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Trauma. Wie lebt man mit dem oft lebenslangen, treuen Begleiter/Anhängsel?


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Weit mehr Menschen als landläufig vermutet haben in ihrem Leben traumatische Dinge erleben müssen. Beispielsweise hat lt. div. Studien jeder 7.Mensch in Mitteleuropa sexuelle Gewalt erfahren müssen.

Wie geht Ihr damit um, wenn die dunkle Welle Euch erfasst und in die Hölle zu spülen scheint?

Von Depressionen bis hin zu panikartigen Zuständen ist da ja vieles möglich und man weiss, daß das warscheinlich niemals komplett verschwinden wird. Ignorieren geht also nicht.

Ich kann mir vorstelen, daß manch eine(r) vlt. ein Ventil oder eine Hilfestellung erlernt oder einfach gefunden hat, nur wie könnte diese aussehen? Sport, irgendein Hobby zur Ablenkung, sich auf irgendeine spezielle Art immer wieder damit auseinander zu setzen und es dadurch aufzuarbeiten?

Woher nehmt Ihr die Kraft damit halbwegs leben zu könnn?

 

Ich habe mich lange durch Gedanken an liebe und mir wertvolle Menschen über Wasser halten können, habe aber nun sogar in mir/für mich selbst einen Wert entdeckt, der mich etwas stabilisieren konnte.

Zum einen war ich erschrocken, wie egal mir auf einmal die ursprünglich so wertvollen Menschen waren, zum anderen war ich etwas stolz, daß ich es mir selbst scheinbar wert war weiter zu machen. Das fühlte sich viel weniger abhängig von anderen an und hatte irgendwie so eine neue und besondere Qualität...

Was gibt Euch den erforderlichen Halt?

Wer sich hier nicht öffentlich "outen" möchte, kann mir gerne auch eine PN schicken. Hab meine Filter raus genommen...

Geschrieben
Das ist denke ich vom Mensch und dessen Charakter und Erfahrungen abhängig ich glaube da gibt es kein Allgemeinrezept
Geschrieben
es ist schön zu lesen, dass du einen Weg gefunden hast :) Tauziehen ist schön in Akutsituationen das Wissen darum, dass man nicht in der Akutsituation hängen bleibt hilft ... und das der Alltag Struktur hat, braucht, hält das Rad am laufen
Geschrieben

Ein sehr gutes Thema finde ich !! Wenn man mal über sein eigenes "Problem" spricht , merkt man plötzlich das unheimlich viele Menschen auch betroffen sind. 

Ich habe vor fast 4 Jahren etwas erlebt und lebe seitdem mit den körperlichen Auswirkungen , in Form von psychosomatischem Schwindel. Nicht schön und sehr einschränkend oft. Meine Art damit umzugehen  ist , nur das zu tun was ich wirklich möchte , die normalen Altagsdinge nehme ich da mal raus, auf mich achten , Stress vermeiden , aussprechen was mir auf der Seele liegt , meine Freunde oft treffen....all das tut gut.

Aufarbeiten ist das Wichtigste und das habe ich 3 Jahre getan .....ändern am erlebten tut es nicht , aber ich akzeptiere es nun wie es ist. 

deinkleinesgeheimnis
Geschrieben
vor 3 Minuten, schrieb Türkis:

aber ich akzeptiere es nun wie es ist. 

Das ist, so glaube ich auch, der beste Weg. Es zu akzeptieren und bestenfalls auch zu verstehen/verzeihen.

Jeder hat irgendwie Dinge erlebt, die traumatisieren. Das können auch ganz andere Dinge sein als sexuelle Gewalt. Am besten ist's, seinen Frieden damit zu machen und sich nicht davon unterkriegen zu lassen. Evtl. hilft da auch Hypnose.

Geschrieben
vor 2 Minuten, schrieb v1980er:

Das ist, so glaube ich auch, der beste Weg. Es zu akzeptieren und bestenfalls auch zu verstehen/verzeihen.

Jeder hat irgendwie Dinge erlebt, die traumatisieren. Das können auch ganz andere Dinge sein als sexuelle Gewalt. Am besten ist's, seinen Frieden damit zu machen und sich nicht davon unterkriegen zu lassen. Evtl. hilft da auch Hypnose.

Auch das habe ich gemacht 😊

Geschrieben
Es ist ein schwieriges Thema für einige.... Bei mir war der Auslöser eine Krankheit.... Und es bedeutet für mich jeden Tag daran zu arbeiten
Geschrieben

Mir hat es geholfen diese Attacke auf mich nicht persönlich zu nehmen...dieser Mensch hat meinen Körper gegen meinen Willen benutzt jedoch nicht meine Seele .... es mag wie Verdrängung klingen... doch für mich war es die Chance damit klar zu kommen....klar betrachte ich Menschen heute aus einem anderen Blickwinkel... weiss aus eigener Erfahrung wozu Menschen fähig sind.... das lässt mich jedoch besonders stark auf mein Bauchgefühl achten... die Zeichen von Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen schneller erkennen... meine Sinne sind geschärfter..... ich bin mir bewusst das ich an dem furchtbaren Geschehen keine Schuld habe... und das der Übeltäter ein fehlgesteuerter Mann gewesen ist der sich meines Körpers bedient hat...... wie ich schon schrieb... es war nur mein Körper... nicht mein ICH... nicht meine Seele......

Geschrieben

Es kommt immer auf den Auslöser an wie man mit etwas umgehen kann oder es erlernen muss einiges geht auch nie wieder weg man kann dann nur mit umgehen lernen zB Angst vor der Angst 

Geschrieben
vor einer Stunde, schrieb Pastor2710:

Es ist ein schwieriges Thema für einige.... Bei mir war der Auslöser eine Krankheit.... Und es bedeutet für mich jeden Tag daran zu arbeiten

Ja... in der Tat. Annähernd mit jedem Tag versuchen seinen Freden zu schliessen.

@la-mystique ...es ist schon "Seelenmord"... Oft wird einTeil der Seele eingefroren oder gar getötet, da man ansonsten nicht weiter leben könnte... Das ist eine angeborene Schutzfunktion, aber ich finde Deine Einstellung einfach toll!!!

Geschrieben
Ich geh einmal die Woche zur Psychologin, weil ich es alleine nicht schaffe
Geschrieben
vor 13 Minuten, schrieb la-mystique:

ich bin mir bewusst das ich an dem furchtbaren Geschehen keine Schuld habe

dass du das überhaupt für erwähnenswert hältst, finde ich das schlimmste von dem, was du geschrieben hast.

Geschrieben
Mein Martyrium begann schon in der frühen Kindheit mit kleinen Mobbereien. Am schlimmsten war es in der Schulzeit. Körperliche Attacken, Diebstahl, Zerstörungswut meiner Habe. Wenn der Kopf anfängt zu denken, gibt es Zeiten der Hoffnung das die Menschen erwachsen, besser werden. Den letzten Job musste ich um meine Kündigung kämpfen weil das Mobbing kein Ende nahm. Das letzte Mal wurde ich vor knapp zwei Jahren grundlos aufer Strasse... mmhh... nennen wir es tätlich angegriffen, auf dem Weg von der Arbeit nach Haus. Ich weiss nicht... ist "mach mich fertig" auf meine Stirn tätowiert? Mir hilft... nur noch für Alltagsaufgaben antrainierte Wege aus dem Haus zu gehen, nen Hobby, ritzen und saufen. Und tief Luft holen, weil ich mach mich jetzt aufen Weg zur Arbeit. Allen ein schönes WE.
Geschrieben

Also ich habe gestern mein erstes Konzert seit 2 Jahre voll geschafft und das auch nur durch Unterstützung meiner Freundin und den Bekannten die mit waren.... Aus allen anderen Konzerten vorher bin ich gegangen... Aber man muss und sollte sich immer wieder den Situationen stellen... Das ist meine Einstellung 

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb FoldyFlaps:

dass du das überhaupt für erwähnenswert hältst, finde ich das schlimmste von dem, was du geschrieben hast.

ja ist es das.. ?....nun ich habe mit Frauen gesprochen die sich einen Teil der Schuld gaben...die aus diesem Kreislauf nicht raus konnten....ich habe erlebt wie es bei Prozessen zugeht.. wie unglaublich so mancher Anwalt argumentiert....ich konnte für mich nur abschliessen indem ich jegliche Verletzung meines Ichs einfach nicht zu gelassen habe... denn es war ein Fremder.....

es ist natürlich ein Unterschied ob ich das Opfer eines mir Fremden geworden bin denn da wurde ich per "Zufall" zum Opfer..... oder ob mir Gewalt innerhalb einer Beziehung angetan wird....denn da soll es mich ja auch persönlich treffen.. und da ist Hilfe von aussen unabdingbar... 

Geschrieben
vor 10 Minuten, schrieb FoldyFlaps:

dass du das überhaupt für erwähnenswert hältst, finde ich das schlimmste von dem, was du geschrieben hast.

...ist aber sowas von typisch für ein Trauma... Die Opfer geben sich sehr oft einen Teil der Schuld.

Geschrieben

Es ist ja leider oft so das es von der Mehrheit nicht akzeptiert wird weil man diese Krankheit nicht sieht..... Und die die sie haben nicht unbedingt darüber sprechen wollen oder können 

Geschrieben

Ich habe lange überlegt, ob und was ich dazu etwas schreiben soll - ich bin selbst Opfer sehr massiver sexueller Gewalt. Diese Erfahrungen waren jahrzehntelang verdrängt und sind erst durch Psychoanalyse seit 2012 wieder erinnert worden. Diese Psychoanalyse habe ich zunächst als "Selbstanalytiker" betrieben, die beiden letzten Fälle selbst "ausgegraben", dann war ich aber zu erschöpft und mußte zum Fachmann, um die Analyse fertigzustellen. Parallel dazu habe ich mich psychoanalytisch weitergebildet - ich will's mal verkürzt und vergröbert so sagen: "Gespenster verschwinden, wenn man Licht macht." Mich selbst zum "Hobbypsychoanalytiker"  zu machen (ich bin ja autodidaktischer Dilletant, habe nie Psychologie studiert, nie eine förmliche Lehranalyse absolviert), war und ist Bestandteil der Therapie. Das setzt aber einen hochqualifizierten The***uten voraus, den ich hier in Leipzig gefunden habe - PD Dr Seikowski von der Uni-Klinik. Psychothe***uten, die keine Lehranalyse absolviert haben, keine Analytiker sind, erreichen mich heute kaum noch.

Wenn man also nun das, was im Startpost "die schwarze Welle" genannt wird, analysieren kann, verschwindet sie oft schon alleine dadurch. Manchmal jedoch wird sie übermächtig und ich komme in psychotische Zustände hinein. Das ist gottlob sehr selten geworden, die letzte ernsthafte Psychose hatte ich Februar/März 2016, seither gab es nur kleinere Schübe, pillepalle. Diese psychotischen Schübe kann ich inzwischen auch selbst "wegtherapieren" und zwar durch eine Sextherapie, die ich unter Seikowskis Supervision auch selbst entwickelt habe. Hintergrund ist die berühmte These Freuds von der Libido, die sich in "pathogene Kollateralkanäle ergießt", wenn ihr der "Hauptkanal der Sexualität" aus irgendeinem Grunde verschlossen ist. Wenn ich also psychotische Zustände oder ihr Herannahen wahrnehme, öffne ich die Schleusen des Hauptkanals der Sexualität soweit wie kontrolliert möglich. Mein "the***utisches Quantum" sind 6 "Pflichtorgasmen" am Tag - autoerotisch und/oder in der Szene. Da ich diese Schübe regelmässig im Winter bekomme, heißt das: Pornokino. Das kann dann ganz schön ins Geld gehen, aber ich gebe lieber ein paar hunderter für's PK aus, als ein paar Wochen in der Psychiatrie zu verbringen, von der ich inzwischen nur noch sehr, sehr wenig halte. Februar/März 2016 war ich jeden 2. Tag im PK … pffft. Ich konnte die Bude dann wirklich nicht mehr sehen ...

Diese "Sextherapie" funktioniert sehr zuverlässig. Das wesentliche darin ist, über die subjektiv wahrgenommene Lust hinaus Sex zu haben, "weiterzumachen", weil nämlich erst durch dieses "Übermaß" die Libido aus den "pathogenen Kollateralkanälen" abgezogen wird, die dann "trockenfallen" - die psychotischen Symptome reduzieren sich sofort bei Aufnahme dieser Therapie, bei den kleineren Schüben zuletzt reichten wenige Tage.

Diese "Sextherapie" ist aber nur ausnahmsweise indiziert. Man braucht promiskuitive Erfahrung, muß sich in der Szene problemlos bewegen können und man braucht auch eine sehr gute Affektkontrolle. Bei vielen Betroffenen dürfte die Gefahr zu groß sein, unter diesen Umständen in Dysexualitäten hineinzurutschen. Diese gute Affektkontrolle, derer ich mich berühme, habe ich nicht zuletzt durch meine 25 Jahre in der promiskuitiven Szene erworben: wer Sex im Pornokino, am Baggersee und auf dem Parkplatz hat, muß seine Affekte unter Kontrolle haben, wenn er dort nicht unter die Räder kommen will.

"Rumsauen bildet!" pflege ich gerne zu sagen.

Geschrieben

@Pastor2710 

Zum einen schmerzt und katapultiert Dich selber die Auseinandersetzung mit dem Thema auch genau da hin, wo Du eigentlich nicht sein willst.

Zum anderen ist es recht schwer für Menschen, die von derartigen Dingen verschont wurden, sich in diese Probleme rein zu versetzen. So manchen gruselt es dann...

Geschrieben

@NikiLE Freut mich, daß Du Dein Ventil gefunden hast und bestätigt mir wieder, daß jeder auf seine eigene und spezielle Art damit umgehen muss. :$

vor 3 Minuten, schrieb Pastor2710:

Man sollte und muß sich damit auseinander setzen 

Richtig.

Woher kann/soll die Kraft kommen, sich stetig über Wasser zu halten? Manchmal mangelt es schon etwas an Auftrieb...

Geschrieben (bearbeitet)

Es gibt lichte Momente und da muss man ansetzen 

Irgendwann kommt der Punkt wo man es einfach nicht mehr möchte und hantelt 

Zumindest ist es bei mir so gewesen 

 

bearbeitet von Pastor2710
Geschrieben

@NikiLE entschuldige, aber das ist in meinen Augen die schlimmste Form der Selbstaufgabe und nicht der Therapie... du kommst vom Regen in die Traufe...

kein Mensch würde sich freuen, dass er dank Heroin endlich vom Kokain lassen kann...

Geschrieben

Das einzig mögliche für "uns" ist die lichten (positiven) Zeiten zu pflegen und zu mehren und die dunklen Zeiten versuchen zu "minimieren" und sich von ihrem meisstens unvorhergesehenen Erscheinen nicht umhauen zu lassen...

 

vor 2 Minuten, schrieb invisible40:

 

kein Mensch würde sich freuen, dass er dank Heroin endlich vom Kokain lassen kann...

...höchstens andersrum... :clapping:

Sorry für den OT.

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