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Der selbstbestimmte Tod


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

@amans

Gerne, nur ein Mensch der geliebt und sich geborgen fühlt kennt das Leben und somit die schönen Dinge die es bringen und wenn dieser Mensch in so ein Situation gerät die unaufhörlich in die Agonie führt dann wird er sich genau überlegen ob er sich das antuen will.

Ich würde mich niemals den Sichtum unterwerfen sondern Stolz und Aufrecht (in übertragenden Sinne) aus dem Leben scheiden so lange ich noch die Möglichkeit habe.
Meine Ratgeber wären nicht die Not und die Verzweiflung sondern eben diese Liebe und Geborgenheit die ich fühle.

Gruß liberal


Geschrieben (bearbeitet)



Ich kann aufgrund des angenommen psychischen Profil folgern, was da mit deinem Onkel passiert ist, kann es nachvollziehen, kann die Nöte begreifen, aber kann darin tatsächlich eine Rechtfertigung des Suizids gesehen werden. Letztlich war es eine Flucht. Wie Gott das bewertet vermag ich nicht zu sagen, und ich habe nicht das Recht urteilend dazu etwas zu sagen, aber ich kann für mich folgern, das ich es trotz allem Verstehens nicht akzeptieren mag, denn es ist und bleibt eine Flucht.

Was ist aber kritisch betrachten würde ist, was ihn in diese ausweglose Situation gebracht hat. Wer hat da alles versagt.


mönsch anans....mir fehlen die Worte..1987..AIDS fast in Endstadium..das setzt voraus, dass er Jahre zuvor HIV-Postiv war..ich dachte, ich muss nicht extra draufhinweisen und AIDS ist keine Grippe die man in ca. 2 Wochen hinter sich hat.

Ja, er war homosexuell...war das etwa die Rechnung?.hm...

Nein, versagt hat niemand, er wusste, dass er stirbt und keine Chance hat und so hat er den Freitod gewählt...

Er war in seiner Lebensweise durch die Krankheit sehr eingeschränkt..da war nichts mehr, was erstrebenswert war.

Als er den Suizid vollzog, tat er das ausschliesslich für sich selbst...ups...meinst du jetzt, es war egoistisch????


bearbeitet von Circe42
Geschrieben

1. Darf man selbstbestimmt sterben?

Da ich auch in der Pflege arbeite...
Altenpflege...
Muss ich sagen...
diese Frage würde ich mit Ja beantworten...


Ich möchte nicht mit Maschinen am Leben erhalten werden...
das meine Kinder es sehen und leiden müssen...
und Tag für Tag ein Stück mehr zu verrecken..

Zur Frage 2...

Ein klares Nein!!!


Zu 2. Ja, es wäre an der Zeit eine Gesetzesänderung vorzunehmen und die aktive Sterbehilfe zu erlauben aber gleichzeitig Vorsorge zu treffen gegen den Mißbrauch.



So Vorsorge zu treffen, das kein Misbrauch vorkommt...
das geht in meinen Augen nicht...
Also ich wäre dagegen die aktive Sterbehilfe einzuführen..


Ist Suizid eine Todessünde ?



Nun, ich denke einfach...
Wenn einer meint, er müsse gehen,
dann ist es allein seine Entscheidung und geht keinen etwas an....

Es ist zwar kein Ausweg...
aber als Todessünde würde ich es nicht bezeihnen.


Geschrieben

1. Darf man selbstbestimmt sterben?

Da ich auch in der Pflege arbeite...
Altenpflege...
Muss ich sagen...
diese Frage würde ich mit Ja beantworten...




Zur Frage 2...

Ein klares Nein!!!




So Vorsorge zu treffen, das kein Misbrauch vorkommt...
das geht in meinen Augen nicht...
Also ich wäre dagegen die aktive Sterbehilfe einzuführen..






Hey biestchen

Ich möchte Dir mit einem theoretischen Szenarium begegenen.

Zwei Menschen an einer unheilbaren und ständig fortschreitenden Krankheit leiden.
Der eine kann sein Recht auf selbstbestimmten Tod wahr nehmen und der andere ist bis zum Hals querschnittsgelähmt. und fordert auch sein Recht auf den selbstbestimmten Tod.

Gibt es da nicht einen Widerspruch zu Deiner Antwort in Punkt eins?


Geschrieben

Ist vielleicht blöd mich über Tasten auszudrücken was ich meine...

Aber ich versuche es mal...

Wenn ein Mensch in jungen Jahren notariel ein Schreiben verfasst,
indem es steht...

Das bei schwerer unheilbarer Kranheit...

oder nach schwerem Unfall,
wenn man nur mit Maschinen am Leben erhalten wird...
die Maschinenen abgeschalten werden sollen,
dann ist das für mich oki.

Wenn nun aber die aktive Sterbehilfe erlaubt werden würde,
dann sehe ich es etwas anderst...

Denn man weiß nicht,
ob dieser Mensch es sich wünschen würde,
das irgendeiner bestimmt...
wann sein Ende gekommen ist...

Ich denke einfach mal,
das es welche geben würde,
die aus Ego reagieren würden...und die Maschinen abstellen...

Weil SIE das leiden nicht sehen könnten...

Wenn jeder für sich selber noch entscheiden kann..

Ok...habe ich nix dagegen...
Aber nicht, weil ein anderer meint...
Es wäre besser...

Ich hoffe ich konnte nun etwas besser rüberbringen was ich meine.


Geschrieben

@biestchen

Danke, kann jetzt besser nachvollziehen was Du meinst.


Geschrieben

es gibt kein problem der welt was man nicht lösen kann, und kein schmerz den man nicht lindern kann. ich schliesse mal die extrem konstruktionen aus, es gibt genügend suizid gefährdetet menschen die nicht im koma liegen, schwerkrank sind oder bis zum letzen halswirbel gelähmt.

ich denke eher an die kinder und jugendliche die aus angst vor problemen zuhause in den selbstmord springen, oder erwachsene um der schuldenfalle zu entkommen.

wenn man es einen erlaubt, muss man es auch allen anderen erlauben. dann ist mir doch lieber ein verbot und ein klares nein, als ein ja oder eine erlaubnis.

die christliche religion sagt der herr hat uns das leben geschenkt, und er ist der einzige der es wieder nehmen darf.
nimmst du ihm diese entscheidung vorweg, wird deine unsterbliche seele für immer im fegefeuer verweilen.

während selbstmordattentäter davon überzeugt sind als märytrer mit dem himmel belohnt zu werden.

für japanische samurais, war harakiri die einzige möglichkeit der demütigung zu entgehen.

und im hinduismus waren wittwen verpflichtet ihren toten ehemännern zu folgen.

für die frühen äypter war es selbstverständlich das die diener mit ihrem pharao lebendig begraben werden.

was ist nun richtig? das kann uns keiner genau sagen, aber ich habe den höchsten respekt vor jemand der bis zum ende an das wertvollste, seinem leben, hängt.

1. Darf man selbstbestimmt sterben?
das eigene leben ist das einzige worüber der mensch wirklich frei entscheiden darf.

2. Darf es aktive Sterbehilfe geben?
wenn es jemand wünscht. aber wer kann sicher sein das es die entscheidung des sterbenden ist auch wirklich zu sterben. hoffnungslosigkeit, trauer, depressionen, schmerz können alles auslöser für ein sterbewunsch sein, aber ist der vorzeitige tod wirklich eine lösung oder gar eine erlösung?

3. Darf es passive Sterbehilfe geben?
der fall von terri schiavo hat gezeigt das es nichts grausameres gibt als einen menschen verhungern und verdursten zu lassen und das alles im namen der humanität. 13 tage wurde die junge frau gequält bis sie elendig eingegangen ist. die ärzte sind sich nicht sicher ob ein patient wie terri hunger und durst leiden konnte, aber wenn das so ist, war denn der tod eine befreiung? ich frage mich ernsthaft ob da nicht geld die größere rolle dabei gespielt hat. dann doch lieber aktive sterbehilfe leisten, das scheint mir humaner zu sein.

4. Hat der Mensch die Pflicht alles zu ertragen bis zu seinem natürlichen Ende?
so lange ein mensch atmet, oder es ein funken hoffung besteht das er wieder atmen wird, hat der mensch das recht darauf am leben gehalten zu werden. darüber darf keiner entscheiden ausser die person selbst. hat es dann nicht einen grund warum ein mensch an seinem leben festhält, obwohl es uns vielleicht nicht gleich ersichtlich ist?


Geschrieben


Gerne, nur ein Mensch der geliebt und sich geborgen fühlt kennt das Leben und somit die schönen Dinge die es bringen und wenn dieser Mensch in so ein Situation gerät die unaufhörlich in die Agonie führt dann wird er sich genau überlegen ob er sich das antuen will.


Die Agonie ist Teil des Sterbeprozesses (wenige Minuten bis Stunden vor dem Tod) und damit Teil des Lebens. Geborgen im Kreise der ihn lieben Menschen wird er sich auch diesem stellen.
Ich halte es als ein großes Problem unserer Gesellschaft, dass das Weglaufen, die Flucht, das Ausweichen großgeschrieben wird.
Statt Beschränkung "Du darfst", damit das süße leben leichter wird.
Scheidung bevor man überhaupt eine Paarberatung versucht hat. . . . . .
Problemen muss man sich stellen.


Geschrieben

Die Agonie ist Teil des Sterbeprozesses (wenige Minuten bis Stunden vor dem Tod) und damit Teil des Lebens. Geborgen im Kreise der ihn lieben Menschen wird er sich auch diesem stellen.
Ich halte es als ein großes Problem unserer Gesellschaft, dass das Weglaufen, die Flucht, das Ausweichen großgeschrieben wird.
Statt Beschränkung "Du darfst", damit das süße leben leichter wird.
Scheidung bevor man überhaupt eine Paarberatung versucht hat. . . . . .
Problemen muss man sich stellen.



Agonie mag in diesem Kontext das falsche Wort gewesen zu sein da stimme ich Dir zu.
Aber die anderen Beispiele fallen doch aus dem Kontext, da sie Probleme beschreiben die heute alltäglich sind und wo es Lösungen gibt und sei es die Scheidung nach reiflicher und gemeinsamer Überlegung.


Geschrieben

Ich finde die Diskussion sehr Interessant.

Da ich aus dem Rettungsdienst komme und auch schon Sterbebegleitungen gemacht habe, sehe ich einiges anders. Ich habe viele Menschen sterben sehen, schrecklich aber auch "in Frieden".

Ich möchte das aber nur auf mich beziehen.


Aber erstmal ein paar Fakten. Als Beispiel mal den einfachen Herzstillstand. Wenn keine Erste Hilfe Maßnahmen eingeleitet werden, haben wir 4 Minuten bis zum ergreifen unserer Maßnahmen. Nach 4 Minuten sterben die ersten Zellen im Gehirn ab. Diese Zellen sind nicht wieder herzustellen. Nach 7 Minuten ist man ein Pflegefall, nach 8 Minuten hat man noch eine Chance von 20 % überhaupt gerettet zu werden.

In Deutschland werden maximal 2-5 % der Patienten gerettet. Ein sehr grosser Teil liegt auf den Pflegestationen als Schwerstpflegefall.

Ich persönlich habe mit meiner Frau bersprochen das ich im Falle eines solchen Szenarios nicht reanimiert, maschinell am Leben gehalten werden möchte. ich würde den Weg gehen mir das Leben bzw. sterben zu erleichtern.

1. Darf man selbstbestimmt sterben?

Ja

2. Darf es aktive Sterbehilfe geben?

Ja


3. Darf es passive Sterbehilfe geben?

Ja
4. Hat der Mensch die Pflicht alles zu ertragen bis zu seinem natürlichen Ende?

Nein


Leider sind wir in deutschland noch nicht so weit dieses Thema ins Licht zu rücken. Aufkeimende Diskussionen in den medien werden von den Kirchen und anderen sofort niedergemacht. Siehe Hannover und Dignitas. Dignitas ist in der Schweiz ein angesehener Verein zur "Sterbebegleitung".

Olli


Geschrieben

Dignitas ist in der Schweiz ein angesehener Verein zur "Sterbebegleitung".



was heißt schon angesehen? der verein ist hoch umstritten, auch in der schweiz, soweit ich weiß. das mal abgesehen von meiner persönlichen meinung zur sterbehilfe.

persönlich meine ich nämlich, dass es eine unverschämtheit ist, reiner christlicher fanatismus, um es mit klaren worten zu sagen, jemandem das selbstbestimmungsrecht auch in dieser frage zu verweigern. wer leidet und sein leben nicht als lebenswert empfindet muss das recht haben, seinem leben ein ende zu setzen. und da sollen ihm auch die christen mit ihrer moral nicht diese entscheidung noch zusätzlich erschweren, indem sie ihm mit dem fegefeuer drohen. dann hat die person nämlich nur eine wahl: 1. ich leide hier und jetzt unheimlich stark. 2. ich leide ne halbe ewigkeit nach meinem tode unheimliche qualen.

christen, wenn ihr eure mitmenschen wirklich liebt, dann könnt ihr sie nicht in solche unglaublichen gewissensnöte stürzen, nur weil sie nicht mehr leiden wollen. ihr seid sozusagen verpflichtet, ihnen ihre freie entscheidung zu lassen, wenn es euch mit der nächstenliebe ernst ist. aber das das evtl. im widerspruch zu irgendwelchen anderen glaubenssätzen steht ist keine frage. zu widersprüchen bei der bibelauslegung habe ich ja schon in nem anderen thread was gesagt.


Geschrieben

doch gerade weil ein christ seinen nächsten liebt, wird er versuchen zuhelfen ihm den letzten weg zu durchstehen. ihm helfen der versuchung zu widerstehen, diesen scheinbar "einfachen" und schnellen weg zu gehen, und somit seine seele vor dem fegefeuer zu retten.

wer ein gläubiger christ ist, wird auch dankbar darüber sein.

der glaube ist wichtig, gerade in solchen schweren situationen mit diesem unglaublichen schmerz und leid psychisch fertig zu werden. damit gibt man dem unerklärlichen einen namen und eine begründung.

da finde ich es nicht richtig in ein sterbezimmer "reinzuplatzen" und mit seinem standpunkt den glauben eines ganzen lebens, mit ein paar "modernen" bemerkungen über den haufen zu werfen.


Geschrieben

Sieht denn keiner den Widerspruch? Ich mein, bezogen auf die Christliche Nächstenliebe!

Wie kann ich zum Einen sagen, der Herr allein hat das Recht, das Leben wieder zu nehmen, andererseits tu ich alles, um das (vielleicht schon Menschenunwürdige) Leben zu verlängern, mit Apparaten, Medikamenten und weiss-der-herr!
Das Ganze solange, bis der Mensch, den sie begleiten, garnicht mehr der Mensch sein kann, der er mal war, weil sein Geist sich schon längst verabschiedet hat.

Also ein klares Ja zur aktiven Sterbehilfe! Denn der Wille eines sterbenden Menschen ist immer noch SEIN Wille, und nicht der Kirche oder des Staates, und das kann und darf ihm keiner nehmen .... und wenn er dann nicht selber in der Lage ist, diesen Wunsch durchzuführen, ist es unsere PFLICHT, ihm dabei zu helfen!

Erst wenn alle begriffen haben, das ihr Egoismus und ihr selbstloses Getue daneben is, dann können wir gemeinsam Lösungen finden, den letzten Weg eines Menschen in Würde zu gestalten.


Geschrieben

da war ja das problem mit der wachkoma patientin terri schiavo, ihre eltern wollten die hoffnung nicht aufgeben das ihre behandlung irgendwann anschlägt, während der ehemann alle hoffnung aufgegeben hat.

wer ist denn der egoist?

nach ewigem hin und her, hat am ende hat der ehemann es gerichtlich durchgesetzt, und terri schiavo starb nach 13 tagen, weil sie verhungert und verdurstet ist.

sag mal, ist das wirklich ein menschenwürdiges ende?


Geschrieben

erstmal ein hallo an alle, die gerade eifrig an diesem thema mitdiskutieren / reden und lesen.
ganz unerwartet bin ich heute auf dieses thema gestossen und finde es schön hier zu finden.

anfang des monats, starb sowas wie meine oma, sie war die letzten 4 jahre schon pflegebedürftig, konnte aber noch lange den tag in einer tagespflege verbringen, so das wir arbeiten konnten. mitte des jahres verschlechterte sich ihr gesundheuitszustand und ich beschloss daheim zu bleiben und sie zu pflegen.
wir hatten ihr versprochen, das sie zu hause sterben darf, natürlich soweit es uns möglich war (vom medizinischen standpunkt aus).

die letzten monate war sie bettlägrig und ein voller pflegefall, es war klar für mich das ich für sie da bin und sie so gut ich kann begleiten werde und ihr beistehen. ehrlich gesagt habe ich diese "arbeit" anfangs sehr unterschätzt, allerdings möchte ich diese erfahrung für kein geld der welt mehr hergeben.

es ist schwer einen menschen leiden zu sehen, zu wissen, das dieser mensch keinen lebenswillen mehr hat, aber doch nicht "loslassen" kann. es ist manchmal ein langer und auch harter weg zu sterben, doch ich finde das dieser prozess für alle wichtig ist, für den sterbenden und auch für den/die begleitenden. unsere hermie ist am 5.11. am frühen morgen friedlich eingeschlafen, zu hause, wie sie es sich gewünscht hat.
und ich muss dazusagen, das wir mit unserem hausarzt sehr viel glück hatten, er hat es verstanden das hermine nicht mehr will und nur noch das "nötigste" veranlasst, hat aktzeptiert das weder sie noch wir weitere krankenhaus aufenthalte mehr wollen.

ich weiss nicht mehr wer es schrieb, (sind ja schon einige beiträge zum thema da) zum thema magensonde und menschenwürde.
ich persönlich finde es nicht sehr menschenwürdig über eine magensonde "zwangsernährt" zu werden. und selbst wenn in einer patientenverfügung steht, das man eine magensonde ablehnt, liegt es im ermessen des behandelnden arztes ob er diesen "wunsch" respektiert.

leider ist es in krankenhäusern oft so, das der "letzte" wille von menschen nicht respektiert wird, u.a. wenn die nahrnungsaufnahme verweigert wird, oder auch wenn diese nur erschwert möglich ist, den einfachsten weg der magensonde zu nehmen.
ein grund dafür das wir unsere hermine wieder nach hause nahmen.

puh, lange rede kurzer sinn,

also zu 1. (selbstbestimmtes sterben):
naja, jetzt erstmal die frage, was ist schon selbstbestimmt, inwieweit gibt es ein selbst, werden wir nicht erst durch das umfeld zum "selbst", also ist selbstbestimmt nicht von anfang an fremdbestimmt? alles und jeder im leben prägt uns und somit auch unser bild von tod und sterben.
in alten kulturen, spürten die menschen wenn es "zeit" war zu sterben und zogen sich dann zurück, z.b. indianer auf einen berg, o.ä. .
nur heute fehlt dieser kontakt und ich frage mich was dann heute selbstbestimmtes sterben ist.

2. (aktive sterbehilfe)
vor einigen monaten hätte ich noch definitiv ja gesagt, allerdings bin ich jetzt hin und hergerissen. da ich hermine intensiv auf ihrem letzten weg begleitet habe (und mir oft genug gewünscht habe sie erlösen zu können) habe ich einen etwas anderen blickwinkel entdeckt.
auf der einen seite eben das "erlösen" eines menschen aber auf der anderen eben den prozess des sterbens und des gegenseitigen abschiednehmens.
aktive sterbehilfe ist nicht nur eine ethische frage, sondern auch eine soziale.
wie kann das thema sterbehilfe diskutiert werden, wenn das thema sterben und tod oft tabuisiert wird.

3. (passive sterbehilfe/begleitung)
ein absolutes JA!!!!!!!!
es ist wichtig das der sterbende mensch jemanden hat der einem "beisteht" (sofern er es will) wie oben schon erwähnt ist das wichtig für den der stirbt und auch die anhegörigen / begleitenden.
ein netter mensch sagte mir nach dem tod von hermine: "wer einen menschen auf dem letzten weg begleitet, hat danach eine andere sicht auf/für das leben"
es ist eine erfahrung die einen absolut bereichert.

4. (pflicht zu ertragen)
pflicht? ich denke eher das es eine eigene entscheidung ist, was bzw. wie ich was zu ertragen habe. also wie ich dinge sehe, die mir wiederfahren. auch wenn es sich jetzt vielleicht hart anhört, der mensch sucht sich aus was/wie er mit problemen, krankheiten, freude, liebe, trauer,.... eben mit allen umständen des lebens umgeht.

sooooo, das ist jetzt ein "ewiglanger" text geworden. nur kurzfassen ist bei solch einem (auch für mich aktuellen thema) nicht wirklich möglich. ich bin mal gespannt wie es weitergeht und lese auf jedenfall gespannt weiter.

liebe grüße an euch alle,
melanie


Geschrieben

Gerade in meinem Beruf stellen sich diese Fragen sehr häufig. Meiner Ansicht nach sollten die bisher bestehenden Gesetze gewaltig verändert werden und aktive wie auch passive Sterbehilfe sollte in den von Dir genannten Fällen unter bestimmten Vorraussetzungen straffrei bleiben.
Andere Länder sind da schon mit guten Beispiel vorran gegangen. Folge ist das nicht wenige Deutsche um Sterbehilfe zu erfahren in die Schweiz reisen. Das sollte den Politikern vielleicht mal zu denken geben.
Lg Dirk


Geschrieben

Ich persönlich habe mit meiner Frau bersprochen das ich im Falle eines solchen Szenarios nicht reanimiert, maschinell am Leben gehalten werden möchte.



Rechtlich ist so etwas nichts wert. Kein Arzt wird sich daran halten, weil er verpflichtet ist Leben zu erhalten.
Nur als wichtiger Hinweis:
Das einzige, was wirksam sein kann, ist eine Patientenverfügung, die den engen rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht und alle zwei Jahre erneuert wird. Wenn man Pech hat, kann man aber auch dann an einen Arzt geraten, der sich nicht daran hält.
Das Ganze ist rechtlich noch nicht wirklich geklärt und aber es gibt Überlegungen das in ein Gesetz zu gießen, allerdings weiss ich nicht, wie weit das ist.


Geschrieben

Eine Patientenverfügung ist schon eine hilfreiche Sache. Allerdings ist sie gerade im Fall einer Reanimation nicht viel wert. Kommt man überraschend, zb nach einem Unfall in die Verlegenheit reanimiert werden zu müssen, so wirst sich kein Arzt vorher die Mühe machen sich nach einer entsprechenden Verfügung zu erkundigen sondern auf Teufel komm heraus wiederbeleben.
Lg Dirk


  • 2 Jahre später...
Geschrieben

Aus aktuellem Anlass hole ich diesen Thread aus der Versenkung. Meine Mutter ist heute morgen um 4.40 Uhr nach langem Leiden endlich friedlich eingeschlafen.

Es war die Hölle, sie so leiden zu sehen. Sie war am Schluss durch diverse Schlaganfälle vom Hals abwärts gelähmt, konnte wochenlang nur noch flüssige Nahrung zu sich nehmen. Vor gut 5 Tagen war der Schluckreflex komplett weg, man konnte sie nicht mehr füttern oder ihr zu trinken geben. Ich habe es mit der Pipette versucht, aber selbst diese wenigen Tropfen landeten in der Luftröhre, weil sie nicht schlucken konnte. Apparatemedizin hatte sie per Patientenverfügung abgelehnt.

Bei ihrem Krankheitsbild (Mischform aus Demenz und Alzheimer), war eine Besserung oder Heilung völlig ausgeschlossen.

Trotz Pflege durch einen Pflegedienst hatte sie einen Dekubitus 3. Grades, weil die Damen erst dann darauf aufmerksam machten, als der 3. Grad schon erreicht war, statt bei den ersten Anzeichen darauf hinzuweisen und sie entsprechend seitlich zu lagern. Was nützt eine Pflegekraft, die nichts sagt und sich erst dann rührt, wenn der Patient tiefgehende Geschwüre hat?

Meine Mutter ist langsam und qualvoll krepiert. Verdurstet und erstickt. Sterben kann man das nicht nennen. Und man selber steht hilflos dabei, kann lediglich per Morphinpflaster die Schmerzen lindern und den Mund mit einem nassen Tuch anfeuchten. Streicheln, trösten, aber nicht helfen.

Zu jedem Tier, das nicht mehr kann, ist der Mensch humaner. Es wird schmerzlos durch eine Spritze von seinen Leiden erlöst. Den Menschen lässt man grausam krepieren.

Als der Anruf heute früh um 4.50 Uhr kam, dass meine Mutter endlich gehen konnte, war meine Reaktion "Gott sei Dank!". Es war einfach eine Erlösung. So schwer es für uns alle war, sie zu verlieren, so froh sind wir, dass ihr Leiden endlich beendet ist und sie friedlich einschlafen konnte.

Den Gegnern der Sterbehilfe wünsche ich nichts Schlechtes. Aber ich bin überzeugt davon, dass sie ihre Meinung schnell ändern würden, wenn ein ihnen nahestehender Mensch das durchmachen müsste, was meine Mutter durchmachen musste.


Geschrieben (bearbeitet)

Ich selber arbeite in der Altenpflege...und muss sagen ..manches leiden ist unendlich lang und qualvoll.
Sterbehilfe hat natürlich zwei Seiten...wann ist sie denn angebracht?..Es sind schon Menschen aus dem Koma aufgewacht..wo man es nie für möglich gehalten hat.
vor allem sollte jeder dafür sorgen eine patientenverfügung zu haben..um zumindestens zu umgehen das man am Leben erhalten wird ohne das eine heilung gesichert ist.
Ich sehe oft das bei uns Patienten jahrelang an der Künstlichen Ernährung angehängt sind..um das wirklich nicht mehr lebenswerte Leben zu verlängern...aber ohne eine Patientenverfügung sind einem ja die Hände gebunden. Mann kann den Menschen nicht einfach verhungern lassen.
Trotz allem ist natürlich Sterbehilfe ein heikles Thema...ich persönliches finde das jeder das Recht hat zu wählen...wenn jemand sein Leben beenden will weil es nicht mehr lebenswert für ihn ist...dann soll er das.
Nur was ist wenn der patient das nicht mehr selber entscheiden kann...ich möchte nicht die Entscheidung für jemand anders treffen...

ganz vergessen...Puma (unbekannterweise)..mein herzliches Beileid...und viel kraft für die nächste Zeit noch


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Hallo Puma,
laß dich mal feste drücken

Der Tod meiner Schwiegermama liegt ja auch erst gut 6 Monate zurück ,
glaub mir , ich war froh das es bei ihr "nur " 3 Wochen gedauert hat die sie im Krankenhaus lag.
So wie ich deinen Beitrag einschätzen kann bist du wirklich froh das sie jetzt erlöst ist , bei uns war es zumindest so , jeden Tag mit ansehen zu müssen wie es ihr schlechter ging war schon schrecklich.
Ich wünsche dir viel Kraft in der nächsten Zeit , lenk dich ab und versuch unter Menschen zu sein , habe Spaß im Forum, so blöde es sich jetzt anhört aber mir hat das geholfen.

Liebe Grüße Gaby


Geschrieben

Danke für Eure mitfühlenden Worte! Es ist sicher schwer, sie verloren zu haben, aber es ist gut, dass sie nicht mehr leiden muss.

Ja, ich bin wirklich froh, dass sie endlich erlöst ist. Der Verfall war deutlich. Ich war alle 14 Tage unten, 380 km sind halt eine Entfernung, die man nicht mal eben so fährt. Und bei jedem meiner Besuche merkte ich die Verschlechterung deutlich. Bei den letzten 2 Besuchen hat sie niemanden mehr erkannt.

Sie ist zuhause gestorben. In Würde. Im Kreis derer, die sie liebten und denen sie was bedeutete. Nicht in irgend einem Abstellraum im Krankenhaus.

Was mich immer noch wütend macht ist, dass niemand was von dem sich entwickelnden Dekubius sagte. Dieses Leid hätte ihr erspart werden können.

Was auch klasse ist, ist, dass der Herr Pfarrer sich bis jetzt noch nicht bei meinem Vater gemeldet hat. Der Anruf im Pfarramt erfolgte um 9 Uhr, er sollte gleich zurückrufen. Nachdem der Anruf nicht erfolgte, hat meine Schwester den Militärpfarrer gebeten, sich zu kümmern. Der war sofort da, hat die Segnung vorgenommen und über 3 Stunden Beistand geleistet. Der Ortspfaffe glänzt bis jetzt mit Abwesenheit. Zum Kotzen!

Mittlerweile steht fest, dass der Militärpfarrer auch die Trauerfeier und die Beisetzung zelebrieren wird.


Geschrieben

Hallo Pumakätzchen,

erstmal mein Mitgefühl zu deinem Verlust.

Auch wenn ein Mensch von den Qualen erlöst wird, ist es sehr schmerzhaft Abschied zu nehmen. Da sprech ich leider aus Erfahrung.

Ausserdem habe ich seit zwei Jahren meine Oma zur Pflege daheim .... das Krankheitsbild reicht von schwerer Demenz, über Niereninsuffizienz und noch anderen vielen Dingen. Die letzten zwei Monate hat sie extrem abgebaut und vegetiert eigentlich mehr oder weniger nur noch vor sich hin. Wenn sie zwischendurch einen etwas helleren Moment hat, sagt sie auch öfters, dass sie sterben möchte ....

Ich bin ein Befürworter der aktiven Sterbehilfe, auch wenn viele Menschen das verurteilen. Mach mir auch jetzt schon Gedanken über eine Patientenverfüguung, da ich niemals in meinem Leben so dahinsiechen möchte ... denke, sowas können auch hauptsächlich Menschen nachvollziehen, die so etwas schon live erlebt haben.

Ich wünsch dir viel Kraft für die nächste Zeit.

LG
das Elflein


Geschrieben

hallo puma, ich kann mich nur anschließen.


habe auch mal ein jahr im altenheim gearbeitet, meine sozusagen lieblingsomi dort lebte 15 jahre mit gicht und 10 gebrochenen fingern wo inzwischen alle finger nach oben zeigten, sie konnte nichts mehr.
im kopf aber völlig klar.
sie sagte mal weiste mädel das ich gefüttert werden muss ist nicht so schlimm auch anziehen nicht so wirklich, aber beim waschen fängts schon an, aber am schlimmsten iss uff klo. und janz dolle wenne de scheißerei hast. so demütigend. wenn dann die schwestern keie zeit haben kommt der 19 jährige punkerzivi. der iss nett aber es raubt mir die letzte würde.
so lebte sie 15 jahre!!!

und zur fragestellung 3 x ja einmal nein!


denn es schleißt auch die frau ein deren mann fremd ging, worum sie nicht bat und sie mit hiv infizierte, genau wie den rettungsassi, der sich beim unfallopfer an einem spitzen offenen bruch verletzte weil er die ader abdrücken wollte.
sowie die ma von puma, die übrigens strab wie meine uroma, bei ihr dauerte das seinerzeit auch 8 jahre!!!


ich finde da wir humanoide sind sollten wir auch human handeln dürfen!


selbstverständlich muss es prüfungen geben um missbrauch zu vermeiden.


die sexy


Geschrieben (bearbeitet)

Danke Elflein,

ich denke, Du bist diejenige, die die Kraft brauchen wird. Wir haben es überstanden.

Ich hoffe sehr, dass dieser schwere Tod Deiner Großmutter erspart bleibt. Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht.

Wir sind dankbar, dass das Leiden endlich beendet ist. So schwer es ist, loszulassen, so dankbar ist man, dass dem Elend ein Ende gemacht ist.

Sicher muss man bei der Sterbehilfe genau differenzieren. Aber wenn es nur noch ein qualvolles Dahinvegetieren ist, ohne jegliche Hoffnung auf Besserung oder Heilung, ist es gnädiger, dem Menschen einen würdevollen Tod zu gönnen.

Mein Patenkind hat heute einen sehr schönen Satz gesagt: Oma ist nicht weg, sie ist uns nur einen Schritt vorausgegangen. Wenn man daran glauben kann, ist der Verlust halb so schlimm zu ertragen.


bearbeitet von Pumakaetzchen
Nachtrag
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