Der große Swinger-Jahresrückblick: Poppen.de Sex-Kolumnistin Lotta Frei fasst ihre Höhe- und Tiefpunkte in 2019 zusammen und gewährt tiefe Einblicke ihre privaten Swingerclub Erfahrungen.

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Egal ob man als Blogger über Inneneinrichtung, Motorradfahren oder Sexparties schreibt - ohne einen Jahresrückblick kommt zu dieser Zeit kein Blog aus. Und auch keine Kolumne. Denn irgendwas macht der bevorstehende Jahreswechsel mit dem Menschen. Man schaut nochmal über die Schulter, erinnert sich an die herausragendsten Erfahrungen, oder stellt im Gegenteil fest, dass das Jahr mal wieder viel zu schnell vorbei gegangen ist. Dabei hatte man sich zum Jahresanfang doch so viel vorgenommen. 

Egal, ob die Bilanz erfüllend oder frustrierend ausfällt - ein Jahresrückblick stellt auch die Weichen für das kommende Jahr. Wovon darf es mehr sein? Was will ich endlich realisieren, weil ich es schon zu lang vor mir her schiebe? Und welche Erinnerungen schau ich mir noch ein letztes Mal ganz genau an, bevor ich sanft den Mantel des Schweigens darüber breite?

 

Vom Wert schlechter Erfahrungen

Die Sonne strahlt nicht ohne die Nacht. Wo Licht ist, ist auch Schatten, und so weiter. Was ich eigentlich sagen will: Richtig geil wird’s erst, wenn man riskiert, dass es auch mal scheiße werden könnte. Und das wurde es bei mir dieses Jahr oft genug. Sollte ich deshalb Tiefpunkte in Zukunft lieber umschiffen? Ein Blick ins Synonymlexikon zeigt, dass ein Tiefpunkt auch als Spannung gesehen werden kann, auf die die langersehnte Ent-Spannung folgt. Als Talsohle, nach der es unweigerlich wieder aufwärts geht. Der Schlamassel wird zur Krise, die erst im Nachhinein als Wendepunkt im Leben identifiziert werden kann. 

Damit aus dem Schlamassel zur Wende und damit auch zur Verbesserung der Umstände führen kann, gilt es aber genau hinzusehen. Sich im Lamentieren zu verlieren über das Unglück, das einem unfairerweise widerfahren ist, ändert nichts. Stattdessen versuche ich herauszufinden, ob ich selbst einen Anteil an der Misere hatte. Und ob ich es in Zukunft schlauer angehen könnte. So wie bei meinen Swingers-Tiefpunkten des Jahres 2019!

 

Tiefpunkt Nummer 3 - Ein hoffnungslos überfüllter Swingerclub

Eigentlich könnte man meinen: je mehr Besucher auf einer Swinger-Party, desto besser. Schließlich erhöhen sich die Chancen auf ein Match oder gleich mehrere passende Mitspieler um ein Vielfaches. Wenn allerdings der Club dermaßen überbucht ist, dass die Gäste sich nur noch mit Mühe durch die Gänge schieben können und ein freies Plätzchen auf der Spielwiese zum Sechser im Lotto wird, kippt die Stimmung. Vor allem, wenn es sich um einen Abend mit Herrenüberschuss handelt. Je voller es wird, desto mehr ist los. Und desto mehr Männer gibt es, die wie gierige Raubtiere durch die Zimmer hetzen, auf der Suche, ob irgendwo vielleicht noch was geht. Die Solomänner kommen bei dieser übergroßen Konkurrenz jedoch kaum zum Zug. Und die Frauen verlieren bei dieser stressgeladenen Atmosphäre schnell die Lust auf mehr als einen Spritz an der Bar. Am Ende geht der Veranstalter mit vollen Taschen und die Gäste mit langen Gesichtern. Dieser Veranstalter hat zum Glück daraus gelernt. Seine nächste Party wurde wieder richtig rund und geil. Auch weil das Paare-Solomänner-Verhältnis ausgewogener war und etwa ein Drittel weniger Gäste kamen. Fürs neue Jahr nehme ich mir fest vor, keine zu großen Parties mehr zu besuchen - bei etwa 350 Personen liegt meine persönliche Schmerzgrenze. 

 

Tiefpunkt Nummer 2 - Ein lästiger Solomann auf der Privatparty

Im Sommer lernten wir ein Paar im Swingerclubs kennen und mögen, das uns bald zu einer privaten Party zu sich nach Hause einlud. 5 Paare und 3 Soloherren - eigentlich die perfekte Mischung für ein paar geile Stunden vor dem Kaminfeuer. Wenn mich nicht einer der Solos ab der ersten Minute wie eine Fliege umschwirrt hätte, egal wo ich stand, saß oder lag. Ich fand ihn nett. Für mehr als Smalltalk reichte die Chemie aber nicht. Er empfand das offenbar ganz anders. Wir standen in der Küche am Buffet - ich spürte seine Hand an meiner Hüfte. Ich trat einen demonstrativen Schritt zur Seite, er folgte mir wie ein Hündchen. Verdammt, hier waren noch 4 andere attraktive Frauen zur Stelle, warum musste er sich wie eine Klette ausgerechnet an mich hängen?

Irgendwann war meine Geduld am Ende. Ich nahm ihn zur Seite und erklärte ihm, dass heute zwischen ihm und mir nichts mehr passieren wird und er bitte etwas Abstand halten möge. Er akzeptierte das umgehend - und heftete sich sofort so lange an die Gastgeberin, bis ihr Mann ihn bat, zu gehen. Der Abend hielt viele erregende und mitreißende Momente für mich bereit. Trotzdem blieb ein unangenehmer Beigeschmack. Mich unbefangen bewegen und verhalten zu können ist einfach essentiell, damit ich mich auch fallenlassen kann. Bei unseren eigenen privaten Parties achten wir deshalb sehr auf die Auswahl der Gäste. Bevor wir jemanden zu uns nach Hause einladen, haben wir ihn (oder sie) bereits mehrfach im Club erlebt. 2020 werde ich mich deshalb lieber wieder auf mein eigenes gutes Händchen verlassen.

 

Tiefpunkt Nummer 1 - Ein Gangbang ohne Türsteher

Den absoluten Vogel schoss dieses Jahr ein Typ ab, der… Aber von vorn. Wir waren auf einer Wifesharing Party, also einem Event unter dem Motto Dominanter Herrenüberschuss. Ich war guter Dinge, gelöster Stimmung, einfach gut drauf. Als mein Freund Philipp mich fragte, ob er sich mal ein bisschen umschauen darf, ließ ich ihn gerne ziehen. Schließlich war ich gerade wunderbar ausgelastet mit zwei jungen Prachtschwänzen, die sich mir erwartungsvoll entgegen reckten, während ich auf der Matte kniete und von einem Dritten hingebungsvoll von hinten genommen wurde. Lotta in ihrem Element.

Während ich vorne abwechselnd die Schwänze blies, beendete der Mann im Hintergrund seine Mission und gab mein Hinterteil frei. Ich spürte, wie sich der nächste dort bereit machte, wollte aber die zwei Schwänze vor mir nicht aus den Augen verlieren. Wird schon schiefgehen, dachte ich, und der Typ hinter mir begann sein Werk. Ein großer Genuss war es nicht, aber er war innerhalb kürzester Zeit fertig und besaß die Höflichkeit, mir für das schöne Erlebnis zu danken. Und in diesem Moment sah ich, dass er einer der wenigen männlichen Gäste war, die ich unter Vollbesitz meiner Aufmerksamkeit niemals in mein Heiligstes gelassen hätte. Hätte er nicht wenigstens vorher fragen können? Zu spät. Jetzt war es passiert. Ich fühlte mich benutzt und meine Lust auf dem Nullpunkt. Für mich war die Party vorbei und ich war froh, als wir endlich gingen.

Aus diesem Erlebnis nehme ich das größte Learning des Jahres mit: Egal wie geil der Gangbang ist - lass niemals jemanden in deine Pussy, dem du vorher nicht wenigstens ins Gesicht sehen konntest. Gib niemals die Kontrolle ab, wenn du nicht jemanden dabei hast, dem du sie übergeben kannst. Deinem Mann, einem/r Freund/in, oder (wenn du als Solofrau unterwegs bist) ruhig auch einem der Mitspieler. Nur weil du deine nackte Pussy in den Raum hältst, berechtigt das noch lange nicht jeden, seinen Schwanz da reinzustecken. Auch Gangbangs erfordern Regeln, Absprachen und gute Umgangsformen. Eine kurze Nachfrage ist das Mindeste. Bei dir, oder bei deinem Begleiter, der die Regie führt. Obwohl ich mich schämte, erzählte ich meinem Freund von dem Erlebnis. Ihm tat es natürlich leid, nicht für mich da gewesen zu sein. Trotzdem möchte ich ihm nicht die Freude daran nehmen, auf einer Party auch mal allein los strawanzen zu können. Ich werde mir aber zweimal überlegen, ob ich währenddessen selbst aktiv werde.

 

Und was war nun neben all diesen Reinfällen das größte Highlight des Jahres? 

Immer wieder der Sex mit Freunden und Gleichgesinnten, die ich besser kenne. Sei es im Swingerclub, auf unseren privaten Parties, bei Treffen zu dritt, oder auch ganz allein als Paar zu zweit. Ich weiß, ich kann jederzeit das Prickeln fremder Haut spüren, wenn mein Körper danach verlangt. Aber nichts ist schöner, als wenn ein vertrauter Mensch sich öffnet, seine Hüllen und Masken fallenlässt, in vollem Vertrauen, angenommen zu werden. Die Nähe die entsteht, wenn man weiß, wie der andere am liebsten berührt wird. Die Orgasmen, die dann möglich werden. Solche Menschen zu meinen Freunden zählen zu können, das ist mein wahres Highlight. In diesem Jahr und hoffentlich noch in vielen, die kommen mögen. 

 

Teile deine Erfahrungen des Jahres - was sind deine Tiefpunkte und Highlights 2019?

Ich geb’s zu, ich bin neugierig. Was hast du in diesem Jahr alles erlebt? Gibt es erinnerungswürdige Highlights, die du mit uns teilen willst? Und was war dein Tiefpunkt, der dir so nicht noch einmal passieren soll? Teil deine Erfahrungen des Jahres im Kommentar!

 

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Lotta Frei (geb. 1979) ist Bloggerin, Buchautorin der Swinger-Bibel und lebt in einer offenen Beziehung. Für Poppen.de berichtet sie in ihrer Kolumne "Lottaleben" über ihre sexuellen Erfahrungen.

 

:eyes: Lottaleben - Die Sexkolumne:

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