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Körperwelten


Empfohlener Beitrag

Geschrieben (bearbeitet)

Wer sich wirklich mit dem Thema Sterben/Tod auseinandersetzen möchte, dem würde ich eher die Fotoausstellung: "Noch mal leben vor dem Tod" empfehlen. Da wurden Patienten in Sterbehospizen vor und nach dem Sterben fotografiert. Sehr beeindruckend!


bearbeitet von SinnlicheXXL
Geschrieben

@Fotografin: Auch ein sehr gelungener Beitrag!

Als Künstler sehe ich vH jedoch nicht an. Genauer: als Künstler, der einen neuen Beitrag leistet. Er wiederholt ja nur, ständig. Das ist aus künstlerischer Sicht auf dem Niveau von Modern Talking.

So ganz neu ist das auch alles nicht. Die Wachsfigurenkabinette aus dem 19. Jahrhundert haben sich fast nur dem (gewaltsamen) Tod gewidmet. Sicher ein Vorläufer der KW. Im Bereich der Kunst gab es einen östereichischen Künstler, der auf der Bühne große Tiere geschlachtet hat. An Provokation mindestens ebenbürtig mit den KW.

Beides war mE keine gelungene Annäherung an den Tod.

Was mich an vH etwas nervt ist, dass er eine nicht enden wollende Tournee mit seinen gruseligen Exponaten abzieht. Wenn das Großstadtpublikum seiner satt ist, zieht er damit bestimmt aufs Dorf. Soll er doch endlich sein festes Museum kriegen, das dann gleichzeitig Friedhof ist. Als Ort schlage ich die Wüstenstadt in China vor, von der er seinen Professorentitel sowie einen Teil seiner Leichen bezogen hat.


Geschrieben

Als Ort schlage ich die Wüstenstadt in China vor, von der er seinen Professorentitel sowie einen Teil seiner Leichen bezogen hat.

da bist du glaube ich nicht ganz informiert.....
vH hat bis heute insgesamt ca. 10000 leichen ausgestellt von denen ca. 8000 vo deutschen stammen


Geschrieben

Danke sehr Noregrets.

War da Vinci der Urvater der Körperwelten? Er war zumindest der erste, der Zeichnungen vom Inneren des Körpers (Fötus in der Gebärmutter etc.) veröffentlichte. Insofern hast Du Recht, daß von Hagen nichts Neues präsentiert. Es ist alles nur voluminöser und medienträchtiger. Kunststück, gab es zu da Vincis Zeiten ja auch noch keine Medien im heutigen Sinne.

Ob von Hagen nun ein Künstler oder ein Handwerker ist, dieser Punkt wird wohl immer strittig sein, weil jeder in ihm das sieht, was er zu sehen bereit ist.

Obwohl der Thread nun schon so lang ist, fehlt mir immer noch die Botschaft, die von Hagen uns mitteilen möchte. Was will er uns zu erkennen, zu fühlen geben?


Geschrieben



Obwohl der Thread nun schon so lang ist, fehlt mir immer noch die Botschaft, die von Hagen uns mitteilen möchte. Was will er uns zu erkennen, zu fühlen geben?



hierzu ein zitat von Von Hagens:

“Der öffentliche Anatom ist in einer Sonderposition, - er muss in seiner täglichen Arbeit die Tabus und Überzeugungen in ein neues Verständnis von Tod und Körperlichkeit transformieren. Es kommt darauf an, die Herzen der Menschen zu ihrer inneren Körperlichkeit zu öffnen und in ein durch Körperstolz geprägtes Gesundheitsbewusstsein für ein gesünderes und damit besseres und längeres Leben zu transformieren. Ich selbst bin nicht wirklich Gegenstand der Kontroverse, dies sind meine Ausstellungen, die ich vertrete und in denen ich die Besucher auffordere, ihre grundlegenden Ansichten und Überzeugungen über unsere Sterblichkeit zu bedenken.”


Geschrieben (bearbeitet)

Nur weil man der Erste ist der etwas tut, muss man nicht der Beste sein.

Vor allem sollte man sich selber die Frage stellen, warum bin ich der Erste das ich so etwas mache?
Weil die anderen es nicht konnten
oder weil die anderen es nicht wollten (weil sie die Folgen hinterfragt haben oder es mit ihrer eigenen Moral und Ästhetik nicht vereinbaren konnten)?

Möge ein jeder seine eigene Meinung finden, aber vorher auch möglicht viele Aspekte zulassen, bevor sie/er ein eigenes Urteil fällt.

Beispiel Spenderorgan: Darf ein Mensch der z.B. als Kind ein Spenderorgan eingepflanzt bekam (wobei die Betonung auf bekam liegt) niemals unzufrieden/unglücklich sein (egal aus welchen Gründen), ist diese Person zum ewigen Glücklichsein verdammt weil sie/er es soviel Glück hatte zu überleben?

Nicht unsere Meinung interessiert hier, sondern DEINE/EURE

Wir hoffen die Disskussio geht weiter.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

@two4free: den Zusammenhang mit Organspenden raffe ich nicht. Organspenden sind ja allgemein als ethisch angesehen. Die Prozesse dabei sind natürlich zu hinterfragen, aber es gibt spezielle Gesetze dazu. Der Verstorbene spendet sein Organ, damit ein anderer weiterleben kann.

@blondegranate: Danke für das Zitat! Interessante Wortschöpfung: "Körperstolz" ... Da der Tod nicht immer ästhetisch ist, hilft uns der Künstler hier nicht weiter. Geht es ihm um der Verherrlichung des Körpers? Der Schönheit des Körpers? Möglicherweise. Da Lebende sich ungern für Demonstrationen aufschneiden lassen, muss er dann halt notgedrungen auf Leichen zurückgreifen. Und die manipuliert er dann so, als wären sie fröhlich und irgendwie noch am Leben. Ich glaube nicht, dass er eine wichtige Message hat. Aber ich achte jeden, der eine solche von ihm erhält. Und ich gebe zu, dass ich voreingenommen bin

@fotografin: da Vinci war ein interessanter Mensch. Der hat nicht nur das berühmteste Gemälde der Welt geschaffen, sondern er hat auch echte anatomische Studien unternommen, und er hat nebenbei auch Panzer konstruiert und eine Kanone, die mit Wasserdampf arbeitet. Das ist etwa so, als wenn ein heutiger Künstler nebenbei Atombomben konstruiert, weil's halt so spannend ist.

Wenn ich recht erinnere, gab es auch früher Leute, die den Sitz der Seele im Körper suchen wollten, quasi zum Herausschneiden.


Geschrieben

@ Sommerbrise: Nun während eines Intervwies in Kassel, dem ich beiwohnen durfte, hat er selbst sich als Künster gesehen. Somit sehe ich ihn auch so.


Anders gesagt: Wenn ein Künstler, egal in welchem Genre, ausstellt, wieviele der Besucher erkennen wirklich die Botschaft des Künstlers in seinem Werk? Oder ist es nicht vielmehr so, daß jeder eine eigene Botschaft für sich wahrnimmt? Unter Umständen entdeckt vielleicht kein einziger der Betrachter die wahre Aussage des Künstlers.

Das ist wohl das Problem, mit dem jeder Künstler lebt und leben muss. Ich selbst habe mich in meiner Kunst (während und einige Jahre nach dem Studium) lange Jahre auch mit den Themen Tod und Vergänglichkeit beschäftigt und auch einige Ausstellungen – tlw. in namhaften Galerien – mit den Werken ausgestattet. Zu einigen Bildern lagen (die meisten) Betrachter in Ihrer Interpretation völlig daneben, zu manchen etwas näher.

Und wieviel Prozent derer, die sich mit Ihnen mehr oder weniger befassen, haben schon Van Gogh, Kandinsky, Klee oder Dali (um mal nur die Popstars längst etablierter Generation zu nennen) in ihrer Gänze begriffen.

Aber ist denn zwingend nötig, dass die exakte Botschaft erkannt wird, die der Künstler im Sinn hatte? Sobald jemand überhaupt bereit ist, sich mit dem Medium auseinanderzusetzen und die Botschaft zu entschlüsseln ist, so meine ich, bereits viel bewegt.

Was uns v. Hagens sagen will? Was seine Botschaft ist? Nun für mich ist es die in meinem vorigem Posting genannte Aussage. Für Dich ist es was immer Du daraus machst. Für jeden mag die erkannte Aussage eine andere sein.

Aber letztlich geht es bei den bildenden Künsten nicht darum, wie die genaue Botschaft lautet, sondern es geht eben darum, Themen sichtbar zu machen und jedem die damit verbundenen Diskussionspunkte und die daraus gewonnene Erkenntnis selbst zu überlassen. Das ist Kunst, das war Kunst schon immer und das sollte sie immer bleiben. Aber dazu ist wichtig, dass Kunst keinen Maulkorb verpasst bekommt. Kunst sollte alles sagen dürfen und das mit allen Mitteln (im Rahmen gestzlicher Möglichkeiten).


@ noregrets:

Stimmt. Du hast Recht. Von Hagens erschafft nicht immer wieder neues. Zumindest auf den ersten Blick Er wiederholt und rezitiert sich selbst immer wieder. Aber das hat auch ein Modigliani, ein Jawlensky und ganz extrem ein Mondrian getan. Aber diesen Künstlern wirft man das nciht vor, nicht wahr? Und warum nicht? Weil Sie sich nur in ihrem Stil und in ihrem Stilmitteln wiederholen. Die Aussage ihrer Stücke und die emotionale Wirkung, die sie beim Betrachter hinterlassen sind immer wieder neu.

Ähnlich ist das aus meiner Sicht bei von Hagens. Ob man sein Œuvre als gelungen oder als misslungen bezeichnen mag steht hier nicht zur Diskussion. Aber die Aussagen die seine Stücke treffen sind immer neu - lediglich die Stilmittel bleiben konstant.

Ich denke mit dem in Deinem Posting erwähnten österreichischen Künster meinst Du Herrmann Nitsch (und nicht einen der Nachahmer). Ein – wie ichn finde – grandioser Künstler, aber ich bin sicher, viele derer, die von Hagens schockierend finden, wären restlos irritiert, würden sie die Aktionen von Herrmann Nitsch in ihrer Tiefe kennen. Denn da wird wirklich nicht nur literweise mit Blut, Därmen und ähnlichem gespritzt, sondern auch ein erklärtes Thema zugrunde gelegt, das sicher nicht für seichte Gemüter geeignet ist....

Fazit: Ob ein Werk gelungen ist oder nicht entscheidet imho weder der Künstler selbst noch irgend ein Kritiker sondern die Tatsache, ober der Künstler jemanden damit erreicht. Und sei es nur eine einzige Person. Es steht jedem frei die Werke eines Künstlers oder einer Kunstform / einer Stilrichtung auf sich wirken lassen / zu konsumieren.

Grüße

Apno


Geschrieben

Nun während eines Intervwies in Kassel, dem ich beiwohnen durfte, hat er selbst sich als Künster gesehen. Somit sehe ich ihn auch so.

Das hatte ich im letzten Beitrag ganz vergessen: Willkommen zurück!

Nun ja, ich hatte mir die Webseiten zu den Körperwelten angesehen, und dort keinen Hinweis auf künstlerischen Anspruch gefunden:

KÖRPERWELTEN ist eine Ausstellung, die den Blick auf uns selbst nachhaltig verändert. Sie ist als Selbstentdeckungsreise konzipiert. Beginnend vom Skelett des Menschen über das Zusammenwirken der Muskulatur bis hin zur Entwicklung des Menschen im Mutterleib erhält der Besucher ein detailliertes Bild über den Aufbau seines Innenlebens. Eine Vielzahl neuer spektakulärer Präparate erläutern für jedermann verständlich Organfunktionen und häufige Erkrankungen.

Und so heiter geht es da weiter. Der Anspruch eher ein belehrender: Dem Besucher zu einem neuen Verständnis für sein Körper verhelfen. Ihn zu einem bewussteren und pfleglicheren Umgang mit seinem Körper anzuregen.

Angenommen, es geht um Kunst, dann reihe ich mich bei den Bedenkenträgern ein: Um eines künstlerischen Zweckes Willen ausgerechnet menschliche Leichen zum Arbeitsmaterial machen? Mir persönlich geht das gleich ein paar Schritte zu weit. Auch, wenn ich mit Dir der Meinung bin, dass Kunst ein Menge darf, und auch dürfen muss.

Zumal die Sache bei von Hagens in der komplett falschen Richtung abläuft: Da ist nicht ein Künstler, der sich um des gewünschten Ausdrucks Willens eines Materials bemächtigt. Das ist ein Handwerker (oder Kunsthandwerker), dessen Startposition die Beherrschung des Materials (eines von ihm entwickelten/verfeinerten Verfahrens) ist. Und der mit diesem Material bildnerisch herumexperimentiert.

Ein paar Leichen werden nicht zur Kunst, wenn man sie präpariert und sie mit Spielkarten in der Hand dekoriert. Ich sehe darin keinen künstlerischen Ausdruck, sondern das Ergebnis der beinahe hilflosen Frage: "Ich kann jetzt Großplastinate fertigen, was mache ich damit?".


Geschrieben (bearbeitet)

herrn hagens körperwelten würden bei mir persönlich eher in die richtung des interesses gehen...



Hagen macht auch hervoragende Plastinate welche in der Ausbildung in Universitäten genutzt werden. Da sollte es auch entsprechende Ausstellungen / Führungen durch die Sammlungen geben.

Anatomisches oder sonstiges Interesse am menschlichen Körper hätte ich jetzt nicht an Hagens Shows vermutet. Wieder etwas dazugelernt.
------

Wer hat Hagens Ausstellung, oder auch die Katakomben von Paris, besucht um über die Endlichkeit seiner Existenz oder die Verletzlichkeit und Wesens seines Inneren nachzudenken?

Edith sagt: Post erweitert


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)

Das hatte ich im letzten Beitrag ganz vergessen: Willkommen zurück!

Ich freu' mich auch, Dich wieder zu lesen....

Also zunächst mal: Die Körperwelten-Website bringt auch Zitate von Hagens, in denen er sich durchaus als Freidenker, Philosoph und Künstler bezeichnet. Aber seis drum: Sollte man diese ganze Sache nicht im Bereich Kunst verorten, bin ich immer noch beim Punkt der Zensur. Wer gibt wem das Recht, zu entscheiden, was andere sehen dürfen und was nicht? (Wohl gemerkt: ich rede hier nicht von Kindern, denen ein Horrorfilm vorenthalten werden soll, sondern von Erwachsenen, die politisch wählen dürfen, die also durchaus auch in der Lage sein sollten, zu entscheiden, was sie sich ansehen wollen und was nicht...)


Angenommen, es geht um Kunst... ...Um eines künstlerischen Zweckes Willen ausgerechnet menschliche Leichen zum Arbeitsmaterial machen? Mir persönlich geht das gleich ein paar Schritte zu weit. Auch, wenn ich mit Dir der Meinung bin, dass Kunst ein Menge darf, und auch dürfen muss.


Nicht "eine Menge", sondern "alles" (im Rahmen der Gesetze) muss Kunst dürfen. Jede Zensur führt Kunst ad absurdum. Und wenn Du sagst "Dir persönlich geht das gleich ein paar Schritte zuweit", triffst Du damit gleich zweimal mitten in's Schwarze:

1. Dir persönlich.

Eben. Aber es steht Dir frei, die Ausstellung zu sehen, oder eben nicht.

2. ein paar Schritte zu weit. Auch, wenn ich mit Dir der Meinung bin, dass Kunst ein Menge darf, und auch dürfen muss.

Damit widersprichst Du Dir selbst. Du sagst, hier geht die Kunst zu weit, formulierst aber im nächsten Satz, dass Kunst das darf...

Glaube mir: es gibt anerkannte Künstler, die noch viiiieeeel schlimmere Dinge treiben, die nur weniger erfolgreich sind. Und ich finde, es ist gut, dass es sie gibt. Ich darf mich dazu selbst zitieren:

Fazit: Ob ein Werk gelungen ist oder nicht entscheidet imho weder der Künstler selbst noch irgend ein Kritiker sondern die Tatsache, ob der Künstler jemanden damit erreicht. Und sei es nur eine einzige Person.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
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