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Aufmerksamkeit, Anerkennung, Zuwendung, Bestätigung....


Empfohlener Beitrag

Geschrieben


Alle realen Kontakte, wo auch immer, mit wem auch immer, haben unmittelbare Auswirkung auf mein reales Leben, virtuelle Kontake dagegen nicht.


Ich halte die Unterscheidung zwischen "real" und "virtuell" für künstlich, willkürlich und somit für unzutreffend.

Ich habe mich jedenfalls immer lebendig gefühlt, während ich etwas tippe und lese.

Qualität entscheidet, denke ich.
Bei Treffen von Angesicht zu Angesicht genauso wie bei Unterhaltungen per Tastatur und Bildschirm.


Geschrieben


Menschen, die sich allzu sehr über das Internet sozialisieren, steuern der Gefahr entgegen, im realen Leben ein entstehendes Vakuum nicht wahrzunehmen.



Das ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings gilt dasselbe für Leute, die sich auf der Suche nach Anerkennung und Bestätigung in "allzu sehr" intensiver Weise in Freizeitaktivitäten (ich kenne Leute, die es nicht schaffen einen Abend mit sich selber oder dem Lebensgefährten alleine zu verbringen, weil sie dann das Gefühl haben, etwas zu verpassen) oder in den Job (Workholics) stürzen.

Das Problem liegt da meiner Auffassung nach weitaus eher im Medium, sondern im "allzu sehr".

Sozialisierung ist wichtig - und da bin ich nun mal meinerseits der Auffassung, dass ein Fremder, mit dem ich mich virtuell unterhalte, ebenso viel für mich und mein Wohlbehagen tut als ein Fremder, mit dem ich mich in einer Bar oder einem Zugabteil angenehm unterhalte - aber es gilt hier auch wie bei allem "die Dosis macht das Gift".

Sozialisierung, Anerkennung durch Andere ersetzt nicht die Akzeptanz durch sich selber. Sie kann sie höchstens bestärken. Aber wer nie auch mal mit sich allein ist, sich nicht selbst mal wohlwollend betrachten und sagen kann: du bist aber mal ein richtiges Prachtstück! wenn ich nicht ich wäre, würd ich mich glatt in mich verlieben dann verhungert man in all der externen Anerkennung trotzdem.

Für mich gilt jedenfalls: die positive Sozialisierungswirkung ist vom Medium unabhängig.


Geschrieben

Für mich gilt jedenfalls: die positive Sozialisierungswirkung ist vom Medium unabhängig.



In der Allgemeinheit stimme ich zu - aber das jeweilige Medium setzt Grenzen. Und das Missachten dieser Grenzen kann schnell zu einer Schieflage führen.


Geschrieben

Ich halte die Unterscheidung zwischen "real" und "virtuell" für künstlich, willkürlich

Kann ich leider nicht nachvollziehen.


Geschrieben

Meine Stieftochter fühlte sich sehr lebendig mit ihren virtuellen Persönlichkeiten. Gerade das war ja das Problem: nach kurzer Zeit fühlte sie sich nur noch lebendig, weil akzpetiert, anerkannt, bewundert, wenn sie in ihre virtuellen Persönlichkeiten schlüpfte.


Geschrieben (bearbeitet)

... die sich von ihrer realen Persönlichkeit, in der sie keine Anerkennung fand, unterschied. Was sie tatsächlich suchte, war Anerkennung ihrer eigenen Person.

Diese zu suchen ist normal. Das Bedürfnis über das Medium "Internet" teilweise (!) zu stillen, ist möglich. (wie bei der Ernährung braucht's wohl auch hier eine gewisse Ausgewogenheit. Dem stimme ich absolut zu!)

Aber eben nicht, wenn man sich verstellt, denn dann wird ja nicht das tatsächliche Bedürfnis befriedigt.

Das liegt aber nicht daran, dass das Medium an sich nicht funktionieren würde, sondern daran, dass man's falsch anwendet.

Man kann durchaus aus virtueller Anerkennung Wohlbehagen ziehen. Zumindest mir gelingt das mühelos Aber man muss diese Anerkennung natürlich auch wirklich innerlich auf sich selbst beziehen können. Sonst funktioniert das naürlich nicht...


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Meine Stieftochter fühlte sich sehr lebendig mit ihren virtuellen Persönlichkeiten. Gerade das war ja das Problem: nach kurzer Zeit fühlte sie sich nur noch lebendig, weil akzpetiert, anerkannt, bewundert, wenn sie in ihre virtuellen Persönlichkeiten schlüpfte.


In Rollen kann man auch von Angesicht zu Angesicht schlüpfen. Und das ist selbstverständlich gängige Praxis.

Ist Telefonieren was Virtuelles?
Bücher-Lesen?
Kinofilme-Ansehen?
Briefe-Schreiben?
...

Anders:
Andere blenden und sich selbst ist auf vielerlei Weisen möglich.

Ich halte letztlich das pauschale Missbilligen des "Virtuellen" bei gleichzeitigem Über-den-Klee-Loben des "Realen" für ein Symptom, wie es stets bei Neuerungen zu beobachten ist.

Früher war eben alles besser.

Und bitte missversteht meinen Einwand nicht als Fürsprache für den fortgesetzten Selbstbetrug.

Von Jaron Lanier gibt es ein (kürzlich auch auf Deutsch erschienenes) IMHO sehr lesenswertes Buch "Gadget: Warum die Zukunft uns noch braucht", wo er sich unter anderem mit Qualität in der "virtuellen Kommunikation" beschäftigt.


Geschrieben


Menschen, die sich allzu sehr über das Internet sozialisieren, steuern der Gefahr entgegen, im realen Leben ein entstehendes Vakuum nicht wahrzunehmen. Man muss kein Psychologe sein, um sich vorstellen zu können, welche Folgen das haben kann.


Es kann aber genauso anders rum laufen. Das Vakkum im realen Leben, die defizite, sollen mit virtueller Sozialisation gefüllt werden. Allerdings werden sie oftmals nur übertüncht....

Ich habe beim Einschlafen gestern noch weiter nachgedacht. Ich denke, in dem Link über der Dialog nach Bohr ist sehr gut beschrieben, was ich suche.Ich bilde es mir zumindest ein. Es ist eine unbestimmte Herzenssehnsucht von intensiver Nähe und verständigung/Verständnis. In jungen Jahren führte dies bei mir zu einem promiskuitiven Lebenswandel und zu der Illusion, über bdsm diese Intensität zu finden. Oder das es einen Menschen geben muß, mit dem diese intensive Auseinander und Zusammensetzung ganz von alleine funktioniert. Im moment habe ich gerade mal an diesem Dialog geleckt und er scheint mir sehr vielversprechend zu sein.

Es ist allerdings verdammt aufwendig, intensiv und anstrengend so zu kommunizieren.

Diese Art der Kommunikation muß wohl allen Beteiligten ein Bedürfnis sein, sonst ist es wohl schlichtweg unmöglich.


Geschrieben (bearbeitet)

In Rollen kann man auch von Angesicht zu Angesicht schlüpfen.


Ausgezeichneter Punkt!

Und auch die Anerkennung, die man in solchen Fällen bekommt, dürfte den Hunger nicht stillen. So "real" sie auch rüberkommt, bezieht sie sich trotzdem nicht auf die eigene Person und kann so das Bedürfnis danach nicht befriedigen.

Sehr gut!

Nachtrag: und den Hunger nach Anerkennung durch sich selber, den kann man damit sowieso nicht stillen... hat aber nichts mit dem Thread zu tun, es fiel mir nur so ein. Beim Thema: falsches Mittel für den richtigen Zweck...


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

@Altesse und ein bisschen auch @ompul - Wenn man diese Dinge beim Schreiben von Beiträgen in Foren (war ja der Ausgangspunkt) als Mitnahme-Effekt betrachtet, ist es doch vollkommen ok. Der Schwerpunkt sollte aber der Realität vorbehalten bleiben.


Geschrieben (bearbeitet)

Ich halte letztlich das pauschale Missbilligen des "Virtuellen" bei gleichzeitigem Über-den-Klee-Loben des "Realen" für ein Symptom, wie es stets bei Neuerungen zu beobachten ist.


Nur dass das niemand tut - es geht um die Bestimmung von Grenzen und Authentizität.

Aber als Totschlagargument allemal zu gebrauchen

Dass fehlgeleitete Suche nach Anerkennung nicht auf die Virtualität beschränkt ist, geht übrigens aus allen bisherigen Beiträgen hervor.

Dieses Argumentieren gegen etwas, das gar nicht gesagt wurde, hat für mich etwas rosstäuscherisches an sich. Das Schmücken mit "Argumenten", die völlig überflüssig sind.


bearbeitet von Ballou1957
Geschrieben

@Montago: Welcher Realität?

Darf ich noch mal aus dem bereits gestern erwähnten Link zitieren?


Der Physiker David Bohm (1917 - 1992) hat sich in seiner letzten Schaffensperiode intensiv mit dem Dialog beschäftigt. Während es in einer Diskussion (lateinisch von discutere = zerschlagen, zerteilen, zerlegen) darum geht, die Ganzheit auseinanderzunehmen, zu sezieren, hat Dialog (griechisch von Dia = durch, Logos = Wort) für Bohm die Bedeutung eines "freien Sinnflusses, der unter uns, durch uns hindurch und zwischen uns fliesst". Es geht also um Partizipation, um Teilhaben, sich beteiligen, miteinander denken.

Bohm sagt, dass es unser Denken ist, das die Welt zerteilt und das, was ursprünglich ganz war, zerstückelt und fragmentiert.

Wir meinen, dass unser Denken die Dinge und die Erfahrungen so beschreibt, wie sie sind. Dass wir es mit objektiven äusseren Realitäten zu tun haben, die unabhängig von uns und unserem Wahrnehmen und Denken existieren.

Das ist ein folgenschwerer Irrtum. Wir erschaffen uns unsere Realität mit unserem Denken, wir konstruieren sie fortwährend. Und sagen dann, wir hätten gar nichts getan. Wir würden nur die 'äussere objektive Realität' wahrnehmen und beschreiben. Und weil die äussere objektive Realität eben eine objektive Realität ist, gelte sie auch für alle anderen. Dann stecken wir wieder einmal mitten in einer unergiebigen Diskussion, die die meisten Beteiligten unbefriedigt zurücklässt.

(hier folgt eine Aufzählung und genauere Beschreibung von Punkten, die notwendig sind, um den Dialog zu ermöglichen)


Für David Bohm ist das ein zentrales Anliegen des Dialogs: wenn Menschen diese Disziplinen gemeinsam üben, verändert sich die Atmosphäre in der Gruppe, und die Menschen beginnen, gemeinsam zu denken, statt feste Ideen und gut verteidigte Ansichten gegeneinander zu stellen. Und manchmal entsteht dann in der Gruppe etwas, das über die Individuen hinausreicht, ein Aufscheinen des 'Ganzen' oder wie immer man dem sagen will. Plötzlich sind wir nicht mehr getrennte Personen, sondern es wird plötzlich denkbar, dass wir schon immer in einem grossen gemeinsamen Ganzen gelebt haben, und dass es unser Denken ist, das uns zu Einzelindividuen denkt und 'fragmentiert'.


Geschrieben (bearbeitet)

@Montago: Welcher Realität?

Och, das ist aber nett. Ich wusste gar nicht, dass ich so schlau wie jener Professor bin:

Das ist ein folgenschwerer Irrtum. Wir erschaffen uns unsere Realität mit unserem Denken, wir konstruieren sie fortwährend. Und sagen dann, wir hätten gar nichts getan. Wir würden nur die 'äussere objektive Realität' wahrnehmen und beschreiben. Und weil die äussere objektive Realität eben eine objektive Realität ist, gelte sie auch für alle anderen.

Das entspricht meiner These der subjektiven Wahrnehmung, ich wurde dafür in zurückliegenden Threads kontrovers angegangen.

Nur - was hat das mit dem Thema zu tun???


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben



Nur - was hat das mit dem Thema zu tun???



Nun, meiner subjektiven Wahrnehmung nach, reicht manchmal .... wie soll ich es sagen. Manche Menschen schaffen es, selbst so klar zu sein, dass sie - mit nur einem einzigen ansehen - dem anderen vermitteln können: Ich sehe dich, so wie du bist, und so wie du bist bist du gut. Es ist gut das du da bist!

Den anderen annehmen können.

Und ich glaube, all die Kommunikation auf unterschiedlichen Ebenen, ob im körperlichen, in der emotionalen Auseinandersetzung - oder Zuwendung, im (pseudo)intellektuellen Diskurs dreht sich oftmals nur um den einen Punkt.

Angesehen zu werden. Tatsächlich Wahr genommen zu werden. Und ein grundlegend wohlwollendes "Ja"

Ich beschäftige mich dzt. mit Sterbebegleitung. Was ist notwendig, um loslassen zu können, um vom Leben zufrieden abschied nehmen zu können? Und ich sehe sehr stark diesen Punkt, dieses ganz gesehen und angenommen zu werden. Aber das kann natürlich auch mein subjektiver Filter, mein eigener blinder Fleck sein, meine selektive Wahrnehmung sein, der mich diesen Punkt so intensiv sehen läßt....


Geschrieben

@RosaDorn - Ich meine zu erkennen, was Du sagen möchtest, auch wenn ich finde, dass Du in diesen einen Blick jetzt zuviel reingepackt hast. Aber ok. Ich kenne solche Situationen und Du hast im Grunde mit diesem Blick recht. Es geht auch gar nicht darum, diese Bedürfnisse in Abrede zu stellen, das wirst Du weder in meinen Beiträgen noch in anderen Beiträgen hier im Thema finden. Wenn ich Deinen Eingangsbeitrag richtig verstanden habe, diskutieren wir doch darüber, diese Bedürfnisse über das Forum zu befriedigen. Da gibt es einen solchen Blick eben nicht. Das ist eigentlich der rote Faden meiner Argumentationskette.


Geschrieben (bearbeitet)

Jetzt muß ich noch mal gucken, was ich gestern schrieb. Eigentlich ging es mir eher sehr allgemein und breitschweifig um das Thema im Gesamten...

Achso, ja, ich bezog mich auch aufs Forum bzw. die virtuelle Kommunikation.

Aber auch insgesamt um jegliche zwischenmenschliche Interaktion.

Es tut mir leid, dass ich mich so mißverständlich ausgedrückt habe...


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Liebe Rosa,

ich weiß nicht, ob ich das jetzt alles richtig verstehe um was es Dir hier eigentlich geht..
Deshalb nehm ich jetzt nur bezug auf Dein vorletztes Posting:

ich weiß nicht,ob es Menschen gibt, die ihren Gegenüber mit einem Blick ganz erfassen können. Ich glaube,dafür ist das Wesen des Menschen zu Facettenreich. Aber ich glaube auch, dass das nichts mit dem Annehmen des Anderen zu tun hat!

In einem Punkt möcht ich Dir ganz und gar zustimmen: man begegnet im Laufe des Lebens einigen wenigen Menschen, zu denen man sich auf Anhieb hingezogen fühlt,denen man einen Blick zuwirft,ein Wort wechselt und plötzlich die Gewissheit hat: dieser versteht mich, so wie ich ihn verstehe!
Nennt man das nicht Seelenverwandtschaft?


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