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Wegwerfartikel Mensch?


Empfohlener Beitrag

Geschrieben (bearbeitet)

Ich habe in einer TV Sendung (ca. ein halbes Jahr her, meine ich) über Dating Portale ein Interview mit einer Gründerin und Betreiberin eines solchen Portals gesehen.
Besagte Betreiberin hatte zu Beginn ihres Unternehmens die Sorge, dass ihr eventuell die Singles "ausgehen" könnten, bzw. sie ständig neue Singles werben müsste. Sie ging von der Annahme aus: Es finden sich zwei Menschen und die bleiben dann bis auf weiteres dauerhaft zusammen und verlassen das Portal. Damit für die restlichen Suchenden genügend Auswahl besteht (sonst verliert ein Portal auf Dauer seine Attraktivität) müsse Sie ständig neue Singles werben.
Bis sie feststellte, dass es Stammkundengeschäft ist. Zwar finden immer wieder mal zwei Menschen zueinander, jedoch nach meist einem halben oder einem ganzen Jahr sind die meisten (Männlein wie Weiblein) wieder auf der Suche über das Portal.

Interessant war auch eine andere Schätzung, die in der Sendung genannt wurde. Laut dieser Schätzung finden gerade mal 2% der auf Partnerportalen angemeldeten Menschen einen dauerhaften Lebenspartner.

Vergangnen Montag kam eine Sendung über die Hippie/Babyboomer Generation (auf Vox, sofern ich mich richtig erinnere). Zu Zeiten dieser Generation waren 24% der Menschen Singles. Zur heutigen Zeit sind gut 40% der Menschen Singles. Beruhend auf statistischen Erhebungen. Zumindest wurden dies in der Sendung so gesagt.

Meiner Meinung nach sind Beziehung deutlich kurzlebiger geworden.
Auch nimmt das "Projekt" -Denken (imho) immer mehr zu. Projekt Karriere, Projekt Selbstverwirklichung, Projekt Kinder etc. .
Wenn dann Beziehungspartner gesucht werden, dann solche, die zur aktuellen Lebenssituation (besser dem "Projekt") passen. Verfolgt dann der jeweilige Lebenspartner später mal andere Interessen (Beruflich etc.) geht die Beziehung in die Brüche.
Manche wollen auch einen gewissen "Lifestyle" leben und suchen sich Menschen, die in diesen "Lifestyle" passen (zumindest von den Äußerlichkeiten her und dem Habitus) - ist zumindest mein Eindruck.
Ob diese/r Partner/in dann die Qualitäten für eine dauerhafte Beziehung mitbringt ist zweit oder drittrangig.

Ich habe mal eine Studentin (damals 23 Jahre) kennengelernt deren Lebenplannung sah wie folgt aus:
Ihr Kalender war mit Shoppen (Top-Prio), Freundinnen, Freizeitaktivitäten (Tanzen, Yoga), Studentjob und na ja zuletzt immerhin Studium rappelvoll. Ihr Freund kam in dieser Prioritätenliste noch nicht einmal vor. Der war eher Anhängsel, Beiwerk, ein "Nice to have"- Wenn ich mal was zum Kuscheln, Anlehnen brauche etc. ...
Vor ihrem 30igsten will sie noch ein, zwei Jahre ins Ausland, ein wenig Karriere machen (natürlich gut verdienen), dann noch Heiraten, Kinder bekommen (2) und dann NUR NOCH Hausfrau/Mutter sein. Hausbauen, Auto, Ernährer (die Sorge um die Familie) soll dann dem Mann obliegen - wie emanzipiert und nett von ihr .
Zumindest sah so ihre Lebensplanung aus.
Bei einer anderen Bekanntschaft (gut verdienende Angestellte) sah die Lebensplannung ähnlich aus.
Karriere bis in das untere Level des mittleren Management und dann nur noch Familie, Kinder.

Ein weiterer Faktor ist die Arbeitswelt:

Viele Menschen haben Ihren Freundeskreis/Bekanntenkreis unter Arbeitskollegen, wechselt man die Arbeitstelle löst sich auch der Freundeskreis auf. Privat- und Arbeitsleben sind oft miteinander verschmolzen.
Und Beziehungspartner suchen sich die meisten Menschen in Ihrem Freundeskreis/Bekanntenkreis, imo.
Es gibt vielmehr zeitlich befristete Anstellungen, diese sind für längerfristige Beziehungen auch nicht wirklich förderlich. Arbeitet man als Selbstständiger/Freiberufler etc. ist das mit viel Projektarbeit und mit sehr vielen Unsicherheitsphasen verbunden.

Und zu guter Letzt:
Die Werbung bzw. Industrie freut sich ja über Singles - die kaufen mehr Klamotten, Reisen mehr, kaufen mehr IPads und solchen Schnick-Schnack, mehr Lifestyleprodukte, geben also mehr Kohle für sich selbst aus, anstatt für die Familie oder den Nachwuchs. Singles werden daher kräftig umworben.
Dating Portale schießen in den letzten Jahre wie Pilze aus dem Boden.

Von daher bin ich der Meinung, dass Menschen in gewisser Weise "Wegwerfartikel" sind. Bzw. wir uns selber dazu machen. Familie und beständige Beziehungen haben nicht mehr Top-Priorität sondern werden nach Bedarf eingegangen und auch wieder gelöst.

So far, meine Gedanken dazu.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Familie und beständige Beziehungen haben nicht mehr Top-Priorität sondern werden nach Bedarf eingegangen und auch wieder gelöst.




naja...auf der einen seite machst du dich lustig ueber frauen, die NUR hausfrau und NUR mutter sein wollen, und damit der familie die oberste prioritæt einræumen, auf der anderen seite bedauerst du den trend der vereinzelung und den hedonistischen drang nach lifestyle-produkten, reisen, unabhængigkeit etc...

was denn nun ?


Geschrieben

Komischerweise listet er auch nur Beispiele von Frauen auf, die sich ein wenig "seltsam" verhalten. Aber zur Paarbeziehung gehören immer zwei. Ich persönlich habe kaum Frauen getroffen, die grundsätzlich gegen Ehe (oder eben Langzeitbeziehung) waren. Hingegen höre ich immer wieder von Männern, dass sie lieber Affären als eine feste Beziehung möchten. Auch dass deutsche Familien so wenig Kinder haben, hat nicht mit den Frauen zu tun. Oft sind es doch die Männer, die sich noch nicht reif genug fühlen oder die generell ihre Freiheit nicht beschneiden wollen.


Geschrieben

die Magie



Vermeintlich unscheinbar offenbart sich hier möglicherweise die gesamte Problematik.

Magisch – unter diesem übergroßen Stern hat sich bereits die erste, zarte Phase einer angehenden Partnerschaft einzufinden. Natürlich mit einhergehendem Anspruch, die Magie nicht nur konservieren, sondern wenn möglich im weiteren Verlaufe der Bekanntschaft noch weiter erhöhen zu können.

Als Opfer einer durch Sprach***igung geprägten Medienlandschaft landen wir dann wahrscheinlich bei dem entzückenden Oberbegriff „Mega-Magie“ – als Synonym gottgleichem Ein- und Gleichklangs.

Allerdings darf ich anmerken, dass in der Geschichte nur sehr wenige Fälle von spirituellem Geschlechtsverkehr aktenkundig geworden sind. Und selbst hier sind – auch im Dunstkreis tiefgläubiger Zeitgenossen – erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit (zumindest der Übersetzung) anzumelden.

Auf der anderen Seite ist Magie auch abweichend deutbar: als Mummenschanz und schnöde Gaukelei. Wer also Magie sucht wird – dieser Definition folgend - zwangsläufig beim Blender landen.
Und hier schließt sich dann der verhängnisvolle Kreis.
Was sich anfangs als zauberhaftes Ballett zweier Einhörner zu tarnen vermag, entpuppt sich früher oder später als das, was es tatsächlich ist. Der ungelenke Tanz verzweifelter Ackergäule.

Persönlich rate ich daher (zur Vermeidung einer dauerhaften Phase von sich selbst erfüllenden Enttäuschungen) zur eingehenden Prüfung der eigenen Tauglichkeit zum Fabelwesen. Merke: ein Dildo, lustlos aufs schüttere Haar gepappt, reicht unter Umständen nicht aus.

Waage, Spiegel, Kontostand, Auszeichnungen, Ehrungen und Ernennungen sind ebenfalls hilfreiche Werkzeuge auf dem Weg zum Licht.
Nobelpreise zählen im Übrigen doppelt, ein Jurastudium hingegen bedeutet erhebliche Abzüge.


Geschrieben

Die meisten wollen doch heute eher Player (m wie w) sein anstatt feste Beziehungen zu führen. Aber unsere Werbeindustrie führt uns das ja auch als so cool vor. Was Habanero in seinem Beitrag für die "moderne" Frau anführt gilt leider auch für den "modernen" Mann. Geförderter Egoismus wären meine beschreibende Worte dafür.


Geschrieben (bearbeitet)

Maaaaaan da erwähne ich es extra in meinem Posting und dennoch kommt ein Trollo um die Ecke und macht den Inhalt meines Profiltextes zum Thema.
Mehr dazu kannst du gerne im Kleine Männer Thread ein Stockwerk höher nachlesen.


Für KB ein Stockwerk, mindestens, tiefer ;-)!


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Auch dass deutsche Familien so wenig Kinder haben, hat nicht mit den Frauen zu tun. Oft sind es doch die Männer, die sich noch nicht reif genug fühlen oder die generell ihre Freiheit nicht beschneiden wollen.




wenn man den großteil der männer hier liest, muss man eh davon ausgehen, dass die frauen den männern die kinder sowieso nur aus reiner fiesheit
" andrehen " wollen, um für immerdar faul und glücklich " versorgt" zu sein.

klappt eben nicht mehr zwischen den geschlechtern und wir sterben aus. kosmisch gesehen total uninteressant.


Geschrieben

Magie habe ich ins Spiel gebracht. Ausgehend davon, dass das Eingangsposting sich auf Verhaltensweisen nach erfolgtem Kennenlernen bezieht. Magie als Synonym für all die emotionalen Dinge, die zwei Menschen dazu veranlassen ein Paar zu werden.

Eigentlich unterscheidet sich das Thema dieses Threads nicht von dem über die überzogenen Ansprüche im alltäglichen Ärger...


Geschrieben

Oh - ich habe ein "nur" vergessen! Das muss natürlich heißen, "....hat nicht nur mit den Frauen zu tun...." Sorry.

Aber generell scheint das nur einen Teil der Gesellschaft zu betreffen. In meinem realen Umfeld führen die meisten Menschen sehr langandauernde Beziehungen und ich kenne auch mehr Familien mit vier Kindern als nur mit einem Einzelkind.


Geschrieben

Naja, zum einen haben Menschen die früh und/oder viele Kinder bekommen heutzutage in der Wahrnehmung in bischen den Touch von Prekariat ... habe gelesen man nennt dieses Phänomen "Kevinismus" .... aber selbst die hochqualifizierten "Performer" der Gesellschaft, wie bereits genannt, oft nur in befristeten Beschäftigungsverhältnissen, selbst bei gesuchten Berufen wie z.B. Ingeneuren, großer beruflicher Druck im Allgemeinen .... da überlegt man es sich zweimal ob man Nachwuchs in die Welt setzt ... das ist meiner Erfahrung nach der Hauptgrund, nicht so sehr "Lifestyle - Egoismus".


Aber in dem Thread geht es doc eigentlich um das Verhalten auf dieser Plattform ... nicht so sehr um gesellschaftliche Entwicklungen.


Geschrieben

Also bezugnehmend auf den EP: Ich würde nicht sagen dass der Mensch zum Wegwerfartikel verkommt nur weil ein Teil der Menschen hier stark selektierend an die Partner bzw. Abenteuersuche herantritt.

Das Ausmaß der Selektion reicht von "total kompromißbereit und akzeptiert jede/n" bis "total überzogen bis hin zum lächerlichen was damit endet des derjenige niemand finden kann".
Klar ist doch dass man sich ungern mit etwas abfinden möchte wenn man es besser haben könnte, solange es nicht unmöglich wird.

Jeder hat seine Vorlieben und Bedürfnisse. Die Selektionskriterien sind oft einfach nur unerfüllte Wünsche oder eine Reaktion auf zurückliegende nicht so gute Erfahrungen.

Ich habe auch eine Liste von No-Go's die ich aber für mich behalte, denn ein einfach in den Raum geworfenes No-Go könnte in Kombination mit anderen Eigenschaften durchaus noch akzeptabel sein. Das entscheidet sich von Fall zu Fall individuell. Wäre ein Frau z.B. ein optischer Leckerbissen hat aber eine nervtötende Stimme gäbe es keine Eigenschaft die das ausgleichen könnte. Im anderen Fall wenn sie vielleicht bei der Idealvorstellung beim Alter oder dem Wunschgewicht mehr hätte könnten andere Ausprägungen das locker ausgleichen.

Jeder Mensch hat in der Mischung aus Charaktereigenschaften und Äußerlichkeiten etwas schönes, aber es kommt bei Schönheit eben immer auf den Geschmack des Betrachters an. Manche Menschen sind einfach nicht zueinander kompatibel und würden sich im übrigen Leben aus dem Weg gehen, aber in Portalen wie diesem -oder anderen- kreuzen sich die Wege einfacher und da muss nunmal etwas selektiert werden da sich Romantische oder Sexuelle Erfüllung nicht erzwingen lässt.

Aber wer nur wegen Nichtigkeiten zum "next please" übergeht darf sich dann nicht wundern wenn er/sie eines Tages allein und frustriert dasteht Wer austeilt muss auch einstecken können.


Geschrieben


Aber wer nur wegen Nichtigkeiten zum "next please" übergeht darf sich dann nicht wundern wenn er/sie eines Tages allein und frustriert dasteht



lieber einsam und allein, als mit einem mann mit einer " nervtötenden" stimme zusammen sein.

ich stimme zu


Geschrieben

es ist wie bei einem automaten
man gibt seine wünsche ein
klack, klack
schon ist der passende typ da!

es läuft es nicht mehr so nach seinen vorstellungen
null problem
der alte typ wird entsorgt
es gibt ja den automaten
man gibt seine wünsche ein
klack, klack
schon ist wieder der passende typ da!

die nicht mehr blutjungen menschen, die wissen
für eine beziehung muss man auch was tun
z.b.
dem anderem zuhören
aufeinander zugehen
um so eine beziehung zu festigen.

aber die jungen menschen, kennen das dann gar nicht
weil es ja die automaten gibt!!!
klack, klack - das ist schade!!


Geschrieben

@Voyacherie: Gut zusammengefasst, danke! Dachte schon, ich sei der Einzige, der das so sieht!


Geschrieben

(...)
Ich lese(...)
Es kommt zum Kontakt.(...)
Man kennt sich länger, ist viel zusammen(...)
Immer vorausgesetzt, da ist eine Sympathie, vieles stimmt und dann? KLeinigkeiten und weg damit?
Halten wir die Fehler des anderen nicht aus? Weil wir selbst so perfekt sind?
Wenn es schwierig wird, statt es auszuhalten, weglaufen?(...)


Ich lese hier viele Posts, die sich praktisch NUR auf das Portal beziehen.
Die "Hier_Sexparter_Ausschlusskriterien_NoGo_Und_Sex_Wünsche".
Denke aber, dass es der TE um "mehr" geht, als NUR das Poppen_Leben
Der von mir hervorgehobener Satz ist, denke ich mir so, eigentlich der wichtigster


Geschrieben

Vielleicht hilft ein kleines Gedankenexperiment:

Wenn ich

1.auf mollige Partner mit Herz stehe und habe
2. gerade genug Zeit, um mir zwei Profile anzuschauen und eines davon anzuschreiben - und
3. eine Person ist schlank und die andere in für mich attraktiver Weise übergewichtig...

Welches Profil kontaktiere ich dann schlauerweise? Aber wie verhalte ich mich klug, wenn ich mehr Zeit habe? Wie verhalte ich mich, wenn ich Zeit habe, aber nicht bis drei zählen kann?

Was, wenn ich

1. Zeit habe und klugerweise beiden eine Chance gebe und sich
2. die Wahl ergibt zwischen "schlank + herzlich" und "mollig + herzlos"? Wen wähle ich?

Es gibt bzw. gab Leute hier, die sag(t)en (das ist Fakt): "Für eine Beziehung würde ich "schlank und herzlich" vorziehen - da ich hier aber nur Sex suche, wähle ich mollig (also körperlich attraktiv) und herzlos. Beim Ficken brauche ich keinen guten Charakter.

Wer denkt so und was denken andere, ist davon zu halten?

(Ich bitte beim Lesen zu beachten, dass ich methodisch und gegen den Trend in meinem Beispiel bewusst "mollig = subjektiv atraktiv" und "schlank = subjektiv weniger attraktiv" gesetzt habe, um ein paar Denkmuster zu knacken).


Geschrieben

wer denkt so und was denken andere, ist davon zu halten?
Lichtschimmer

Ist doch keine frage
wenn du auf deinen bauch oder herz hörst
was tut mir gut, was möchte ich
dann entscheidest du dich richtig
darum geht es doch!


Geschrieben

Wir sind alle Teil, einer Gesellschaft, die immer oberflächlicher ....und schnelllebiger wird.

WEn wundert es dann noch, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen, oft genauso oberflächlich und nur von kurzer Dauer sind?

Konflikte zu lösen, beansprucht Geduld und Zeit...da ist es oft viel einfacher zu gehen..."neues Spiel, neues Glück"...?!


Geschrieben

Wir sind alle Teil, einer Gesellschaft, die immer oberflächlicher wird.



ich persönlich zähle mich nicht zu dem Teil der Gesellschaft die immer oberflächlicher wird.Man muss nicht mit dem Strom schwimmen!sondern sich nur im klaren sein,das dann alles etwas schwieriger und auch schmerzvoller wird.


Geschrieben

Floozie:

Konflikte zu lösen, beansprucht Geduld und Zeit...da ist es oft viel einfacher zu gehen..."neues Spiel, neues Glück"...?!

Stimmt, die Erfahrung, dass manche das so praktizieren, habe ich auch kürzlich gemacht. Nicht sehr angenehm. Aber wenn man sich da grämt, büßt man ja nur für die Charakterdefizite eines anderen. Das sehe ich ganz pragmatisch.


Geschrieben


Konflikte zu lösen, beansprucht Geduld und Zeit...da ist es oft viel einfacher zu gehen..."neues Spiel, neues Glück"...?!



Na und? Menschen sind traditionell nicht anders als Bäche - sie wählen den Weg des geringsten Widerstandes. Das war auch schon zu Zeiten unserer Altvorderen so, als Beziehungen quasi für die Ewigkeit hielten. Der Unterschied ist heute nur: es gibt scheinbar mehr Alternativen. Wollte Uropa (oder Uroma, aber ich bleib mal bei der einen Geschlechterrolle, auch wenn umgekehrt natürlich Gleiches gilt) ein "neues Spiel" wagen, musste er sich entweder (meist mit wenig Erfolg) unter den jungen Mädchen oder alten Jungfern des Dorfes umsehen - oder den mühevollen Weg in die nächste große Stadt auf sich nehmen. Dort war er dann nur einer von vielen Spielern mit entsprechend abschätzbaren Erfolgsaussichten. Den geringsten Widerstand bot unter diesen Umständen in der Regel ganz klar die Auseinandersetzung mit der zu Hause sitzenden, bestens bekannten Frau - alles andere wäre ein Sprung ins Ungewisse gewesen.

Heute jedoch reichen ein paar Klicks in Internet aus, um eine riesige Anzahl "neuer Spiele" auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen. Da sind Hunderte von Frauen, die allesamt Single sind - wäre doch gelacht, wenn man davon nicht eine abbekommt. Und sie sind alle recht hübsch anzusehen (der Natur, der Kosmetikindustrie und Photoshop sein Dank), und sie schreiben so nette Worte, und eigentlich warten sie nur darauf, dass man sie endlich aus ihrem einsamen Dasein erlöst ... Dass jede dieser Damen noch mit Dutzenden anderer Herren Schriftkontakt pflegt, sieht man genauso wenig wie die kleinen Problemchen, über die sie in ihrem Hochglanzprofil natürlich nichts schreibt. Und selbst wenn - es gibt ja auf jeden Fall noch die süße Irina, die nur noch auf ihr Visum wartet, um endlich zu Dir nach Deutschland kommen zu dürfen. Alles viiiiel einfacher, als sich zu Hause in die nicht umsonst so genannte Beziehungsarbeit zu stürzen.

Menschen sind vielleicht noch keine Wegwerfartikel - aber sie sind scheinbar viel leichter austauschbar geworden. Und nur die wenigsten, die das "neues Spiel - neues Glück" - Prinzip nutzen, denken darüber nach, dass eine Größe in jedem Spiel konstant bleibt: der Spieler selbst. Und bekanntlich kann ein lausiger Spieler auch einen Grand mit Vieren verlieren - während ein guter Spieler mit viel Übung auch aus einem mittelprächtigen Blatt noch einen Sieg machen kann. Und das mit langfristig gesehen weniger Aufwand und höheren Chancen, als wenn man immer und immer wieder aufgibt und sich neue Karten geben lässt. Irgendwann sind die dadurch aufgehäuften Verluste nämlich so groß, dass nicht einmal ein Grand-Ouvert sie mehr kompensieren kann.


Geschrieben (bearbeitet)

@jelly8

..ich seh´s genauso, war nur eine Frage, die ich in den Raum gestellt habe...

Allerdings, eine Sache sehe ich doch etwas anders...ich glaube nicht dass alle Single-Frauen auf Datingportalen, darauf warten aus ihrer Einsamkeit erlöst zu werden.

Kein fester Partner, bedeutet nicht automatisch, keine anderen positiven sozialen Kontakte zu haben...!


bearbeitet von floozie642
Geschrieben

@jelly: Eins der intelligentesten (und das meine ich nicht nur intellektuell) Postings, das ich hier je gelesen habe. Schön, zur Nacht einen Hinweis auf intelligentes Leben auf anderen Planeten in diesem Universum zu erhalten.


Geschrieben

...ich glaube nicht dass alle Single-Frauen auf Datingportalen, darauf warten aus ihrer Einsamkeit erlöst zu werden.



Ich ebenfalls nicht. Aber es ging mir um den Gesamteindruck, den der/die geneigte Wechselwillige erhält. Und es ist nun mal so, dass in den wenigsten Profilen steht "ich bin mit allem bestens versorgt, ich häng hier nur rum, weil ich gerade nix Besseres zu tun habe".

Du weißt doch - solange nicht das Gegenteil erwiesen ist, glauben Menschen gern das, was sie glauben wollen. Und da liegt der Schluss "Profilbesitzer ist Single" -&gt "Profilbesitzer ist einsam" und "Profilbesitzer ist hier online" -&gt "Profilbesitzer will aus Singledasein erlöst werden" ziemlich nah. Zumindest wenn man gerade in der Rolle des besagten potentiellen Erlösers unterwegs ist.


Geschrieben

Der Unterschied ist heute nur: es gibt scheinbar mehr Alternativen.



Kann dem schön-bildhaftem Posting von Jelly nur zustimmen.

Ergänzend möcht ich eben nennen dass in der Vergangenheit...
- gesellschaftliche Ausgrenzung beim Partnerwechsel nicht unüblich war.
- Lebenspartner nicht allein durch Romantik/Sex/Liebe zueinander gefunden hatten sondern vielmehr gesellschaftliche Zwänge den Weg in eine auf Lebenszeit geführte monogame (Versorgungs-)Ehe führten.

Da ist es durchaus verständlich dass so mancher sich in diesen Zeiten einfach dem Schicksal fügte und die ausserehelichen Aktivitäten viel mehr im Verborgenen geschahen. Heutzutage ist man offener toleranter und kann sich in einer gewissen Anonymität nach Alternativen umsehen. Die Zeit ist schnell-lebiger geworden und man gibt wohl schon eher auf anstatt sich mit dem Partner auseinanderzusetzen/zu quälen/abzufinden.

Allerdings sollte mein Posting nicht so verstanden werden, als ob es keine harmonischen Beziehungen mehr gäbe. Das ist selbstverständlich in der Vergangenheit wie aktuell immer noch möglich. Probleme gibts eben dort, wo Menschen sich zum zusammensein zwingen, die einfach nicht zusammenpassen.


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