Auswärtsspiel

[da****]

Die heiße Luft stand im Raum. Es war ein Hotel irgendwo dort, wo keine Fragen gestellt wurden. Das gekippte Fenster sollte die schwüle Wärme erträglich machen, doch ermöglichte es lediglich dem Lärm der belebten Straße einen Weg in die drückende Atmosphäre des Zimmers. Sie zog an ihrer Zigarette. Der Rauch schwebte fließend aus ihrem geöffneten Mund, erfüllte die Luft mit Tabakgeruch. Die Türe zum Bad stand halb offen, Wasserdampf strömte in einer trägen Wolke heraus, verbreitete schweren, billigen Moschusduft. Das Plätschern verstummte, er erschien, sich abtrocknend, im Türrahmen, lehnte sich an und schaute sie an. „War das die Letzte?“, fragte er. „Ja“, antwortete sie und musterte mit einem kurzen Blick seinen Körper. „Miststück“, raunte er, ließ sich dann neben sie auf das Laken sinken. Sie trug nichts weiter als einen grauen Slip, lag auf dem Rücken, das linke Bein angewinkelt, ihr rechter Arm unter ihrem Kopf. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig, die Züge an der Zigarette unterbrachen den Rhythmus in unregelmäßigen Abständen. Sie inhalierte nicht. Er griff nach ihren Fingern und zog ihre Hand zu sich rüber. Überraschend kühles Wasser tropfte von seinem Arm auf ihre bloße Haut, bildete Perlen, die langsam bis zu ihrem Bauch hinunter rannen. Sein Atem streifte sie kurz. Ein sanftes Schaudern zog sich ihren Leib entlang. Es war Routine, dieses wohlige Zittern und sie schenkte ihm kaum Beachtung. Er stillte sein Verlangen, wie sie zuvor ihres gestillt hatte. Der Zug ging tiefer, füllte seine Lungen. Das Nikotin rauschte durch seine Blutbahn und ließ ihn für einen Moment zur Ruhe kommen. Die Sucht trieb ihn zum rauchen, die Sucht trieb ihn zu ihr. Je mehr er davon kriegte, desto mehr musste er davon haben. Er betrachtete sie. Er kannte jedes Detail dieses Körpers. Wenn er die Augen schloss, konnte er sie sehen, spüren. Doch er brauchte seine Augen nicht schließen und sein Blick traf ihren. Sie wollte noch einen Zug, er wollte sie. Seine Begierde war einfach gestrickt und der Grund warum sie mit ihm hier hin kam. Sie machte keinen Hehl daraus, was sie suchte und er spielte seine Rolle gut. Sie holte sich die Zigarette wieder, führte sie ein letztes Mal zu ihrem Mund und drückte sie dann im Aschenbecher auf dem Nachttisch aus. Ihr Blick fiel auf das aufgerissene Kondompapierchen. „Mitnehmen“ vermerkte sie geistig. Seine Hand fuhr ihren Arm entlang. „Nein“, dachte sie. Seine Fingerspitzen glitten über Schultern. Sie drehte ihm den Rücken zu. Dieses Gefühl seines Atems auf ihrer nackten Haut wiederholte sich. Diesmal ein Schaudern wie beim Refrain von „Meadowlake Street“. Sie schloss unwillkürlich kurz die Augen.  Sie hatte sich verweigern wollen, ihr Kopf zumindest. Es war keine gute Idee hierher zu kommen, kein einziges Mal. Dennoch tat sie es, jedes Mal. Sie widmete ihm ihre Pausen, er verlegte Termine wo immer es ging. Häufiger in letzter Zeit. Länger in letzter Zeit.

Sein Mund wanderte sanft ihren Nacken entlang. Er kannte sie, nein, vielmehr wusste er, was er zu tun hatte. Sie gestattete sich ein deutlich hörbares Ausatmen. Er tastete sich vor zu ihrem Haar, strich hindurch und legte ihren Nacken endgültig frei. Sie spürte seine Lippen dort. Ein Schaudern wie bei einer Böe, die man mit ausgebreiteten Armen erwartet. Als er dies das erste Mal getan hatte, gab es keinen Widerstand von ihr. Als er es das nächste Mal tun wollte, bedurfte es mehr um ihre Vernunft zu überwältigen. Mittlerweile war seine Anwesenheit Grund genug. Sie rutsche an ihn heran, schmiegte sich fließend wie ein Seidentuch an seinen Körper. Er mochte, was sie da tat. Er mochte, was sie da überhaupt taten. Sein Arm legte sich um ihre Hüften, seine warme Hand tanzte einen behäbigen Tango über ihren Bauch, um sie schließlich zu halten. Sein Mund zog weiter. Sie legte ihren Kopf schief und ließ ihn ihren Hals küssen. Lippen, Zungenspitze und Zähne spielten Spiele mit ihr, die sie teils ersehnte, teils wohlwollend tolerierte. Er war nicht perfekt, aber er reizte sie. Seine Ausstrahlung, was er sagte, vielleicht wie er es sagte, seine Hingabe. Die Hand auf ihrem Bauch schob sich ihren Körper hinauf, sacht streichelnd, es kitzelte beinahe. Sie atmete schneller. Mund und Hand bewegten sich in gebührenden Abstand aufeinander zu. Sie spürte ihn an ihrem Busen. Fordernd war er diesmal, nicht stürmisch und zumindest dafür war sie dankbar. Sie griff nach seinen Fingern, führte und maßregelte sie einen Moment, um dann zu erkennen, dass er ihr Zeichen verstanden hatten. Den Kopf drehend verlangte ihr Mund nach seinem. Willig erwiderte er den Kuss, nicht ohne sie wieder ein Stück zu sich zu drehen und die Reise über das Kinn nach unten zu beginnen. Linke Seite, rechte Seite, die Lippen geöffnet, saugend, leicht beißend, doch auf ihr Geheiß hin nie zu gierig. Sie musste beinahe grinsen, als sie sich dabei ertappte „seine Küsse brennen heiß auf meiner Haut“ gedacht zu haben. Ihr Herz erhöhte den Takt. Seine Lippen näherten sich Stück für Stück den Brüsten, stets begleitet von seinen Händen. Er umschloss ihre Knospen und tat das, was für ihn schon am Hals funktioniert hatte, wurde dabei aber behutsamer. Ungeduld machte sich in ihr breit, Verlangen und das Bewusstsein, dass sie bald zurückerwartet wurde. Nicht auf der Arbeit, es war Samstag. Aber das Spiel war bald aus.

Sanft, aber bestimmt griff sie sein Haar und drückte seinen Kopf Zentimeter für Zentimeter ihrer Weiblichkeit entgegen. Er ließ sich bis zum obersten Rand ihres Dreiecks drängen. Seine Küsse zogen eine Linie an ihrem Nabel vorbei bis dorthin. Dort wo er war, ließ er sich Zeit. Er hielt ihre Hüften und erkundete, wie jedes Mal, das ihm so vertraute Terrain aufs Neue. Sie vergrub ihre Finger leicht in seinem Haar. Er ließ seine Lippen tiefer wandern, übersprang jedoch ihr intimstes und so fühlte sie die nächsten Küsse an der Innenseite ihrer Schenkel. Wieder folgten seine Hände mit traumwandlerischer Sicherheit. Seine Bemühungen endeten an ihren Knien, er machte kehrt und bewegte sich in kleinen Etappen wieder hinauf. Sie biss sich unwillkürlich sanft auf die Unterlippe, hatte die Augen geschlossen, konnte ihn nicht erreichen und vergrub ihre Finger stattdessen im Laken. Sie empfing ihn in ihrem Schoss, spürte seine Zunge knapp neben ihrer Scham, spürte wie sie in einer gleichmäßigen Bewegung unerträglich langsam an den Seiten entlang fuhr. Er machte sich ein Spiel daraus und sie hatte es schon oft genug gespielt, um zu wissen, dass nun seine Regeln galten. Sie wollte ihn so wie sie ihn zuvor nicht gewollt hatte, gab sich ihm Preis. Der Bahn seiner Zunge folgten die Lippen, er umrundete ihre Weiblichkeit mit dem Mund, ohne ihre empfindlichsten Stellen zu berühren. Seine Hände streichelten sie, er spürte ihre Wärme an seiner Wange. Sie vergaß die Zeit, ließ sich ein weiteres Mal auf ihn ein. Ihr Duft berauschte ihn. Seine Zungenspitze umspielte die reizbarste Stelle zwischen ihren Beinen, er stieß sanft dagegen, umkreiste sie, berührte sie dann wieder kaum. Diesem Ablauf ließ er sich von links nach rechts windender Bewegung seiner Zunge unterhalb dieses Punktes folgen. Er folgte dem Verlauf ihrer Scham hinab und wieder hinauf, wiederholte es. Alle Bewegungen ähnelten sich, verfehlten jedoch nicht ihre Wirkung. Er kostete von ihr, genoss es, intensivierte die Bewegungen. Die Zunge teilte gierig ihre Scham, verschaffte sich Einlass. Sie versuchte vergeblich, ein Stöhnen zu unterdrücken. Er hatte gewonnen oder vielmehr, er würde gewinnen. Hatte sie ihn gewinnen lassen oder hatte er sich den Sieg erobert? Sie musste es beenden. Sie sollte es beenden. Aber nicht jetzt. Sie ließ sich fallen. Und vergrub ihre Finger wieder in seinem Haar. Nicht jetzt.

[Xa****]

😀