das hat lange gedauert und mich an den Rand meiner Existenz gebracht), dass ich krank bin.
Die eigentliche Therapie ist mehr oder weniger abgeschlossen, ich habe jetzt einen The***uten, der mich nach wie vor begleitet und den ich jederzeit sehen kann, wenn es denn nötig wäre.
Ich bin jetzt auch in der Lage, die Anzeichen zu erkennen, wenn ich in eine depressive Phase komme und entsprechend zu reagieren, so dass ich nach und nach wieder aufrecht und etwas optimistischer durchs Leben gehe und auch wieder lebe, was ich lange Zeit nicht getan habe; und mit der optimistischeren Lebenseinstellung tun sich plötzlich völlig neue Möglichkeiten auf.

Ich glaube, ich habe etwas am Thema vorbei geschrieben, schildere ich doch mehr meine Situation, als dass ich auf die eigentliche Frage eingehe, aber manchmal muss man gewisse Dinge einfach thematisieren, da es einem dann besser geht.

Wie schreibt Retra immer, Danke fürs zulesen.


Geschrieben (bearbeitet)

Für 2x sechs Monate habe ich den "Zwangsurlaub bislang genießen" dürfen und die Erfahrungen unterscheiden sich trotz der kürzeren Zeit kaum von den anderen hier geschilderten.
Den Pflegezustand meiner vier Wände möchte ich nicht beschreiben, da ich die Zeit neben Bewerbungen, mit Chatten- ratet mal welch gut gelaunte Leute man aus gleichem Grund rund um die Uhr trifft, bis zum Erschießen von virtuellen Monstern- ein hundertstel Pfennig pro Punkt hätte mein Auskommen für meine nächsten Leben gleich mit gesichert, überwiegend verbracht habe. Durch mein geringes Vorgehalt der Ausbildung, lag das Ausgehen mit Freunden nur selten im Budget.

Ein vernachlässigtes Hobby konnte mich u.a. teilweise doch etwas stützen: mein Interesse an Musikmachen. Verständlicherweise schlugen die anvisierten Rockstücke schnell in Blues um, was aber dem jeweiligen Moment keinen Abbruch tat - einfach Spüren,
daß man doch etwas kann.


bearbeitet von 0815Erwin
ß
Geschrieben

Meine Mutter war als 57-jaehrige Chefsekretaerin nach der Firmenschliessung voellig aussichtslos auf Jobsuche.
Und hat es dann doch geschafft, etwas bei einer kleinen Familienfirma zu finden. Weil sie der Besitzerin gesagt hat: "Wenn ich so einen attraktiven Mann haette wie Sie, waere ich vorsichtig, keine huebsche junge Sekretaerin einzustellen, sondern lieber eine, die arbeitet!"

Aber da war sie auch schon am Rande der Verzweiflung...
Nimm die Ablehnungen nicht persoenlich, die lehnen nicht Dich ab, sondern ein paar Blaetter Papier aus einem Berg von hunderten Papieren.

Viel Glueck fuer die Zukunft!


Geschrieben

Ich rate Dir Dich mit Existenzphilosophie zu beschäftigen. Die Belohnung für die, sehr langwieriege, Mühe ist die Erkenntnis wichtiges und schönes, zu erkennen.

Der Wikipedia Eintrag kann Die als Einstieg dienen, wenn Du magst.

Auf jeden Fall, geh Deinen Weg und versuche Deine Sinne zu schärfen.


Geschrieben



Allen Antworten gemeinsam war ja der Tipp zu arbeiten,



Das kann ich auch nur unterstreichen. nachdem ich nach meiner Trennung nach über 10 Jahren wieder angefangen hatte zu arbeiten, und sogar mit über 40 einen der begehrten halbstagsjobs ergattert hatte, folgte ca 3 jahre später die entlassung.

Da dieser job mehr ein Job als Berufung war, war ich zwar traurig, hätte aber wohl nicht mehr von mir aus gekündigt und etwas neues gesucht. Ich war damals noch so vermessen, zu glauben, wenn ich mich um "einfachere jobs" (von der Ausbildung her) bewerbe, ich keine Probleme hätte. Denkste!!!!! nach ein paar hundert Bewerbungen kam dann doch der Frust. Ich habe einfach immer weiter gemacht, aber nicht mehr mit Erfolg gerechnet.

dann habe ich mich - mit förderung des Arbeitsamtes - in meinem gelernten (und geliebten!) Beruf selbstständig gemacht, und das klappt zumindet soweit, dass es mich über Wasser hält und ich auch zufrieden bin. ob ich das gegen eine feste, aber langweilige Stelle eintauschen würde, weiss ich nicht. Aber die Frage wird sich nicht stellen, denke ich. Als "Grundsicherung" habe ich einen 400-euro-Job, der auch ganz reell abgerechnet wird (urlaub, Krankheit incl.), und der mir auch sehr viel Freude macht.

Es hat bisher keinen einzigen Tag gegeben, wo ich mich nicht auf meine Arbeit gefreut hätte!

Den Nebenjob, den ich mache, könnte man auch als "Übungsleiterpauschale" abrechnen. Ich kann dir auch nur raten, dich ehrenamtlich zu engagieren... manchmal ist der Übergang zu einem Mini-Job oder "richtigem" job fließend.


Geschrieben

@ manda:

gefällt mir ausgesprochen gut, was du da geschrieben hast.

da kommt für mich unter dem strich ein gesunder pragmatismus zu tage, gepaart mit der erkenntnis, dass ein neustart oder ein neuer lebensabschnitt durch die herausforderung, die damit verbunden ist, auch zugleich (positiv) eine chance für die eigene persönlichkeit ist.

einiges wirft man über bord. anderes behält man unter einem neuen blickwinkel bei. vieles lernt man neu hinzu.



lg xray666


Geschrieben



gefällt mir ausgesprochen gut, was du da geschrieben hast.

da kommt für mich unter dem strich ein gesunder pragmatismus zu tage,



Danke! Soo pragmatisch auch wieder nicht, zählt mein gelernter Beruf doch zu den "brotlosen Künsten". Andererseits ist er mir immer eine Berufung gewesen und ich habe viel dafür getan. Zufriedenheit im Berufsleben ist mit geld nicht aufzuwiegen, finde ich.


Geschrieben

Vor einigen Jahren war ich - durch eine Eigenkündigung und den Versuch, mich selbständig zu machen - in der gleichen Situation.

Endlose Tage, an denen man sich morgens gefragt hat, wie man den Tag rumbringen soll. Das Gefühl, dass es eigentlich schnuppe ist, ob man aufsteht oder nicht, interessiert eh keinen. Der Tagesablauf gerät völlig aus dem Ruder, weil es egal ist, wann man was macht - also macht man es nie. Meine Wohnung sah aus...

Dann fand ich eine Vollzeitstelle (ich hatte vorher wg. Kind nur Teilzeit gearbeitet). Und ich kann gar nicht zählen, wie oft ich mich über mich selbst geärgert habe, dass ich nicht vorher die "Freizeit", die ich ja nun mal hatte, ob ich wollte oder nicht, vernünftig genutzt habe. Und ich habe mir fest vorgenommen, sollte mich nochmal eine unfreiwillige Auszeit erwischen, dann werde ich die Zeit nicht vergeuden.

Jetzt hat es mich getroffen. Seit Oktober bin ich zu Hause, konnte allerdings bis Ende Februar aus rechtlichen Gründen keinen neuen Job antreten. Und es klappt sehr gut mit dem Zuhausesein (worüber ich riesig froh bin, es hat viel Disziplin erfordert...).

Hier ein paar Tips:

- UNBEDINGT Tagesablauf strukturieren: Wecker stellen, aufstehen (muss ja nicht so früh sein), für jeden Tag der Woche planen, was man machen will. Dazu gehören selbst Sachen wie Staubsaugen, Einkaufen, oder der Tag/die Tage für Bewerbungen.

In "About a boy" von Nick Hornby ist das sehr schön beschrieben in der Zeiteinteilung eines "Privatiers", der sich 30-Minuten-Blöcke für alles mögliche festgesetzt hat.

- Überlegen: für was hätte ich gern mehr freie Zeit gehabt, als ich noch gearbeitet habe?
Da hat jeder was: Sport, sich mehr um Kinder, Eltern, Freunde etc. kümmern, also die Familie und das soziale Umfeld pflegen, politisches Engagement, ehrenamtliches Engagement, Leserbriefe an die Zeitung schreiben :-), regelmäßig einen halben Tag in der Bibliothek verbringen und Fachzeitschriften lesen usw.

- Die Zeit zum Nachdenken nutzen, ob evtl. eine andere berufliche Richtung auch interessant wäre, ggf. (sofern das nötige Kleingeld da ist) entsprechende Seminare etc. besuchen. Oder das Arbeitsamt mit Fortbildungswünschen löchern.

Man muss übrigens gar nicht von frühmorgens bis abends komplett beschäftigt sein. Ich wage zu behaupten, dass niemand unbedingt scharf drauf ist, um 5.30 h aus den Federn zu springen, einen Kaffee im Stehen runterzustürzen und mittags im Schnellimbiss zu essen.
2 Stunden länger schlafen, in Ruhe frühstücken, ein bisschen mehr Zeit in die Zubereitung der Mahlzeiten investieren - damit tut man sich was gutes, und man hat die Zeit schließlich.

Ich würde auch raten, wenns geht, selbst einen kleinen und/oder mäßig bezahlten Job anzunehmen, selbst wenn ein Teil des Einkommens beim ALG abgezogen wird. Es tut einfach gut, wenn die eigenen Fähigkeiten eingesetzt werden.

UND:

jedem, der einem mit "ich beneide dich so, du hast ja so superviel Zeit und bekommst auch noch Geld fürs Nichtstun, dir geht es doch richtig gut" auf die Nerven fällt, den (selbstverständlich nicht ernstgemeinten!) Tipp geben, dass er/sie das ganz schnell auch haben kann: Dreizeiler an den Arbeitgeber, dann ist sie bald da, die Freizeit.

Dann werden die Leute ganz schnell ruhig und relativieren das mit den gutbezahlten Faulenzern...


Geschrieben

Das mit der Tagesstruktur kein ganz unwichtiges Thema... ich hab ein Aufbaustudium im Fernstudium gemacht und da musste ich schon ständig drauf achten, mir die Zeit selbst zu strukturieren. In der Hinsicht bin ich also zum Glück nicht unvermittelt ins kalte Wasser gefallen. Im Grunde könnte ich mich jetzt auch gleich selbständig machen
Mandarina, hattest du denn am Anfang Rücklagen? Das ist der Punkt, der mich (noch?) abhält. Ich wollte erstmal Schulden loswerden + Sicherheitspolster ansparen bevor ich evtl. freiberuflich aktiv werde. (Und natürlich auch mehr Berufserfahrung, Kontakte etc)

Auch bei nem 400 Euro-Job würde noch viel fehlen allein zu den Fixkosten - Wohnkosten+Krankenversicherung (selbst wenn ich von der sehr künstigen KSK ausgehe) + Auto (wäre dann zwingend notwendig) + DSL usw

Was zuletzt wirklich ungesund war, war mein "geistiges Engagement" für die Jobsuche. Das lief nach dem Motto "gib alles" und nach jedem Vorstellungsgespräch und sonstigen Auswahlaktionen (als ich irgendwann wieder "runter" war) hätte ich erstmal einen Tag durchschlafen können... total ausgepowert und neben der Spur. War schon recht einseitig, auf potentielle Arbeitgeber gerichtet wie ein Kaninchen, das in eine Gewehrmündung glotzt...

Hyperfunction, "Privatier", hehe, geil, das merk ich mir. Wär was als Berufsbezeichnung auf XING


Geschrieben


Mandarina, hattest du denn am Anfang Rücklagen?



du hast post


  • 7 Monate später...
Geschrieben

Was man tun kann ist ganz klar:

Hier und anderswo im Netz sich nicht übermässig aufhalten... Dinge die einem am Leben beteiligen erledigen und provozieren. An seine Fähigkeiten glauben und sie publizieren..

Man bemerkt in Rekrutierungsprozessen jegliche simultane Neigungen und sie manipulieren sehr stark eine objektive Meinungsbildung.


Geschrieben (bearbeitet)

Ich hab mich letztes Jahr ,nach einem kurzem Gespräch mit einer Mit-weiterbildenden, am Abendgymnasium angemeldet.
Suche weiterhin nach einem Job...habe aber durch die Schule Erfolgserlebnisse.
Das war/ ist für mich wichtig.
Sich Bewerben gehört zu meinem Alltag dazu...mit den Absagen leben leider auch ... Irgendwie traut man sich mit der Zeit nix mehr zu

Wenns bis zum Frühjahr nix wird überlege ich mir etwas in Richtung Selbständigkeit.
Werd aber vorher mich ausführlich beraten lassen, ggf. Seminare besuchen, Coaching etc.



Endlose Tage, an denen man sich morgens gefragt hat, wie man den Tag rumbringen soll. Das Gefühl, dass es eigentlich schnuppe ist, ob man aufsteht oder nicht, interessiert eh keinen. Der Tagesablauf gerät völlig aus dem Ruder, weil es egal ist, wann man was macht - also macht man es nie. Meine Wohnung sah aus...


Hm...wieso kommt mir dies so bekannt vor?
"Beruhigend" zu wissen das es anderen ebenso ergeht/ ergangen ist

Mittlerweile weiß ich, das eine aufgeräumte Umgebung einfach nur guttut


bearbeitet von LaGreca
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