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Die Nacht der Acht


Rubendslady

Empfohlener Beitrag

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Die Nacht der Acht



Am Rand eines oberschwäbischen Dorfes steht auf einem Hügel eine kleine alte Kirche ganz für sich allein. Im Lauf ihrer wechselvollen Geschichte wurde sie nicht immer ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend genutzt. In schlechten Zeiten musste sie sogar als Stall und Scheuer herhalten. Längst hatte die Gemeinde eine prächtige neue Kirche, wie es sich gehört mitten im Dorf, da beschloss man, die alte Pfarre zu renovieren. Heute finden dort kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Aber auch Privatleute können das ehemalige Gotteshaus für ihre Feierlichkeiten mieten.

Iris steht inmitten des Kirchenschiffes und sieht sich um. Ihr Auge streicht über die Holzbalkendecke, den Terrakotta-Fliesenboden und über die verblassten Fresken an den Wänden. Sie befühlt mit der Hand die Platte eines stabilen schweren Eichentisches, der hier eigentlich nichts verloren hat. Der Raum ist durch Dutzende von Kerzen in vielarmigen Kandelabern erhellt. Es ist kurz vor Mitternacht.

Iris´ Gedanken schweifen. Vor ein paar Tagen hatte sie eine Freundin angerufen:
„Du musst mir einen Gefallen tun. Mich vertreten. Ich habe mich da auf etwas eingelassen...." Und sie erging sich in jeder Menge Andeutungen, die Iris in so gespannte Erwartung versetzten, dass sie ohne zu überlegen zusagte. Sie sollte am soundsovielten eine Viertelstunde vor Mitternacht in die alte Pfarre gehen, sich dort vollständig entkleiden, sich auf den Tisch in der Mitte des Raumes legen und dann der Dinge harren, die da kommen sollten.

Wozu hatte sie sich da überreden lassen! Sie musste den Verstand verloren haben. Wahrscheinlich würde gleich ein Scheinwerfer aufflammen, und ihre sämtlichen Freunde würden, ein Spottlied singend, aus dem Schatten treten. Sie schaut in Richtung der Eingangstür. Dort liegt ihre Kleidung fein säuberlich auf einem Häuflein. Sie würde sich am klügsten schleunigst wieder anziehen und von hier verschwinden, ehe ...

Kaum hörbar schlägt die Turmuhr der neuen Dorfkirche Mitternacht, als sich die Tür der Pfarre öffnet und aus unsichtbarer Quelle Musik strömt. Gregorianische Gesänge. Acht vermummte Gestalten treten ein, gehen auf Iris zu, umringen sie. Sie hält in plötzlicher Panik die Hände vor ihre Brust, presst die Schenkel zusammen. Unter den weiten, fast bodenlangen Kapuzenmänteln müssen den Schuhen nach zu schließen Männer stecken. Unbekannte. Sie umringen sie, die sie wie ein Opfertier auf dem Tisch liegt. Iris sieht Stiefelspitzen aus Leder, Metallbeschläge und breite Absätze. Die Kapuzen verbergen die Gesichter fast vollständig, aber bei näherem Hinsehen lässt sich hier ein kantiges Kinn, dort ein ungeschminkter Mund oder ein Bartansatz erkennen.
„Iris, bist du bereit für unser Ritual?" tönt eine volle Stimme unter einer der Kapuzen hervor. Nein, ich will hier weg, denkt sie, und das muss alles ein Irrtum sein.


Geschrieben

„Ja, ich bin bereit." Sie hört sich selbst wie aus der Ferne antworten, als würde sie einer Art Bann unterliegen. Dann hört sie nur noch das Rauschen ihres Blutes in den eigenen Ohren und verliert sich in erregenden Körpergefühlen und ungeahnten Sehnsüchten Sie weiß nicht mehr, ob sie wach ist oder träumt, ob sie unter Drogen steht oder ob sie das Opfer ihrer eigenen übersteigerten Fantasie ist.
„Was geschieht mit mir?“

Jeder der Acht hat etwas mitgebracht und macht sich an Iris zu schaffen. Der Erste bindet ein Tuch über ihre Augen. Sie fürchtet – oder hofft sie es nicht vielmehr? – dass der Zweite Fesseln, der Dritte einen Knebel, der Vierte eine Peitsche, der Fünfte metallische Klammern, der Sechste einen Riesenphallus, der Siebte ein Andreaskreuz, der Achte ... Sie fühlt Hände, zahllose Hände, tastende Hände, streichelnde Hände, fordernde Hände, zupackende Hände. Sie sind überall, auf ihren Brüsten, ihrem Bauch, ihren Beinen, ihren Schenkeln. Sie drängen ihre Schenkel auseinander. Sie fühlt Finger, Finger, die paarweise an ihren Brustwarzen zupfen, die zu mehreren in ihren Mund eindringen, Finger, die sich in ihre verborgensten Öffnungen bohren. Sind es wirklich Finger? Sie fühlt Lippen und Zungen und Zähne, die sie benagen und belecken, küssen und beißen als wäre sie ein Stück essbares Fleisch. Sind es wirklich Zungen und Zähne? Iris vermag es nicht zu sagen, sie ist nur noch Körper, nur noch lustvolles Fleisch, das sich voll und ganz hingibt, das sich all diesen Empfindungen in vollkommener Passivität ausgeliefert hat.
„Was geschieht mit mir?“

„Ich bringe Sie nach Hause“, sagt eine leicht rauchige, müde klingende Männerstimme, als Iris wieder klar zu denken beginnt. Es ist früh am Morgen, die Luft ist frisch, die Sonne geht gerade auf. Den Mann kennt sie nicht. Sie sieht sein Gesicht im Rückspiegel, nein, eigentlich nur seine Augen. Es muss einer der Acht sein. Sie sitzt auf der Rückbank eines fahrenden Autos, vollständig angezogen, in die Polster gekuschelt. Sie fühlt sich wohl, müde wie nach einem langen Marsch, Schwere in allen Gliedern. Sie seufzt zufrieden. Acht Männer auf einmal. Das hatte sie sich schon immer gewünscht. Acht in einer Nacht. Und einer davon fährt sie jetzt nach Hause.
„Wer sind Sie? Was genau ist eigentlich geschehen? Ich weiß gar nicht mehr, wie ich in Ihr Auto komme“, fragt sie, mehr aus Höflichkeit als aus Neugierde, weil sich ihr Körper ja allzu gut erinnert, nur ihr Bewusstsein scheint noch etwas hinterher zu hängen.
„Ich bin Künstler“, sagt der fremde Mann. „Ich bereite eine Ausstellung in der alten Pfarre vor. Als ich heute morgen kam, schliefen Sie dort auf dem Tisch. Hat man Sie gestern Abend versehentlich eingeschlossen?“
Jetzt wird Iris hellwach. Wie? Eingeschlossen? Was meint er? Ist er keiner der Acht?
„Ja, so muss es wohl sein“, weicht sie aus. „Wahrscheinlich träume ich noch. Verraten Sie mir Ihren Namen?“
„Ich heiße Andreas Acht.“
„Ich verstehe“, sagt sie, schließt die Augen und träumt weiter.


Geschrieben

...hm... hat was... irgendwie anders, als sonst hier... völlig anders...
...hat fast was künstlerisches...


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